"Der bunte Schleier" - W. Somerset Maugham

  • "DER BUNTE SCHLEIER" VON W. SOMERSET MAUGHAM


    INFOS ZUM BUCH:
    Originaltitel: The painted veil
    Originalsprache: englisch
    Übersetzung von: Anna Kellner und Irmgard Andrae
    Erscheinungsjahr: 1925



    KURZBESCHREIBUNG:
    Kitty Garstin, schöner, langsam verblassender Stern am Londoner Gesellschaftshimmel, heiratet in Torschlußpanik einen jungen Wissenschaftler und geht mit ihm nach Hongkong. In der engen Gesellschaft der einstigen Kronkolonie gelangweilt, verfällt sie bald dem eitlen Charles Townsend. Als ihr Mann davon erfährt, ändert sich ihr Leben von Grund auf ...



    KOMMENTARE:
    "Kein Schriftsteller beherrschte sein Handwerk besser." (Raymond Chandler)
    "Ein Autor von verblüffender Modernität." (Der Tagesspiegel, Berlin)



    MEINE MEINUNG:
    Kitty ist zu Beginn eine eitle, verwöhnte Göre, die nur den jungen Wissenschaftler Walter Fane heiratet, damit ihre jüngere Schwester nicht vor ihr den Bund der Ehe schließt. Dies und ihre anschliessende Affäre, der sie mit solch einer Dreistigkeit und Unbefangenheit nachgeht, passen zu ihrem Charakter.
    Doch als sie von ihrem Mann gezwungen wird, in ein Cholera-Gebiet zu reisen, und somit einer tödlichen Gefahr ausgesetzt wird, beginnt angesichts Armut, Krankheit und Tod ihre Veränderung. Sie findet den Sinn in ihrem Leben und letztendlich auch inneren Seelenfrieden. Der lange steinige Weg den Kitty gehen muss, ist schön beschrieben.


    Der Roman war sehr schön zu lesen.
    Vom Stil her ist er etwas anders als die anderen von W. Somerset Maugham. Allerdings muss ich sagen, dass ich die anderen auch besser finde. Es ist also in meinen Augen keins der Meisterwerke, die ich von Maugham sonst gewöhnt bin, aber eine stilvolle, angenehm lesbare Lektüre für zwischendurch.


    Soweit ich weiss wurde „Der bunte Schleier“ sogar verfilmt. Ich habe ihn aber nicht gesehen.

  • Das Buch wurde bereits mehrfach verfilmt, u.a. mit Greta Garbo.


    Und vor kurzem mit Naomi Watts und Edward Norton.
    Den Film habe ich im Original (The painted veil) gesehen.
    Obwohl er nicht wirklich schlecht ist, fehlt ihm das Besondere. Manchmal bei über 2 Stunden etwas langweilig.
    Als ob sich die Macher nicht bewusst waren, welche Vorgänger es bereits gab.


    W.Somerset Maughams Idee fand ich nicht schlecht, aber ich mag am meisten seine kürzeren Texte, wie Die Tür des Schicksals, Der Brief oder Oben in der Villa

  • Bei der ersten Szene im Schlafzimmer, als sie quasi von ihrem Mann "erwischt" wird, habe ich mich erinnert, dass ich den Film vor vielen Jahren gesehen habe. Und von da an ist immer wieder eine Erinnerung daran aufgeblitzt. Allerdings weiß ich nur noch, dass es ein Schwarz-Weiß-Film war. Ich habe keine Ahnung mehr, wer die Hauptdarsteller waren.


    Das Buch liest sich gut und spannend und vielleicht mochte ich das Buch auch wegen der Déjà-vu-Erlebnisse.

  • Dieses Buch wurde mir vor Kurzem von einer Bekannten geradezu aufgedrängt; ich hatte ihr ein Buch mitgebracht, von dem wir mal geredet hatten, und da hat sie mir im Gegenzug einfach die beiden Bücher in die Hand gedrückt, die sie gerade gelesen hatte. Das eine war dieses, das andere vom selben Autor "Up at the villa". Da musste ich sie nun auch lesen. :rolleyes


    Vor Jahren habe ich mal "Of human bondage" ("Der Menschen Hörigkeit") von William Somerset Maugham gelesen, und es hat mir sehr gut gefallen. Dieses hier war zumindest besser, als ich befürchtet hatte... ich hasse es, Bücher verordnet zu bekommen. Es las sich leicht, und man bekam mal wieder einen interessanten Einblick in die englische Kolonialkultur. Hongkong ist mir allerdings recht blass geblieben. Schade, denn nachdem S.J.Rozan mir kürzlich in Reflecting the sky so lebendige Bilder aus dem modernen Hongkong vermittelt hatte, hätte ich nun gern mal den Vergleich gehabt.


    Weniger gut gelungen fand ich die Schilderung der Cholera-Epidemie in dieser chinesischen Stadt, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Da Kitty doch recht abgeschirmt lebte, konnte ich mir nicht gut genug vorstellen, wie schrecklich es wirklich gewesen sein muss; die Zahl der Toten sagte mir nicht viel. Das änderte sich auch nur wenige, als


    Dass entweder sie oder Walter erkranken musste, war ja eigentlich klar...


    Zu einfach war mir auch der Schluss.


    Ich weiß nicht, WIE ich mir den Schluss gewünscht hätte, aber jedenfalls anders. ;-)


    Vielleicht habe ich - das kann wirklich sein - in den letzten Jahren (seit "Of human bondage") aber auch einfach zu viele Bücher mit Happy End nach Standardstrickmuster gelesen, um diese Geschichte jetzt wirklich wertschätzen zu können. Auch OK. ;-)


    Ich werde "Up at the villa" nun auch noch lesen; mal gucken, vielleicht bin ich da ja rundum besser zufrieden. Es macht mir Mut, dass Herr Palomar es besser fand als "The painted veil".


    Ich habe übrigens ein sehr zerliebtes englisches Penguin-Taschenbuch gelesen und es als sehr angenehm empfunden, dass das Buch schon so viele Knicke hatte, da kam es auf einen mehr oder weniger nicht mehr an. ;-) Stellvertretend hier eine andere - lieferbare - Taschenbuchausgabe.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MaryRead ()

  • Dieses Buch ist meines Erachtens schon jetzt ein Klassiker! :anbet


    Es liest sich schnell und gut und zeichnet sehr prägnante Charaktere. Der Erzählstil der 20er Jahre ist wunderbar.


    Mich hat die Garbo-Verfilmung zum Lesen animiert, aber das Buch ist - ohne der Göttlichen zu nahe treten zu wollen - einfach um Längen besser.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers