Das falsche Rot der Rose - Jens Johler & Christian Stahl

  • Kurzbeschreibung:
    Beim Gruppenfoto der Regierungschefs aus den G10-Staaten beginnt ein Sicherheitsbeamter zu schießen. Das Attentat, bei dem auch die deutsche Kanzlerin stirbt, erschüttert die Welt. Wer ist schuld? Für CIA-Agent Hamlet Mueller war der Wachsoldat der erste islamistische Attentäter der westlichen Welt. Uno-Ermittlerin Senait Darod dagegen vermutet, dass die CIA hinter dem Attentat steckt. Doch dann machen Hamlet und Senait eine Entdeckung...


    Über die Autoren:
    Jens Johler, geboren 1944 in Neumünster, war Schauspieler, studierte Volkswirtschaftslehre und lebt heute als freier Autor in Berlin. Mehr Infos gibt's auf seiner Homepage: www.jens-johler.de
    Christian Stahl, geboren 1970, studierte in Bonn und Oxford Germanistik und Geschichte. Heute ist er Radiomoderator und Politikredakteur in Berlin und Leiter einer Medienagentur.


    Meine Meinung:
    Irgendwann in naher Zukunft: es gibt einen europäischen Außenminister und in den USA ist der 45. Präsident im Amt. Die wichtigsten Staats- und Regierungschefs treffen sich in Toronto zum hermetisch abgeschirmten G10-Gipfel. Doch dann geschieht das Unfassbare: Ausgerechnet ein kanadischer Wachsoldat eröffnet das Feuer und richtet ein Blutbad an, über 20 hochrangige Politiker sterben. Die Welt ist in Aufruhr...


    Jens Johler und Christian Stahl haben mit ihrem ersten gemeinsamen Buch einen atemberaubenden Wissenschaftsthriller vorgelegt, der vor allem von den Möglichkeiten der Politik und Wissenschaft lebt, die entweder schon Realität sind, oder zumindest schon mal angedacht wurden. Aktuelle Ereignisse werden genauso eingebunden wie Ängste und Verschwörungstheorien, die schon jetzt in der Welt kursieren, dabei verzichten die Autoren aber dankenswerterweise auf jegliche Beteiligung des Vatikans, wodurch sich der Thriller in einem weiteren Punkt wohltuend von der Masse abhebt. Die beiden Protagonisten, der reaktivierte CIA-Agent Hamlet Mueller und die auf die Fährte des Attentäters angesetzte dunkelhäutige UNO-Ermittlerin Senait Darod versuchen zunächst getrennt voneinander, die Hintergründe und möglichen Drahtzieher aufzudecken, wobei sie der Leser abwechselnd begleitet. Neben der eigentlichen Tat werden auch die konkurrierenden Organisationen, die Interessen weiterer Gruppierungen und Regierungen und die Motive einzelner Personen geschickt und plausibel vermittelt. Ein echter Pageturner, den man erst aus der Hand legen kann, wenn man das gelungene und glaubwürdige Ende kennt, damit aber garantiert noch nicht mit dem Thriller abgeschlossen hat, der durch seine Brisanz und enthaltenen Gedankenspiele auf jeden Fall nachwirkt.


    Als zusätzliches Schmankerl bieten die Autoren am Ende des Buches eine kommentierte Literaturliste von Publikationen, aus denen sie Anregungen und Informationen bezogen haben und die auch für den neugierigen Leser von großem Interesse sein dürften.

  • Ein Attentat in Toronto: Bei dem Gipfeltreffen der G10-Staaten ermordet ein Attentäter reihenweise Staats- und Regierungschefs. Kurz darauf beginnt ein Kompetenzgerangel im Hintergrund. Sowohl der CIA als auch eine [künftige] UN Organisation – die von den USA nicht unterstützt wird – wollen die Hintermänner des Anschlages ausforschen.


    Hier beginnt ein spannender Thriller, der sowohl politisch als auch wissenschaftlich interessant ist.


    Politisch glaubt man sich zuerst im üblichen Fahrwasser zu befinden. Jens Johler und Christian Stahl schaffen es aber das Thema Terrorismus gut und umfassend in die Handlung zu integrieren und dabei auch andere Gedanken zuzulassen, als die üblichen.
    Hierbei fand ich dann eher die Auflösung etwas enttäuschend, da sie mir eher als eine Melange aus altbekannten Verschwörungstheorien erschien.


    Der wissenschaftliche Handlungsstrang ließ mich zuerst skeptisch werden. Gerade bei Thrillern mag ich es nicht, wenn ich mir immer denke: „Unrealistisch.“. Anfangs hatte ich hier auch die Befürchtung, dass etwas zu viel des Guten erdacht wurde, aber dieser Strang wurde immer dichter und auch sehr glaubwürdig. Die Grundlagen aus Biologie und Physik – die dankenswerterweise nicht unnötig ausgebreitet wurden – waren anschaulich und verständlich dargestellt. Auch das „daraus Werdende“, welches ich hier nicht näher nennen möchte, erschien mir dann nicht zu abgehoben und wurde zu einer Stärke dieses Buches.


    Etwas unrund erschienen mir einige der Figuren. Hier wäre mMn weniger oft mehr gewesen. Vielfach werden sie mit einer weitausufernden Biographie versehen, die für die Handlung nicht notwendig war. Dadurch entstanden für mich ein paar kurze Längen und manche Figur war überladen und wirkte etwas gekünstelt.


    Gewünscht hätte ich mir auch noch eine weitere politische Ebene. Die Handlungen der politischen Amtsträger auf das Attentat wird immer nur passiv wiedergegeben. Hier hätte ein weiterer Handlungsstrang, der etwa auch die Sicherheitsratsitzung von innen gezeigt hätte, dem Buch noch mehr Tiefe verleihen können.


    Alles in Allem ein spannender Thriller. Ich vergebe 8 Punkte.

  • Ich habe das Buch gerade fertig gelesen und es hat mir ganz gut gefallen. Der Plot ist dicht und spannend gestrickt, die Verschwörungstheorien sind zwar so ziemlich alle schon bekannt, aber hübsch verpackt. Die Charaktere waren auch ganz interessant, trotz der weitausuferenden Biographien, die taciturus erwähnt, die vielleicht manchmal etwas zu weit gehen, während die Charaktere selbst einem trotzdem manchmal nicht wirklich nahe kommen.
    Schön finde ich auch die Literaturliste am Ende des Thrillers.
    Für einen deutschen Thriller finde ich das Buch wirklich gut gelungen.
    Hat Spaß gemacht, das zu lesen.

  • Großes Lob an die Autoren, wirklich ein geniales Buch. Wie ja schon die vorherigen Rezensenten geschrieben haben, gibt es diesmal nicht das übliche schwarz/weiß-Schema und die Story wird von mehreren Seiten beleuchtet: Aus Sicht der UNO, aus Sicht der CIA und aus Sicht der Medien. Im Gegensatz zu taciturus habe ich auch nicht das übliche Hin und her der Machthaber vermißt (von denen ja die meisten europäischen sowieso gerade ermordet wurden) - das Ergebnis der politischen Beratungen kommt auch ohne die direkte Live-Übertragung der Sicherheitskonferenz gut rüber. Für mich war das Buch ein echtes Highlight.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)