OT: Point of Origin
9. Teil der Kay Scarpetta-Reihe
Kurzbeschreibung
Ein unheimlicher Brief macht der Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta zu schaffen: Carrie Grethen kündigt ihre Rückkehr an. Plötzlich holen Kay damit die Schrecken der Vergangenheit wieder ein, denn vor fünf Jahren hatte sie die gerissene Komplizin eines Serienmörders hinter Gitter gebracht. Kurz darauf gelingt Carrie tatsächlich die Flucht aus der Psychiatrie. Kay weiß, dass der Alptraum von einst wieder begonnen hat, und plötzlich wird sie zur zentralen Schachfigur in einem diabolischen Spiel.
Über die Autorin: Büchereule-Autorenportrait
Meine Meinung
Kay Scarpetta wird zu dem bis auf die Grundmauern abgebrannten Anwesen eines Medienmoguls gerufen: eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche wurde gefunden. Zur gleichen Zeit erhält Kay einen Drohbrief der Mörderin Carrie Grethen (die schon in "Vergebliche Entwarnung" und "Die Tote ohne Namen" vorkam - sollte man von daher besser vorher gelesen haben!). Kurz darauf flieht Carrie aus der psychiatrischen Anstalt, in der sie untergebracht war.
Klar, es gilt die Tote zu identifizieren, die Ursache für den Brand und ggf. den Täter ausfindig zu machen sowie Carrie Grethen aufzuspüren.
Ich lese ganz gerne Krimi/Thriller-Reihen. Wenn die Hauptfiguren sympatisch sind, freue ich mich bei jedem neuen Band auf das Wiedersehen mit alten Bekannten. Ist die Handlung um das Privatleben dieser Figuren spannend genug, finde ich es nicht so schlimm, wenn der eigentliche Kriminalfall mal nicht so toll ist oder eher in den Hintergrund rückt.
Bei der Kay Scarpetta-Reihe stört mich aber schon seit längerem, dass Frau Cornwell viel des B-Plots zwischen die einzelnen Bücher legt, und sich dadurch für jedes Buch die Fakten so zurechtbiegt, wie sie sie gerade zu brauchen meint. Da stirbt schon mal Kays Lebensabschnittsbegleiter. Oder aus einem hochintelligenten Psychopathen wird ein drogenabhängiger Psychopath. (Weil Frau Cornwell ihre hochintelligente Figur anscheinend sonst nicht unschädlich hätte machen können?)
In diesem Buch ist Nichte Lucy hoppladihopp nicht mehr beim FBI sondern beim ATF (Behörde die Brandursachen ermittelt), kann Hubschrauber fliegen und hat sogar eine Fluglehrerlizenz. Und das in einem Zeitraum von etwa einem halbem bis max. eineinhalb Jahren, soweit ich das nachvollzogen habe und mich nicht hinsichtlich ihres bisherigen Könnens irre. Und bzgl. Carrie Grethen hat sich ergeben, dass sie viiiel tiefer in den früheren Fällen drin steckte als am Ende der Bücher rauskam, in denen diese erzählt wurden, so dass sich diese Figur zu einer viel gefährlicheren Person wandelt.
Der eigentliche Krimifall in diesem Buch ist recht spannend. Ich war zwar zwischenzeitlich kurz davor, das Buch zur Seite zu legen, doch dann ergaben sich Zusammenhänge, die mich bei der Stange hielten, und ich habe es nicht bereut. Die Teile, in denen sich Kay und Lucy ihr übliches Gezicke gaben, habe ich großzügig überflogen. Für die Auflösung fügt sich irgendwie alles zusammen, es bleiben aber auch viel Fragen offen. Unnötig fand ich aber das Actionfinale, das besser ins Kino und zu Bruce Willis als zu einer Gerichtsmedizinerin gepasst hätte. Ganz nebenbei wird dann auch noch ein noch offener, in einem früheren Buch aufgetretenen Fall aufgeklärt, dessen Auflösung ich schon vermisst habe.
Wenn ich jetzt mal ganz großzügig Frau Cornwells Fakten-Hindreherei, das übertriebene Action-Finale und den groben Reihen-Übersetzungsfehler (Kay und Marino siezen sich, nachdem sie sich schon mind. zwei Bücher lang geduzt haben) übersehe, dann bleibt immerhin noch ein spannender Krimi/Thriller übrig. Dafür gibt es von mir 7 von 10 Punkten.