Christian Krug - Philomela und der Vogel des Paradieses

  • Titel: Philomela und der Vogel des Paradieses
    Autor: Christian Krug
    Verlag: Allitera
    Erschienen: Oktober 2006
    Seitenzahl: 172
    ISBN: 3865202071
    Preis: 15.90 EUR


    Der Autor:
    Christian Krug wurde 1968 in Augsburg geboren, hat Mittelalterliche Geschichte und Indogermanistik studiert und arbeitet als Schriftsteller, Schauspieler und Dozent. Er lebt in München.


    Worum geht es?
    Die Liebe zwischen der Ornithologin Philomela und einem schriftstellernden Kellner beginnt im bayerischen Tierpark und endet in der letzten unerforschten Gegend dieses Planeten: im tiefsten Dschungel Neu-Guineas. Als Philomela dorthin reist, um nach dem sagenumwitterten Vogel des Paradieses zu suchen, ahnt sie nicht, dass sie in eine Welt gerät, in der die Gesetze der Zivilisation noch keinerlei Gültigkeit besitzen. Wo es Naturvölker gibt, die noch nie Kontakt mit anderen Menschen hatten. Philomela kehrt nicht zurück. Als es nach Monaten Lebenszeichen von ihr gibt, macht sich der Mann, der sie liebt, auf, um sie zu finden. Doch seine grauenvolle Vorahnung scheint sich zu bewahrheiten.


    Meine Meinung:
    Wenn man das Buch aufgeschlagen hat, dann sollte man sich als Leser dem Fluss dieser Geschichte anvertrauen und sich einfach treiben lassen. Christian Krug hat es geschafft ein sehr gefühlvolles aber trotzdem nie triviales Buch zu schreiben. Sein Schreibstil ist von einer angenehmen Weichheit, die das Lesen dieses Buches zu einem echten Erlebnis macht. Zudem versteht er es geschickt mit dem Leser zu spielen. Vieles bleibt in Andeutungen stecken, so dass man immer weiter lesen muss, auch auf die Gefahr hin einen steifen Nacken zu bekommen oder die letzte S-Bahn zu verpassen. Die Geschichte lässt einen so schnell nicht los und man möchte sich am liebsten auf die Suche nach dem sagenhaften „Vogel des Paradieses“ machen. Ein Buch der etwas leiseren Töne. Keine marktschreierische Action trübt die ganz besondere Lesestimmung die ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe.
    Wieder ein Buch, das sich wohltuend vom Brei des Massengeschmacks unterscheidet. Ein Buch, indem eine spannende Geschichte auf eine sehr einnehmende Art und Weise ruhig erzählt wird.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Voltaire,


    danke für diese schöne Rezi. Dieses Buch kommt auf meine Wunschliste.


    Ich bin immer wieder begeistert von Deinen Rezis, auch wenn nicht jedes Buch auf meine Wunschliste kommt. :wave

  • @ voltaire


    Schöne Rezi... aber Du bist schon fertig mit Deinem Buch? :yikes Ich karpfe mit meinem erst irgendwo auf Seite 50 rum (habe allerdings im Moment kaum Lesezeit.... :cry )

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    @ voltaire


    Schöne Rezi... aber Du bist schon fertig mit Deinem Buch? :yikes Ich karpfe mit meinem erst irgendwo auf Seite 50 rum (habe allerdings im Moment kaum Lesezeit.... :cry )



    Hab gestern Nacht noch bis 2 Uhr gelesen und dann heute in der U-Bahn - und schwupps hatte ich das Buch durch. Lies bloß weiter - es lohnt sich wirklich. Christian Krug hat in meinen Augen einen wirklich sehr angenehmen Stil. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Klar lese ich weiter! ;-) Das "rumkarpfen" hat sich auch nur auf den Mangel an Lesezeit bezogen und nicht auf die Qualität des Buches! ;-)


    Bin hammermässig gespannt auf deine Meinung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mit a bisserl Verspätung möchte ich mich heute melden und für diese mich verständlicher Weise sehr beglückende Rezension bedanken. Dass besonders der Stil hervorgehoben wurde sowie das Bemühen um Tiefe, gibt einem Autor, halt falsch, gibt mir das Gefühl, dass alle Anstrengung sinnvoll gewesen ist. Abgesehen natürlich von dem Schreiberlebnis an sich, das ja auf eine ganz geheimnisvolle Art und Weise mit dem Leseerlebnis verknüpft ist.
    Ich bin nun umso mehr auf mögliche weitere Reaktionen hier in diesem sympathischen Forum gespannt - auch und besonders, weil Du, Voltaire, ein paar Sachen sicher bewusst nicht erwähnt hast, die bei anderen LeserInnen, die ich bisher gehört habe, mitunter zu interessanten Interpretationsvarianten oder sagen wir besser "Schmerzgrenzenauslotungen" geführt haben.


    Dir, Voltaire, persönlich nochmals Danke und es freut mich - und damit spreche ich wiederum sicher für alle AutorInnen - wenn es mir gelungen ist, Dich bis 2 Uhr morgens wach zu halten oder die S-Bahn versäumen zu lassen!

  • habe dazu auch eine rezension





    Über den Autor:
    Christian Krug wurde 1968 in Augsburg geboren und hat dort Mittelalterliche Geschichte und Indogermanistik studiert. Seit drei Jahren arbeitet er als Schriftsteller, Schauspieler und Dozent und hat viele seiner Kurzgeschichten bereits bei Lesungen vorgetragen oder als Hörbuch veröffentlicht. Krug lebt in München. Neben "Philomela und der Vogel des Paradieses" erschien Oktober 2006, im Reise Know-How Verlag Grundmann das Werk: "Auf Heiligen Spuren. 1700 Kilometer zu Fuß durch Indien"



    Einleitung :
    Dieses Buch bekam ich für eine Rezension mit netter Widmung vom Autor und ich war gespannt, was mich erwarten würde. Den Autor kannte ich bislang nicht also wagte ich mich, ohne große Erwartungen an das Buch heran. Die Randdaten des Romans machten mich einfach neugierig...


    Düster, mitreißend, und leidenschaftlich- >> Philomela und der Vogel des Paradieses<< ist ein meisterhafter Spagat zwischen Liebesgeschichte, Abenteuerbericht und Kriminalroman.


    Ich begann zu lesen ...


    Inhaltsangabe:
    Zu Anfang des Buches wird man gleich mit der tragischen Trennung zwischen Philomela und dem schriftstellernden Kellner, unserem Erzähler, konfrontiert. Aus seiner Sicht erfährt man, wie sehr sein Herz durch die Trennung schmerzt. Aber wie glücklich doch Philomela sein muss, in einem fernen Land bleiben zu wollen und alle Brücken hinter sich niederzureißen. Gedankenversunken geht er zurück zu seiner ersten Begegnung mit Philomela und nimmt den Leser mit in den Zoo, wo beide sich zum ersten Mal begegnet sind.
    Schon bei dieser ersten Begegnung merkte er, dass die Ornithologin ( Vogelkundlerin ) sich für eine andere Welt interessierte, in der er keinen Platz haben würde. Doch sein Herz treibt ihn in Philomelas Arme und eine Zeit mit Romantik, Glück und beflügelter Phantasie beginnt. Sie erleben eine Seelenverwandtschaft, ausgeprägt mit philosophischen Gedanken und Gesprächen. Zwei Gegensätze, die doch zusammen ein Ganzes ergeben.


    Als Philomela die Chance bekommt, mit einem Forscherteam nach einem sagenumwobenen Vogel im Paradies zu forschen, bricht sie nach Neu-Guinea auf, um dort im tiefsten Dschungel eine ihr völlig neue Welt lieben zu lernen. Sie lernt fernab der Zivilisation Naturvölker kennen, die zuvor nie ein Mensch gesehen hat. Ein Land, das eigene Gesetze hat, einfach ein Paradies, was Philomela nicht mehr loslässt. Mit einer SMS, Monate später, verabschiedet sich Philomela von ihrer alten Welt und bricht jeden Kontakt zu ihrer Liebe ab. Doch unser Erzähler kann nicht ruhen und macht sich auf den Weg, um seine Philomela zu finden.


    Meine Rezension:
    Dieses Buch zieht einen gleich in seinen Bann. Als ich mit dem Lesen anfing, fiel mir sofort dieser träumerische Schreibstil auf, der außergewöhnlich ist, denn dieser Roman wurde von einen männlichen Autor geschrieben. Die Protagonisten bekommen dadurch, trotz anfangs minimaler äußerlicher Beschreibung, eine sehr starke Tiefe. Da man aber als Leser gleich erfährt, dass Philomela sich auf eine nicht so schöne Art verabschiedet hat, bekommt man ein zwiespältiges Gefühl.
    Einerseits merkt man, dass Philomelas Traum aus Freiheit und Natur besteht, andererseits wird man gleich auf die Seite des Erzählers gezogen, den man in seiner Traurigkeit einfach in den Arm nehmen möchte. Was soll man auch als Daheimgebliebener denken, wenn bloß eine SMS mit dem Text kommt:



    ICH HABE DIE SCHÖNHEIT ENTDECKT. VERZEIHE MIR! ICH WERDE DICH NIE WIEDER SEHEN.


    So sehr ich Philomela in diesem Moment gehasst habe, umso mehr Angst hatte ich, als bekannt wurde, dass der Forschungsleiter der Gruppe die Aktion abbrach. Philomela ließ sich nicht beirren: Sie wollte den Vogel des Paradieses sehen. In einer unbekannten Welt, in der es noch Kannibalismus gab, Männer über Frauen herrschten und einem giftige Tiere über den Weg laufen. Dort war Philomela auf sich selbst gestellt.
    Lebt sie noch, hatte sie tatsächlich den Vogel des Paradieses entdeckt, oder fand sie vielleicht die Liebe zu einem Eingeborenen? Das sollte jeder Leser selber beim Lesen herausfinden. Aber manchmal sind Dinge eben anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen.


    Aufmerksame Leser werden viele Randdaten über das Land Papua-Neuguinea finden, die nach meinen Suchen über Google auch stimmen. Dieses Land, das der Autor Christian Krug beschreibt, muss so unwahrscheinlich schön sein, dass man selber Fernweh bekommt. Grenzen - die mit wenigen Schritten zwei vollkommen verschiedene Welten zeigen. So besitzt die Hauptstadt Port Moresby Internet, Telefon und Fernsehen, doch nur wenige Kilometer weiter fängt schon das unbekannte Land an, wo Abenteuer beginnen. Es ist ein Land, wo Menschen nur mit einem ledernen Penis-Etui bekleidet sind, oder kaputte und dreckige Klamotten am Leib tragen müssen. Strom und Wasser sind pure Luxusgüter, die nur die wenigsten Menschen dort überhaupt kennen. Die Menschen glauben noch an Geister und Dämonen und viele von ihnen leben tief im Regenwald in kleinen Gruppen, die andere Menschen noch nie gesehen haben.


    Wer einen Roman über die Schönheit Papua-Neuguineas, ein spannendes Abenteuer mit Liebe, Erotik und kriminalistischem Feingespür sucht, wird dieses Buch wie ich lieben. Wer nun aber denkt, dass er eine Art Reiseführer in der Hand hält wird hierbei enttäuscht. Obwohl ich dieses Buch verschlungen habe, würde ich aber nur 5 Sternen von 6 vergeben.


    Die wichtigen Infos, die man braucht, um in diese Geschichte einzutauchen, sind nicht immer gleich einsehbar. Manchmal gingen die Perspektivenwechsel der Protagonisten zu schnell, so dass ich überlegen musste, befindet man sich in der Gegenwart oder Vergangenheit. Auch kleine, vom Lektor übersehene Schreibfehler sind ärgerlich, denn dieses Buch sollte, wie die darin erzählte Geschichte rein sein. Die Philosophie dieses Buches beflügelt die Fantasie und macht das Gelesene greifbar. Man wird das Buch nicht einfach aus der Hand legen und vergessen können. Man wird sich an dieses schöne Land erinnern, an Philomela und ihren Kellner, die das Spiel des Lebens kennen lernten. Aber man wird sich auch erinnern, wie brutal dieses Leben sein kann, wie schnell aus Träumen Albträume werden können. Gerade das zweite Kapitel, das aus der Sicht von Philomela erzählt wird, ist düster, schmerzhaft und grauenvoll, und doch saugt man jedes Wort auf, um Philomelas Traumwelt kennen zu lernen


    Man sollte bereit sein, sich auf den Autoren einzulassen, um in diese Fantasiewelt eintauchen zu können. Viele Stunden mit den Protagonisten ermöglichen uns, eine Welt kennen zu lernen, die ihre Schönheit entfaltet und doch mehr als nur gefährlich ist.


    Fazit: Dieses Buch sollte in keinem Regal fehlen. Einzig der Preis von 15,90 Euro könnte abschreckend wirken, der für mich aber gerechtfertigt ist. Auch sollte man sich nicht vom Cover abschrecken lassen, ich hätte sicher ein anderes gewählt, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.


    Anmerkung: Der Name Philomela bedeutet übersetzt Nachtigal und passender hätte der Name unserer Protagonistin nicht ausfallen können. Der Name kommt aus dem Griechischen. Ein weiteres Indiz dafür, dass Christian Krug für diesen Roman gut recherchiert hat.