Freiheit

  • Hier mein zweiter Text. Den könnt ihr gerne auseinander nehmen ;). Würd mich sogar freuen, wenn ihr euch kritisch äußert. Danke schonmal und hoffentlich viel Spaß beim lesen.


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    Der Stuhl war ziemlich unbequem, sie hatte schon ziemliche Rückenschmerzen bekommen. Fast jeden Tag das gleiche. Um viertel vor acht anfangen und beinahe immer um ein Uhr Schluss. Es war langweilig und öde. Ein Zeitvertreib, bei dem sie eh nichts lernte. Die Lehrer waren ausgebrannt, meist zu alt, meist zu fern von der Wirklichkeit. Der Großteil ihrer Lehrer könnten ihre Großeltern sein, die inzwischen auch jede Minute vergaßen, wo sie ihre Brille hingelegt hatten. Zudem kamen die Lehrer einfach nicht mehr an ihre Schüler heran. Viele waren aus „benachteiligten“ Familien, in dem der Satz „Einfügen in die Gesellschaft“ nicht allzu groß geschrieben wurde. Natürlich durfte man seine Religion beibehalten, aber bitte, man sollte sich an die Gesellschaft anpassen, denn immerhin, wenn man als Frau in die Türkei geht, muss man mit Kopftuch rumlaufen. Und viele Argumente, von wegen, Identitätsentfaltung, Persönlichkeitsrechte sind unzulässig, wenn man nicht versucht, sich anständig zu benehmen und die Sprache nicht lernen will, weil man ja sein eigenes kleines Land in Deutschland mithat. Nunja, sie schweifte ab – sie machte es nur wütend, denn diese Menschen kriegten Finanzierung und taten nichts. Natürlich gab es auch Leute die ihr Geld verdienten, die sich anpassten, die sich in die Gesellschaft eingliederten. Aber eben durch solche Leute, die es nicht taten, wurden diese Menschen untergraben und eine Pauschalmeinung über alle Immigranten verursacht und letztendlich ist es das, was sie wütend macht.


    Noch zwei Minuten.


    Ihr Blick schweifte umher, viele Schüler, wie sie selbst auch, waren unmotiviert. Die Fenster waren teils dreckig, teils eklig dreckig. Die Wände waren zwar mit Korktafeln staffiert, waren jedoch völlig zerlöchert und letztlich unbrauchbar. Alles in Allem kein schöner Ort um Wissen aufzunehmen. Ihr Lehrer kritzelte eifrig, sie war erstaunt, an die Tafel und wirkte wie seit langem nicht mehr motiviert. Sie schmunzelte.


    Noch eine Minute. Der Blick auf die Uhr verriet es ihr.


    Tim warf mit Papierkugeln auf Jenny. Wenig unterhaltsam, denn immerhin macht Tim das jeden Tag. Arme Jenny. Sie ist anders. Sie hatte nicht das Glück auf gute Freunde, auf halt in der Schule. Die Schule muss für sie die Hölle sein.


    Tick tack, tick tack …


    Die Schulglocke bimmelte lautstark, so als ob sie alle Schüler verjagen wollte. Unheimlicher Gedanke. Ihre Sachen waren schnell gepackt, denn sie hatte keine auf den Tisch gelegt. Es ging schnell hinaus aus der Schule und die Freiheit rief.


    Schnell weg von all den Irren, die den Tag so rumhetzen. Ihr Weg führte sie in den Park. Freiheit war zu riechen, zu schmecken, zu spüren und letztendlich zu sehen. Der Wind fuhr sanft durch die Äste, liebkoste sie. Die Sonne, so warm und schön, verwöhnte einen, sie strich über die Haut, beinahe, als ob sie mit ihren Strahlen Wunder bewirken könnte. Stille und Friede war zu vernehmen. Die Bäume die im Einklang schwangen, Vögel die, wie es schien, ruhig und friedvoll umher flogen. Die Welt war zu gestresst, ständig zu versucht sich weiter zu entwickeln, ohne zu merken, dass sie sich letztlich zurückentwickelt. Keine Kommunikation, keine Freundlichkeit, man könnte ein normales Büroszenario mit einem Höhlenmenschenkampf vergleichen und die unterschiede wären nicht sichtbar, denn es gab keine. Ihr Herz schmerzte vor so viel Feindseeligkeit. Doch immer fand sie Frieden, auch wenn nur kurz, in diesem Park, ein Ort der Unvergänglichkeit. Würde er doch für ewig bestehen …

  • Hm...ich versuch mich mal ein bißchen mit einem Leseeindruck, wenn Du erlaubst. Bitte aber dabei zu beachten, dass ich lediglich Leserin bin und keine Ahnung habe, wie man schreiben sollte, um (möglichst viele) Leser zu interessieren.


    Also: Dein gesamter Text wirkt auf mich als sei er von mehreren Personen geschrieben...


    Der erste Absatz wäre mir ein wenig zu komprimiert und ein bißchen zu verdreht im Gedankengang. Es drängt sich mir die Frage auf: was willst Du damit sagen?


    Der letzte Absatz wirkt schön, friedlich, aber entsetzlich traurig und so, als ob schon dunkle Schatten im Hintergrund lauern.


    Soll das ein Roman werden, oder bleibt der Text ein Einzelstück?

  • Erstmal vielen dank für dein kommentar :) *freu*


    ich weiß, ich muss noch lernen meine Gedankengänge zu ordnen :gruebel


    Naja die Aussage; also ich bin ein sehr gesellschaftskritischer Mensch - bin in allem also eher nachdenklich und versuche, andere zu motivieren über solche dinge nachzudenken (in eurem fall nicht nötig, denn ich denk mal hier befassen sich viele mit diesen themen). ich mach das nich, weil ich den moralischen zeigefinger heben will und "dududu :nono" sage, sondern zur inspiration und anregung.


    naja und eher ein einzelstück - zumindest ist keine fortsetzung geplant :)


    ps: kommt alles aus meinem kopf :D

  • Zitat

    Original von Ikarus


    Der erste Absatz wäre mir ein wenig zu komprimiert und ein bißchen zu verdreht im Gedankengang. Es drängt sich mir die Frage auf: was willst Du damit sagen?


    Der letzte Absatz wirkt schön, friedlich, aber entsetzlich traurig und so, als ob schon dunkle Schatten im Hintergrund lauern.


    Ikarus, das empfinde ich auch so.


    Radox du musst dich auch entscheiden: schreibst du in der Vergangenheit oder Gegenwart. Es ist kein richtiges Gerüst zu erkennen. Auch an der Sprache könntest du noch etwas arbeiten. Zu viele Wiederholungen


    Ihr Blick schweifte umher, viele Schüler, wie sie selbst auch, waren unmotiviert. Die Fenster waren teils dreckig, teils eklig dreckig. Die Wände waren zwar mit Korktafeln staffiert, waren jedoch völlig zerlöchert und letztlich unbrauchbar. Alles in Allem kein schöner Ort um Wissen aufzunehmen. Ihr Lehrer kritzelte eifrig, sie war erstaunt, an die Tafel und wirkte wie seit langem nicht mehr motiviert. Sie schmunzelte.


    Das ließe sich eleganter formulieren. Vorschlag:
    Ihr Blick schweifte umher. Viele Schüler, wie sie selbst auch, wirkten unmotiviert. Die Fenster des Klassenzimmers strotzten vor Dreck, die mit Korktafeln verkleideten Wände wiesen Löcher auf und waren letztlich unbrauchbar. Alles in allem kein schöner Ort um Wissen aufzunehmen. Zu ihrem Erstaunen kritzelte der Lehrer eifrig an die Tafel und wirkte motiviert wie seit Langem nicht mehr. Sie schmunzelte.


    Sorry, will nicht klugscheißen -- nur helfen :wave
    Gruß
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Cool danke, ja das is aufjedenfall besser, als das was ich geschrieben hab. Ich hab auch ehrlich Probleme mit den Zeiten, ich könnt echt denjenigen erschlagen, der das Plusquampperfekt futur erfunden hat - hat mich doch verwirrt ^^.


    Zusätzlich noch ne Frage: Könnt ihr mir Links oder so geben, wo strukturiertes schreiben erläutert wird, oder zumindest ein Anhaltspunkt, wie man seine Gedankengänge ordnen kann? Wäre voll nett ;) danke schomal

  • Ich möchte auch kurz noch meine Meinung abgeben


    Radox, auf mich wirkt Dein Text ein bisschen so, als würdest Du Deine persönlichen Moralvorstellungen dem Leser aufdrücken wollen und suchtest nur eine Rahmenhandlung. Grundsätzlich ist das ja legitim und wird von vielen Schriftstellern so gemacht, aber: deine Protagonistin wirkt auf mich unecht, irgendwie nehme ich ihr ihre Gedanken nicht ab. Es sind Deine Gedanken, nicht ihre. Es wirkt irgendwie so konstruiert.


    Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht würde es besser wirken, wenn Du die Probleme der Benachteiligung von Immigranten (darum ging es Dir zum Teil, oder?) eher anhand einer Begebenheit, die Deine Protagonistin erlebt, darstellst. Dabei könntest Du auch ihre Gedanken einbauen. Aber hier erleben wir nur Gedanken, ohne einen richtigen Anlass. Für mich wirkt das nicht.

  • Hi Radox,
    ob es solche Seiten gibt, weiß ich nicht. Was hilft ist durchlesen und nochmal durchlesen, da fällt einem dann schon selbst das eine oder andere auf. Oder es jemandem geben, der schreiben kann -- und der redigiert dir die Story dann (quasi so wie ich). Daraus kann man viel lernen. Als ich volontierte hatte mein Ausbilder (ausgerechnet mein Mann) viele Probleme, weil ich um jeden Satz und jede Redewendung kämpfe. Er musste es mir wirklich plausibel erklären, warum es so und nicht anders geschrieben werden sollte. Ihn hats genervt :fetch, mir hats geholfen :kiss
    Liebe Grüße
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Hallo Radox,
    dein Text ist einer Realität entnommen, wie sie realer nicht sein kann; dem deutschen Schulalltag.
    Dem Problem, sich beim Schreiben nicht zwischen Gegenwart und Vergangenheit entscheiden zu können, haben viele Schreiberlinge; der Leser merkt es meist nicht. Trotzdem sollte sich der Schreiber bemühen, bei einer Zeit zu bleiben.