Bisher habe ich nur meine Kinderbücher mehrmals gelesen, und die dann oft solange, bis ich sie auswendig kannte - z. B. "Die Kinder von Bullerbü", "Pippi Langstrumpf", "Bille und Zottel", "Britta und ihre Pferde" und noch so einige. Ich gebe zu, selbst einige HPs doppelt gelesen zu haben: ich habe die Bände 5-7 zusammengekauft, und dann vorher nochmal 1-4 gelesen, um wirklich im Bilde zu sein.
Zur Zweitlektüre der Bücher, die ich sonst so in den letzten 10-12 Jahren gelesen habe, bin ich noch nicht gekommen. Aber ich glaube, dass sich das wirklich lohnt. Vieles erschließt sich erst beim zweiten lesen. Sei es, weil man nicht mehr so auf die reine Handlung konzentriert ist und den Blick öffnen kann für scheinbare "Nebensächlichkeiten", sei es, weil sich in 10 Jahren die eigene Persönlichkeit und der Bildungshorizont doch erheblich ändern kann.
Ich freue mich jedenfalls schon darauf, im nächsten Jahr die "Buddenbrooks" von Th. Mann wiederzulesen nach fast 12 Jahren. Ich weiß jetzt schon, dass - so sehr mir das Buch damals gefallen hat - ich eben wirklich nur die Handlung verstanden haben, nicht aber vieles an Assoziationen, Metaphern, Konstruktionen und geistesgeschichtliche Inhalte, die Th. Mann dort eingebaut hat.
Bei Städten ist es so, dass ich zwar gerne eine neue Stadt kennenlerne. Aber es gibt zwei Städte, in die ich einfach regelmäßig (wenn auch in großen Abständen) fahre, weil ich mich dort zu Hause fühle, weil ich wissen will, wie sich die Städte und Menschen dort verändern (oder auch nicht). Ich glaube, so ähnlich wird es mit Büchern sein, nur dass die Verlockung, ein neues Buch zu lesen, statt eines wiederzulesen, immer unendlich groß ist.