'The Price of Temptation' - Kapitel 01 - 07

  • Ich kann mich an keinen Roman erinnern, in dem ein Mann derart detailliert den Raum beschreibt, den er gerade betritt, wie Jamie das tut.


    Die Szene in Kap. 5 mit dem "Gipsabdruck" habe ich gestern abend wohl schon zu müde im Bett gelesen. Oh Mann ... :handarbeit :grin


    In den Regency-Romanen von Georgette Heyer oder Marion Chesney bleibt es ja immer bei schmachtenden Blicken und evtl. mal einem Kuß, die kann man auch unbesorgt einer 12-jährigen in die Hand drücken. Mit diesem Buch würde ich das nicht unbedingt tun :grin

  • Zitat

    Original von Nicole
    (wobei ich immer irgendwie das Gefühl habe, so ganz ernst ist das im Grunde gar nicht gemeint, als handele es sich um eine gekonnte Parodie - aber herrlich, absolut herrlich... :lache)


    Ja, das habe ich auch stellenweise gedacht. Leider behält sie das in ihrem zweiten Buch nicht bei. Dort sind die Figuren zwar auch wieder liebenswert, aber es fehlt dieses "sich selbst nicht ganz ernst nehmen" und der Wortwitz. Ich hatte das Gefühl, dass sie dort ernster genommen werden wollte, aber dafür ist es dann wieder nicht gut genug.

  • Zitat

    Original von Nicole
    (wobei ich immer irgendwie das Gefühl habe, so ganz ernst ist das im Grunde gar nicht gemeint, als handele es sich um eine gekonnte Parodie - aber herrlich, absolut herrlich... :lache)


    So habe ich es auch aufgefasst, und als solche find ich's klasse. Wenn das zweite Buch "ernsthafter" sein will, schenk ich es mir dann erst recht.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Leider konnte ich gestern noch nicht im Buch lesen, also habt ihr alle einen riesen Vorsprung und heute morgen beim Frühstück hat es nur etwas über das erste Kapitel hinaus gereicht.


    Ach wie ist das schön !!!!!!!!!!!!!
    Für mich ganz eindeutig eine Parodie, und zwar eine besonders gelungene. Nicht mit dem Holzhammer sondern mit unterschwelligem Humor , der jede Szene begleitet. Da wird mit Streotypen gespielt (dder Butler ist feiner als sein Herr) und sie auch gezielt gebrochen (Jamie hat zwar mausgraues Haar ist aber nicht "jungmädchenhaft" verschämt und gesteht früh eine seine Anziehung zu Männern)



    Wenn das Buch so weitergeht ist es mir viel zu dünn, da ist man doch ratzfatz fertig.



    :waveKlio

  • Also, das zweite Buch ist eher so wie der letzte Teil des ersten Buches. Es ist eher eine Abenteuergeschichte. Ich mag es irgendwie nicht total zerreissen, weil mir die Bücher an sich sympathisch sind und die Figuren waren auch im zweiten Buch wieder liebenswert.


    Aber: Die beiden Protagonisten reisen ja gemeinsam von London nach Bath und die Autorin hat große Probleme, die beiden auseinander zu halten. Es fehlt dieses Element, dass sich zwei Leute treffen und sich dann wieder trennen, und dann muss viel passieren muss und viele Schwierigkeiten überwunden werden müssen, bis sie dann doch zusammen kommen. Die Sympathie ist schnell da und der Earl klammert sich auch nicht lange an der Illusion fest, dass er seine Verlobte wirklich liebt, es ging ihm ja eh nur um das Geld und deshalb müssen Probleme künstlich geschaffen werden.


    Zum Beispiel Sommersprossen, für die sich der eine Protagonist schämt und der andere hat eine Lernschwäche, für die er sich schämt. Und die Autorin verlängert ausserdem die Reise, indem die beiden alle möglichen Orte besuchen und sich dort lokale Geistergeschichten erzählen lassen. Es hat mehr etwas von einer Sightseeing-Tour, als dass da ein gut durchdachter Plot hintersteckt.


    Dazu kommt die Gesichte mit dem deutschsprechenden/nicht-englisch-lernen-könnenden Diener des Earls, wo dann auch immer wieder der erhobene Zeigefinger mitschwingt, eben auch Leute zu akzeptieren, die irgendwelche Macken haben. Die Fülle an deutschen Zitate hat mich ehrlich gesagt ziemlich genervt. Niedlich war dann wieder, dass die beiden Hauptfiguren nicht mitbekommen, dass sie selbst eine Geistergeschichte erleben, aber gebraucht hätte ich die Geistergeschichte nicht.


    Also, während ich das erste empfehlen würde, weil es einfach ein Riesenspaß ist, würde ich beim zweiten sagen, dass man es nicht unbedingt gelesen haben muss.

  • Ich habe die ersten 7 Kapitel jetzt auch hinter mir und muss wirklich sagen, ich bin ebenso positiv überrascht wie alle anderen hier. Der feine Humor der zwischen diesen Seiten lauert hat auch mich immer wieder zum Grinsen gebracht. Man lernt nebenher auch noch neue Worte wie "stevedore" (dachte erst, das ist so eine Art Matador, nur eben für den Earl *lach*) oder "shenanigan" (allein bis ich das das erste mal ohne zu gatzen über die Lippen gebracht hab :lache ). Dem Earl gehören gleich zu Beginn alle meine Sympathien: If hot chocolate could speak... *sabber*


    Als Mrs. Symmons Jamie sein Zimmer zeigt hab ich mich fast am Boden gewälzt. Erst diese ganzen Andeutungen, dann: Falls du wirklich so unschuldig bist wie du tust... schliess nachts die Tür ab! Und dann Jamies Überlegung darauf: "What evil walks the corridors at night? :gruebel" Da hatte ich plötzlich so ein Bild von Stephen mit Umhang und spitzen Eckzähnchen vor Augen, wie er mit einer Kerze in der Hand an Jamies Tür rüttelt und der sich vor Angst unter der Bettdecke verkriecht. (MAMI!!!! :yikes) :rofl


    Der ganze zusammengewürfelte Haushalt hat schon was. Der Kammerdiener, der die Stellung hauptsächlich deshalb hat, weil er die Interessen des Hausherren kennt und teilt, die Köchin die nicht kochen kann und froh ist, von einem schwulen Herrn nicht belästigt zu werden, das steife Butlerpaar (die sind auf ihre Art auch sehr putzich), die stille Stallmeisterin und ihr futternder Sohn und Betsy, die viel redet ohne nachzudenken und sowas wie Taktgefühl in ihrem Leben wohl noch nicht gekannt hat.


    Die ersten Minuspunkte für den Earl hagelt es in der Bibliothek..
    Jamie: How on earth can you find anything in here?
    Stephen: I have a foolproof system, Mr. Riley. ... I simply don't read.


    :yikes Wie kann er nur? Der pöse Stecher der! Ich hoffe doch sehr, Jamie treibt ihm diese Ignoranz noch aus.


    Julian ist ein selbstverliebter Pfau, wie Charles das schon ausgedrückt hat (ich glaube zumindest, dass es Charles war wobei "Peacock" in diesem Zusammehang... *hüstel* Nun ja. *g*). Ich wette, wenn er Sex mit Stephen hat starrt er im Spiegel die ganze Zeit nur sich selbst an. Allerdings musste ich bei den angedeuteten Spielen grinsen. "It was your idea to play Mad Captain and Innocent Cabin Boy" Yoho yoho a pirates life for meeee *sing* :rofl


    Tante Matilda ist einfach nur ganz grosse Klasse. Sie hat eine sehr gute Menschenkenntnis, ist nicht so engstirnig wie zu befürchten war und hat eine Zunge so scharf wie ein geschliffener Dolch. Die Konversation mit Julian war einfach nur zum :anbet:


    Julian: Half a crown? What am I supposed to do with that?
    Matilda: Oh, but darling, as you well know, it's the fee for an hour's rental of one of the freelance rooms at Madame Novotny's. You won't get the price you commanded twenty years ago, but a couple of nights on your knees should see you back on your feet.


    Die alte Dame gehört echt gerahmt. ^^


    Jamie nimmt also den Haushalt etwas auseinander um Geld zu sparen und lässt auch mal Einwände von Stephen (Es ist MEIN Haus, ich WILL aber Wachskerzen! :cry) einfach abprallen. Bis dieser eine neue ganz tolle Methode findet, Geld zu sparen. Wenn er abends zu Hause bliebe und sich das Geld für Julien wegen eines angemessenen Ersatzes sparen könnte...? Ich denke auch, dass Stephen es eigentlich nicht nötig hat, jemanden zu bezahlen, aber auf der anderen Seite sind seine Ansprüche ja auch nicht gerade klein. (zumindest die, das Äußere betreffend, innerlich siehts da eher ganz duster aus).


    Dann haben wir da noch einen Altersunterschied von etwas über 12 Jahren zwischen Jamie und seinem Earl. Finde ich persönlich ganz reizvoll. Allgemein ist mir Jamie sowieso um vieles sympathischer als die weiblichen Hauptdarsteller in vergleichbaren Romanen. Ein locker-flockig geschriebener Unterhaltungsroman der mir bis jetzt viel (jugendfreies) Vergnügen bereitet hat. (ist ja auch noch nicht viel passiert :chen)

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Wow, ihr rennt ja voran. Respekt.


    Also, meine Lieblingsschmunzelszenen sind samt und sonders schon ausführlich beschrieben worden, sogar die Aufstellung der Bibliothek. Farblich sortiert ist mir noch nicht untergekommen. :grin Ansonsten fand ich vor allem die Eingangsszene mit Butler klasse. Ich mag diesen Sprachwitz.


    Aufgrund der Tatsache, dass Jamie (den ich lieber James nennen würde) seinen letzten Mantel verkauft hat und aufgrund des schwesterlichen Genres habe ich fälschlicherweise auf eine verhuschte graue Gans geschlossen, die aus Not in Stellung gehen muss und ihren Mund ansonsten nicht aufkriegt. Wie überrascht war ich, als dieser Held hier spricht, Wiederpart gibt und auch sonst ganz energisch weiß, wo es langzugehen hat im earlschen Haushalt. Dieses Buch ist nicht halb so kitschig wie befürchtet, sondern angenehm lustig, ironisch. Komisch.


    Was mir auch gefallen hat, war dieses lapidare Coming-out von Jamie, der in seiner noch früheren Jugend eine Nachbarstochter anschwärmt bis ein attraktiver Kirchenmann vorbeikommt, und hinfort war die junge Dame nicht länger interessant. Schade, dass ich gerade nicht zitieren kann.


    Es ist ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen. :wave

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Julian ist ein selbstverliebter Pfau, wie Charles das schon ausgedrückt hat (ich glaube zumindest, dass es Charles war wobei "Peacock" in diesem Zusammehang... *hüstel* Nun ja. *g*).


    Jau, hier ist der englische Ausdruck wirklich noch passender als die deutsche Uebersetzung :lache :lache

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich fand das mit dem "worst kiss" eigentlich sehr gut. Stimmt ja auch. :-]
    Außerdem will Jamie Stephen da ja noch von sich fernhalten und wenn er zugibt, daß es ihm getaugt hat ...


    Ich hatte ein Riesenproblem mit den Spitznamen! "The golden one" ist für mich ein ganz ein anderer. DasIstNatürlichPete. Delphin & Uta ;-). Eine wunderbare Figur aus Hoffmans Büchern. Ganz viel lieber als Julian und sicher viel hübscher. :fetch


    Und ich habe Stephen und Jamie durcheinandergeworfen, weil ich aus wieder einem anderen Buch ("Jerusalem" von Holland) einen anderen schwulen Stephen kannte, dessen Spitzname "mouse" war. Hat die Sache etwas schwierig gemacht. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich hatte ein Riesenproblem mit den Spitznamen! "The golden one" ist für mich ein ganz ein anderer. DasIstNatürlichPete. Delphin & Uta ;-). Eine wunderbare Figur aus Hoffmans Büchern. Ganz viel lieber als Julian und sicher viel hübscher. :fetch


    PeteKlar! WerSonst?


    Ich musste da auch jedes Mal an Pete denken.

  • Ich bin inzwischen im 5. Kapitel angelangt und ich bin very amused.


    Ein Buch, das so liebenswert geschrieben ist und auf dem auf jeder Seite kleine Perlen sind.... einfach hinreißend!


    Ihr habt schon soviele Szenen und Charaktere zitiert, die ich ganz genauso klasse finde wie ihr: Das Butlerpaar, Tantchen Matilda, die unfähige Köchin... eigentlich der gesamte Haushalt. Liebenswert verschroben. Eine seltsame und dennoch um so liebenswertere Hausgemeinschaft.


    Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es weitergeht. Das Buch macht aber einen Heidenspaß zum Lesen. Danke, Delphin für Deine Anregung! :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich fand das mit dem "worst kiss" eigentlich sehr gut. Stimmt ja auch. :-]
    Außerdem will Jamie Stephen da ja noch von sich fernhalten und wenn er zugibt, daß es ihm getaugt hat ...


    Naja, das klingt aber danach, als hätte er wer weiß wie viel Erfahrung... und für mich passt das auch nicht so ganz zu dem mausigen Jamie, dass er in so einem Moment auf so eine Antwort kommt. Denn diese Situation war für ihn wohl nicht unbedingt ein Fall von "why not be confident if you know what you're talking about"...
    Ach, außerdem hätt ich ihm sein Glück einfach schon gegönnt ;-)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich habe mittlerweile das siebte Kapitel gelesen und so "mausig" ist Jamie doch gar nicht wie es anfangs den Anschein hatte. Mit dem Ordnen der Bücherei und der Finanzen ist er ganz in seinem Element und das mit dem "worst kiss" fand ich wirklich gut. Muß ja der Earl nicht gleich wissen, dass es ihm in Wirklichkeit gefallen hat. So leicht ist unser Jamie nicht zu haben :lache
    Die kleinen Kabbeleien der beiden machen jedenfalls viel Spaß und ich bin ganz gespannt wie es weitergeht :-)
    Hätte nie gedacht, dass mich die zarten Anbandelungen zweier Männer mal SOOO gut unterhalten würden :grin


    FurtherAway

    This is still the garden where I came down. (Peter Nicholls)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von FurtherAway ()

  • Irgendwie wollte doch der LiberSutor-Mann auch... oder nicht? :gruebel


    Bei mir hat es gestern abend nur für zwei Kapitelchen gereicht - leider. Mal ganz ehrlich, dieses Büchlein ist allein schon wegen des Butlers einfach nur klasse. Und dadurch, daß es so ein, hm, unaussprechliches Cover hat, wird auch bereits der Eingangsdialog des Butlers mit Jamie zu einer herrlichen Komödie.


    Ich freu mich schon auf's weiterlesen!

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Naja, das klingt aber danach, als hätte er wer weiß wie viel Erfahrung... und für mich passt das auch nicht so ganz zu dem mausigen Jamie, dass er in so einem Moment auf so eine Antwort kommt. Denn diese Situation war für ihn wohl nicht unbedingt ein Fall von "why not be confident if you know what you're talking about"...


    Zu dem Zeitpunkt weiß er ja noch nicht, daß er in einem Liebesroman mit vorprogrammiertem Ende mitspielt und glaubt, Stephen wolle nur seinen Körper.
    Und die Antwort wirkt doch als wunderbare kalte Dusche. Kurzfristig.