Anne Tyler - Fast ein Heiliger

  • Originaltitel: Saint Maybe


    Inhalt:


    Baltimore zwischen den 60er und 80er Jahren. Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Bedloe. Mutter Bee und Vater Douglas erziehen ihre Kinder Danny, Ian und Claudia. Sie sind eine glückliche Familie, die von allen beneidet werden.


    Im Jahr 1967 bringt Danny seine große Liebe Lucy mit nach Hause. Lucy ist bereits einmal geschieden, hat zwei Kinder und ist bald ein drittes Mal schwanger. Die Familie begrüßt sie nach dem ersten sekundenkurzem Schock über ihre Vergangenheit herzlich und macht sie oberflächlich betrachtet zu einem Teil von ihr. Doch bevor sich eine tiefe Bindung aufbauen kann, zerstört eine Tragödie die Idylle.


    Ian, der sich dafür verantwortlich fühlt, will Abbitte leisten und entscheidet sich für ein Leben, das er der Familie widmet. Was er dafür aufgibt und wie sich sein Leben daraufhin verändert, müsst ihr selbst nachlesen.


    Meine Meinung:


    Anne Tyler legt wieder einen ihrer warmherzigen Familienromane vor, die sich mit den Banalitäten des Alltags auseinandersetzen. Zumindest der Anfang war tragischer als ich erwartet hatte und hat mir wieder vor Augen geführt, wie wandelbar Anne Tyler innerhalb ihres Genres schreiben kann. Beim Lesen war mir ziemlich klar, wie ich die Handlung bewerten würde. Die Leserunde im Büchertreff hat mir aber klar gemacht, wie unterschiedlich andere Leser den Roman verstehen. Diese Vielseitigkeit des Romans ist für mich wirklich eine seiner Stärken.


    Die kurzen Kapitel und Zeitsprünge sorgen dafür, dass man einfach nicht aufhören kann zu lesen. An einigen Stellen hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht, was aber vielleicht nur daran liegt, dass ich das schöne Buch zu kurz fand. Ich wäre gern noch länger in der Geschichte geblieben.

  • Nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich versäumt, etwas dazu zu schreiben. Jetzt bekäme ich nicht allzu viel zusammen, aber es ist das Buch von Anne Tyler, das mich am meisten bewegt hat, glaube ich. Es ist mal ganz anders, als die anderen, die ich von ihr kenne.


    Es geht hier um einen sensiblen jungen Mann, der eine sehr große Schuld mit sich herumträgt, die ihm fast das Herz bricht. Er entdeckt eine kleine freikirchliche Gemeinde, deren Mitglied er wird. Obwohl er sich künftig für seine Mitmenschen aufopfert und sich selbst darüber fast verliert, verspürt er keine Erleichterung seiner Schuld - seine Verzweiflung nimmt einen als Leser ganz schön mit, aber es ist trotzdem kein deprimierendes Buch, sondern wieder eines, bei dem man merkt, dass Anne Tyler die Menschen einfach lieben muss.