Lasset die Kinder zu mir kommen [Commissario Brunetti 16] - Donna Leon

  • Mir hat schon das Thema dieses Brunetti-Romans sehr gut gefallen. Alles in diesem Buch ist (traurigerweise) sehr realistisch, der Schreibstil ist fesselnd wie immer und die Charaktere mag ich sowieso. Ich erwarte überhaupt nicht, dass sie sich gross weiterentwickeln und verändern, genausowenig wie ich das von Donald Duck erwarte. Ich mag Brunetti wie er ist und will noch viele Bücher über ihn lesen.

  • Ich will mich hier mal in die Reihe der Brunetti-Fans eingliedern. Sein alteingesessener venezianischer Charakter hat etwas Vertrautes und Beruhigendes und er macht die Reisen durch Donna Leons Bücher angenehm und kurzweilig.


    'Lasset die Kinder zu mir kommen' empfand ich als einen typischen Brunetti mit einer brisanten Thematik, die mich immer schon interessiert hat.


    Ein Arzt, der von den Carabinieri förmlich überrannt wird und dessen Kind beschlagnahmt wird, bieten Anreiz zu Empörung und eröffnen Zwiefel am Rechtssystem des Staates. Brunetti gibt sich versöhnlich und scheint gewilt zwischen Polizei und Carabinieri zu unterscheiden, auch wenn man ihm die Zerrissenheit anmerkt: das Opfern verteidigen oder die Täter, die colleghi. Imponiert hat mir Vianellos Empörung. Das macht ihn unglaublich menschlich, was für mich besonders wichtig ist, da die Geschichte ja aus Brunellis Sicht geschrieben ist.
    Was ich an diesem Buch speziell so packend fand, war die Tatsache keinen Mörder zu jagen, ja noch nicht einmal einen wirklichen Verbrecher. In diesem Fall tun die, die gegen das Gesetz verstoßen, nicht zwingend etwas moralisch Verwerfliches, wohingegen die, die völlig legitim handeln, in meinen Augen moralisch zumindest zweifelhafte Dinge tun. Kompliziert wird es im Anbetracht der Tatsache, dass sie ihre Taten jedoch für moralisch korrekt halten.


    Die Kullisse ist wieder einmal traumhaft. Venedig ist es, egal ob bei Tag oder Nacht. Eine Stadt, die ihren Charme trotz Tourismusbelagerung nicht verloren hat. Zu leicht verlieren sich die Massen an Touristen in den Gassen und Kanälen, da kann man sich ein altes Venedig weiterhin gut vorstellen.
    Und irgendwie bekommt man während der Lektüre der Brunetti-Krimis ständig Hunger. Das wäre dann auch der einzige Grund, um die Lektüre überhaupt zu unterbrechen ;)


    Da ich des Italienischen mächtig bin, fand ich auch dieses Mal die italienisch belassenen Bezeichnungen passend und auflockernd. Allerdings frage ich mich nach wie vor, ob sie für 'Unwissende' nicht irgenwie störend sind. Einige erschließen sich ja aus dem Kontext, andere sind auch im deutschen Sprachraum bekannt (eventuell lässt sich auch einiges aus dem Lateinischen ableiten), andere jedoch sind teilweise Schlüsselbegriffe, um eine gewisse Situation zu begreifen [z.B. aqua alta] und da frage ich mich, ob den einen oder anderen diese Zwischenrufe nicht stören.


    Summa Summarum liebe ich Brunetti nach wie vor, bin begeistert von der Kulisse und werde ihm auch in Zukunft die Treue halten.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Ich habe das Buch vor einigen Tagen beendet und bin ein bisschen zwiegespalten, was ich davon halten soll.
    Als Krimi ist das Buch meiner Meinung nach nicht gut gelungen, ich empfand es selten als spannend und konnte das Buch immer bei Seite legen, wenn ich es wollte. Diesmal ist es, meiner Meinung nach, Donna Leaon nicht gelungen einen Guten Spannungsbogen aufzubauen. Dafür wird ein Thema in den Mittelpunkt gestellt, was sehr interessant ist und über das Brunetti sich wie seit langem nicht mehr, den Kopf zerbricht. Die Persönlichkeit von Brunette lebt Mal wieder richtig auf, und man kann nur allzu oft seinen Gedankengängen zustimmen.


    Insgesamt ein Krimi, den man vielleicht nicht lesen sollte, wenn man gerade Lust auf etwas richtig spannendes hat.


    Von mir gibts 7 / 10 Punkten, weil ich schon viele bessere Fälle von Brunetti gelesen habe.

    LG Dennis


    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.


    :lesend Bruno, chef de police - Martin Walker

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  • Da der Film zum Buch unlängst im TV wiederholt wurde, habe ich anschließend das Buch wieder einmal zur Hand genommen (ich habe alle Donna Leons im Regal) und nur mal hineinlesen wollen. Einfach sehen, wie nah die Verfilmung am Buch war, das ich schon vor längerer Zeit gelesen hatte. Wieder bin ich hängengeblieben und habe es bis zu Ende gelesen. Erneut mit großem Vergnügen. Egal, ob es mal mehr, mal weniger spannend ist - immer gelingt es dieser großartigen Autorin, mich in die Welt ihrer Figuren hineinzuziehen. Wenn mancher Kritiker nölt, der Zenit der Brunettis sei überschritten, so stört mich das nicht. Nach wie vor bereitet mir die Lektüre dieser Bücher gewaltiges Behagen: Venedig, die Gebäude, der Betrieb auf den Kanälen, die Gerüche, die Menschen, der Touristenwahnsinn, die Kunst, der Wein, das gute Essen - und mittendrin der geborene Venezianer Brunetti und seine liebenswerte Familie mit ihren völlig normalen Problemen. Und jedes Mal eine andere Kriminalgeschichte, manchmal nicht gerade "thillend", aber nie seicht oder effekthascherisch und fast immer an sehr aktuellen, brisanten Themen festgemacht.
    Ein Brunetti auf dem Tisch, ein guter roter Italiener im Glas, ein duftender Antipasti-Teller daneben, leise ein wenig Puccini im Hintergrund - da kommt man dem, was ich als Leseglück bezeichne, schon sehr nahe! Insofern schließe ich mich dem Statement von Asmos vom 22.09.2010 an und stimme begeistert zu:


    Summa Summarum liebe ich Brunetti nach wie vor, bin begeistert von der Kulisse und werde ihm auch in Zukunft die Treue halten.


    O ja! :wave

  • Kurzweilige Unterhaltung und ein Wiedertreffen mit den Brunettis, mehr leider nicht. Für einmal konnte mich die Autorin nicht überzeugen. Der Fall überzeugte mich nicht. Ich freue mich aber dennoch auf all die anderen Brunettis, welche bei mir noch ungelesen rumliegen.