'Was für ein schöner Sonntag!' - Seiten 000 - 120

  • Zitat

    Original von taki32
    Kapitel 1 habe ich nun gelesen. Einerseits finde ich, dass sich das Buch von der Schreibweise her gut lesen lässt. Andererseits verwirren mich die vielen weiterhin auftauchenden Namen. Und das ständige zeitliche Hin- und Herspringen. Bisher erscheint es mir recht assoziativ. Irgendwie erwarte ich schon irgendwie einen Anfang und ein Ende. Ich hoffe, dass sich da noch eine "Erzähllinie" ergibt.


    Ich bin auch fast fertig mit Kapitel 1 und bin genau deiner Meinung, taki :write Ich hätte es nicht besser in Worte fassen können :wave

  • Mich hält erher auf, dass ich die Namen alle nachgoogele. Willi Seifert- später stellvertretender Innenminister der DDr und stellvertretender Chef der Volkspolizei, den Prozeß mit Frank- hier werden nur Klarnaen verwendet- historische Personen und ihr Schicksal dargestellt- die Ereignisse dargelegt, die jeweils die Lebensstränge unterschiedlich beeinflussten.

  • Hallo,


    wie kommt Ihr denn so mit dem Buch zurecht? Ich habe zwischenzeitlich überlegt, es ungefähr auf Seite 90 an die Seite zu legen.


    Woran liegt es? Sprachlich finde ich es gut geschrieben, quäle mich jedoch mit den vielen zeitlichen Sprüngen. Mir fällt es schwer dem Autor zu folgen, in welcher Zeit er gerade über welches Ereignis oder welche Person berichtet. An einigen Stellen musste ich dann noch einmal zurückblättern und erneut nachlesen. Leider ist der Erkenntnisgewinn daraus nicht so groß. Ich finde keinen Zugang zu den Personen oder Ereignissen innerhalb der kommunistischen Partei.


    Mal sehen, so ganz entschieden habe ich mich noch nicht.


    Als Wessi musste ich übrigens auch Majakowski (bei mir Seite 80) nachschlagen. Hier der Link zu Wikipedia: Majakowski



    Wie geht es Euch mit dem Buch?


    LG, Frühlingsfee

  • Gerade die zeitlichen Sprünge machen den Reiz des Buches aus. Semprun ist nicht nur der Chronist der Ereignisse, vielmehr schildert er die Ereignisse mal aus einem längeren zeitlichen Abstand oder eben mal als Gegenwarterlebnisse. Die Intensität des Buches wird durch diese Erzählweise eigentlich nur gesteigert.
    Es ist mehr eine autobiographisches Buch mit einigen Romanfragmenten. Wahrscheinlich kann man ein solches Buch auch nur dann schreiben, wenn man hier aus Selbsterlebtem schöpfen kann.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich google nicht die ganzen Namen nach. Für mich würde der Spaß am Lesen verloren gehen, wenn ich immer abbrechen müsste, um zu recherchieren.
    Außerdem würde ich bei den vielen Personen eh alles verwechseln.
    Ich finds ein bisschen schade, dass das Buch bisher nicht so geschrieben ist, dass auch jemand, der in Sachen 2. Weltkrieg und Kommunismus sich nicht so detailliert auskennt wie Semprun persönlich, sich zurechtfindet und die Zusammenhänge versteht.

  • Hallo,


    ich habe beschlossen nach knapp 100 Seiten aus der Leserunde auszusteigen und habe das Buch zur Seite gelegt. Es ist für mich einfach nicht greifbar.


    Anhand des Titels und der Inhaltsangabe habe ich etwas ganz anderes erwartet als diese dauernden Sprünge zwischen dem Lager, der Zeit davor, danach und der Jetztzeit. Menschen tauchten für einige Zeilen auf, nur um sofort wieder zu verschwinden. Die Personen wirkten kalt und leblos auf mich. Sie interessieren mich schlichtweg nicht. Das das Leben als KZ-Häftling geht im Sumpf der politisch-philosophischen Grunddebatten unter. Kurz und gut: ich finde einfach keinen Zugang zu dem Buch.


    LG, Frühlingsfee

    Ich lese gerade:
    "Du bist nicht so wie andre Mütter von Angelika Schrobsdroff

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  • Wir lesen ein Buch, das vor 27 Jahren erschienen ist. In einem Roman des Jahres 2007 würde auch niemand eine erklärende Zeile hinzusetzen, wenn er die Namen Putin oder George W. Bush erwähnt. 1980 waren Namen wie Maurice Thorez oder wie Carrillo noch ein Begriff.


    Die Personen, die in dem Buch auftauchen sind historische Personen, die Semprun erinnert- da wird eben nicht mehr Leben hinzugefügt, als da war. Das Leben als KZ- Häftling geht nicht unter, sondern wird detailreich beschrieben mit aller Distanz und Selbstreflexion- genau dazu ist der Zeitsprung nötig - um zu zeigen wie dei Erinnerung durch die Zeit verzerrt wird, wie Erzählungen und Wiederholungen des Erlebten die Erinnerung verfälschen- das Reflexionen über das was war und das was erinnert wird möglich und nötig sind, das zwei die gemeinsam etwas erlebt haben, etwas anderes erinnern können.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • @ Frühlingsfee,
    das ist schade, aber nachvollziehbar.
    Ich selbst habe vor einigen Seiten auch kurz darüber nachgedacht, weil ich es kompliziert finde, wie er von Erinnerungen erzählt, die er in seiner Erinnerung gehabt hat.


    Da ich aber unbedingt wissen, will welche Aussage das Buch haben wird, werde ich weiterlesen.


    Ich versuche allerdings noch heraus zu bekommen, warum er so häufig die Identität wechseln muß, das erschließt sich mir noch nicht, euch???

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Ich versuche allerdings noch heraus zu bekommen, warum er so häufig die Identität wechseln muß, das erschließt sich mir noch nicht, euch???


    Das liegt an der Tatsache, dass Generalissimus Franco die Funktionäre der Spanischen KP so liebte, das er dem einen oder anderen die Krawatte so eng zuziehen wollte, daß keine Luft zum Atmen bleibt. Siehe hier, angewendet bis in die siebziger Jahre.


    Und Semprun reisste als Mitglied des ZK der spanischen Kommunisten eben viel durch die Gegend und wollte nicht unbedingt, daß der spanische Geheimdienst wusste was er so tut- für heutige Vergleiche war er in den Augen der Francisten ein Terrorist.

    Nemo tenetur :gruebel


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    :lesend  :lesend

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  • Durch das zweite Kapitel habe ich mich mehr oder weniger durchgequält. Das, was ich in Kapitel Null und Eins noch so schön fand, die Sprache, findet sich nur ganz selten und es herrscht (für mich) eher so ein Berichtsstil vor. Ich wollte aber kein Sachbuch lesen, sondern habe einen Roman erwartet. :-(

  • Zitat

    Original von Babyjane
    taki genau so geht es mir auch, ich versuchs jetzt noch mal, wenn ich dann keinen Spaß dabei hab, dann fliegts ins regal.


    Schade! :-(


    Semprun ist das Durchhalten wirklich wert. Er hat anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels eine bemerkenswerte Rede gehalten, die auch in Buchform erschienen ist.
    Vielleicht hilft es ja, sie zuerst zu lesen um dann einen besseren Zugang zu diesem Buch zu finden. Nur mal so als Vorschlag.


    Ich bin auch beim zweitenmal lesen von diesem Buch fasziniert.


    Wäre prima, wenn Ihr durchhalten würdet! :knuddel1

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire
    Es ist einfach so, daß mich herzlich wenig interessiert, wer damals Parteiführer war und mit wem er gegessen hat und wenn ich noch einmal lese, daß Goethe auf dem Ettersberg wandelte und dann anfange rumzublättern, weil ich denke, daß ich das gleiche von einigen Seiten zu vor noch mal lese, dann werd ich wahnsinnig....aber ich starte jetzt den letzten Versuch.

  • Das beruhigt mich, Babyjane, dass es dir auch so gut. Ich werde auch noch ein bisschen durchhalten; mal sehen, wie lange noch...


    Zwischendurch lese ich noch etwas anderes. Einmal weil ich morgens und abends im Zug so was einfach nicht lesen kann. Und zum anderen brauche ich halt doch noch was Romanhaftes zum Ausgleich. Bei Sachbüchern mache ich das oft so, dass ich daneben noch einen Roman lese.

  • Voltaire, vielen Dank für die Durchhalteparole! Wird es denn nach Kapitel 2 noch ein bisschen "romanhafter"?


    Babyjane hat schon das gepostet, was ich genau so unterschreiben kann:


    Zitat

    Original von Babyjane
    Es ist einfach so, daß mich herzlich wenig interessiert, wer damals Parteiführer war und mit wem er gegessen hat und wenn ich noch einmal lese, daß Goethe auf dem Ettersberg wandelte und dann anfange rumzublättern, weil ich denke, daß ich das gleiche von einigen Seiten zu vor noch mal lese, dann werd ich wahnsinnig....aber ich starte jetzt den letzten Versuch.