Tricia Wastvedt - Untiefen (The River)
Erstveröffentlichung 2004
Meine Meinung (bezieht sich auf die englische Ausgabe):
Dreißig Jahre, nachdem die Gemeinde Cameldip durch den plötzlichen Tod der Geschwister Catherine und Jack, die im Fluss ertranken, erschüttert wurde, kommt die schwangere Anna in das scheinbar so idyllische Dorf. Sie hatte sich von ihrem Partner getrennt und plante einen Neuanfang. Ihr Ziel wählte sie per Zufallsprinzip aus, indem sie mit einer Nadel auf die Landkarte stach. Wie schicksalhaft diese Wahl sein würde, konnte sie nicht ahnen.
Anna kommt bei Isabel unter, der Mutter der damals ertrunkenen Kinder.
Als Annas Kind zur Welt kommt, verhält sich die anfangs so liebenswerte Isabel immer merkwürdiger. Nach und nach kommen die durch das gesamte Dorf so lange verdrängten Ereignisse ans Licht.
Die Autorin erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. So lernt der Leser nach und nach Anna und die Dorfbewohner kennen. Die Autorin verzichtet auf eine Vorstellung der einzelnen Charaktere und deren Beziehungen untereinander. Diese ergeben sich nach und nach aus der Erzählung. Außerdem lässt die Autorin immer wieder Rückblicke einfließen, die nicht in chronologischer Reihenfolge eingebracht werden. Diese Umstände machen es dem Leser nicht leicht, die Beziehungen zwischen den Dorfbewohner und die Reihenfolge der Ereignisse nachzuvollziehen. Ich selbst habe einige Male die Kapitelübersicht hinzugezogen, um mir die Zeitabfolge zu vergegenwärtigen.
Gerade diese Erzählweise fand ich dennoch sehr faszinierend, da sich so die Geschehnisse und die Beziehungen nach und nach wie ein Puzzle zusammenfügten. Hierdurch entwickelte sich eine unheimliche Spannung. Nach und nach erfährt der Leser, wie es zu dem Unglück kam und welche Folgen es für die Eltern der Kinder, aber auch für die gesamte Dorfgemeinschaft hatte. Annas Baby reißt alte Wunden wieder auf und setzt Ereignisse in Gang, deren Gefahr Anna erst viel zu spät erkennt.
Ein melancholisches, sprachlich anspruchsvolles Buch über Verlust, Schuldgefühle, Verdrängung und deren Folgen. Zum Ende hin konnte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen, so spannend war es. Leider sind für mich am Ende ein paar kleine Fragen offen geblieben.