Groß und immer größer - Thalia übernimmt Karstadt-Buchhandlungen

  • Zitat

    Original von Nudelsuppe


    Ich mag unordentliche Buchhandlungen.
    Und dort kaufe ich auch vorwiegend weiter ein. Es würde ein wichtiger Teil Stadtkultur verschwinden, wenn auch die letzten kleinen, persönlich geführten Läden großen Ketten weichen müssten. Es ist schon seltsam. Einerseits haben wir die Möglichkeit zur größtmöglichen Individualisierung, andererseits findet eine unglaubliche Vermassung auf allen Ebenen statt.
    Ein Beispiel ist für mich BoD, das im Prinzip wunderbare, äußerst heterogene Publikationen ermöglichte. Wenn man die Leseproben durchgeht hat man aber schnell den Eindruck eines homogenen Wortbreis (Voltaire: damit spreche ich nicht ab, dass es Perlen gibt, und ich bewundere jeden, der sich die Mühe macht sie zu finden; du bist also sozusagen der Tante Emma-Laden der Rezensenten).


    :wave
    Marcel


    Das kann ich nur unterschreiben. Gerade die kleinen, oftmals etwas chaotischen Buchhandlungen sind es doch, die den ganz besonderen Reiz des Stöberns ausmachen. Hier in der Hamburger Innenstadt gibt es drei Thalia-Läden, quasi in Sichtweite, aber Stöbern kann man dort ganz sicher nicht. Das Sortiment umfasst fast nur das was aktuell oder halt noch nicht so ganz alt ist. Irgendwelche "Überraschungen" findet man dort allerdings nicht.


    Leider sind hier im letzten zwei meiner ganz besonders geschätzten Buchläden von der Bildfläche verschwunden. Der eine ging Konkurs und der andere Laden wurde von der Inhaberin aus Altersgründen aufgegeben. Gerade mit dieser Inhaberin habe ich so manche Mittagspause wunderbare Gespräche über Bücher geführt, was dazu führte, dass ich endlose lange Mittagspause gemacht habe.
    Leider finde ich bei den Damen und Herren bei Thalia kaum mehr diese ganz besondere Liebe zu den Büchern. Dort sind sie mehr in der Position von ganz normalen Einzelhandelskaufleuten. Bücher sind dort ausschließlich eine Ware, aber nicht mehr unter anderem auch eine Ware.


    Nudelsuppe
    Herzlichen Dank für die Bezeichnung "Tante-Emma-Laden der Rezensenten" - als Hamburger nehme ich zwar keine Orden an, aber diese Bezeichnung werde ich wie einen Orden am virtuellen Revers tragen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Also ich persönlich habe noch keine schlechten Erfahrungen mit Thalia Mitarbeitern gemacht. Im Gegenteil. Als ich ein Buch suchte und die Dame nicht wusste, wo es steht, weil es dafür mehrer Möglichkeiten gibt, hat sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um dieses Buch aufzutreiben.


    Bis jetzt wurde mir noch jedes mal freundlich und kompetent geholfen.


    Thalia legt eigentlich recht großen Wert auf die Qualität ihrer Mitarbeiter. Meistens übernehmen sie die Mitarbeiter der Buchhandlungen, die sie kaufen. Die arbeiten dann ggf. seit Jahren so, wie sie eben arbeiten. Freundlich oder unfreundlich, kompetent oder eben nicht.


    Man kann also nicht pauschal sagen: Die Thalia Mitarbeiter taugen nichts.


    Ein Vorteil von großen Buchhandlungen ist, dass die Buchhändler immer in "ihrer" Abteilung sind und sich darin in der Regel sehr gut auskennen. In kleinen Buchhandlungen kommt es meiner Meinung nach öfter vor, dass die Buchhändler eben auch ein spezielles Gebiet haben auf dem sie sich besonder gut auskennen, aber eben auf den anderen kaum.


    Und sollte man mal in einer großen Buchhandlung jemanden erwischen, der sich gerade nicht auskennt: Es könnte sein, dass derjenige eben gerade den kranken Kollegen aus eben dieser Abteilung vertritt...




    Und was die Auswahl der Bücher angeht: Gerade gestern war ich sehr erstaunt über ein paar Krimis, die frontal präsenentiert wurden. Die entsprachen nicht dem Mainstream, waren nicht von Knaur, sondern von Grafit etc.


    Ein anderer Tisch war mit Stabelware belegt. Krimis aus der Region von einem sehr, sehr, sehr kleinen Verlag.


    Die einzelen Filialen von Thalia entscheiden regional. Sie passen sie dem hiesigen Publikum an. Und die Filialleitung entscheidet selbstständig was eingekauft wird. Es ist nicht so, dass die Auswahl der Bücher überall gleich ist und von ganz oben bestimmt wird.


    Ich denke, dass sich eher ein großer Sortimenter leisten kann auch mal Bücher einzukaufen, die nicht Mainstream sind. Ein kleiner überlegt sich schon ganz genau mit was er seine paar Meter Regal füllt. Wer das dann auch macht, ist eine ganz andere Sache.


    Die beiden kleinen Buchhandlungen hier am Ort haben jedenfalls keine andere Auswahl an Büchern, als die großen in der großen Stadt. Nur eben eine viel kleinere...

  • Na ja, also so wirklich außergewöhnlich ist Grafit wahrlich nicht. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass der ganze Einkauf für jede Filiale selbst getätigt wird. Das wird sicherlich zum Großteil zentral gemacht.
    Wenn es niemanden stört, dass die kleinen Buchhandlungen pleite gehen, dann kann ruhig weiter bei Amazon, Thalia und Co gekauft werden, aber sonst sollte man wirklich überlegen, wo man seine Bücher kauft.
    Es ist auch sicher nicht verkehrt, im Buchladen um die Ecke mal nachzufragen, was für einen Service sie bieten. Sooo viele nehmen bereits online-Bestellungen an und verschicken auch Bücher. Sicherlich ab einem bestimmten Wert auch versandkostenfrei.

  • Zitat

    Original von LuellaLu
    Man kann nur hoffen, dass Thalia & Co sich ein wenig übernehmen und selbst zu Grunde richten.


    Denkst Du bei solch einer Bemerkung eigentlich auch an die Menschen, die da arbeiten? :wow BuchhändlerInnen wie mich z.B., die bestimmt nicht mit allen Entwicklungen auf dem deutschen Buchmarkt zufrieden sind?

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • @ Fritzi:


    Zitat

    Denkst Du bei solch einer Bemerkung eigentlich auch an die Menschen, die da arbeiten? Wow BuchhändlerInnen wie mich z.B., die bestimmt nicht mit allen Entwicklungen auf dem deutschen Buchmarkt zufrieden sind?


    So bedauerlich dieser Umstand auch ist, fragt man sich, ob Thalia-Mitarbeiter trauern, wenn Mitarbeiter einer kleinen Buchhandlung, die schließt, gefeuert werden? Hier wirken ganz einfach betriebswirtschaftliche Gesetze.
    Bedauerlich ist nur, dass der Leser nur noch die Wahl zwischen Thalia, Hugendubel, Weiland, Mayersche und Co. hat und jegliche Randliteratur herunterfällt und dass, obwohl die großen Buchhandlungen die finanziellen Möglichkeiten für Experimente haben. Dieses Potenzial sehe ich noch nicht genutzt.

  • Fritzi, denkst du auch an mich? Die Jungbuchhändlerin, die in der kleinen Buchhandlung nicht übernommen werden konnte, weil eine Mayersche in der Innenstadt eröffnet hat?
    Das muss man von beiden Seiten betrachten. Ich fände ein Nebeneinander sehr erstrebenswert: Buchkaufhäuser für Leute, die gern viel Auswahl haben und weniger den persönlichen Kontakt schätzen und kleine Buchhandlungen, die augewähltes Sortiment präsentieren. Leider streben Thalia und Co aber ein anderes Ziel an und die Entwicklung finde ich einfach bedauerlich.

  • LuellaLu :
    Bei aller Liebe und Mitgefühl deiner Situation gegenüber, finde ich einen solchen Wunsch ziemlich naiv.


    Zitat

    Original von LuellaLu
    Leider streben Thalia und Co aber ein anderes Ziel an und die Entwicklung finde ich einfach bedauerlich.


    Ja nun, welches Ziel strebt denn Thalia an? Denkst du ernsthaft oberstes strategisches Ziel von Thalia lautet: "So schnell wie möglich die Kleinen begraben?" Ich kann dir mit 100%-iger Sicherheit sagen, dass Thalia andere, vernünftigere und erfolgsversprechendere Ziele vor Augen hat als das. Wirklich. Letztendlich dürfte das Überlebensziel des größtmöglichen Gewinns deiner Geschäftsführung gar nicht so sehr von dem der Thalia-Geschäftsführung abweichen. Die Mittel sind jedoch nicht vergleichbar - mittlerweile. ;-)


    Bedauerlich finde ich, dass nur polarisierend gedacht und gehandelt wird - sowohl von den Großen als auch von den Kleinen. Das die "Großen" dabei am längeren Hebel sitzen, ist natürlich schlecht für den, der sich als "klein" bezeichnen muss, sicherlich aber gerne größer wäre. ;-)
    Mich persönlich nervt diese Pauschalisierung "die Großen sind immer schlecht" und "die Kleinen sind immer arm dran" sehr. Hier kennt doch keiner genau die Visionen und Strategien der Einzelnen, egal ob groß oder klein. Pauschalbeurteilungen sind, wie immer, undifferenziert und meines Erachtens auch albern und tragen keinesfalls dazu bei, die Umstände zu verbessern, sondern verschärfen lediglichlich das Konkurrenzgehabe, das nicht immer angebracht ist.


    Eines sollte man nicht vergessen: Thalia hat auch einmal ganz, ganz klein angefangen. Das sie nun da stehen, wo sie heute stehen, haben sie einer wohl nicht ganz schlechten Wachstumspolitik zu verdanken. Natürlich können, wie sonst auch im Leben, nicht alle Beteiligten gewinnen. Natürlich wird es immer auch Verlierer geben. Allerdings beschäftigt Thalia mittlerweile rund 3000 Menschen, die in der jetztigen Situation einen relativen sicheren Arbeitsplatz haben, was ja nun auch nicht zu verachten ist.


    Ich selbst war bis Ende des Jahres bei einer Buchhandlung beschäftigt, die im September 2004 zu 75% an Thalia verkauft wurde. Bis dahin waren wir eine sehr erfolgreiche, familiengeführte Unternehmung. Die Entscheidung sich Thalia anzuschließen, kam nicht aus einer Notsituation heraus, sondern nach weitreichenden Überlegungen. Unsere Mitarbeiter waren nach anfänglicher Überraschung sehr erfreut über diese Entwicklung, denn, dass wir uns in irgendeiner Art und Weise verändern werden müssen, war so ziemlich allen klar. Wie schon erwähnt, ist der Verdrängungskampf im Buchhandel sehr groß.


    Ob man nun der Sortimentspolitik der "Großen" positiv oder negativ gegenübersteht steht, ist eine andere Sache. Von der kulturellen Verantwortung mal abgesehen, muss man jedoch auch hier eines bedenken: Gehen diese großen Unternehmung wirtschaftliche Risiken ein, indem sie "schlecht" einkaufen, so gefährden sie damit eine Menge Arbeitsplätze. Ein schlechte Einkaufsstrategie ist ab einer gewissen Größe so schnell nicht mehr rückgängig zu machen bzw. die Schäden können immens sein (hier geht es nicht nur um Einkauf, sondern auch um die gesamte Logistik, die dahinter steht, die EDV, die Kapitalbindung etc. - ja, es ist tatsächlich nicht immer so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint). Es macht eben mal keinen Sinn für die paar Leser, die viel lesen in Deutschland, einzelne Büchertische mit ausgefallenen oder nicht populären Titel hinzustellen. Das ist unwirtschaftlich und könnte im Extremfall, wenn man dieses Einkaufsverhalten weiter spinnt - zum Ruin führen (im Extremfall!).


    Ich bin übrigens sehr wohl der Meinung, dass Klein und Groß hier gut nebeneinander bestehen können. Thalia und Co. sind mittlerweile fast schon Medienhäuser. Das Buchsortiment hat genauso viel Gewicht, wie das DVD-, Schreibwaren- oder auch Geschenksortiment. Das stecken doch völlig andere Strategien dahinter als bei einem Kleinbuchhändler. Und wenn es doch so kommt, dass die kleinen Buchhandlungen aussterben, ist das letztendlich der Wunsch des Verbrauchers gewesen. Denn immernoch entscheidet ein jeder selbst, wo er zum einkaufen hingeht. Mir gefällt es sowohl bei Thalia, Hugendubel und Co. als auch im kleinen, beschaulichen Buchladen. Ich besuche regelmäßig beide Läden. :-)

  • SueTown, ich finde deinen Angriff fast schon unverschämt. Sicherlich hat Thalia sich nicht "Alle Kleinen platt machen" auf die Stirn geschrieben, aber das Buchhandelsketten eine sehr offensive Taktik fahren, sollte man doch mitbekommen haben. Ob das wirklich wirtschaftlich sinnvoll ist, sei mal dahin gestellt. Ich denke Thalia kann glücklich sein, dass die Douglas-Holding dahinter steckt...
    Und wenn du meinen Beitrag aufmerksam gelesen hast, hättest du gemerkt, dass ich sehr wohl für ein "nebeneinander" plädiere, damit jeder Kunde dort einkaufen kann, wo er es am liebsten mag.
    Ich finde es auch schade, dass du die Einkaufspolitik noch verteidigst, indem du sagst, alles andere sei nicht wirtschaftlich, anstatt dies als Manko von großen Buchkaufhäusern anzuerkennen.
    Jeder soll dort einkaufen, wo er will, aber wenn man in großen Buchhandlungen einkauft, sollte man sich nicht über Mainstream beschweren. Das ist nunmal das Resultat.
    Mehr sag ich zu dem Thema nicht.

  • LuellaLu :
    Wie kannst du folgende Aussage treffen

    Zitat

    Original von LuellaLu
    Man kann nur hoffen, dass Thalia & Co sich ein wenig übernehmen und selbst zu Grunde richten.


    Und zugleich für ein Nebeneinander sein? Das leuchtet mir nicht ganz ein.


    Zitat

    aber das Buchhandelsketten eine sehr offensive Taktik fahren, sollte man doch mitbekommen haben. Ob das wirklich wirtschaftlich sinnvoll ist, sei mal dahin gestellt.


    Ich denke, die Entscheidung darüber wurde schon über die Ergebnisse getroffen. :lache


    Zitat

    Ich denke Thalia kann glücklich sein, dass die Douglas-Holding dahinter steckt...


    Ja, aber sicher können sie das sein. So wie es viele andere auch sein würden, wenn die Douglas Holding oder DBH hinter ihrem Rücken steckte...


    Zitat

    SueTown, ich finde deinen Angriff fast schon unverschämt.


    Ich wollte dich keinesfalls angreifen. Solltest du es als das aufgegriffen haben, dann tut mir das ernsthaft leid. Andererseits lässt du viel Freiraum für eigene Spekulationen, indem du eine Feststellung in den Raum wirfst, ohne sie näher zu erläutern. Ich habe diese Feststellung aufgegriffen und sie eben so interpretiert.


    Zitat

    Jeder soll dort einkaufen, wo er will, aber wenn man in großen Buchhandlungen einkauft, sollte man sich nicht über Mainstream beschweren.


    Nicht die großen Buchhandlungen erzeugen Mainstream, sondern die Verbraucher. Wie dieser Mainstream eingekauft wird, ist eine andere Sache.

  • Eigentlich wollte ich ja meine Klappe halten, aber ich kann es nicht leiden, wenn man meine Aussagen verdreht. ;)
    Da Thalia und Co kein Nebeneinander mehr erlauben, sagte ich, würde ihnen ein Dämpfer nicht schaden. Eigentlich habe ich nämlich auch kein Problem mit großen Buchhandlungen, wie ich bereits erwähnte. "Ich fände ein Nebeneinander sehr erstrebenswert: Buchkaufhäuser für Leute, die gern viel Auswahl haben und weniger den persönlichen Kontakt schätzen und kleine Buchhandlungen, die augewähltes Sortiment präsentieren. Leider streben Thalia und Co aber ein anderes Ziel an und die Entwicklung finde ich einfach bedauerlich."
    Das lässt nun wirklich wenig Interpretationsspielraum.
    Wie gut Thalias Ergebnisse nun wirklich sind, ist wohl nicht erkennbar, deshalb auch mein Hinweis zur Douglas Holding.
    Zu deinem letzten Punkt: Die großen Buchhandlungen erzeugen in gewisser Weise Mainstream, indem sie mit ihren festen Verlagen zusammenarbeiten und die kleineren außen vor lassen und nur das, was massenkompatibel ist anbieten.

  • Luella,


    das Ergebnis von Thalia ist sehr wohl sichtbar - mit Deinem Hinweis auf die Douglas Holding warst Du schon auf dem richtigen Weg.
    Bei einem Umsatz von 550 Mio im letzten Geschäftsjahr haben sie ein Vorsteuerergebnis von 13 Mio erwirtschaftet und das ist wahrlich nicht schlecht für den Einzelhandel!
    (Quelle: http://www.dhag-gb.com/index.php?id=seg&L=0)


    natürlich kann man jetzt aus der Segmentberichterstattung auch nicht so viel erkennen - vor allem nicht, ohne den Rest des Abschlusses gründlich gelesen zu haben - aber erkennen kann man, dass sie relativ viel Fremdkapital aufgenommen haben und viel Zinsen zahlen müssen. Ich vermute mal, das kommt durch die starke Aufkaufmentalität - irgendwie muss das ja bezahlt. Inwieweit das jetzt Finanzierung durch die Holding ist, kann man nicht erkennen. Aber fest steht sicherlich, dass sie allein durch ihre Größe einige finanzielle Vorteile gegenüber einem kleinen Buchhändler haben. Ich vermute mal, dass sie mit dem Ausbau ihrer Marktstellung weiter machen werden und ich persönlich sehe im Moment auch nicht, warum das nicht für Thalia funktionieren sollte.


    (nein, das war jetzt keinerlei Wertung - lediglich ein paar Informationen)

  • Es ist nicht ersichtlich, wieviel Umsatz Thalia macht. Klar, sie werden eben von der Holding gehalten und sicherlich deshalb nicht pleite gehen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Thalia selbst rote Zahlen schreibt. Inwiefern das stimmt, kann und will ich auch gar nicht beweisen.
    Ich wollte einfach in Frage stellen, ob diese andauernden Neueröffnungen wirtschaftlich wirklich rentabel sind oder ob das einfach Verdrängungsstrategie ist?

  • Bin etwas im Zeitdruck, drum wieder nur ein Link zum Börsenblatt, wo in einem Artikel vom 08. Mai Zahlen genannt wurden. Hier nur der Kernsatz zum Gewinn:

    Zitat

    Boersenblatt.net:
    Das Ergebnis vor Zinsen, Ertrag-steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Buchbereich stieg wachstumsbedingt auf 35,4 Millionen Euro nach 29,8 Millionen Euro im Vorjahr.


    @ Queedin
    Danke für die Info (den Link) - die werde ich mir morgen mal in Ruhe zu Gemüte führen!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Puuuhhh...irgendwie komme ich in dieser Situation selbst auf kein so eindeutiges Ergebnis.
    Einerseits...Ich wehre mich entschieden gegen die Meinung, dass die großen Häuser Mainstream hervorrufen. Warum? Wo sonst als in großen Häusern gibt es die Möglichkeit, viele verschiedene Verlage anzubieten? Kleine Buchhandlungen haben auch ein wesentlich kleineres Angebot, logischerweise. Und mal von Spezialbuchhandlungen abgesehen sind das die Titel, die sich am besten verkaufen und am meisten nachgefragt sind, sonst könnte sich keine Buchhandlung über Wasser halten. Natürlich kommen dazu einige persönliche Schätzchen der Buchhändler, aber das ist in großen Läden nicht anders. Große Häuser mit viel Platz haben viel eher die Möglichkeit, Verlagsprogramme auszuprobieren, können meistens ein tieferes Sortiment haben, weil sowohl platztechnisch als auch finanziell andere Möglichkeiten da sind. Wenn ich in eine kleine Buchhandlung gehe, hat die sicherlich nicht andere Titel vorrätig als die große in der Innenstadt, nur insgesamt einfach weniger Auswahl. Dieser Vorwurf, große Häuser erzeugen Mainstream finde ich recht haltlos.
    Andererseits...Auch uns gegenüber eröffnet nächstes Jahr eine Thalia-Filiale und auch wir zittern bei dem Gedanken daran. Fakt ist, dass Thalia sich bewusst großen Läden gegenüber setzt um sie vom Markt zu schieben. Das ist leider einfach so. Fakt ist aber auch, dass Thalia bis vor kurzem in Wiesbaden noch nicht stationiert war und natürlich wollen sie sich die dortige Käuferschicht nicht entgehen lassen. Dass sie dabei uns liebend gerne "abschieben" würden, ist wohl klar und ist die ganz normale Konkurrenz auf dem Markt. Ich finde es Blödsinn, immer grundsätzlich auf Thalia zu schimpfen. Sicher, nicht immer ist schön was passiert. Z.B. führt Thalia Verhandlungen mit Verlagen, die oft nicht ganz feierlich sind und was sie dabei an Rabatten u.ä. rausschlagen können, macht schwindlig. Aber nennt mir einen Bereich in der Wirtschaft wo es nicht vergleichbar zugeht. Und ist es bei Amazon nicht genauso? Und bestellt ihr trotzdem über Amazon? Thalia legt großen Wert auf gutes Personal, das wird regelmäßig geschult, in vieler Hinsicht. Ja, Thalia kauft vieles zentral ein. Aber lange nicht alles und jeder Mitarbeiter kann dennoch eine persönliche Note einbringen. Und es ist eigentlich auch nicht so, dass Thalia Häuser aufkauft und erstmal die Mitarbeiter vor die Tür setzt. In der Regel werden diese mitübernommen.
    Wie gesagt...ich bin sehr zwiegespalten und finde es schwierig, sich hier eine eindeutige Meinung zu bilden. Deshalb würd ich zuallererst sagen...nicht immer so pauschal urteilen.

  • Zitat

    Original von LuellaLu
    Es ist nicht ersichtlich, wieviel Umsatz Thalia macht. Klar, sie werden eben von der Holding gehalten und sicherlich deshalb nicht pleite gehen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Thalia selbst rote Zahlen schreibt. Inwiefern das stimmt, kann und will ich auch gar nicht beweisen.


    Du hast aber schon auf den Link geklickt und mein Posting gelesen oder?


    Dort stehen doch die Zahlen für das Segment "Bücher" klar und deutlich! Und Bücher steht für die Thalia-Kette. Was suchst Du denn noch? Rote Zahlen sind dort deutlich nicht zu erkennen!


    Die Zahlen, die SiCollier in seinem Posting zitiert beziehen sich auf das Halbjahr 1.10.06-31.03.2007 (Douglas hat ein vom Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr). Den vollständigen Bericht gibt es hier (PDF). Deutlich wird, dass die Umsätze in diesem ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres im Vergleich zum Gesamtjahr des Vorjahres fast genauso hoch sind! Das ist schon beeindruckend und sicherlich nur durch die Expansion zu schaffen. Andererseits muss man aber auch bedenken, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem ersten Halbjahr lag.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    @ Fritzi:



    So bedauerlich dieser Umstand auch ist, fragt man sich, ob Thalia-Mitarbeiter trauern, wenn Mitarbeiter einer kleinen Buchhandlung, die schließt, gefeuert werden? Hier wirken ganz einfach betriebswirtschaftliche Gesetze.


    Sag mal, was glaubst 'n Du? :wow Wir Angestellten machen leider die betriebswirtschaftlichen Gesetze nicht und wir reiben uns bestimmt nicht die Hände, wenn wir hören, wieviele kleine Sortimenter ständig geschluckt werden! Ich finde es schon fast eine Unverschämtheit, den Thalia-Mitarbeitern solch eine Haltung zu unterstellen, wie Du es hier tust!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von LuellaLu
    Die großen Buchhandlungen erzeugen in gewisser Weise Mainstream, indem sie mit ihren festen Verlagen zusammenarbeiten und die kleineren außen vor lassen und nur das, was massenkompatibel ist anbieten.


    Sorry, aber hier muß ich Dich korrigieren! Zumindest in unserer Filiale werden sehr wohl kleinere Verlage berücksichtigt und auch viele regionale Publikationen angeboten, incl. Lesungen etc. !

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT


  • @ Fritzi:


    Ich unterstelle dir gar nichts, auch keinem Mitarbeiter von Thalia.
    Aber auf deine Äußerung zu LuellaLus Beitrag, Thalia möge sich zugrunde richten, hast du geantwortet, wer an die Jobs der Thalia-Mitarbeiter denke.
    Meines Erachtens kam deine Antwort als Betroffene zurecht. Aber genauso muss die Gegenfrage erlaubt sein, wer an die Jobs der Mitarbeiter denkt, die in die Insolvenz getrieben wurden?
    Und nochmal zur Klarstellung: ich wünsche keinem Buchhändler den Jobverlust, egal ob Thalia-Mitarbeiter oder Angestellter im kleinen Laden.


    Zugegeben, ich mache keinen Hehl daraus, dass ich kein Freund von Thalia bin. Und ich hatte meine Vorurteile, die bestätigt wurden.
    Als sie hier eröffneten haben sie zweimal ihre Chance bekommen und sie zweimal nicht genutzt. Bewusst spreche ich hier nur von Kiel. Von keinem anderen Standort.
    Und leider machen Übernahmen von Thalia die Buchladenlandschaften in dieser Welt noch ein wenig trister.