Die siebte Geißel - Ann Benson

  • Diese Ausgabe: Goldmann Taschenbuch, 2001, 636 S.
    Amerikanischer Originaltitel: The Plague Tales (1997)


    Kurzfassung:
    Spanien, im 14 Jahrhundert: Alejandro Canches, ein junger, jüdischer Arzt, wagt im Kampf gegen die Pest ein Sakrileg: eine Autopsie. Von den Inquisitoren gejagt, flieht er in die Papststadt Avignon. Dort nimmt er eine andere Identität an und wird vom Papst an den englischen Königshof Edwards III. geschickt, um hier eine Ansteckung an die Seuche zu verhindern.
    London, 2005: Die ehemalige Chirurgin und angehende forensische Archäologin Janie Crowe forscht eher zufällig auf den Spuren Alejandros. Bei der Entnahme von Bodenproben stößt sie auf ein ungewöhnliches Stück Stoff aus dem Mittelalter. Noch ahnt sie nicht, dass ihre Entdeckung eine tödliche Bedrohung für die Menschheit werden könnte.



    Über die Autorin:

    Ann Benson ist eine sehr erfolgreiche Sachbuchautorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Amhurst, Massachusetts. Dies ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung:
    Vielleicht war es der Autorin zu langweilig, immer nur Sachbücher zu schreiben, so dass sie sich hier an eine Mischung aus historischem Roman, Fantasy, Medizinthriller und Science Fiction heran begeben hat.
    Ich bin ja nicht so der große Freund von Historienschinken, dieses Buch schlummerte daher bereits mehrere Jahre auf meinem SUB vor sich hin, bevor ich mich nun seiner erbarmte.
    Zwei Handlungsstränge werden parallel nebeneinander erzählt, im Laufe des Geschehens erkennt man die Zusammenhänge.


    Der historische Teil scheint mir gut recherchiert zu sein, er ist spannend und in den Charakteren lebendig gezeichnet. Der vom Schicksal gebeutelte Hauptprotagonist Alejandro ist mir sympathisch. Wie schon häufig, lassen mich auch hier die Schilderungen der Kirchenallmacht und Unterdrückung heftigst mit den Zähnen knirschen.


    Der Teil des Buches, der in der nahen Zukunft spielt, gefällt mir weniger. Das Schreckensszenario, das die Autorin hier zu entwerfen bemüht war, hat bei mir für keinerlei Gänsehautstimmung gesorgt. Zu den Personen konnte ich keinen Bezug entwickeln. Sie handeln zum Teil unsinnig, unglaubwürdig und völlig leichtfertig. Immerhin geht es um den Ausbruch der Pest in der Millionenstadt London! Die Logik bleibt hier zeitweise gewaltig auf der Strecke. Beispiel: Die nach einer früheren (nicht näher erläuterten) Epidemie, die einen großen Teil der Menschheit dahingerafft hat, neu aufgestellte Biopolizei ist in der Lage, so genannte Bioprints von menschlichen Körpern zu erstellen, die jede kleinste Zelle abbilden können, fragt die zu scannende Person vorher aber nicht mal nach ihrem Ausweis?

    Der Schluß ist irgendwie unbefriedigend, der Epilog hilft da auch nicht viel weiter.
    Es gibt eine Fortsetzung auf beiden Handlungsebenen „Die brennende Gasse“, die ich aber nicht mehr lesen werde. Insgesamt bekommt das Buch 6 Punkte von mir.

  • Das habe ich vor vielen Jahren gelesen und mochte es damals ganz gerne. Die beiden parallelen Handlungsstränge haben ihren Reiz.


    Der historische Teil wartet schon mit ein paar Fehlerchen auf, die ich aber gut verschmerzen konnte.


    Im letzten Part meine ich, mich an einige Längen zu erinnern.


    Interessanterweise habe ich die Fortsetzung auch noch nicht gelesen, obwohl sie seit ca. 15 Jahren in meinem Bücherregal steht...


    Ob es mir heute noch genauso gefallen würde, weiß ich nicht.

  • Dann bin ich nicht alleine. Das war mein erstes Buch dieses Jahr und nach ca. 160 Seiten habe ich es abgebrochen und über buchticket weitergegeben, gleich mit dem Folgeband.


    Bis dahin waren mir zu viele Szenen unlogisch bzw. unsauber aufgebaut. Als dann 2 Frauen in einem Feld standen, der Hund eines Mannes, der nur ein paar Meter entfernt stand, sie verbellte und nichts geschah, war's das.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich hab es damals gerne gelesen und mir auch den zweiten Band "Die brennende Gasse" zugelegt, fand beide spannend geschrieben. Über einige Fehler konnte ich gut hinwegsehen.


    Jetzt les ich grad "Die Schreckenskammer"........mal sehen......

  • Ich habe Die brennende Gasse ungefähr bis zur Mitte gelesen, bis ich merkte, dass es sich um einen Fortsetzungsband handelt.
    Leider ist Die siebte Geißel momentan nur gebraucht erhältlich. Schade, dass ich diesen Roman nicht vorher gelesen habe. Dann hätte ich sicher manches schneller verstanden und vor allem auch die Verbindung der mittelalterlichen und der im 21.Jahrhundert angesiedelten Erzählstränge besser würdigen können.
    Ann Bensons Art zu erzählen gefiel mir nicht schlecht, auch wenn manches unnötig in die Länge gezogen und wieder anderes eindeutig zu kurz abgehandelt wurde. Vor allem der Schluss, als die Handlung sehr spannend und dramatisch würde, kam viel zu abrupt. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Autorin viel besser in das 14.Jahrhundert hineindenken konnte als in die nahe Zukunft.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde