Aline Sax - Eine Welt dazwischen

  • Die belgische Familie De Belder will 1910 nach Amerika auswandern. Der Vater und einer der Söhne, Alexander, sind eigentlich diejenigen, die unbedingt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine neue Existenz mit einer Farm aufbauen möchten. Der Zwillingbruder Adrian sowie auch die Mutter und die kleine Schwester Charlotte würden lieber in der Heimat bleiben, aber natürlich geht die ganze Familie oder keiner.


    Den Bauernhof haben sie verkauft, um für ihren Neustart etwas Kapital zu haben, aber für sehr viel mehr als die Überfahrt reicht es trotzdem nicht, und sie können nur mitnehmen was sie tragen können. Aber es heißt ja, in Amerika sollen die Einwanderer kostenlos Land erhalten, da es Platz für alle gibt, alles soll es dort im Überfluss geben und ganz großartig sein.


    Endlich angekommen und durch verschiedene Umstände von seiner Familie getrennt, ohne Sprachkenntnisse, muss Adrian sich zunächst alleine in New York durchschlagen, er hat in einem Hotel einen Job als Tellerwäscher bekommen, aber reich oder zumindest wohlhabend zu werden, ist für viele Immigranten auch in Amerika ein fast unmöglich zu realisierender Traum.


    Adrian freundet sich mit Jack an, der im gleichen Hotel arbeitet, anfangs noch etwas naiv, merkt er, dass er allmählich mehr als freundschaftliche Gefühle für Jack entwickelt, aus einem bekannten Gedicht dieser Zeit "The Love That Dare Not Speak Its Name."


    Die 1984 geborene belgische Autorin Aline Sax ist bereits promovierte Historikerin. Ihre geschichtlichen Kenntnisse merkt man dem Buch auf jeder Seite an. Sie beschreibt viele Szenen so bildhaft, dass man als Leser jederzeit die Kulisse und die Atmosphäre vor Augen hat, die Freude, aber auch das Elend, das den Menschen begegnet. Wir "sehen" die Abreise aus Antwerpen, die Überfahrt im Zwischendeck, die Ankunft in Ellis Island, das Leben in New York, die Unterschiede zwischen arm und reich und fühlen mit Adrian, seiner Familie und Jack.


    "The Statue of Liberty" ist das Symbol der Freiheit für viele Einreisende. Nach den ersten Tagen in New York bereits ernüchtert, nennt Adrian sie gelegentlich "That Liberty Bitch". Es wird für ihn ein langer Weg bis er wirklich "angekommen" ist.


    Eine Altersangabe habe ich nicht gesehen, aber es ist definitiv ein Jugendbuch, kein Kinderbuch. Das Lesealter ist vielleicht ab 14 Jahren. Da ich selbst aber auch mit 12 Jahren schon normale Bücher für Erwachsene gelesen habe, kommt es sicher auf den jeweiligen jugendlichen Leser an.


    "Eine Welt dazwischen" wurde in den Niederlanden für den Jugendbuchpreis nominiert. Ich kann das Buch aber Lesern jeden Alters empfehlen, die eine gut geschriebene, emotional bewegende Geschichte lesen möchten.

  • Ich kenn das Buch :-)
    Ich fand es sehr sehr schön!


    Zitat

    Original von Uta
    Ich kann das Buch aber Lesern jeden Alters empfehlen, die eine gut geschriebene, emotional bewegende Geschichte lesen möchten.


    dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen :-] Das Buch ist wirklich sehr bewegend! Es lohnt sich, es zulesen :-)

  • Ich hab das Buch auch gelesen und war total begeistert!!!
    Ich würde die Altersempfehlung ab 14 einschätzen, ich selbst bin 15 und finde das ich in die Zielgruppe perfekt hineinpasse.


    Jedenfalls bin ich sehr froh, dass ich meiner Spontanidee gefolgt bin und mir das Buch zugelegt habe, es hat mich nämlich total überwältigt.


    Das einzige was ich nicht mochte war das Ende. (Obwohl es eigentlich passt)


    Liebe Grüße, Fisch:katze

  • Ich habe es jetzt auch durch und wurde von der Geschichte wirklich gefangen genommen.
    Da ich offene Enden nicht mag war ich etwas enttäuscht, aber alles in allem finde ich es lesenswert.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Es gibt übrigens schon den Nachfolger :wave


    Kurzbeschreibung:


    New York, 1911: Der Traum vom "Gelobten Land" ist für Adrian in greifbare Nähe gerückt. Seine Freunde und er haben eine Bar gekauft, die nicht nur Reichtum verspricht, sondern für sie auch ein Zufluchtsort sein soll. Doch dann geraten sie in Schwierigkeiten. Adrian droht unter dem Druck zusammenzubrechen. Wird er seinen Traum vom Glück aufgeben?

  • Zitat

    Original von kuschelhundchen
    Ich kam heute an meiner Clubfiliale vorbei und habe es bestellt


    Für die die Besorgung des Buches an sich kriegst Du ein Lob. Für die Bestellung beim Club eine Rüge. Eine richtige Buchhandlung hätte das bestimmt vorrätig gehabt ...

  • Kurzbeschreibung


    New York 1910: Der 18-jährige Adrian erreicht auf einem Auswandererschiff das Gelobte Land. Allein und der Sprache nicht mächtig, musser sich in der fremden Großstadt durchschlagen. Dabei entdeckt er nicht nur eine faszinierend neue Welt, sondern auch eine unerwartete Liebe: Die Liebe zu Jack, seinem besten Freund.


    Autorin:


    zu Aline Sax is nicht unbedingt viel vermerkt. Sie ist Jahrgang 1984, und schreibt erfolgreich Jugendbücher.


    Eigene Meinung:


    Ja, ich habe das Buch ihm Rahmen eines Schulthemas "American Dream" entdeckt, als ich dafür was zusammen suchte und hab es mir dann gekauft. Es handelt von einer belgischen Bauernfamilie die, wie so viele um die Jahrhundertwende, die Aufbruchstimmung spürten und in das "gelobte Land" auswanderten. Im Zentrum des Romans steht der 18jährige Adrian, aus dessen Sicht das ganze Buch verfasst ist.


    Der Autorin gelingt es auf sensible Weise die Aufbruchstimmung der Zeit um die Jahrhundertwende nachzuzeichnen, all die Hoffnungen, die an das Leben in der neuen Welt geknüpft wurden, überdie Probleme der Auswanderungswilligen mit Behörden und Gaunern diesseits und jenseits des Atlantiks, die die Leute gerne über den tisch zogen.
    Am Ende kommt nur Adrian in Amerika an und muss nun, völlig auf sich allein gestellt, ums Überleben kämpfen. Ohne die geringsten Englischkenntnisse schlägt er sich irgendwie durch und lernt im Melting Pot der Lower East Side zu überleben.


    In Jack, einem Hotelportier, findet Adrian schließlich einen Freund, der ihm hilft, sich in der Neuen Welt zurechtzufinden. Damit hebt das zweite große Thema dieses Buches an: Im Zusammensein und Zusammenleben mit Jack entdeckt Adrian seine Homosexualität. Für Adrian öffnet sich hier nochmals eine völlig neue Welt, "eine Welt dazwischen", denn im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts ist Homosexualität eine Schande und wird in Kellerbars und geheimen Hinterhöfen ausgelebt.


    Als schließlich Adrians Zwillingsbruder Alexander im zweiten Anlauf doch noch nach Amerika gelangt, muss er sich entscheiden: für seine Liebe, für Jack, für seine sexuelle Identität, für New York oder für seinen Kindheitstraum, die Farm im Westen, für Alexander.


    Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Das Ende ist offen - doch bekommt der aufmerksame Leser eine Ahnung (vielleicht ist es sogar eine Hoffnung...?), wofür der Protagonist sich entscheiden wird. Was das Buch neben der schonungslosen Entmythifizierung des bedingungslosen Auswandererglücks (von jetzt auf gleich vom Tellwäscher zum Millionär!).


    Fazit:
    ein exzellentes Lesevergnügen, das für Stunden oder Tage zu einem spannenden Aufenthalt in der Vergangenheit einlädt, mit liebevoll-sympathischen Charakteren.