Sehr ernstgemeinte Fragen

  • Hallo allerseits,


    seit ca. 10 Jahren schreibe ich nun schon. Kurzgeschichten, Romane. Letztere, jetzt schon drei an der Zahl, in verschiedenen Stadien abgebrochen. Der Erste quasi fertig, aber dann keine Lust mehr zum dringend notwendigen Überarbeiten. der zweite nach ca. 300 Seiten abgebrochen, weil irgendwie die Luft raus war, der dritte hats nur auf 250 Seiten geschafft.
    Wenn ich ab und an den Mut aufbringe, da wieder reinzuschauen, packt mich der Frust, allzuviel müßte dringend überarbeitet werden... Also tunlichst wieder vergessen.
    Nun ist es ja nicht so, daß ich darauf spekuliere, irgendwann einmal mit der Schreiberei Geld zu verdienen, ähnliche Gedanken, wie Tom sie in seiner "Ernstgemeinten Wahrheit" aussprach, habe ich mir schon vor Jahren im alten Coroners-Forum zu Herzen genommen. Ich bin EU-Rentner mit einer kleinen, aber gerade so ausreichenden Rente und schreibe nachts hauptsächlich für meine eigene geistige Gesundheit. Aber dieses kleine Quentchen Hoffnung auf das große Thema, auf den großen Wurf hat ja wohl jeder. Oder?


    Nun habe ich Ende vergangenen Jahres durch einen wirklichen Glücksfall dieses Thema gefunden. Oder hat es mich gefunden? Egal. Seitdem recherchiere und schreibe ich mit völlig neuem Elan. Meines Wissens ist dieses Thema in dieser Konstellation noch nicht bearbeitet worden. Von verschiedenen Seiten her angerissen wurde es wohl schon des Öfteren...
    Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo "Butter bei die Fische" getan werden muß, die 160-seitige Start- bzw. Aufbauarbeit ist geschafft. Allerdings würde dieses Durchstarten einen Qualitätssprung bewirken. Bisher konnte das Geschriebene, abgesehen von der Konzeption, als historischer bzw. fantastischer Roman durchgehen, jetzt müßte ich tief in religiöse Dinge "eingreifen".
    Aus diesem Grunde habe ich mir vor fast zwei Monaten einen Überlegungsurlaub vom Schreiben an diesem Buch genehmigt. In diesen zwei Monaten ist nun aber viel passiert. Erstens habe ich einen Computerabsturz gehabt, dem das letzte halbe Kapitel zum Opfer fiel, zweitens habe ich den einzigen mitarbeitenden "Zeitzeugen" verloren, drittens finde ich den Faden nicht wieder, habe immer das Gefühl, daß das verlorene halbe letzte Kapitel besser war als die inzwischen mehrfach versuchten und wieder gelöschten Neustarts.
    Und dann kommen mir auch immer wieder Zweifel. Wer bin ich denn, dieses Thema wirklich angehen zu wollen? Und warum? Denn der gigantische Ärger ist praktisch vorprogrammiert! Die zwei Leute, die das Bisherige gelesen haben, waren zwar des Lobes voll, aber was besagt das schon? Ohne einen kräftigen, mitziehenden Verlag im Rücken ist es einfach Wahnsinn, das Buch konsequent weiterzuschreiben! Salman Rushdie hat sich nur mit einer Religion angelegt und hatte Verlage im Rücken! Wie kann ich es wagen????


    Aber das Buch drängt mich, es vergeht kaum ein bewußter Moment, ohne daß ich an die von mir aufgebauten Szenerien und die handelnden Personen denke. Ich weiß, wie es weitergehen muß, scheue aber zurück wie ein Pferd vor dem Sprung. Denn ich bin tatsächlich nur das Pferd, welches von dem Thema geritten wird!


    Warum ich das alles schreibe? Vielleicht, um mir beim Schreiben selbst die Antworten zu geben, vielleicht aber auch, um von gestandenen Autoren die eine oder andere Antwort zu bekommen. Veröffentlichen werde ich von diesem Buch natürlich noch nichts, hier geht es mir nicht mehr wie vor Jahren in anderen Literaturforen um Kritiken. Hier geht es mir um das Finden von Gleichgesinnten, Gleichbetroffenen, ob nun hier öffentlich im Forum oder per Mail und PN.


    Ich danke für die Aufmerksamkeit.


    Freundliche Grüße, Armbruster.

  • Zitat

    Original von Armbruster
    Und dann kommen mir auch immer wieder Zweifel. Wer bin ich denn, dieses Thema wirklich angehen zu wollen? Und warum? Denn der gigantische Ärger ist praktisch vorprogrammiert! Die zwei Leute, die das Bisherige gelesen haben, waren zwar des Lobes voll, aber was besagt das schon? Ohne einen kräftigen, mitziehenden Verlag im Rücken ist es einfach Wahnsinn, das Buch konsequent weiterzuschreiben! Salman Rushdie hat sich nur mit einer Religion angelegt und hatte Verlage im Rücken! Wie kann ich es wagen????


    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hast Du bereits zig Romanprojekte angefangen und nie beendet. Jetzt gehst Du mit einer grandiosen Idee schwanger, die noch nie zuvor so konsequent umgesetzt wurde, wie Du es vorhast. Du machst Dir Gedanken, was für einen gigantischen Ärger Dein Buch auslösen wird, das noch nicht einmal geschrieben, geschweige denn von irgendeinem Verlag gedruckt und verkauft wurde.


    Aha.


    Dann mal weiter so.


    Gruss,


    Doc

  • Guten Morgen Armbruster


    diese Zweifel die Dich umtreiben beim Schreiben, die kennen wohl die allermeisten Autoren....dass man manchmal das ganze Unterfangen am liebsten abbrechen würde.
    Aber ich denke, dass auch wieder andere Zeiten kommen, Zeiten voller Elan und Zuversicht.


    Und was es wohl am allermeisten braucht, um so ein Projekt durchzustehen, das ist das innere Feuer, die Leidenschaft, genau diese Geschichte aufschreiben zu wollen.


    Ich wünsche Dir viel Durchhaltevermögen....und dass Du den Glauben an Dich und an Dein Werk dabei nie ganz verlierst....


    Grüessli Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Wer schreiben will, der schreibt. Und schreibt seine Romane auch zuende. Ist für mich nur eine Frage von dem, was man selbst will.


    Ich verstehe auch nicht, wieso Du Dir noch vor Fertigstellung und Verlagsvertrag überhaupt Gedanken um möglichen Ärger machst. Zum einen hat jeder Verlag ein Lektorat, zum anderen sind es fiktive Geschichten.
    Es regt sich auch keiner drüber auf, wennn Geisterjäger durch die Gegend rennen und das, was ihnen den Namen gab jagen.
    Ist Unterhaltungsliteratur, da darf es Zeitreisen genauso wie im Raumschiff fliegen geben. Der gut duftende Wikinger hat da genauso seinen Platz drin wie Geheimagenten und zarte Damen, die seufzend an die starke Brust des Helden sinken. Da rollen zwar dann mitunter die die Augen, die nicht der jeweiligen Zielgruppe angehören, aber Ärger gibt es keinen. ;-)

  • Zitat

    Original von Joan
    Und was es wohl am allermeisten braucht, um so ein Projekt durchzustehen, das ist das innere Feuer, die Leidenschaft, genau diese Geschichte aufschreiben zu wollen.


    :write



    Armbruster


    Ich kann erkennen, dass du diese Leidenschaft zu diesem Projekt hast. Also ergib dich dieser und beende das Buch. Aus deinen Zeielen entnehme ich auch sehr viel Zweifel und Unentschlossenheit. Schreib das Buch oder schreibe es nicht. Und man kann sehr gut sehen, dass du Feuer und Flamme von diesem Thema bist. Also rangesetzt und weiter geschrieben.


    Ich kenne das auch, dass man mal eine "Flaute" hat, wer kennt diese nicht? Aber wenn man so "besessen" :knuddel1 von einer Thematik ist, dass man schon an nichts Anderes mehr denken kann, dann gib dir einen Ruck und schreibe weiter. Beende das Buch. Und selbst wenn du anschließend immer noch Befürchtungen hast, was das Buch in der Öffentlichkeit auslösen könnte - hast du für dich erreicht, dass du endlich was zu Ende geschrieben hast. Ein fertiges Werk. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Glaub es mir.


    Auch ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen!

    "Der Eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der Andere packt sie an und handelt." (Dante Alighieri)


    "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."

  • Hallo, Armbruster.


    Die Zeiten, in denen Romane tatsächlich "gigantischen Ärger" verursacht haben, sind eigentlich vorbei. Dafür gibt es einfach zu viele (Romane), und Autoren drängen nachgerade darauf, Tabus zu brechen und auf diese Art Presse zu bekommen. Es gelingt nur wenigen - Mattias Faldbakken etwa hat seinen zweiten Roman in der Hauptsache provokant angelegt (inhaltlich ist das Ding eher armselig), und keine Sau interessiert sich dafür. Michel Houellebecqu (oder so, ich kann mir die Schreibung einfach nicht merken) hat mit seiner Auffassung von Sex ein paar Skandälchen ausgelöst, Onfrays "Wir brauchen keinen Gott" hat eine Diskussion angestoßen, Maxim Biller hat Presse (aber keine Verkaufszahlen) bekommen, weil er einen Roman über echte Personen geschrieben hatte. Aber, wie gesagt, das sind Ausnahmen. Die katholische Kirche versucht zwar immer wieder, das eine oder andere Buch auf den Index zu kriegen, aber davon, daß sie einen Autor mit der Fatwa belegt hätte, habe ich noch nicht gehört. Romane sind Romane, also Fiktion. Deshalb ist viel, eigentlich alles erlaubt, und wer sich vorher Gedanken darüber macht, wen er mit seinem Buch ärgern könnte, sollte das Schreiben lassen. Es geht ja gerade darum, alle Gedanken(spiele) auch zuende zu denken bzw. zu spielen. Schranken im Kopf gehen immer zu Lasten der Qualität.


    Kurz gesagt: Ich kann mir kaum vorstellen, daß Du mit einem religiösen Thema mehr Aufsehen erregst als mit irgendeinem anderen. Okay, vielleicht hast Du ein Wespennest entdeckt, das die Weltordnung in ihren Grundfesten erschüttern würde, aber vor einem Beweis würde ich das erstmal als Behauptung kategorisieren. Leute schreiben Bücher über den Papst, die Freimauer, die CIA und das BKA, und es geschieht: Nichts. Höchstens - oder bestenfalls - wird das Ding ein Bestseller. Möglicherweise gibt es ein paar Gerüchte, etwa der Art, wie sie bei Dan Brown auftauchten: Der Vatikan will das Buch verbieten lassen. Da war nix dran, und so ist es fast immer.


    Also. Weitermachen. Das ist ohnehin ein sehr steiniger Weg, und mehr als 99 Prozent der Manuskripte werden sowieso nicht verlegt. Vielleicht ist das ja ein tröstlicher Gedanke. ;-)

  • Hallo,


    Tom, ich finde es immer wieder prima, dass und wie du dich hier im Forum zu den Sorgen der Kollegen und Jungautoren äußerst, und wie ernst du sie nimmst. Ich wäre bei meinen Anfängen sehr froh gewesen, einen solchen, ja, sagen wir mal - Mentor gehabt zu haben. (Wollte ich dir schon lange mal sagen)


    Eine Sache möchte nur noch an Armbruster anmerken. Ich habe mal auf dein www. geklickt. Ähm, hüstel - ich stelle mir vor, dass es viel Zeit kostet, ein eigenes Streitforum zu betreiben, oder täusche ich mich da? Ich jedenfalls komme zu nichts anderem außer zum Schreiben, mich stört es ja schon, wenn das Telefon klingelt (und meine sehr mitteilsame Schwester dran ist - aber das ist eine andere Geschichte ;-)), und eigentlich sollte ich mir auch die Blicke ins Eulenforum verkneifen - die wage ich nur in den Kaffeepausen :-).
    Was ich damit sagen will: Vielleicht würde es dir schon helfen, wenn du dich ausschließlich auf dieses Thema, das dich nun so umtreibt, mit aller Macht und Energie stürzen würdest. Es ist ja so, dass viele Menschen eine tolle Idee für einen Roman haben. Sie im einsamen Stübchen zu recherchieren, vorzubereiten, dann auszuformulieren und sich jeden Tag wieder zu motivieren und sich dranzusetzen, ist schon Qual genug. Es ist ein ewiger Kampf zwischen der Idee, die geschrieben werden will und dem Schweinehund, der tausend Ausreden erfindet, um dieser Qual zu entkommen.


    Selbst wenn es vollbracht ist und die Geschichte zum ersten Mal das Wort "Ende" verdient, beginnt ja die eigentliche "Arbeit" erst: Umschreiben, feilen, neu formulieren, bis es passt.


    Erst der Lohn in ganz weiter Ferne heißt "Buch", und auch nur, wie Tom schon schrieb, wenn sich überhaupt ein Verlag dafür findet. Ich schreibe, weil mir nichts einfällt, was ich lieber auf der Welt täte.


    Welchen Ärger ein solches Buch, sollte es denn überhaupt jemals geboren werden, schließlich auslösen könnte, ist so ziemlich das Letzte, an das ich denken würde.


    Also bleibt nur der ewige Aufruf: Schreib!

  • Hallo allerseits,


    bevor ich in die Einzelheiten gehe, mein Dank an alle gutmeinenden Leser und Antworter!
    Von diesem Dank nehme ich den ersten Antworter bewußt aus, dieser DocHollywood hat mit seiner Antwort maximal sich selbst befriedigt. Nun ja, Nomen est Omen.


    Joan : Du hast sehr Recht, der Glaube an sich selbst ist sehr wichtig! Was tut man also, wenn dieser Glaube nicht unerschütterlich ist, wenn er im Gegenteil bei so manchem guten, meisterlichen Buch aufs Neue erschüttert wird? "So gut werde ich wohl nie schreiben können..." Andererseits dann die vielen Bücher mit Verkaufserfolgen und Stories und Schreiben, die einem das Selbstvertrauen wieder zurückgeben: "Das könnte ich doch etwas besser..."


    leserättin : Wie ich schon schrieb, ich glaube nicht daran, einen Verlag zu finden. Dazu muß tatsächlich erst das Manuskript einigermaßen passabel fertig sein. Und dann würde ich auch eher die Hoffnung auf eine gute Agentur setzen.
    Mein Problem ist, eine jahrtausendealte Geschichte, die vorwiegend mündlich überliefert wurde, so zu erzählen, daß die wahren historischen Verknüpfungen zwar sichtbar und nachvollziehbar werden, es aber keinen juristischen Anhaltspunkt für die neuerliche Verfolgung der noch lebenden letzten Angehörigen des Volkes gibt.
    Fast unmöglich...


    AmbervanEeno : Die Leidenschaft für das Thema ist da, der Glauben daran hat sich bei den Recherchen verfestigt. Dabei ist aber auch die Furcht hinzugekommen. Vor zwei Tagen habe ich kurz das Buch "Zoli" von Colum McCann vorgestellt, mittelbar gibt dieses Buch Auskunft über die Gründe dieser Furcht.


    Isa : Du schriebst: "Bücher mit Herzblut werden meistens was." Ich wünschte, ich könnte Deinen Optimismus teilen! Mit wirklichem Herzblut habe ich mein erstes Buch geschrieben, über DDR/Stasi/Haft etc. Es ist grottenschlecht, wie ich inzwischen selbst sehe, einfach deswegen, weil es viel zu emotional ist. Eben mit Herzblut, aber ohne Erfahrung geschrieben. Ich bin überzeugt, daß ich beim Schreiben dieses Buches und noch mehr beim Schreiben der darauffolgenden Versuche sehr viel lernte, was dem jetzigen Buch zugute kommt. Wie ich schon eingangs an Joan schrieb, der Glaube an das eigene Können und daran, daß man etwas mitzuteilen hat, ist sehr wichtig. Wenn dann noch der Glaube an das Thema dazukommt UND das unverzichtbare Handwerkszeug, der Umgang mit der Sprache, dann könnte es was werden...


    Tom : Du schriebst unter anderem: "Schranken im Kopf gehen immer zu Lasten der Qualität." Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu! Allzugerne würde ich jetzt und hier Gründe dafür nennen, warum ich bestimmte Beschränkungen bei meinem Thema für unverzichtbar halte. Vielleicht reicht aber schon der dezente Hinweis auf den §130? Leider ist es in Deutschland nicht mehr möglich, alles zu sagen bzw. zu schreiben, was man noch ungestraft denken kann. Man kann in Deutschland heutzutage fast alles sagen und schreiben, gegen die NeoCons, gegen den Papismus, gegen den Islam, gegen die Volksverräter.
    Nun kann ich mein Thema aber schlecht weiterverfolgen, ohne auf Qumran, die Sadduzäer, Essener und andere Wurzeln zurückzugreifen. Hier ist für mich sozusagen der "Point of never Return", vor dem ich zurückschrecke.
    Jedenfalls hat mir die Formulierung des Eingangstextes und diese Antwort schon sehr geholfen.
    Daher mein Dank!


    Rita : Danke für den Besuch meines "Streitforums"! Nach jahrelangen, sehr zeit- und nervenraubenden Streitereien in verschiedensten Foren ist dies nun das dritte eigene Forum, in das ich alle einlade, die irgendetwas mit mir abzumachen haben. Es stagniert, ich schaue ab und zu dort rein und bin wieder raus. Der jetzige Zustand ist befriedigend, kostet kaum noch Zeit und schon gar keine Nerven mehr. Was zu erreichen war...
    Und wenn ich tatsächlich mal etwas mitzuteilen habe, was in kein anderes Forum paßt, dann habe ich eine Plattform, die garantiert von den Leuten gelesen wird, die es angeht :-)


    Freundliche Grüße an alle, Armbruster.

  • Zitat

    Original von Armbruster
    Von diesem Dank nehme ich den ersten Antworter bewußt aus, dieser DocHollywood hat mit seiner Antwort maximal sich selbst befriedigt.


    Dieser Doc hat nur in eigenen Worten wiedergegeben, was dieser Armbruster da für heiße Luft von sich gegeben hat.


    Was glaubst Du, wie viele selbsternannte Schriftsteller hier schon vorstellig geworden sind? Alle haben "große" Ideen, sich viel vorgenommen - jammern über zu wenig Zeit, zu wenig Muße, zu wenig dies, zu wenig das. Und natürlich sind es stets die ganz "heißen" Eisen, die da im Feuer der eigenen, verqueren Selbsteinschätzung schmoren; Dinge, die noch niemals zuvor in der großen weiten Welt niedergeschrieben und verhökert worden sind.


    Schreib' doch erstmal EINEN Roman fertig. Finde doch erstmal EINEN Agenten, der Dein Zeug dann vertreten möchte. Finde doch erstmal EINEN Verlag, der dann auch bereit ist Dir für das Geschriebene etwas zu bezahlen.


    Anschließend reden wir dann über den gigantischen Ärger, den Dein Buch verursacht hat und über meine Selbstbefriedigung, die wohl nicht so gigantisch ausfällt. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Armbruster



    leserättin : Wie ich schon schrieb, ich glaube nicht daran, einen Verlag zu finden. Dazu muß tatsächlich erst das Manuskript einigermaßen passabel fertig sein. Und dann würde ich auch eher die Hoffnung auf eine gute Agentur setzen.
    Mein Problem ist, eine jahrtausendealte Geschichte, die vorwiegend mündlich überliefert wurde, so zu erzählen, daß die wahren historischen Verknüpfungen zwar sichtbar und nachvollziehbar werden, es aber keinen juristischen Anhaltspunkt für die neuerliche Verfolgung der noch lebenden letzten Angehörigen des Volkes gibt.
    Fast unmöglich...


    Ich schreibe selbst im historischen Bereich und alles, was ich da an historischen Fakten habe, nehme ich mir auch als Vorlage. Meine Prota ist eine fiktive Figur, ihre Geschichte ist genauso fiktiv. Meine historische Kulisse dient wirklich nur als Kulisse. Zwar habe ich einen Krieg drin, der vielleicht, vielleicht auch nicht stattgefunden hat, aber das ganze spielt vor über 3000 Jahren vor unserer Zeit.
    Wer will es nachprüfen ;-)
    Übrigens nur mit Exposee an einen Verlag gebracht (zum Glück, denn sonst hätte ich den ganzen Anfang in die Tonne kloppen können, denn da wollten sie eine andere Handlung, die mir auch viel besser gefällt als meine Idee), erst dann habe ich angefangen zu schreiben. An meine Fakten habe ich mich da bezüglich Waffen, Bauten, Werkzeuge, usw. gehalten, das ist relativ leicht zu recherchieren und eine gute Grundlage. Alles andere entspringt meiner Fantasie und davon habe ich reichlich :-)


    Und bei einer mündlich überlieferten Geschichte - nein, das ist dann reinste Fantasy. Kann ja auch ganz nett werden und das Genre ist ja auch sehr beliebt.
    Das kannst Du für Dich schreiben, als Übung, zum Spaß, wozu auch immer. Vielleicht findest Du sogar einen Verlag, der es will. Ärger gibt es da keinen.

  • Zitat

    Original von Armbruster


    Denn der gigantische Ärger ist praktisch vorprogrammiert! Ohne einen kräftigen, mitziehenden Verlag im Rücken ist es einfach Wahnsinn, das Buch konsequent weiterzuschreiben! Salman Rushdie hat sich nur mit einer Religion angelegt und hatte Verlage im Rücken! Wie kann ich es wagen????


    Zu diesem Thema ist zwar schon alles gesagt, trotzdem habe ich das Gefühl, dass Du in Bezug auf Dein... hmm, ich sag mal skandalöses Buch, das noch zu schreiben wäre, eine etwas vermessene Einstellung hast.
    "Gigantischen Ärger" hättest Du allenfalls vor 20 Jahren (mit welchem Medium auch immer) hervorrufen können. Bisschen zu spät dran jetzt...
    Ist aber nur meine Meinung.
    Wenn ich in nem Jahr 'ne Vorschau auf dem Tisch habe, in der Armbruster als "der skandalträchtigste Autor seit Rushdie" bezeichnet wird, nehme ich alles zurück.

  • Mir fällt kein Buch ein, das in Deutschland "gigantischen Ärger" verursacht hat. Dieter Bohlens Werke vielleicht noch, aber der hat namentlich ausgeplaudert, mit wem er alles schon im Bett lag und wie´s war. Tat den Betreffenden aber vermutlich eher gut (ich meine jetzt nicht Bohlens Liebeskünste, die kann ich nicht beurteilen), denn so waren sie mal wieder richtig in den Schlagzeilen und Geld gab es eventuell auch.

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Mir fällt kein Buch ein, das in Deutschland "gigantischen Ärger" verursacht hat. Dieter Bohlens Werke vielleicht noch, aber der hat namentlich ausgeplaudert, mit wem er alles schon im Bett lag und wie´s war. Tat den Betreffenden aber vermutlich eher gut (ich meine jetzt nicht Bohlens Liebeskünste, die kann ich nicht beurteilen), denn so waren sie mal wieder richtig in den Schlagzeilen und Geld gab es eventuell auch.


    Mir schon, z.B. American Psycho, das bis 2000 auf dem Index stand, wenngleich es nicht grade "gigantischen" Ärger verursacht hat.


    Eine Neuerscheinung, die zumindest dem Autor gigantischen Ärger eingebrockt hat, wenn man Morddrohungen als solchen bezeichnen möchte, ist dieses hier.

  • Zitat

    Original von Seestern


    Mir schon, z.B. American Psycho, das bis 2000 auf dem Index stand, wenngleich es nicht grade "gigantischen" Ärger verursacht hat.


    Es hat Aufsehen erregt, aber gigantischer Ärger ist was anderes. Und geschadet hat das keinem, wäre das Buch sonst so berühmt geworden, ohne in die Schlagzeilen geraten zu sein?


    Zitat

    Original von Seestern
    Eine Neuerscheinung, die zumindest dem Autor gigantischen Ärger eingebrockt hat, wenn man Morddrohungen als solchen bezeichnen möchte, ist dieses hier.


    Laut Kurzbeschreibung von amazon:
    In Italien schlug es ein wie eine Bombe, der Autor war damit schlagartig berühmt - aber auch gefährdet. Saviano lebt inzwischen im Untergrund.


    In Italien - nicht in Deutschland. Mag nicht nett sein, den Autor mit Morddrohungen zu bedenken, aber verhilft dem Buch ganz sicher zu einigen Verkäufen mehr ;-)
    Ich kenne das Buch nicht, aber da der Autor Journalist ist und da wohl irgendwas aufgedeckt hat, nehme ich an, dass es sich da um keinen Roman handelt.


    Armbruster will allerdings irgendetwas schreiben, das auf Überlieferungen, die kein Mensch nachprüfen kann beruht. Dafür gigantischen Ärger zu bekommen halte ich für ausgeschlossen.

  • Ich weiss von einem gigantischen Aerger, den in den frühen 70-er Jahren (plus-minus) zwei Gedichte von Frank Geerk ausgelöst haben......
    ...gigantisch war der Aerger einfach im Vergleich: Ursache - Wirkung.


    Sie trugen ihm einen Prozess ein, vor dem Basler Strafgericht, welcher internationales Aufsehen erregte....wegen Verstoss gegen die Glaubens- und Kultusfreiheit. Schriftsteller wie H. Böll, Adolf Muschg, Otto F. Walter und Kurt Marti haben Geerks Gedichte verteidigt.


    Frank Geerk, geb. 1946 in Kiel, studierte an der Basler Universität Literaturwissenschaft.


    Die beiden Steine des Anstosses: JÜRGEN BARTSCH FEIERT WEIHNACHTEN und GEISTLICHER BRIEF.
    Ich würde Euch gerne einige Zeilen vom "geistlichen Brief" hier hineinschreiben, aber einige wenige Zeilen aus dem Zusammenhang gerissen, das kommt nicht gut heraus bei diesem Gedicht....
    ....und vom Bartsch-Gedicht nehme ich selber grossen Abstand....denn ich kann dort rein garnichts Sinnvolles erkennen... :rolleyes


    Aber wer sich dafür interessiert, der findet sie in folgendem Gedichtbändchen


    NOTWEHR, 77 Gedichte, Frank Geerk

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Hallo Armbruster, schreib!
    Mach das Buch fertig. Nimm jeden Ärger, den dein Text mit sich bringt, an. Lass die Zeitungen über deine Provokation berichten, bring es in Talkshows rein. Was kann dir Besseres passieren?
    Es soll Autoren geben, die von vorne herein Passagen in ihren Büchern schwärzen, damit es so aussieht, als habe es Ärger gegeben. Das macht das Werk beim Durchblättern interessant, macht neugierig.
    Also schreib!

  • Zitat

    Original von Seestern
    Mir schon, z.B. American Psycho, das bis 2000 auf dem Index stand, wenngleich es nicht grade "gigantischen" Ärger verursacht hat.


    Tschuldigung, ich habe mal eine blöde Frage: Von was für einem Index ist denn hier die Rede? Der Index der katholischen Kirche wurde 1966 abgeschafft. Gibt es noch einen anderen?


  • Es geht offenbar kein Weg an Dir "unsterblichen Forenlegende" vorbei, Doc Hollywood. Dann sei es also!
    Hälst Du es eigentlich für Dein Recht oder für Deine Pflicht als uFl, Newcomer, die mit Fragen hier auftauchen, in der von Dir gewählten Form abzubügeln?
    Hast Du für diese Abbügelei vorformulierte Texte, in die Du nur absolut notwendige Reizworte einflickst? Diesen Eindruck machte bereits die erste absolut unsachliche Antwort, denn wo hatte ich was von "-zig abgebrochenen Romanen" geschrieben?
    Wer lesen kann, ist eben klar im Vorteil! Wer dann auch noch das Gelesene versteht und darauf zu antworten in der Lage ist, kann von mir aus den dicken Maxen machen.


    Dein Verhalten läßt nur zwei mögliche Alternativen zu: Entweder wachst Du als Platzhirsch hier darüber, daß kein Newcomer sich in die heiligen Autorenräume wagt, wenn er nicht mindestens einen Verlagsvertrag in der Tasche hat, oder aber wir zwei hatten in früheren Zeiten und Foren schon einmal das "Vergnügen" miteinander. Denn ich war nicht immer so pflegeleicht wie heutzutage...
    Für den ersten Fall kann ich Dir sagen, daß es mich sehr wenig interessiert, wen Du für einen Autoren hältst und warum. Dein Rollenverhalten wäre mir nicht neu.


    Für den zweiten Fall störst Du mich hier noch weniger, ich setze Dich einfach auf meine Ignor-Liste und damit hat es sich. Ich tendiere sehr zu dieser Alternative, denn alle anderen Antworten waren problembezogen.


    Abschließend noch eine klitzekleine Bemerkung: Ich habe nach statistischen Gesichtspunkten gut zwei Drittel meines Lebens hinter mir, habe ein einigermaßen gutes Auskommen. Ich schreibe, weil ich das für notwendig halte, erst in zweiter oder dritter Linie mit der Hoffnung, jemals zu veröffentlichen.
    Ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich "gigantischen Ärger" befürchte, werde mich aber hüten, näher darauf einzugehen.


    Freundliche Grüße, Armbruster.