Bastei-Lübbe, Taschenbuch, 2001, 653 Seiten
Handlung laut Rückseite:
Sophia und Thomas begegnen einander unter dramatischen Umständen: Im Italien des Jahres 1943, inmitten von Krieg und Verwüstung, kreuzen sich ihre Wege zum ersten Mal. Die Tochter eines toskanischen Adligen und der junge deutsche Soldat verstricken sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und gegen alle Widerstände in eine leidenschaftliche Beziehung. Obwohl sie schon bald durch die Wirren des Krieges wieder getrennt werden, will Sophia diese große Liebe nicht aufgeben. Mit unerschütterlichem Mut dem Schicksal trotzend, schöpft sie selbst aus bitteren Niederlagen noch die Kraft, um ihren Platz im Leben zu erkämpfen.
Zur Autorin:
Francesca Santini ist ein Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin.
Weitere Romane von Francesca Santini: Die florentinische Braut, Der Himmel über Siena, Die Löwin von Arezzo, Die Gärten der Marchesa.
Für 2008 ist Pinien im Wind angesagt.
Meine Meinung:
Gut durchkalkulierter Kitsch!
Aber immerhin intelligenter Kitsch, der besser als ein durchschnittlicher Liebesroman in seinen besten Momenten an Diana Gabaldons Stil (nur ohne Zeitreise natürlich) oder auch Tamara McKinley heranreicht.
Der Roman erinnert inhaltlich auch an Corellis Mandoline.
Zur Entspannung ist leichte Kost ganz brauchbar und der atmosphärische Toskanaroman lässt sich wirklich sehr flott und ansprechend lesen.
Italien im Krieg ist ein geeigneter Schauplatz, um der aufrechten Heldin Sophia Gelegenheit zu geben, als Krankenschwester aufzutrumpfen und sterbende zu trösten, bei Geburten den werdenden Müttern die Hand auf die Stirn legen und ansonsten mit ihrer Schönheit stets einen guten Eindruck zu hinterlassen. Mit dem verletzten deutschen Offizier Richard begegnet ihr schon bald ihr Jamie, den sie pflegen darf.
Es folgen reichlich eindeutige Liebesszenen. Für meinen Geschmack sind die Beschreibungen aber etwas zu viel des Guten.
Der Roman spielt mit Klischees, wenn z.B. der Heldin zwischendurch schon mal die obersten zwei Knöpfe abspringen und schwellende Brustansätze freilegen.
Richard ist zwar verheiratet, aber seine Frau befindet sich körperlich gelähmt und geistig umnachtet in einer Klinik.
Damit ist die Beziehung zwischen Sophia und Richard gerade schwierig genug, dass es spannend bleibt.
Interessant sind die schwierigen Gefühlslagen der Beteiligten, die sich aus der heimlichen Affäre von Roberto, Sophias Vater, mit der verheirateten Elsa und der Folgen, als es bekannt wird, ergeben.
Sowohl für Sophia als auch für Elsas Mann Salvatore ist es ein Schock.
Natürlich bleiben auch ungewollte Schwangerschaften gleich mehrfach nicht aus.
Währenddessen bestimmen die politischen Geschehnisse wenigstens indirekt auch die Schicksale der Protagonisten. Der politische Wandel nach Mussolinis Sturz, der Badoglio-Regierung und anschließender wiederum die Machtergreifung der Faschisten sowie den Luftangriffen der Alliierten verschärft die Lage für die italienischen Einwohner, die sowohl durch die Deutschen, den Alliierten und der eigenen Regierung zu leiden hat.
Politische Verhaftungen und Hinrichtungen, Massaker und Greueltaten sind die Folge.
Ich glaube, die Autorin hat Italien im zweiten Weltkrieg gut recherchiert. Der Vormarsch der Alliierten wird datumsgenau aufgeführt, beispielsweise die Schlacht um Monte Cassino, Flüchtlingsströme, Luftoffensive mit Zerbombung von Städten wie Viterbo bis genau zum zentralen Handlungsort.
Zypressenmond braucht nicht lange, um den Leser in der dichten Atmosphäre gefangen zu nehmen, sofern man das Genre akzeptiert. Der Roman ist geschaffen dafür, verfilmt zu werden, da er mit der Toskana als Schauplatz visuell in schwelgerischen Ausbrüchen wirkt.
Fatal wäre eine Umsetzung im Rosamunde Pilcher-Stil und in zu offensichtlichen Postkartenlandschaften, denn das hätte diese Liebesgeschichte nicht verdient.
Edit:
Fazit: Um noch einmal etwas klarer zu werden:
Mir hat der Roman gefallen für das was er ist: Ein romantischer Liebesroman vor einer historischen Kullisse, die aber auch wirklich nur als Kullisse genutzt wurde. Nicht mehr und nicht weniger. Deswegen ist es für mich ein leichter Unterhaltungsroman mit bekannten Zutaten und kein historischer Roman.
Nachdem ich den Roman als das akzeptiert hatte, was er ist, gefiel er mir ganz gut, obwohl es auch in diesem Genre noch besseres gibt.
Ich gebe trotzdem gerne 7 von 10 Punkte.