Erzengel - Sharon Shinn

  • Allem voran: Danke Suzann für das Posten der Serie in deiner Sig und Barti zum Lesrundenvorschlag - sonst würde ich jetzt noch um das Buch herumschleichen und hätte etwas verpasst. :knuddel1


    Sharon Shinn schreibt in einem leicht verständlichen Englisch, sodass man nicht mit irgendwelchen Fantasyfachbegriffen bombardiert wird, sondern trotzdem noch versteht worum es geht und sich eine schöne Atmosphäre aufbaut.
    Als Science Fiction Roman kann ich das Buch für mich noch nicht so recht einordnen, aber in dieser Hinsciht wurde ich ja auch schon auf die folgenden Bücher verwiesen.


    Die Welt der Engel kommt ziemlich nah an die der Engel dran, denn auch diese verhalten sich eigentlich nicht anders als die Menschen.
    Unterschiede bestehen nur an den Flügeln und wohl auch an ihrer Beziehung zu Jovah (wobei die Angelica ja auch ein Mensch ist und ihm "nahesteht").


    Nicht alle Engel sind am Wohlergehen ihrer "Untertanen" interessiert wie beispielsweise Raphael.
    Überhaupt gibt es in diesem Buch ziemilch vieleschichtige Charaktere, welche der Geschichte immer wieder unerwartete, aber durchaus passende Wendungen geben.


    Als Nackenbeißer, wie das Buch in einigen vorherigen Posts bezeichnet wurde, würde ich es nicht bezeichenen sondern ebenfalls magalis Aussage vom Liebesroman unterschreiben. :-)


    Die Flügel von den Engeln finde ich ziemlich genial... Die kann man sich nicht zufällig vormerken lassen oder so :grin *zu Suzanns Spoiler schiel*


    Fazit: Das nächste Buch steht schon auf meiner WL. Besteht vielleicht Interesse an einer erneuten Leserunde? :grin

  • Zitat

    Original von Suzann
    Hi BelleMorte,


    also um Religion geht es auch, aber wirklich im Sinne von Religion, nicht zu verwechseln mit den Auswüchsen der katholischen Kirche. Ich bin sonst auch nicht scharf auf Religion in Romanen, aber diese Reihe ist eine Ausnahme, weil es nicht um religiöse Menschen und deren Handlungen geht, sondern um den Ursprung dieser Samaria-Religion, der mit jedem Buch offensichtlicher wird.



    Ich konnte mich nicht zurückhalten und hab den Spoiler mal gelesen...
    Ich hätte es nicht machen sollen - jetzt möchte ich mir die Bücher so bald wie möglich kaufen.
    Da stellen sich nämlich bei mir einige Fragen. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Aqualady
    Die Flügel von den Engeln finde ich ziemlich genial... Die kann man sich nicht zufällig vormerken lassen oder so :grin *zu Suzanns Spoiler schiel*


    Fazit: Das nächste Buch steht schon auf meiner WL. Besteht vielleicht Interesse an einer erneuten Leserunde? :grin


    Es freut mich ungemein, dass ich ein paar neue Fans für die Engelserie von Sharon Shinn gewinnen konnte. Für weitere Leserunden steh ich natürlich "Gewehr bei Fuß". :lache

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mir bei diesem Buch mehr Zeit zu lassen, da ja Advent ist und ich sonst noch einiges für die Schule lesen muss. Aber ich war schon von Beginn an so begeistert von "Archangel", dass ich es kaum mehr aus der Hand legen konnte.
    Es ist sehr flüssig und unterhaltsam geschrieben und das Englisch hat mir auch keinerlei Schwierigkeiten bereitet.
    Die Personen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Sie sind keineswegs flach beschrieben, im Gegenteil. Es gibt keine perfekte Übermenschen (oder in diesem Fall Engel :grin), sondern jeder hat seine Ecken und Kanten, aber natürlich auch seine guten Eigenschaften. Ich konnte mich sehr gut in die verschiedenenn Situationen hineinversetzen und beim Lesen konnte ich immer alles innerlich vor mir sehen, fast, als würde sich eine Art Film vor mir abspielen. Das kommt bei mir höchst selten vor und es ist eindeutig ein gutes Zeichen :-]
    In Samaria leben Menschen und Engel miteinander, dennoch stehen die Engel eindeutig über den Menschen, denn sie sind es, die "Jovah" am nächsten stehen, durch ihren Gesang sprechen sie zu ihm, beten sie ihn an. Der Name "Jovah" erinnert sehr an Jehovah bzw. Jahve, wie auch viele andere Namen und Orte an biblische Bezeichnungen erinnern.
    Daher würde ich dieses Buch schon mehr der SF als Fantasy zuordnen, denn Samaria ist unserer Welt gar nicht mal unähnlich, als Utopia würde ich es nicht bezeichnen, denn es ist weder eine Zukunftsvision, noch ist es eine heile Welt.
    In diesem Buch spielt die Romantik zwar eine wichtige Hauptrolle, aber sehr dezent und auf eine sehr schöne Weise (wer sich also einen Nackenbeißer erhofft, den muss ich enttäuschen ;-)), aber es gibt auch andere Aspekte, für die es sich lohnt, dieses Buch zu lesen.
    Mit Samaria habe ich definitiv noch nicht abgeschlossen, auf jeden Fall werde ich die anderen Teile lesen (zwei davon sind sogar schon bestellt) und ich kann mit Sicherheit sagen, dass "Archangel" eines jener Bücher ist, die ich getrost mehrmals lesen kann, ohne dabei an Aufmerksamkeit oder Intersse zu verlieren.
    Eine Schande, dass diese Reihe weitgehend unbekannt ist. Sie ist bei Weitem besser als viele bekannte Fantasy-Bücher. Aber vielleicht trägt gerade das zu ihrem Charme bei.


    10 von 10 absolut verdienten Punkten



    Edit: Für eine weitere LR bin ich jederzeit bereit :-)

  • Hi Leute,


    prinzipiell schließe ich mich den Meinungen von melancholy und Aqualady an.


    Was das Englische angeht, so ist es ein leicht verständlicher Roman, der auch ungeübten Englischlesern keine größeren Schwierigkeiten betreiten dürfte.


    Die Handlung läuft wirklich wie ein Film vor einem ab und man hat fast das Gefühl, die gesungenen Gebete zu hören.


    Die Charaktere sind fast alle sehr gut ausgearbeitet und ausbalanciert.


    Jetzt kommt noch mein ABER:
    Die Handlung ist mir zu voraussehbar. Schon nach den ersten Seiten zeichntete sich für mich eine mögliche Handlung ab, die dann auch prompt so eintraf. Hagars Residenz ist da nicht das einzige Beispiel. Die Anspielungen waren mir einfach zu offensichtlich. Nervig war irgendwann die Beziehung Gabriel-Rachel. Die selben Probleme tauchen immer wieder auf. Eine Weile ist das unterhaltsam, aber gegen Ende fand ichs etwas aufgesetzt. Was für mich auch ein großes Aber ist, ist die Frage der fehlenden Klimax. Das Buch ist von Anfang an interessant, es steigert sich ein wenig, läuft aber dann auf diesem Niveau durch die ganze restliche Handlung.


    Fazit: Wer einen Liebesroman mit mehr Tiefe in einer ungewöhnlichen Umgebung sucht ist hier richtig. Wer gerne ein wenig über theologische Fragestellungen nachdenkt ebenfalls. Auch die Tatsache, dass Macht sich drastisch auf die Persönlichkeit auswirken kann ist hier angenehm gezeigt. Wer einen handlungsreichen, schnellen Fantasy/Sci-Fi- Roman mit Showdown bevorzugt, der lasse mal lieber die finger von diesem Buch.


    Gut gemachte, unterhaltsame Literatur mit Anregungen zum Nachdenken


    Grüße
    Renate

  • Archangel
    Sharon Shinn, 1996

    Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe:
    Ace Books, ISBN: 978-0441004326


    Es gibt eine vergriffene deutsche Übersetzung unter dem Titel "Erzengel"
    Heyne, ISBN: 978-3453133471


    Vampire, Werwölfe und nochmals Vampire - ich kann sie nicht mehr sehen, diese begehrenswerten Monstergestalten. Zum Glück gibt es ja die Samaria-Romane von Sharon Shinn, die ich dank Suzann entdeckt habe.


    Und für ein romantisches Seelchen wie mich mit einer Vorliebe für theologische Fragestellungen ist solch ein Buch genau das Richtige. Archangel fesselt emotional, durch die amüsante Liebeswirrungen, durch Sympathien, durch Angst um die Protagonisten, die ausgestaltung der Welt Samaria, aber auch durch die religiösen Zusammenhänge. Es ist ein Buch, das gerne ein ruhiges Tempo einschlägt und sich Zeit lässt, auf den Leser zu wirken. Was nicht heißt, dass es nicht auch Überraschungen und spannende Szenen gibt...


    Die Welt, in der alles sich zuträgt und die Religion der Engel und Menschen trägt christliche Züge - allein schon der Gottesname Jovah/Yovah deutet darauf hin - wobei die Engel als Mittler zwischen Gott und Mensch fungieren und die Macht besitzen, tatsächliches Gotteseinwirken (z.B. in Bezug auf das Wetter) durch ihren Gesang zu veranlassen.
    Es gibt also eine Macht, die auf sie reagiert - ich mag die Vorstellung eines Gottes in diesem Fall, da sie zu dem Setting passt - vermute allerdings, dass aufgrund des aufgedruckten SciFi-Logos mir diese Vorstellung in den nächsten Bänden genommen wird (zumal es schon Hinweise auf einen doch etwas technischeren Ursprung gibt). Schade eigentlich. Wenigstens wird es hier noch nicht allzu deutlich. Und Suzanns Spoiler mag ich mir deswegen auch nicht antun.
    Interessant sind auf diese religiösen Aspekt bezogen vor allem die unterschiedlichen Auffassungen der Menschenstämme und gesellschaftskritische wie ethische Fragestellungen, die immer wieder auftauchen. So glauben zum Beispiel die Edori - ein Stamm, der liebend gern versklavt wird (es ist toll, wie viele Denkanreize Shinn gibt) und nicht besonders gut angesehen ist -, dass es keinen Mittler (sprich: keinen Engel) zwischen Mensch und Gott braucht, also eine direkte Gottesbeziehung möglich ist.


    Um jetzt aber endlich mal zur Handlung zu kommen: Ja, es ist eine Liebesbeziehung, die im Vordergrund steht. Ein etwas unwegsame zwischen dem Erzengel in spe, Gabriel, und seiner ihm von Jovah vorherbestimmten menschlichen Partnerin Rachel. Eine, die besonders viele Hindernisse überstehen muss, zum Beispiel die anfängliche Abneigung der beiden, die hinterlistigen Pläne von nicht ganz so netten Engeln - und die einen vom ersten Moment an gefangen nimmt, weil sie immer wieder voller Humor kommentiert wird und "einfach nur schön ist".
    Aber das ist ja nicht alles, da kommt ja noch eine mögliche Weltenrettung dazu, eine sozialkritische Komponente, die religiösen Gedanken, es ist keinesfalls ein reiner Liebesroman. Eher ein romantischer SciFi/Fantasy-Roman.


    Und Rachel und Gabriel sind fantastische Protagonisten. Auch wenn man ihnen gerne mal einen Schubs geben möchte, dass sie sich doch mal endlich aussprechen, da sie gar nicht so unterschiedlich sind, wie sie meinen. Rachels Störrigkeit, Gabriels anfänglicher Hochmut, und im Gegensatz dazu all ihre liebenswerten Eigenschaften.
    Auch die anderen Figuren mochte ich sehr. Sei es nun der eher nicht so sympathische Noch-Erzengel Raphael, der ein schöner Fiesling ist, die Edori-Menschen, mit denen Rachel aufgewachsen ist - es ist einfach so, als ob man vor einer tatsächlichen Welt steht. Da ist alles so ausgearbeitet und menschlich, ich war überwältigt von der Wirkung. Auch von der Wirkung der Musik, die in dieser auf Harmonie (im musikalischen wie im religiös-gesellschaftlichen Sinn) ausgerichteten Welt eine große Rolle spielt. Und dabei bin ich doch so unmusikalisch...


    Es ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe, Dezember um genau zu sein, aber ich bin immer noch begeistert. Der zweite Teil wartet und wird bald gelesen. Vielleicht verbunden mit einem erneuten Lesen dieses Bandes. Und für mich steht fest: Flauschige Engelsflügel sind sehr viel anziehender als Vampirbeißerchen.


    Volle Punktzahl.


    Liebe Grüße,
    bartimaeus