Klappentext:
London, 1864: Als Junge verkleidet, schlägt sich Sarah mit Botengängen für eine Zeitungsredaktion durch. Sie träumt davon, wie ihre Freundin Lily Journalistin zu werden, auch wenn Frauen nur unter Pseudonym schreiben dürfen. Als die verwitwete Lily eines Tages ein Traueramulett geschenkt bekommt, ahnt noch niemand, welch todbringendes Geheimnis das Schmuckstück birgt. Bald kursieren in der Redaktion die schrecklichen Details einer rätselhaften Mordserie. Unerschrocken macht sich Sarah daran, den Spuren des gefährlichen Amuletts zu folgen...
Hundertfünfzig Jahre später forscht die Geschichtsdozentin Susana über viktorianische Autorinnen. Als sie in einem Archiv auf Sarahs Schriften stößt, ist sie begeistert - und macht eine überwältigende Entdeckung.
Die Autorin:
Kylie Fitzpatrick wurde 1964 in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles und lebt heute als freie Drehbuchautorin und Schriftstellerin in Bristol. Gleich mit ihrem ersten Roman Der geheime Faden [zur Rezi] gelang ihr ein internationaler Erfolg.
Eigene Meinung:
Ich wollte mal wieder einen Schmöker lesen und habe bei einem Mängelexemplar zum halben Preis zugeschlagen. Mir gefiel das Cover ;-), der Klappentext hörte sich recht spannend an. Er verspricht schreckliche Details einer rätselhaften Mordserie, sozusagen einen historischen Krimi, dessen Fäden bis in die heutige Zeit gesponnen werden.
Nun ja. 1864 geschehen in London tatsächlich drei Morde, die irgendwie im Zusammenhang stehen. Allerdings lässt mich das als Leserin ziemlich gleichgültig. Es mag daran liegen, dass zu Beginn des Buches mit jedem Kapitel Zeitsprünge gemacht werden. Außerdem ändert sich ständig die Erzählperspektive, zusätzlich unterbrochen durch eingestreute Briefe einer Zeitzeugin. Das Ganze soll wohl ein Mosaik sein, wirkt aber nur konstruiert, gewollt anspruchsvoll und irgendwie unnötig. Das London im Jahre 1864 bleibt farblos, gibt mir kein Gefühl des Miterlebens. Die Geschichte liest sich erst besser, nachdem sie ungefähr in der Mitte des Buches zur heutigen Zeit umschwenkt, die nur noch gelegentlich durch Briefe aus der Vergangenheit unterbrochen wird. Die Autorin fühlt sich hier eindeutig mehr auf sicherem Terrain und bringt einigermaßen Unterhaltsames zustande.
Teile des Buches spielen in Indien. Leider ist auch Indien nicht wirklich erlebbar für mich. Es wird zwar das Gewirr von Farben, Geräuschen und Gerüchen beschrieben – aber eben nur beschrieben. Es klingt und duftet nicht.
Das Rezept „man nehme ein wenig Krimi, reichere es mit Exotik, religiösen Einsichten, Kunst und Geschichte an, schüttele einmal kräftig und serviere die Mischung in einem hübschen Cover“ ergibt leider keinen Lesegenuss, sondern einen etwas zähen Teig. Vielleicht sind es zu viele Zutaten und nicht die richtigen Mengen, um mehr als nur scheinbaren Tiefgang zu erzeugen. Am Schluss interessiert nicht einmal mehr wirklich, wer nun der Mörder war.
Schade! Die eine oder andere Idee hätte es verdient, besser zur Geltung zu kommen. Das Buch war für mich kein Totalausfall und für den halben Preis in Ordnung. Ein weiteres Buch der Autorin werde ich aber wohl nicht lesen.
Ich stelle die Rezension bei Belletristik ein, da sich meines Erachtens das Historische in Grenzen hält.