Oskar und das Geheimnis der Kinderbande (Oskar-Reihe Band 2) - Claudia Frieser (ab 10 Jahren)

  • Rückentext:
    Noch während Oskar das Mädchen anstarrte, war sie aufgestanden und davongelaufen. Oskar kniete immer noch am Boden und hielt die Münze in der Hand. "He! Du hast eine vergessen!", rief er ihr nach. Aber sie war bereits in einer schmalen Gasse verschwunden.


    Woher hat das Mädchen, mit dem Oskar gleich nach seiner Ankunft in Nürnberg zusammenstößt, so viele Münzen? Hat sie etwas mit der berüchtigten Diebesbande, der "Zunft der Bettler" zu tun? Sein Freund Albrecht will unbedingt Nachforschungen anstellen und unversehens steckt Oskar mittendrin in einem neuen Mittelalter-Abenteuer!


    Autorin:
    Claudia Frieser ist 1967 in Sulzbach-Rosenberg geboren. Sie studierte in Regensburg und Bamberg Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Nach dem Studium beteiligte sie sich an Ausgrabungen und verschiedenen Forschungsprojekten. Außerdem arbeitete sie eine Zeit lang am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, bevor sie beschloss, sich mal auf ganz andere Weise mit dem Mittelalter zu beschäftigen. So entstand ihr erstes Kinderbuch "Oskar und das Geheimnis der verschwundenen Kinder". Mit dem vorliegenden Band setzt sie Oskars Abenteuer im mittelalterlichen Nürnberg nun fort. Claudia Frieser lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Bamberg.


    Meine Meinung:
    Ein halbes Jahr ist vergangen, seit Oskar das erste mal für 2 Wochen in das Jahr 1484 gereist ist und das alte Nürnberg erkundet hat. Er und seine Eltern bekommen Besuch von Großonkel Heinrich (dem Bruder seines verstorbenen Opas) und dessen Frau Kunigunde. Als Onkel Heinrich nun verkündet, er würde Oskar am Wochenende(!) Nachhilfeunterricht in Latein erteilen, hat Oskar die Schnauze voll. Und so entflieht er wieder zu seinen Freunden: dem Lausejungen Albrecht (der einmal einer der bekanntesten Maler seiner Zeit werden wird... Albrecht Dürer) und der freundlichen Baderin Kathrin, die eine Apotheke beim Heilig-Geist-Spital betreibt.


    Es ist der 26. März 1485, die Woche vor Ostern. Von überall her strömen die Siechen (Leprakranken) nach Nürnberg, das sie in der Karwoche ausnahmsweise betreten dürfen. Sie werden dort ärztlich versorgt, bekommen Nahrung, neue Kleider und andere Almosen. Oskar ist das ziemlich unheimlich. Die Siechen gelten als hoch ansteckend, weswegen sie sich auch nur in speziell eingezäumten Bereichen frei bewegen dürfen. Für die Bewohner der Stadt ist es eine willkommene Abwechslung und die Schaulustigen befriedigen ihre Neugier und Grusellust beim Anblick der entstellten Kranken.


    Auf dem Weg zu Kathrin stößt Oskar mit einem Mädchen zusammen, das eine seltsame Marke verliert und sich, unter sehr unmädchenhaftem Fluchen, schnell davonmacht. In der Apotheke nimmt er seine Tätigkeit als Kathrins Lehrling für 2 Wochen wieder auf. Er erzählt ihr, er hätte von seiner Bamberger Lateinschule Urlaub, da der Lehrer erkrankt sei und trifft sich natürlich auch wieder mit Albrecht.


    Den Bettlern der Stadt geht es während der Karwoche nicht so gut, da alle Almosen für die Siechen gebraucht werden, noch dazu wurden vielen ihre Bettelmarke gestohlen, die ihre Berechtigung zum Betteln in der Stadt ausweist. Offenbar begeht die berüchtigte "Zunft der Bettler" diese Diebstähle, da ihr Markenzeichen eine Bettelmarke am Ort des Raubs ist. Früher hat die Zunft schon einmal in Nürnberg ihr Unwesen getrieben, dann verhaftete man das vermeintliche Oberhaupt der Bande, den Bettelherren Gessler, und die Diebstähle hörten auf. Doch nun ist die Bande wieder tätig und bestiehlt geschickt die reichen Patrizierfamilien. Was hat das zu bedeuten? Wer ist der wahre Anführer der Bande? Und wo verstecken sie ihre Beute? Oskar, Albrecht und Kathrin beginnen mit den Nachforschungen, die jedoch für alle Beteiligten sehr gefährlich werden!


    Der zweite Band der Oskar-Reihe ist ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes, macht genauso viel Spaß und verbindet Abenteuer mit historisch interessanten Fakten. Allerdings hatte ich an 2 oder 3 Stellen das Bedürfnis, Albrecht mal an den Ohren zu ziehen, weil der Bengel so gar keine Vernunft annehmen will. Die Siechenschau ist für Kinder sicher keine einfach zu verstehende Angelegenheit, aber Claudia Frieser berichtet durch Kathrin wieder sehr gefühlvoll und ernsthaft von den damaligen Verhältnissen.


    Man lernt in diesem Band den bedeutenden Nürnberger Arzt und Humanisten Hartmann Schedel kennen, der gerade dabei ist seine Weltchronik (welche 1493 erscheinen wird) zu planen. Für mich ein besonderes Schmankerl, da ich durch Glück schon vor einiger Zeit an ein Reprint dieser Weltchronik mit Kommentaren gekommen bin. Die Skizze von Nürnberg, die sowohl das Cover von Band 1 als auch Band 2 ziert, stammt im Übrigen auch aus dieser Weltchronik (die manchmal auch "Nürnberger Weltchronik" oder "Schedelsche Weltchronik" genannt wird). Die Gestaltung von Cover und Innendeckel ist wieder ansprechend mit zusammengefügten Bildern bzw. Stadtplan.


    Zusätzlich verfügt dieser Band am Ende noch über einige ausführliche Worterklärungen und ein aufschlussreiches Nachwort der Autorin. Ich hoffe, dass Claudia Frieser schon fleißig an Band 3 arbeitet, denn diese Reihe verdient es wirklich fortgesetzt zu werden!


    9 von 10 Punkten.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Paradise Lost hat eine tolle Rezi geschrieben, da brauche ich eigentlich nichts hinzuzufügen. ;-)


    Auch der zweite Teil der Oscar Reihe hat mir sehr gut gefallen. Die Bücher sind für einen Erwachsenen genauso spannend, wie für Kinder.


    Der Schreibstil ist zwar einfach und leicht verständlich, aber nicht anspruchslos.


    Ich konnte mich gut in die Geschichte hineinfühlen, und habe mich gut unterhalten gefühlt.


    Nun freue ich mich schon sehr auf den dritten Teil.


    Von mir gibt es ebenfalls 9 Punkte.