Drohende Schatten

  • Das ist einer meiner ersten Kurzgeschichten-Versuche, also seid gnädig mit mir :grin Ich hoffe trotzdem, das sie Euch gut unterhält :-)



    Drohende Schatten



    Es ist wieder einer dieser heißen Tage. Seit Wochen hält das schwülwarme Wetter nun schon an. Karen hat gerade ihren Arbeitstag beendet und freut sich jetzt auf ein erholsames Wochenende.
    Nachdem sie ihren Wagen in der Tiefgarage abgestellt hat, fährt sie mit dem Aufzug nach oben in den dritten Stock, in dem ihr 3 Zimmer Apartment liegt. Es ist gut zwei Jahre her, das sie auf der Suche nach einer neuen Wohnung war. Als ihre Maklerin, eine freundliche Frau in den dreißigern, ihr diese Wohnung gezeigt hat, war Karen sofort begeistert. Das Apartment ist in T-Form geschnitten. Wenn man durch die Haustür reinkommt, liegt da erstmal ein langer Flur vor einem. Geht man bis an das hintere Ende des Flures, gehen von dort die Räume ab. Links liegen Schlaf - und Badezimmer, rechts liegt das Wohnzimmer und die Küche.


    An diesem Abend führt Karen´s erster Gang in die Küche. Auf dem Tisch stellt sie die schweren Einkäufe ab, die sie kurz vor Ladenschluß noch schnell besorgt hat. Die Plastiktüten, deren Griffe ständig einreißen, ärgern sie auch heute wieder. Sie öffnet den Kühlschrank und räumt die Lebensmittel ein. Dabei fällt ihr Blick beiläufig rüber in´s Wohnzimmer und sie hält kurz inne. Einer der Blumentöpfe, die sie auf der großen Fensterbank stehen hat, steht mit der Blüte zum Fenster. Karen wundert sich, denn sie achtet immer genau darauf, das die Blüten der Blumen zum Wohnzimmer zeigen, damit sie auch endlich von dem schönen Anblick genießen kann. Seltsam, ich kann mich nicht erinnern, das ich den Topf gedreht habe. Wahrscheinlich bin ich dagegen gekommen, als ich aufgeräumt habe. Sie verstaut die restlichen Einkäufe und geht in das großzügig geschnittene Schlafzimmer rüber, um sich die verschwitzten Klamotten auszuziehen und in etwas bequemes zu schlüpfen. Sie liebt diese Momente, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt und etwas bequemes anziehen kann. Sie zieht sich um, löst den Knoten, der ihr langes dunkles Haar zusammengehalten hat, und kämmt sich. Als sie den Kamm zurück auf den kleinen Frisiertisch legt, sieht sie etwas von ihrem Puder auf dem Tisch. Ein kleiner Haufen feiner Puderkörner, genau neben ihrem Lippenstift. Wieder wundert sich Karen. Ich habe den Puder heute morgen im Badezimmer aufgetragen, wie kommt dieser Puder hierher ...?
    Es ist ihr schon oft passiert, das sie etwas entdeckt hat, woran sie sich nicht mehr erinnern konnte, wem passiert so etwas nicht mal, aber diese zwei Dinge machen sie nachdenklich. Sie weiß sicher, das sie den Puder im Bad aufgetragen hat, er hat schon seit ein paar Tagen im Bad gelegen. Karen sieht sich den kleinen Puderhaufen noch einmal an. Dann wischt sie ihn mit einer entschlossenen Bewegung vom Tisch. Blödsinn, ich bin wohl nur etwas durcheinander.


    Karen bereitet sich ein kleines Essen zu. Ein Thunfischsandwich und einen kleinen Salat. Sie nimmt sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und setzt sich im Wohnzimmer an den kleinen Esstisch. Während sie isst, wandert ihr Blick durch das Zimmer. Sie will es sich nicht wirklich eingestehen, weil der Gedanke daran ihr Angst macht, aber sie sucht trotzdem nach Dingen, die anders stehen oder irgendetwas anderem, was sich verändert hat. Auf den ersten Blick fällt ihr nichts ungewöhnliches auf und die langsam aufkommende Angst verfliegt wieder etwas. Sie hat das Sandwich aufgegessen und greift nun zu der Gabel, um den Salat zu essen. Sie hält die Gabel in der Hand, als sie plötzlich ein klirrendes Geräusch aus dem Schlafzimmer hört. Erschrocken hält sie inne. Sie horcht nach einem weiteren Geräusch, nach Schritten vielleicht. Ihr Herz klopft jetzt so schnell, das sie das Blut in ihren Ohren rauschen hört. Sie steht auf und geht langsam auf die Tür zum Schlafzimmer zu. Die Gabel hält sie fest in der rechten Hand. Sie bietet ihr wenig Schutz, aber so ganz ohne etwas, um sich zu verteidigen, fühlt sie sich noch unwohler. Sie bleibt an der Schlafzimmertür stehen und sieht in den Raum. Inzwischen geht die Sonne unter und das Schlafzimmer wird nur noch von einem schwachen Lichtstrahl erhellt. Karen atmet leise durch und tritt in das Zimmer. Sie tastet nach dem Lichtschalter an der Wand und drückt ihn. Als das Licht an ist, sieht sie sich um. Sie erkennt keine Veränderung. Alles steht da, wo es hingehört und auf dem Boden liegt auch nichts. Sie atmet erleichtert auf und lächelt, als sie sich im Spiegel sieht. Es ist ein groteskes Bild - sie ist blass und sieht erschrocken aus. Die Gabel in der Hand, die sie wie eine Wafe hält, wirkt plötzlich wie aus einem schlechten Horrorfilm. Du machst dich wirklich lächerlich, Karen. Hier ist nichts, wahrscheinlich brauche ich einfach etwas Ruhe, es war eine harte Woche. Sie geht zurück in´s Wohnzimmer und isst ihren Salat.


    Gegen zehn Uhr hat Karen es sich auf der Couch bequem gemacht. Sie hält die Fernbedienung in der Hand und zappt durch die Programme. Aber es läuft nichts interessantes, also greift sie zu dem Buch, das neben ihr auf einem kleinen Beistelltisch liegt, und beginnt zu lesen. Langsam wird sie müde. Die Buchstaben fangen an vor ihren Augen zu tanzen. Es fällt ihr gar nicht mehr bewusst auf, das sie die Augen schließt und einschläft.


    Laute Musik und ein Klopfen über ihr. Karen dreht sich verschlafen um und versucht nicht darauf zu achten. Dann wird ihr plötzlich bewußt, das die laute Musik bei ihr im Zimmer spielt. Sie reißt die Augen erschrocken auf und schießt hoch. Das Klopfen kommt von oben, einer ihrer Nachbarn. Karen steht auf und stellt die Musik aus. Die Uhr zeigt an, das es kurz nach Mitternacht ist. Karen zittert, sie hat einen furchtbaren Schreck bekommen. Was zum Teufel ist hier los ?! Wer hat die Musik angestellt ... in diesem Moment ist ihr klar, das jemand in der Wohnung sein muß. Sie hat fest geschlafen und die Musik ganz sicher nicht angestellt. Sie geht zum Schrank rüber und kramt in einer der Schubladen nach einer Taschenlampe. Als sie diese endlich findet, schaltet sie sie ein. Sie geht langsam durch jedes Zimmer und schaltet überall das Licht ein. In dunkle Ecken leuchtet sie mit der Taschenlampe. Zimmer für Zimmer wird genau untersucht. Karen zittern die Knie und ihr Puls rast. Sie leuchtet in eine dunkle Ecke neben dem Schrank im Schlafzimmer, da hört sie es plötzlich " Karen "
    Eine tiefe Stimme, die ihren Namen langgezogen flüstert. Karen bleibt wie erstarrt stehen. " Hallo ...?"
    Nichts, absolute Stille. Karen fasst sich und läuft durch ihre Wohnung. Sie läuft durch die hell erleuchteten Zimmer ihrer Wohnung, aber sie kann niemanden finden. Es gibt keine Spur von einem Fremden, der sich in ihre Wohnung geschlichen hat. Als sie wieder im Wohnzimmer ist, rauft sie sich die Haare. Ich bin nicht verrückt, diese Dinge sind passiert! Sie setzt sich auf die Couch und starrt auf den Boden. Was ist hier los - was ist mit mir los ?!


    Ein paar Minuten vergehen. Minuten voller Stille. Alles, was Karen hört, ist ihr eigener Herzschlag. Auch das Klopfen von oben hat aufgehört, nachdem sie die Musik ausgestellt hat.
    " Karen "
    Karen hebt erschrocken den Kopf und starrt zu der gegenüberliegenden Wand, aus der sie ihren Namen wieder gehört hat. Sie sieht auf das große Regal, das die ganze Wand einnimmt und an beiden Seiten nur eine kleine Lücke freilässt. Sie nimmt zitternd die Taschenlampe und leuchtet in die linke Ecke. Nichts zu sehen, nur das Regal und die Wand. Dann leuchtet sie in die rechte Ecke. Ihr Verstand sagt ihr die ganze Zeit, das es unmöglich für einen Menschen ist, sich in diesen winzigen Spalt zu zwängen - und doch starren sie zwei kühle graue Augen an. Karen bekommt so einen Schreck, das sie laut aufschreit. Sie lässt die Taschenlampe fallen und läuft über den langen Flur zur Haustür. Sie reißt die Tür auf und stürzt hinaus.
    " was ist denn hier los ?!"
    Karen sieht ihren Nachbarn Julian an, der direkt neben ihr wohnt. Sie kennen sich gut und sind schon befreundet, seit Karen hier eingezogen ist. Aufgeregt erzählt sie Julian, was passiert ist.
    " Ich gehe rein und sehe nach "
    Karen schüttelt energisch den Kopf " nein, wir rufen die Polizei an "
    " bis die hier sind, ist der Kerl über alle Berge "
    Karen steigen Tränen in die Augen.
    " es ist unmöglich sich dort zu verstecken, zwischen dem Regal und der Wand liegen nur Zentimeter !"
    " beruhige dich, Karen. Du wartest hier und ich gehe nachsehen "
    Sie kann Julian nicht davon abhalten, also bleibt sie auf dem Flur stehen, während Julian in ihre Wohnung geht. Es ist still. Karen zittert am ganzen Körper, während sie wie gebannt auf die Tür starrt. Minuten, die ihr wie Stunden vorkommen, vergehen. Dann hört sie einen Schrei. Sie presst sich mit dem Rücken an die Wand und schreit erschrocken " Julian !"


    Der Polizist, der bei Karen auf dem Flur stehengeblieben ist, sieht sich immer wieder um. Nachdem Karen diesen furchtbaren Schrei von Julian gehört hatte, war sie in dessen Wohnung gerannt und hatte die Polizei angerufen. Kurz darauf waren eine Menge Cops da und vier sind in Karen´s Wohnung gegangen. Auf dem Flur gehen einige andere Polizisten von Tür zu Tür, um die Nachbarn zu fragen, ob ihnen etwas aufgefallen sei.
    Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis die Cops wieder aus der Wohnung kommen. Karen sieht sie erwartungsvoll an " und ?!"
    Einer der Cops schüttelt den Kopf " nichts, gar nichts "
    " was soll das heißen ?"
    " Wir haben weder ihren Nachbarn noch einen anderen Mann gefunden "
    Karen starrt den Cop fassungslos an " Das ist unmöglich, ich habe Julian selber reingehen sehen, ich habe ihn schreien gehört !"
    " es tut mir Leid, aber wir konnten niemanden finden. Wahrscheinlich hat ihnen da jemand einen üblen Streich gespielt und ihr Nachbar taucht morgen auf und entschuldigt sich bei ihnen "
    Karen schüttelt den Kopf " nein, so etwas würde er nicht tun "
    " ich kann mich nur nach Fakten richten, und die Fakten sagen, das niemand in ihrer Wohnung ist. Sie sollten sich etwas ausruhen und morgen sieht schon wieder alles freundlicher aus. Wenn noch etwas sein sollte, rufen sie uns wieder an "
    Dann verabschiedet sich der Cop und er und seine Kollegen verlassen den Flur, um mit dem Aufzug nach unten zu fahren. Karen bleibt ängstlich und aufgewühlt zurück.


    Der nächste Tag verstreicht ohne ein Lebenszeichen von Julian. Karen ist immer wieder durch ihre Wohnung gegangen, hat nach Spuren gesucht, aber es war nichts zu finden. Sie hat stundenlang den Spalt zwischen Regal und Wand angestarrt, aus dem die Augen sie angeguckt haben. Sie kann es einfach nicht fassen, es ist nicht zu begreifen, was hier letzte Nacht passiert ist.
    Abends legt Karen sich unglücklich und immer noch ängstlich in´s Bett. Sie hat Schlaftabletten genommen, weil sie sicher ist, das sie sonst kein Auge zutun wird. Die Tabletten wirken schnell und Karen fällt in einen tiefen Schlaf.
    Im Wohnzimmer bildet sich, unbemerkt von Karen, ein leichter Nebel. Ein leises knistern liegt in der Luft. Seine Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Als er alles deutlich erkennen kann, tritt er aus dem Schatten hervor. Sein Körper flimmert undeutlich, als würde Öl auf Wasser schwimmen. Er geht durch die Wohnung. Kein Geräusch ist von ihm zu hören. Im Bad sieht er zum Spiegel, der schwach vom Mondlicht angeleuchtet wird. Er sieht hinein, aber man kann nichts im Spiegel erkennen - außer seinen grauen Augen, die ihn gebannt anstarren. Er lächelt ein unsichtbares lächeln und flüstert leise " Karen "


    Danke für´s lesen :-)

  • Ja, was sagen?


    Ich kann nicht so recht feststellen, ob mir die Geschichte gefällt oder nicht. Ehrlich gesagt lässt sie mich kalt. Vielleicht liegt es daran, dass ich beim Lesen immer eine Distanz zur Hauptperson Karen gespürt habe, woran auch die kursiven Gedanken nichts ändern. Ich versuche den Grund dafür zu finden, kann ihn aber nicht so richtig dingfest machen. Vielleicht merkt man es hier...

    Zitat

    Sie will es sich nicht wirklich eingestehen, weil der Gedanke daran ihr Angst macht, aber sie sucht trotzdem nach Dingen, die anders stehen oder irgendetwas anderem, was sich verändert hat. Auf den ersten Blick fällt ihr nichts ungewöhnliches auf und die langsam aufkommende Angst verfliegt wieder etwas.


    Hier springst du bei der Beschreibung von Karens (warum eigentlich mit Apostroph? Wir sind doch in Deutschland.) Gefühlen nach außen. Sie will sich nicht eingestehen, dass sie umherblickt, also muss diese Beobachtung von einer anderen Erzählerfigur kommen. (Ich glaube das nennt man dann den allwissenden Erzähler). Dazu passen aber die eingeschobenen Gedanken nicht, vor allem da sie ohne „denkt sie“ oder ähnliches stehen.
    Das ist aber nur ein Erklärungsversuch, ich weiß nicht genau, warum ich mit deiner Hauptfigur nicht ganz warm geworden bin.
    Darüber hinaus hat die Geschichte für mich zu viele Wiederholungen, Längen. Zum Beispiel hier...

    Zitat

    Was zum Teufel ist hier los ?! Wer hat die Musik angestellt ... in diesem Moment ist ihr klar, das jemand in der Wohnung sein muß. (mit ss nach neuer dt. Rechtschreibung) Sie hat fest geschlafen und die Musik ganz sicher nicht angestellt.


    Zumindest der letzte Satz (vielleicht auch noch der davor) ist überflüssig. Dass Karen geschlafen hat, weiß man. Dass man im Schlaf eher keine Musik anmacht auch. Und da der Leser (ich zumindest) durch Blume und Puder sowieso schon ahnt, dass jemand in der Wohnung ist, gibt der Satz nichts Neues mehr her.
    Es sind noch einige Rechtschreib, bzw. Kommatafehler drin, allerdings nichts Schlimmes. Ich bin da nur pingelig.
    Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich deine Forderung nacht Gnädigkeit nicht ganz erfüllt habe... Dickes Sorry dafür.
    Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keine Gruselgeschichten mag. :grin
    Wie auch immer.


    LG. Eny