Der Seewolf - Jack London

  • Der Seewolf - Jack London


    Klappentext
    Warnsignale über der Bucht von San Francisco. Aus den Wellen des Meeres wird der bei einer Fährboot-Havarie über Bord geschleuderte Literaturkritiker Humphrey van Weyden von einem Robbenfang-Schoner gerettet. Die Gegenfigur zum körperlich schwächlichen Van Weyden ist der absolute Herrscher und Kapitän des Schiffs, der dämonische Wolf Larsen. An Bord des Robbenfängers erlebt der weltfremde Van Weyden einen harten Existenzkampf in der Auseinandersetzung mit Larsen und der primitiven, aber lebenstüchtigen Mannschaft - sowie eine zarte Liebesgeschichte.


    Der Autor
    "Geboren wurde er am 12. Januar 1876 unter dem Namen John Griffith Chaney in San Francisco, als Sohn des Astrologen William Henry Chaney und der Klavierlehrerin und Spiritistin Flora Wellmann. Später heiratete Flora Wellman den Bürgerkriegsveteranen John London, der den Jungen adoptierte. Als Kind schon auf Bücher versessen, nahm das Leben ihn allzufrüh in die Pflicht und ließ ihn in einer Fabrik mehr als 16 Stunden täglich arbeiten. Entsetzt von diesem sinnlosen Dasein, lieh er sich Geld von seiner schwarzen Amme Jenny Prentiss und kaufte die Schaluppe "Razzle Dazzle", mit der er fortan auf Austernraub ging. Schon bald war "Frisco-Kid" wie man ihn nannte, einer der berüchtigten Austernräuber der Oakland Bay. Ein Jahr später wechselte er die Fronten, und jagte nun seine einstigen Kumpane für die "Fishpatrouille" ("Stories of the Fish-Patrol").


    Bald wurde ihm klar, daß dieses Leben wenig Entwicklungsmöglichkeiten bot und er heuerte als jüngster Vollmatrose auf dem Robbenschoner "Sophie Sutherland" an. Auch dieses Dasein barg seine Schrecken, und der junge Jack plante erneut eine "solides" Existenz im Kreis seiner Familie. Fortan arbeitete er in einer Jutefabrik zu noch schlechteren Bedingungen als zuvor und versuchte sich abends fortzubilden, was aufgrund des zu hohen Arbeitspensums mißlang. Wieder folgte ein Ausbruchsversuch, diesmal als Eisenbahntramp kreuz und quer durch die USA. Seine Erlebnisse, die ihn bis in ein Countygefängnis führten und damit eine der Grundlagen seiner sozialistischen Gesinnung schufen, hat er später in dem autobiographischen Roman "Abenteurer des Schienenstranges" beschrieben. Zurück in San Francisco fand er seine Mutter verwitwet vor und sah sich gezwungen, die Position des Ernährers übernehmen. Er holte das Abitur nach, besuchte die Universität Berkeley und arbeitete gleichzeitig in einer Wäscherei. Daneben schrieb er nächtelang auf einer geliehenen Schreibmaschine seine ersten Stories, von denen er allerdings keine einzige verkaufte. Als in Alaska Gold gefunden wurde, machte er sich zusammen mit dem Mann seiner Stiefschwester Eliza auf den Weg in den Norden - fand aber kein Gold, er suchte nicht einmal richtig danach. Während all der kalten und langen Winternächte, lauschte er den Geschichten der Goldgräber und entwickelte - gepaart mit seiner sozialistischen Grundgesinnung - ein Konzept, welches in den nächsten Jahrzehnten bahnbrechend auf die literarische Welt der Vereinigten Staaten wirken sollte. Jack London hatte seine ganz persönliche Bonanza entdeckt.


    Doch zunächst war er am Ende seine Kräfte. Reumütig absolvierte er eine Postausbildung und wäre fast Briefträger geworden, hätte er nur eine Anstellung erhalten. Mehr aus Verzweiflung schrieb er wieder eine Kurzgeschichte, die diesmal einen Käufer fand. Für ganze 5 Dollar verkaufte er "To the man on trail" an den Overland Monthly.


    Zwischen 1899 und 1916 verfaßte er über 50 Bücher, einschließlich Roman- und Sachbuch, hunderte von Kurzgeschichten und zahllose Artikel in einer großen thematischen Bandbreite. Einiger dieser Bücher und viele der Kurzgeschichten sind Klassiker ihrer Art, wohlwollend aufgenommen von der Kritik und immer noch weltweit populär. Im Alter von 29 war er eine internationale Berühmtheit durch den "Ruf der Wildnis" (1903), den Seewolf" (der Moderoman des Jahres 1905) und weitere literarische und journalistische Arbeiten. Er wurde von Bessie (Maddern), seiner ersten Frau und Mutter seiner beiden Töchter Joan und Becky geschieden, und heiratete Charmian (Kittredge). Im Gegensatz zur biederen und bodenständigen Bessie, war Charmian eine Femme Fatale, eine Abenteurerin und ein tänzelndes Geschöpf, welches den Autor umgarnte und ihm zugleich Kameradin und Assistentin war. "Mate" nannten sie sich gegenseitig. Jack London war von ihrer sexuellen Freizügigkeit fasziniert, von ihrer Unverblümtheit in der Äußerung ihrer Ansichten, und schätzte ihre Robustheit in allen gemeinsamen Unternehmungen. Freunde nannten seine neue Flamme schlicht "geschwätzig" und ein "Biest", und mieden den Kontakt.


    1907 segelte er mit seiner Yacht "Snark" durch den Pazifik, eine Reise die sieben Jahre dauern sollte, kehrte nach 2 Jahren jedoch erkrankt wieder zurück. Jetzt widmete er sich verstärkt dem Aufbau seiner Muster-Ranch, erbaute eine Residenz die er Wolfshaus nannte, segelte mit seiner Yacht "Roamer" in der Bay Area und schrieb täglich seine 1000 Worte. Das Wolfhaus brannte jedoch in der Nacht vor dem Einzug ab.


    Seine größte Befriedigung fand er jedoch in seinen Ranch-Aktivitäten. Diese Pläne hielten ihn ständig auf Trab und unter dem immensen Druck, so schnell zu schreiben, wie er nur konnte, um all das zu finanzieren, bedeutete das für ihn auch immer öfter, die Qualität der Masse des Outputs unterzuordnen.


    Am 22. November 1916 klagte Jack London nach dem Abendessen über starke Übelkeit und verließ die Tafel. Kurz darauf starb er an einer gastrointestinalen Urämie, einer Harnvergiftung. Alle Gerüchte über Selbstmord haben sich nach neuesten Erkenntnissen als haltlos erwiesen. In seinen 40 Lebensjahren hatte er unter einigen Krankheiten zu leiden gehabt, einschließlich einer Niereninsuffizienz, die zeitweise äußerst schmerzhaft verlief. Nichtdestotrotz war er bis zum letzten Tag seines Lebens voller Pläne." (aus dem Spiegel,Projekt-Gutenberg)


    Meine Meinung
    Dieses Buch beschreibt die Welt auf einem Robbenschoner, welche so viel kleiner ist und wo ganz andere Regeln gelten. Die beiden Hauptfiguren werden sehr gut beschrieben und man fühlt direkt mit, was Humphrey van Weyden durchmacht. Aber obwohl die andere Hauptfigur, Wolf Larsen, so grausam ist, bekommt man am Ende Mitleid mit Ihm. Die Geschichte ist spannend und mitreissend. Immer wieder werden neue kleine Ereignisse beschrieben, die die Spannung hochtreiben. Es lässt sich nie erahnen was als nächstes kommt.
    Die Erzählung von 1905 kann man durchaus auf die heutige Zeit beziehen. Der wohlhabende Van Weyden hat zuvor nie arbeiten müssen und lernt erst auf der Ghost das richtige Leben kennen und auf eigenen Füßen zu stehen.
    Obwohl Romane nicht zu meinem Lieblingsgenre gehören war ich total begeistert. Ich kann es wirklich jedem weiterempfehlen. Man sollte sich vorher nur einmal kurz informieren, wie ein Schoner aufgebaut ist, denn sonst kann man mit den paar Fachbegriffen nichts anfangen.

  • Sara, danke für die Rezension, die mich daran erinnert, dass ich bald mal wieder was von Jack London lesen möchte.
    Geplant habe ich, in kürze mal seinen Roman "Martin Eden" zu lesen, aber in Der Seewolf werde ich auch noch einmal einen Blick werfen.


    Früher habe ich viele seiner Bücher mit Begeisterung verschlungen.
    Beim Seewolf hatte ich aber trotz aller Hochachtung auch Probleme.
    Humphrey Van Weyden taugte für mich nicht als Identifikationsfigr und Wolf Larsen lehnte ich gefühlsmäßig ab. Van Weyden ist bei aller Ablehnung, wie wohl auch der Autor, fasziniert von Wolf Larsen und aus der Mischung aus Stärke und Intelligenz.


    Aber die Beschreibungen auf dem Schiff waren, wie du schon schreibst, wirklich sehr überzeugend. Wenn das Meer auch Jack Londons Eiswüsten aus seinen anderen Romanen ersetzt, ist diese Welt auf dem Schiff so eng und für sich alleine stehend, dass die allgemeinen Regeln für das Zusammenleben verändert werden. Das findet sich auch bei vielen anderen Büchern, die sich mit Schifffahrt im 19. und 20. Jahrhundert beschäftigt, aber beim Seewolf kommt es vielleicht am stärksten zur Geltung.


    Mal sehen, wie ich das Buch bei einem zweiten lesen empfinde!

  • Ich habe das Buch vor Urzeiten gelesen, allerdings erst nachdem ich diese vierteilige Fernsehserie mit Raimund Harmsdorf als mit in der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerdrückender Kapitän Wolf Larsen gesehen hatte.


    Ich war damals total begeistert von der Serie und wollte deshalb auch das Buch lesen. Andersherum wäre es vielleicht besser gewesen, denn ich war dann in meiner Betrachtung der Personen immer von der Serie beeinflusst. Durch das in der Serie gezeichnete Bild kam mir Hump eher wie ein Schwächling vor und der Kapitän eher wie ein Held, jedenfalls in meiner Erinnerung. Und insgesamt gefiel mir dann die Story so, wie sie in der Serie erzählt wurde, besser.


    Ich habe ansonsten relativ wenig von Jack London gelesen, zwei drei Bücher vielleicht, aber ein Buch von ihm hatte mich noch sehr beeindruckt, das war "Die Zwangsjacke".

  • Ich habe Jack London eine Zeitlang sehr gern gelesen, natürlich inkl. diesem Klassiker hier. Wirklich erinnern kann ich mich nicht mehr daran, aber gefallen hat es mir, das weiß ich noch. War wohl sowas wie mein erstes Reinschnuppern in die "Schiffsgeschichten".

  • Zitat

    Original von Chrissy
    Ich finde es wirklich überraschend, dass es bisher so wenige Meinungen über dieses weltberühmte Buch gibt. :gruebel


    Wahrscheinlich weil das Buch viele Leute in ihrer Kindheit, bzw. Jugendzeit gelesen haben, die Geschichten sind einfach Klasse!

  • Ich habe das Buch soeben beendet und bin von Londons Schreibkunst erneut begeistert. Ich liebe seine Art sich auszudrücken. Seine Sprache ist so detailreich und voller Bilder, dass man sich jede kleine Szene so genau vorstellen kann, dass man sie direkt vor sich sieht. Seine Ausdrucksweise ist ausgesprochen lebendig.


    Eines hat mir aber leider diesmal nicht so gut gefallen: Manche Ereignisse sind viel zu realitätsfern. Hier ein Beispiel:


    Abgesehen von den kleinen Ungereimtheiten und manchen wirklichkeitsfremden Ereignissen -welche in einem Roman durchaus erlaubt sind- ist die Lektüre in Handlung und Sprache großartig.


    Die Spannung zieht sich wie ein roter Faden von der ersten bis zur letzten Seite.

  • Ich mag Geschichten die auf hoher See spielen. Der unendliche Horizont, das Gefühl absoluter Freiheit aber gleichzeitig die klaustrophobische Enge die auf den Schiffen herrscht. Die niemals in Frage zu stellende Hierarchie und das autarke Zusammenleben der Crew die aus wildfremden Menschen bunt zusammengewürfelt ist. Auf den langen Seereisen mit den vielen exotischen Schauplätzen den Traum von Abenteuer und Freiheit zu Leben ist für viele die Triebfeder auf den Schiffen anzuheuern. Das auf jeder Schifffahrt das latente Risiko von Krankheiten lauert und gar das Vabanquespiel mit dem Tod eingegangen wird wird wohl oder übel in Kauf genommen.


    Dieser Klassiker der Seefahrtsliteratur von Jack London stand lange auf meiner Wunschliste. Die Neuübersetzung von 2014, die im DTV Verlag erschienen ist, war die Gelegenheit mich endlich auf die "Ghost" zu begeben. Während ich das freiwillig tat verschlägt es die eine Hauptfigur der Geschichte, Humphrey van Weyden, unverhofft auf die "Ghost". Als Schiffbrüchiger kann er froh sein, dass er vom vorbeifahrenden Robbenjäger-Schiff gerettet wird und am Leben bleibt. Der Gelehrte und Kunstliebhaber, von körperlich schmächtiger Gestalt, wird von Kapitän Wolf Larsen dazu verdonnert die Reise nach Japan mitzumachen und er wird der neue Kajütenjunge. Sein Überlebenswille glimmt immer stärker und sein innerer Kampf gegen die Widrigkeiten setzt einen Reifeprozess in Gang. Immerhin scheint "Hump", wie er von allen genannt wird, der einzige auf dem Schiff zu sein, der dem tyrannischen Kapitän Wolf Larsen intellektuell Paroli bieten kann. Wolf Larsen ist nicht nur ein grobschlächtiger Hüne mit schier übermenschlicher Körperkraft der ein unbarmherziges Regime führt sondern auch ein belesener Mann. Mit Hump hat er endlich einen Gegenpart gefunden mit dem über das Leben philosophieren kann.


    Dieser Roman gehört unter anderem in die Kategorie der Entwicklungsromane. Aus dem zerbrechlichen Humphrey van Weyden wird erst der Kochgehilfe Hump und dann arbeitet er sich dann in der Hackordnung innerhalb der Mannschaft bis zum Maat nach oben. Die harte Umgebung formt ihn vom Jüngling zum Mann. Aber auch der gefürchtete Alleinherrscher Wolf Larsen macht in der zweiten Hälfte eine tiefgreifende Veränderung durch. Seine heftigen Kopfschmerzattacken haben ihren Ursprung in einem tückischen Gehirntumor ... und enden in einem Schlaganfall. Generell verändert sich die die Grundstimmung im zweiten Teil des Romans recht stark. Das hat auch mit Maud Brewster und der aufkommen Liebesgeschichte zu tun die mich jedoch nicht besonders angesprochen hat. Mir persönlich hat die erste Hälfte des Romans besser gefallen aber das ist Geschmackssache.


    Ein Abenteuerroman der mit der teilweisen verklärten Darstellung der Seefahrt in der Literatur aufräumt. Knallhart wird der entbehrungsreiche Schiffsalltag der Crew beschrieben wie er anno dazumal war. Mitleidslos. Unmenschlich. Brutal. Die Figurenzeichnungen sind markant ausgefallen und die Protagonisten bleiben im Gedächtnis haften. Hie und da hätten sie etwas nuancierter, etwas feiner sein können. Zudem schimmern die moralische Absichten von Jack London insgesamt zu deutlich durch die Zeilen. Nichtsdestotrotz ein grosser Roman und zurecht ein Klassiker der Seefahrtsliteratur den man irgendwann in seinem Leben gelesen haben sollte. Wertung: 8 Eulenpunkte


    Edit: Gelesen hab ich die verlinkte Taschenbuchausgabe aus dem dtv Verlag.

  • Schön, dass das Buch gerade mal wieder hier besprochen wurde - danke, sapperlot.


    Ich bin noch ziemlich am Anfang und sehr angetan. Bisher habe ich von Jack London nur "Wolfsblut" gelesen, das Buch hatte mich gut unterhalten und angerührt. "Der Seewolf" gefällt mir auch von Anfang an sehr gut.


    Jack London hatte ein großes Erzähltalent! Das "starke Durchschimmern der moralischen Absichten" fällt mir allerdings auch auf, da ist er teilweise fast plump. Aber seine starken Beschreibungen und manchmal leisen, berührenden Passagen machen das wieder gut.

  • Der Seewolf von Jack London, sicher ein weltbekanntes Buch mit sehr vielen Verfilmungen. Ich kann mich nicht erinnern eine gesehen zu haben. Ein Abenteuerroman in einer Männerwelt, eine interessante Geschichte, aber auch ganz viel Brutalität und Böswilligkeit. Es passt schon alles irgendwie zusammen. Ich fragte mich nur immer, wie man denn so werden kann.


    Zwischendurch gibt es aber immer wieder Lichtblicke, aus dem rauen Alltag. Auch wenn mich die Handlungen oft schockierten, so ließen mich doch die Schicksale der Menschen meist unberührt.


    Gerne hätte ich noch ein Kapitel mehr gehabt, ich wüsste gerne wie die Geschichte weitergegangen wäre.


    Von mir gibt es 7 Punkte für eine gut lesbare Sprache, eine interessante Geschichte, aber doch lange teilweise sehr brutale Szenen und Beschreibungen.

  • Ich möchte euch etwas mitteilen:


    Am 16. werde ich beim Tätowierer vorstellig, um mir Vorlagen anzusehen.
    Am 20. wird die Vorlage dann übertragen - es ist nur ein Satz: "Leb wohl, Luzifer, stolzer Geist. (Jack London - der Seewolf [vertikal]) "
    Er wird sich ein paar Zentimeter über meinem rechten Handgelenk um den Arm winden. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber wenn mich etwas mein Leben lang begleiten soll, dann dieser Satz.

    Wolf Larsen ist der stärkste Charakter, den ich kenne. Er vertritt eine absolut rationale und lebensverneinende Ansicht, und zwar so durchdacht und mit solcher Konsequenz, dass man ihm trotz seiner Destruktivität Respekt zollen muss.
    Sein Siechtum und sein Tod waren seiner würdig. Der Schlußsatz von Maud Brewster ebenfalls. Maud und die Leser wissen: hier ging jemand Großes. Jemand Schlechtes zwar - aber trotzdem - oder gerade deswegen.