Originaltitel: Where the River Runs (2005)
Erscheinungsdatum: 06/2007
Seiten: 301
Verlag: Lübbe
Übersetzt von: Sabine Schulte
Hardcover - 18,95 Euro
Inhalt
Einem Kästchen mit geschnitzten Delphinen vertraute Meridy mit sechzehn ihre Träume an: Es waren Träume von einem gemeinsamen Leben mit Danny, ihrer ersten Liebe, die sie auf kleine Zettel geschrieben hatte. Als sie dieses Kästchen viele Jahre später wieder in den Händen hält, brechen die Erinnerungen an unbeschwerte Sommer am Meer, aber auch an eine grausame Katastrophe über sie herein. Und Meridy erkennt: Wenn sie ihr Herz jemals wieder spüren will, muss sie es öffnen und ein lang gehütetes Geheimnis preisgeben. So reist sie ins Lowcountry von South Carolina und trifft einen Jugendfreund, der ihr auf dem steinigen Weg zurück in die Vergangenheit beistehen kann. Aber damit steht plötzlich alles auf dem Spiel: ihre Ehe, der Zusammenhalt ihrer Familie und ihr guter Ruf ...
Meinung
Meridy Dresden lebt ein scheinbar perfektes Leben. Sie ist mit einem erfolgreichen Anwalt verheiratet, hat einen wunderbaren Sohn, lebt in einem Traumhaus in mehr als wohlhabenden Verhältnissen - eigentlich sollte es sich unter diesen Umständen recht gut und sorgenfrei leben lassen. Meridy allerdings fühlt sich nicht mehr ganz wohl in ihrer Umgebung. Der Sohn ist mittlerweile erwachsen und aus dem Haus, der Mann hat wenig Zeit für seine Frau und hört ihr selten zu, und nicht zuletzt belastet eine schreckliche Geschichte aus ihrer Jugend Meridys Seele sehr. Sie entschließt sich, zu ihrer Mutter zu fahren um ein Curriculum über die Gullah-Kultur zu schreiben, im Hinterkopf jedoch mit den Wunsch sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigten.
Wir begleiten Meridy auf ihren Weg zu sich selbst und in ihre Vergangenheit. Es ist keine spannenden Geschichte, wenngleich die Tragödie, die sich in ihrer Jugend ereignetet schrecklich ist und tiefe Wunden hinterlassen hat, aber es ist nett und atmosphärisch. Meridy trifft auf einen alten Jugendfreund und Freundin ihrer Mutter (eine Frau der Gullah-Kultur), die ihr helfen, ihr Gewissen zu beruhigen und Ruhe zu finden. Dabei spielt die Weisheiten der Gullah, gemeint ist damit eine hochinteressante Kultur und Sprache entstanden aus den ansässigen Nachkommen der afrikanischen Sklaven in den Küstenregionen von North Carolina, South Carolina und Georgia, eine große Rolle.
Meridy ist eine sympathische Person, die gar nicht mal so sehr überzeichnet ist. Ihre Motive sind immer nachvollziehbar, ihre Entwicklung vielleicht ein klein wenig zu normal, aber nicht überheblich oder von weit hergeholt. Andere Figuren jedoch sind genau nach Schema F gezeichnet: Ihr Mann, erfolgreich und (scheinbar) oberflächlich, die Mutter, die sehr viel Wert auf ihr Ansehen legt und sich oft für ihr "Schwarzes Schaf" Meridy schämt (wobei es wirklich schwärzere Schafe gibt als diese eigentlich überaus brave und liebenswerte Meridy) und sie immer wieder zurechtweist, ihre bevorzugte Schwester mit der (scheinbar) perfekten Familie. Alle, wie man sie kennt und wie man ihnen auch schon einige Male begegnet ist. Die Sprache ist sehr einfach, geschmückt mit humorlosen, normalen Dialogen und eingestreuten Lebensweisheiten, die die Protagonistin und Leser(innen) zum Nachdenken anregen sollen. Das Ende ist nicht überraschend und schließt die Geschichte rund ab - so rund sogar, dass weiteres Nachdenken darüber sich erübrigt.
Delphinsommer ist ein leicht zu lesender, seichter Frauenroman über Selbstfindung, die Liebe, Glück und Unglück und das Schicksal. Aber auch hier gilt, die Erkenntnisse sind nicht neu und in gewisser Weise sollte man einen Hang zu solchen lebensbejahenden Schmökern ohne Tiefgang haben. Dann lässt sich sicherlich damit ein netter Nachmittag im Liegestuhl verbringen. Eine literarische Überraschung sollte man sich jedoch nicht erhoffen.