Für eilige Leser von Rezensionen: Joseph steigt hoch auf und fällt erneut, aber diesmal ohne zu fallen.
Das Ende des Romans führt zum Höhepunkt der Geschichte.
Joseph war erneut tief gefallen. Einmal mehr beobachten wir Josephs Aufstieg. Wir folgen seinem Weg, der ihn diesmal für weltliche Begriffe ganz nach oben führt. Joseph wird zur zentralen Gestalt der ägyptischen Wirtschaft. Er erweist sich als weitblickender Wirtschaftsplaner und diplomatischer Staatsmann.
Dies alles - und man stellt bald fest, der gesamte Weg Josephs - dient nur einem Ziel: Die gesamte Sippe folgt ihm nach. Joseph war lediglich vorausgegangen, seine Familie nun versorgen zu können. Sie folgen alle seinem Ruf (auch wenn sie davon zunächst nichts ahnen). Und wir ahnen Jaakobs Freude, den totgeglaubten nun wieder zu sehen.
Und doch fällt Joseph erneut: Der Totgeglaubte, der ins Totenreich gezogene kann nicht einfach lebendig werden: Er fällt aus dem Kreis der Brüder. Er bleibt ein gesonderter - wohl noch der Liebling des greisen Stammvaters, aber geschieden von den andern.
Die Geschichte des Romans endet mit Jaakobs Tod.
Die Geschichte des Volks ist noch lange nicht zuende.
Der Roman bleibt in Stilistik und Erzählstil dem Duktus der vorangegangenen Bände treu. Wir erleben Erzählkutur auf höchstem Niveau. Wir bleiben bis zum Ende gefesselt von der Geschichte und in ihr gefangen. Der erzählte Zeitraum ist lange, das mit der Geschichte erlebte ist irre viel. Und auch der Zeitraum der Lektüre ist vergleichsweise lang. So verändert sich viel beim Lesen und ich bekomme als Leser ein ganz neues Gefühl dafür, wie sich Dinge in der Zeit entwickeln, was in bestimmten Zeiträumen geschieht. Thomas Mann gestaltet aber auch das Ende der Geschichte. Er bereitet den Leser auf das kommende Ende vor. Man verabschiedet sich langsam aus der Welt, so daß das Ende nicht apprupt da ist, sondern so, daß ich das Buch am Ende weglege und das Gefühl habe: Das ist eine Runde Sache und nun ist es zu Ende. Zeit für neue Geschichten und neue Bücher.