Die spirituelle Bedeutung biblischer Geschichten, Wunder und Gleichnisse
Originaltitel: "Thou Art That - Transforming Religious Metaphor“
Herausgegeben von Eugene Kennedy
Übersetzung: Jochen Eggert
208 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Zum Inhalt / Klappentext
„Mythen und Symbole gehören zum essentiellen Grundbestand aller Religionen. Sie sind die ganz eigene Sprache der religiösen Erfahrung.“ (S. 168). Eine Sprache, die viele Menschen heute nicht (mehr) verstehen.
Die Wunder und Gleichnisse des Alten Testamentes sowie den Lebens- und Leidensweg Jesu psychologisch zu deuten, ist nicht unbedingt eine Hauptbeschäftigung der Theologen. Es ist aber überaus interessant für Menschen, die ihren Glauben als lebendige persönliche Erfahrung entfalten wollen.
Joseph Campbell vertrat die Auffassung, dass die tief wurzelnde Gegensätzlichkeit zwischen Religion und rationaler Wissenschaft einer der tragischen Irrtümer abendländischer Geistesgeschichte ist. Die Theologie macht sich unglaubwürdig, wenn sie die mythischen Erzählungen der Bibel zum Dogma erhebt. Die Wissenschaft wird der Religion nicht gerecht, indem sie die Bibel als literarisches Museum ansieht, das die kindliche Intellektualität eines vorwissenschaftlichen Zeitalters ausstellt.
Das Buch wurde aus dem Nachlaß Campbells zusammengestellt, vor allem aus bisher unveröffentlichten Manuskripten sowie Vorträgen und Diskussionen.
Über den Autor
Joseph Campbell wurde am 26. März 1904 in New York geboren. Im Alter von etwa fünf Jahren sieht er Buffalo Bills Wild-West-Show, was für ihn zu einem prägenden Erlebnis wird. Er beginnt sich für Geschichte und Mythologie der Indianer zu interessieren, was ihn für sein weiteres Leben prägen wird. Er studierte (u. a. Biologie und Mathematik) an der Columbia-University sowie an den Universitäten von München und Paris.
1934 übernimmt er eine Lehrstelle am New Yorker „Sarah Lawrence College“, die er 38 Jahre lang innehaben wird. 1938 heiratet er Jean Erdman (Tänzerin und Choreographin), eine seiner Schülerinnen.
1949 erscheint das Werk, das heute als sein Hauptwerk gilt: „Hero with a thousand Faces“ , deutsch: „Der Heros in tausend Gestalten“. 1943 - 1955 gibt er die Werke Heinrich Zimmers in den USA heraus.
Einem weltweiten Publikum wurde er erst nach seinem Tode bekannt, als die auf der Skywalker-Ranch aufgezeichneten TV-Sendungen mit Bill Moyers „The Power of Myth“ (deutsch „Die Kraft der Mythen“), ausgestrahlt wurden. Übrigens hat Campbell die ursprüngliche Star-Wars-Trilogie mit beeinflußt; er war mit George Lucas befreundet.
Er gab in den USA u. a. auch die Werke des deutschen Indologen Heinrich Zimmer heraus, desgleichen die "Grimmschen Märchen"
Joseph Campbell starb am 30. Oktober 1987 auf Hawaii.
Sein Werk wird heute betreut von der Joseph Campbell Foundation, Hier klicken führt zu deren Homepage (in englischer Sprache), wo man weitere Informationen über Leben und Werk finden kann.
Eine deutsche Homepage zu Leben und Werk Campbells ist sukhavati.de. Hier klicken führt direkt dorthin.
Und klickst Du hier schließlich noch der Link zum Wikipedia-Artikel.
Meine Meinung
Als ich das Buch vor einigen Jahren das erste Mal gelesen habe, empfand ich durchaus einige „Schockmomente“, wenn Campbell Begriffe wie Mythos, Mythologie, Metapher erklärt - und dann auf „meine“ Religion, das Christentum, anwendet. Ich habe es jetzt zum dritten Mal gelesen, diesmal ohne „Schock“, aber mit wachsendem Verständnis und Zustimmung. Ein System mythologischer Symbole ist nur sinnhaltig für eine Gemeinschaft von Menschen, die ein gemeinsames Weltbild haben und die Welt folglich ähnlich erleben“, steht auf Seite 35. Das ist das Grundproblem: unser Weltbild unterscheidet sich sehr wesentlich von dem der Menschen vor zweitausend und mehr Jahren. Religiöse Texte sind in der Regel in Metaphern-Sprache erzählt. Wenn man zu diesen Metaphern keinen Zugang (mehr) hat, wird es schwierig. Und ganz schwierig (bzw. problematisch) wird es, wenn man metaphorische Berichte als historische Berichte liest.
Es ist diese Unterscheidung, auf die Campbell immer wieder hinweist, und die ich aus diesem Buch gelernt habe. Wenn wir über Mathematik reden, müssen wir die Sprache der Mathematik lernen. Das gleiche gilt für die Musik, nur daß wir dann auch gleich noch eine ganz eigene Schrift (Noten) lernen müssen. Wollen wir über Mythologie (als Überbegriff zur Religion verstanden) reden, müssen wir deren Sprache lernen. Und das ist es, was Campbell mit diesem Buch will: uns diese Sprache erklären und näher bringen. Dabei erstaunt es mich immer wieder zu erfahren, daß die gleichen Motive und Bilder überall auf der Welt in vielen Kulturen, jeweils in den eigenen Kontext eingebettet, vorkommen. Vieles, was ich für einzigartig hielt, ist es gar nicht, habe ich gelernt.
Heinrich Zimmer sagte einmal: „Die besten Dinge lassen sich nicht sagen. Die zweitbesten werden mißverstanden.“ (S. 90). Damit ich nicht mißverstanden werden kann, höre ich jetzt auf. Wen das Thema interessiert, wer bereit ist, sich auf eine weite Reise durch die Mythen und Mythologien der Erde zu begeben und sich von einem der besten Mythologen des 20. Jahrhunderts leiten zu lassen, um Gemeinsamkeiten und Trennendes zwischen diesen Mythen und dem „biblischen Mythos“ zu entdecken, ist mit diesem Buch sicher gut beraten.
Edit. Erlediger Termin herausgenommen, Biographie ergänzt.