Rückentext
Bis vor wenigen Jahren war Australien für die meisten von uns ein entlegenes Land, das außer endlosem Busch und springenden Beuteltieren wenig Nennenswertes zu bieten schien. Und das völlig zu Unrecht, wie Bill Bryson in seinem Reisebericht beweist, denn dieser Kontinent der Superlative steckt voller überraschender Entdeckungen und Kuriositäten, die man in der restlichen Welt vergebens suchen wird ...
Autor
Bill Bryson wurde 1951 in Des Moines, Iowa, geboren. 1977 ging er nach Großbritannien und schrieb dort mehrere Jahre u.a. für die Times und den Independent. Mit "Reif für die Insel" gelang Bryson schließlich der weltweite Durchbruch. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, und auch mit seinen zuletzt erschienenen Reiseberichten "Picknick mit Bären" und "Streiflichter aus Amerika" stürmte Bill Bryson die internationalen Bestsellerlisten. Bill Bryson lebt heute mit seiner Familie in Hannover, New Hampshire.
Meine Meinung
Ich habe mir dieses Buch letztes Jahr gekauft, weil ich "Reif für die Insel" einfach geliebt habe und nach "Eine kurze Geschichte von fast allem", das nicht so 100% meinen Geschmack treffen konnte, wieder einen Reisebericht von Bill Bryson lesen wollte. Das Ende der "Traumpfade"-Leserunde erschien mir nun der ideale Zeitpunkt, auch wenn die Bücher inhaltlich praktisch keine Schnittmengen haben (abgesehen davon, dass die Reisenden an irgendeinem Punkt im Buch einmal in Alice Springs sind).
Das Buch gliedert sich grob in 3 Teile:
Teil 1 - Ins Outback
In diesem kürzesten der 3 Abschnitte beschreibt Bryson seine Reise mit der Indian Pacific Eisenbahn von Sydney nach Perth. Dabei legten er und sein Begleiter, ein junger Fotograf namens Trevor Ray Hart, einen Zwischenstop in Broken Hill ein. Dort waren sie für einige Tage mit dem Auto im Outback unterwegs und besuchten die Ortschaften Menindee und White Cliffs (eine alte Opalbergwerkstadt) um zumindest etwas vom "echten" Australien zu erleben.
Teil 2 - Das zivilisierte Australien (Bumerangküste)
Etwas verwirrend ist der Sprung ins nächste Kapitel. War Bryson eben erst noch in Perth eingetroffen, so beginnt dieser Abschnitt mit einer ausführlichen Tour durch Sydney. Wie er da jetzt hingekommen ist und ob es sich überhaupt noch um die gleiche Reise handelt, wird nicht erwähnt.
Er bereiste in der Folge die Großstädte Canberra, Adelaide, und Melbourne. Unterwegs sah er sich natürlich immer wieder Sehenswürdigkeiten und kleine abgelegene Orte an (zum Teil auch deshalb, weil sich viele Entfernungen in Australien nicht eben mal an einem Tag mit dem Auto zurücklegen lassen). In Melbourne traf er sich mit einem befreundeten Ehepaar, das ihm ein bisschen das Umland in Victoria zeigte. Schließlich fuhr er noch in die Richtung von Brisbane zum ehemaligen Schick-Badeort Surfers Paradise. Für Brisbane selbst reichte die Zeit nicht mehr, da er terminlich zugesagt hatte an einer Wohltätigkeitswanderung durch Syrien und Jordanien teilzunehmen.
Teil 3 - Weitab vom Schuss
Dieser Teil der Reise fand offenbar kurz nach der oben erwähnten Wanderung statt, denn auf dem Rückflug traf er auf einen alten Freund, Allan Sherwin, der sich spontan bereit erklärte 10 Tage lang mit Bill Bryson die Reise durch Australien fortzusetzen. Der Weg führte diesmal von Cairns (wo sie das Great Barrier Reef besuchten), über Cooktown (eine ehemalige Goldgräberstadt), Darwin und Daly Waters nach Alice Springs. Von dort aus gings zu einem der Wahrzeichen Australiens: Dem Uluru (Ayers-Rock). Nachdem Allan Sherwin zurückfliegen musste, besuchte Bill Bryson, diesmal ausführlicher, noch einmal die Stadt Perth und machte sich anschließend, zum Abschluss, auf, um einige der Naturwunder Australiens zu besichtigen: Die Jarrah- und Karriwälder und die Stromatolithen von Shark Bay.
Wer schon Berichte von Bill Bryson gelesen hat, dem muss ich nicht extra von seinem besonderen Stil erzählen. Von den kuriosen Anekdoten gepaart mit historischem Hintergrundwissen aus der Gründungszeit Australiens, die er immer wieder zu den jeweils besuchten Ortschaften einstreut. Oder von der Selbstironie, wenn er seine kinderverschreckende Art zu schlafen beschreibt oder das begierige Erlernen jeder nur denkbaren Todesart (und von denen gibt es in Australien sehr viele) durch Tiere, Pflanzen oder unwirtliche Umwelt wie Wüsten. Auch die heillose Flucht vor Hunden durch einen Park, welche in einem kleinen Gärtchen damit endete, dass er die Hausfrau fast zu Tode erschreckte, ist allemal lesenswert.
Man hat vor allem das Gefühl, Bryson passt wirklich nach Australien, denn genau so schrullig wie er ist auch das Land. Wo sonst, kann ein Premierminister schwimmen gehen und plötzlich auf nimmer Wiedersehen verschwinden (um dann Jahre später geehrte zu werden indem man ein SCHWIMMBAD nach ihm benennt)? Wo kann eine Atombombe hochgejagt werden, ohne dass die Welt etwas davon mitbekommt bzw. es erst Jahre später erfährt? Ein Land, das für die Amerikaner im Jahr 1997, gemessen an der Anzahl der Artikel in der New York Times, nur knapp interessanter war als Bananen, aber bei weitem nicht so wichtig wie Speiseeis. Mit Bryson erfährt man einige der Wunder dieses Kontinents, man lernt seine Menschen (zumindest ein paar) kennen und seine Nach- wie auch Vorteile zu schätzen.
Über die Ureinwohner findet man verhältnismäßig wenig in diesem Buch, aber das was man erfährt ist nicht unbedingt ermutigend. Viel scheint sich in den letzten 20 Jahren, zumindest im Outback, nicht getan zu haben. Lediglich von Seiten der Regierung gibt es nun ernste Bestrebungen jahrelanges Unrecht wieder gut zu machen. Aber so einfach lassen sich Jahrhunderte der Misslandung nicht ausmerzen, weder in den Köpfen der weißen Siedler, noch in denen der Aborigines. Allerdings ist das historische Wissen über die Besiedlung Australiens durch diese Ureinwohner vor etwa 60.000(!) Jahren mehr als interessant.
Der Titel des Buches ist vom deutschen Verlag etwas unglücklich gewählt, denn Bryson hatte leider Pech und traf während seiner Reisen durch den Busch kein einziges Känguru. Erst ziemlich zum Schluss der Reise kam an den Zaun seines Hotels ein Wallaby gehüpft… und das beim Abendessen.
Wer also gerne persönliche Reiseberichte liest, die sowohl Wissenswertes als auch sehr Unterhaltsames enthalten, dem kann ich Bill Brysons Bücher nur ans Herz legen!