'Die Goldhändlerin' - Seiten 149 - 304

  • Ein wirklich schönes Buch. Das ist bisher mein erster Roman aus dem Hause Lorentz und sicher nicht mein Letzter.


    Vor allem die Begegnungen zwischen Fischkopf und Lea/Samuel sind unglaublich lustig und unterhaltsam. Bin schon gespannt, wie sich das zwischen den Beiden noch entwickelt.


    Leas Geschwistern könnte ich so richtig den Hals umdrehen. Nur mosern und nix tun.


    Was ich nicht so verstehe ist, warum sich Lea in eine große Reichsstadt einkaufen will. Kann ihr da nicht ähnliches passieren, wie in Sarningen?


    Liebe Grüße
    Minerva


    [SIZE=7]Sorry fürs edit, immer diese Tippfehler[/SIZE]

  • Hallo Minerva,


    es freut uns, dass dir die Goldhändlerin gefällt.


    Leas Ziel ist es, der Herrschaft des in ihren Augen zu raffgierigen Markgrafen zu entkommen, und sich mit ihren Geschwistern und dem Gesinde eienr größeren Judengemeinde in einer der Reichsttädte anschließen zu können. Dort würde Elieser auch jene Vorbilder finden, die er in Hartenburg nicht besitzt, sprich männliche Juden, die ihn unter ihre Fittiche nehmen und ihm all das lehren könnten, das Lea ihm nicht beizubringen vermag. Ein großer Teil der Haltung Eliesers und Rachels kommt nun einmal daher, dass sie ein zu einsames Leben führen müssen und sich deswegen unglücklich fühlen. Es gibt auch niemand, der ihnen einmal so richtig Bescheid stoßen könnte. Ein angesehener Jude oder gar Rabbi hätte die entsprechende Autorität besessen, Lea und Sara haben sie jedoch nicht.


    Natürlich sind Juden auch in einer Reichstadt nicht vollkommen sicher. Es ist aber etwas anderes, als Teil einer größeren Gemeinde unter dem vertraglich beschworenen Recht mit dem Rat der Stadt zu leben, als von der Willkür eines einzelnen Landesherrn abhängig zu sein. Außerdem galt Kaiser Friedrich III. als nominelles Oberhaupt aller Reichstädte als ein den Juden im Reich wohlgewogener Herrscher. Daher hätte sie sich in einer Reichsstadt auf jeden Fall wohler gefühlt als in ihrer derzeitigen Heimat.


    In einer größeren Gemeinde hätte ein erfahrener jüdischer Geschäftsmann Elieser auch in die Geheimisse der Handelsverbindungen einweisen können. Elieser und Rachel hätten dort auch ihr in Hartenburg gezeigtes Verhalten, sprich nichts tun und schmollen, nicht beibehalten können. Die übrigen Gemeindemitglieder hätten sie, wie man so schön sagt, schon zurecht gebogen.


    Man sollte Leas Geschwister bei allem Ärger über ihr Verhalten nicht die alleinige Schuld geben. Sie waren noch Kinder, als ihr Vater ungebracht worden ist und fanden sich mit den veränderten Verhältnissen nicht mehr zurecht.


    Der gute Roland Fischkopf wird noch eine gewisse Rolle spielen. Mal sehen, wie sie dir gefällt. Auf alle Fälle gelang ihm eines, die Leute zum lachen zu bringen, und Leute, die lachen, sind meistens nicht mehr auf Blut aus. Lea verdankt ihm daher mit Fug und Recht ihr Leben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Oh, das ist ja eine liebe lange Erklärung zu meiner Frage. Vielen Dank Gheron. :knuddel1 Hm, da bin ich ja mal gespannt, ob es Lea in eine Reichsstadt schafft. Die nächsten dreihundert Seiten machen einen da bestimmt schlauer ... *neugierig auf das Buch linse und mich beherrsche nicht mal kurz die letzte Seite anzuschauen*


    Bin auch schon eifrig weiter am lesen - Gott sei dank ist heute Sonntag und damit bleibt viel Zeit dafür :-]


    Mit Fischkopf ist euch wirklich ein toller Charakter gelungen. Ich finde es immer schön, wenn ein Buch nicht nur spannend ist, sondern auch amüsante Seiten hat, denn dann macht das Lesen einer schönen Geschichte - im wahrsten Sinne des Wortes - noch mehr Spaß. :-)


    So, und jetzt schnell wieder auf den Balkon zu meinem Buch ...


    Liebe Grüße und noch mal vielen, vielen Dank
    Minerva

  • Zitat

    Original von Gheron
    Der gute Roland Fischkopf wird noch eine gewisse Rolle spielen. Mal sehen, wie sie dir gefällt. Auf alle Fälle gelang ihm eines, die Leute zum lachen zu bringen, und Leute, die lachen, sind meistens nicht mehr auf Blut aus. Lea verdankt ihm daher mit Fug und Recht ihr Leben.


    Ich meine auch schon zu wissen was für eine Rolle... Er wird sich doch sicherlich in Lea verlieben - uns sie sich in ihn - und dann, ganz am Schluss, finden sie sich und kommen zusammen... *schmelz*


    Ich meine so einen leichten Ansatz dazu schon heraus zu lesen... ;-)


    *Morgana harrt der Liebesdinge, die da kommen*

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Gestern habe ich ca. 300 Seiten lesen können, mir gefällt das Buch unglaublich gut. :-)


    Bernhard von Ochsenmaul und Roland Fischmaul, was für Namen. :grin


    Lea, die durch das Studieren der Unterlagen erfährt, dass ihre Vorfahren nach Flussgold getaucht haben, beschließt auch nach dem Gold zu tauchen.
    Dadurch erfährt der Leser erst einmal, woher das Gold zum Münzenprägen kommt. Was mir bis jetzt ein wenig fehlt, aber ich bin auch erst auf Seite 402 (vielleicht kommt da noch mehr zum Thema auf den folgenden Seiten), ist der Handel. Die Juden müssen unglaublich viel gehandelt haben und haben auf diesem Weg ihren Reichtum immer wieder vergrößert. Darüber hätte ich gerne mehr gelesen, da Roland Fischbach ja auch eine immer wichtigere Rolle spielt, der geschäftlich sehr erfolgreich zu sein scheint.


    Vom Judeneid hatte ich früher noch nie gehört und auch Autodafé kannte ich noch nicht. Autodafé verstehe ich als Judenverbrennen oder auch nur Beseitigen von Juden, auf welche Art und Weise auch immer, ist das richtig??

  • Das mit dem Münzen prägen fand ich auch faszinierend. War das wirklich damals so? Muss ich mir die Maschinen wirklich so vorstellen? Und vorher wurde das Gold dann in kleine Scheiben geschnitten, damit das passte?

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Wichtig ist noch, dass Roland beim Herzog ein Weinmonopol für Lea herausgeschlagen hatte. Sie besitzt nun für 3 Jahre das Weinmonopol für Flandern. Ich bin schon sehr gespannt, was sich aus dem Monopol heraus entwickeln wird.


    Außerdem sorgt Roland dafür, dass Lea Sprachen lernt, was sicherlich auch gute Gründe für das weitere Buch haben wird, ich bin schon sehr gespannt, was noch alles kommt.


    Mittlerweile klingt auch immer mehr durch, wie wichtig Lea für Roland geworden ist. Sie sieht ihn nur als Geschäftspartner, er sieht aber die Frau in ihr, mal schauen, wie es mit den beiden weitergeht. (Und nein, ich habe das Ende noch nicht gelesen, obwohl ich so etwas doch nur zu gerne mache :grin)

  • ...bei mir ist es der 3. Roman aus dem Haus Lorentz und ich bin hin und weg.....ehrlichgesagt gefällt er mir besser als die anderen beiden, obwohl die auch schon klasse waren.
    Ich stelle mir das Recherchieren bei einem so heiklen Thema sicher auch nicht leicht vor....

  • Hi Wolke,


    du hast es fast verraten:


    Als Autodafé (auto da fé, portugiesisch für: "Glaubensakt"; lat.: actus fidei) bezeichnet man die Vollstreckung eines Urteils der Inquisition oder ein Glaubensgericht, beispielsweise die Verbrennung eines Ketzers oder Verbrennung ketzerischer Bücher.

  • Hallo,


    es ist schön, wenn man so kompetente Leute wie Historicus dabei hat, der Fragen rasch und präzise beantworten kann.


    Autodafés waren vor allem in Spanien sehr beliebt und fanden sehr oft Abends in der Dämmerung oder der beginnenden Nacht statt, damit das Feuer auch schön leuchtet. Die daran beteiligten Mönche sahen teilweise so aus wie Ku Klux Clan-Leute und trugen Kaputzen mit Augenschlitzen. Zuerst wurde gebetet, dann die Verbrechen der Ketzer, Juden oder wer sonst das Missfallen der heiligen Inquisition erregt hatte, bekannt gegeben. Danach kam weiteres Brimborium und zuletzt wurden dann die Scheiterhaufen entzündet. Manche Verurteilte, die offen bereuten, wurden vorher noch erdrosselt, der Rest lebendig verbrannt.
    Gegen ein Autodafé nahmen sich die mitteleuropäischen Hexenverbrennungen wie ein amerikanisches Lynchverfahren gegenüber der feierlichen Eröffnung des englischen Oberhauses aus.


    Münzen prägen war damals eine harte Sache und erforderte Muskeln. Wir haben in einem Museum einmal so einen Prägestock gesehen, mit einem hübschen Wackerstein oben drauf. Die beistehenden Erklärungen haben wir dann bei Lea verwendet. Wir wussten zwar bereits, dass gegossene Goldstangen für Münzen auseinander gesägt worden waren, doch die Verwendung von halbwegs passenden Nuggets war für uns neu.


    Der Judeneid war, wenn es nach Recht und Gesetz ging, ein reiner Verwaltungsakt, bei dem die Juden eine Gebühr zahlten und dafür ihre Aufenthaltserlaubnis erhielten. Allerdings kämpfte vor allem die Kirche dafür, den Juden diesen Eid so sauer wie möglich zu machen, nicht zuletzt in der Hoffnung, dass sie zuletzt aufgeben und sich taufen lassen würden. Als sie das nicht taten, wurde die Leistung des Judeneids zu einer wahren Schikane ausgebaut. Die Lea angedrohten Dinge sind hier fast noch harmlos zu nennen. Sehr oft gehörte der Kuss auf das hintere Ende einer alten Muttersau mit dazu und etliche andere, ähnlich unappetitliche Dinge.


    Auf den Handel sind wir so gut eingegangen, wie wir konnten, aber wegen der explodierende Fülle des Romans konnten wir nur ein paar Punke berücksichtigen.


    Die Recherchen für diesen Roman begannen etwa ein Jahr, bevor ich mit dem Schreiben anfing, und gingen bis zum Ende weiter. An einer anderen Stelle schrieb ich ja bereits, dass wir nicht zuletzt nach Informationen, die wir im jüdischen Museum in Amsterdam erhalten haben, den Roman noch einmal einen anderen Dreh gaben.


    Der Name Fischkopf stammt, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, von mir. Als wir den Roman umplanten, wurde Hamburg zu Rolands Heimatstadt und da entfuhr mir der Satz: "Also gut, machen wir ihn zum Fischkopf!"
    Da in der Zeit durchaus derbe Namen gebräuchlich waren, habe ich diesen dann auch gelassen.
    Der gute Ochsenmaul wurde von einem Ritter Rindsmaul abgeleitet. Als ich den gelesen habe, konnte ich nicht anders, als ihn leicht verfremdet zu übernehmen.


    Damit aber erst einmal liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo Ihr Lieben,


    bei der Taucherei nach dem Gold ist mir ständig die Frage im Kopf herumgespukt, wie das Gold wohl dorthin gelangt ist.


    Habt Ihr lieber Gheron und liebe Sysai da Quellen gefunden, dass damals Gold so versteckt wurde?


    ...


    und über das Ende von Robert und Lea spekuliere ich auch schon heftigtst. Nur kann ich mir nach der Wanderhure und der Kastratin nicht vorstellen, dass es ein strahlendes Happyend gibt.


    Aber wir werden sehen., *hoffnungheg*

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • binchen


    Das Gold wurde nicht in den Flüssen/Bächen versteckt, sondern man konnte es wie auch in Alaska und Californien - hier in Deutschland in Gebirgsbächen finden und rauswaschen. Heute gibt es noch Flüsse - oder besser Flüsschen, wo man nach Gold suchen und - wenn man Glück hat - auch finden kann. In Österreich sogar noch recht viel - hab ich mir sagen lassen... wenn man 3 Gramm für eine Woche schürfen für "viel" hält :grin

  • Danke Sisi,


    das war mir gar nicht klar. In Alaska habe ich natürlich die Dredges gesehen, mit denen in späterer Zeit das Gold ausgewaschen wurde. Die Goldwäscher sind dort ja auch eine Touri-Attraktion, aber dass es hier auch Goldfunde gab ... Wär ich nicht drauf gekommen.


    ...

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Hallo binchen und Sisi,


    Sisi hat die Frage nach dem Gold ja schon beantwortet. Das Zeug wurde ihm Lauf der Jahrtausende durch die Verwitterung im Gebirge frei gesetzt und mit dem übrigen Geröll durch das Wasser mitgespült, bis es an eine Stelle kam, an der es die Strömung nicht mehr erfassen konnte. Das waren meistens tiefe Stellen im Fluss, eben solche "Teufelslöcher", oder eben flachere Stellen mit geringer Strömung.


    Die Ausbeute in den mitteleuropäischen Flüssen ist zwar nicht im Geringsten mit der in Alaska oder Kalifornien zu vergleichen, war aber doch groß genug, berufsmäßig danach suchen zu können. So gab es am Inn noch im 19. Jahrhundert Leute, die neben ihrer kleinen Landwirtschaft oder ihrem Gewerbe das Privileg besaßen, dort nach Gold zu suchen.


    Einige der bairischen Kurfüsten ließen sogar aus dem gefundenen Flussgold Münzen schlagen, die mit der Inschrift Ex Auro Oenius, aus dem Gold des Inns, versehen waren.


    Wie Sisi schrieb, kann man in den Flüssen heute noch Gold finden und es gibt noch immer Leute, die Goldsuchen als Hobby betreiben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • In einem meiner Urlaube in den Bergen habe ich mich auch als Sucher vertan. Wobei ich dazu sagen sollte, dass ich auf Mineralien für unsere Mineraliensammlung achtete und nicht nur speziell auf Gold. Es war schon recht witzig und die Leute, die an einem vorbei gingen, schauten einen immer dumm an. Die Ausbeute war recht gemischt. Mal fand ich an der einen Stelle in dem einen Fluß mehr, mal nichts oder wenig. Aber Spaß machte es auf alle Fälle. (wenn man davon nicht leben muß ... :grin)
    Andere schwitzten, man selbst im kühlen Fluß... Paps oder Freund am Flußufer und warten auf die Ausbeute. Diese haben sie dann gewaschen und geprüft... Einmal habe ich eine recht seltene Mineralienverbindung rausgeholt.. weiß leider die Namen nicht mehr ... sry.. vielleicht mal Demo fragen.


    Aber ich habe die Seiten gestern abend richtiggehend verschlungen und auch im Traum hat mich die Geschichte um Lea irgendwie nicht losgelassen. Lea scheint Roland ja nicht zu trauen oder gar zu mögen und dennoch kann sie ihm nicht entkommen. Schlimm fand ich auch die Szene mit Saul und der Erpressung. Wer sagt denn, dass er - auch wenn er nun den Goldstaub hat - nicht doch Lea verrät?


    Wie kommt man eigentlich auf den Namen : Orlando Terasa de Quereda y Cunjol ?


    ich verstehe voll und ganz, dass sich der Bankier den Namen nicht merken kann... ich kann ihn ja noch nicht mal korrekt aussprechen :lache

  • Hallo Tanzmaus,


    wir haben uns bei einem unserer Urlaube in Finnland auch mal als Goldsucher betätigt. Bleibende Erinnerung sind eiskaltes Wasser :cry und sehr viel Sand in der Schüssel, aber kein einziges Körnchen Gold :fetch.


    Zu Sauls Erpressung. Lea vergeht ja vor Angst, er könnte sie weiterhin erpressen oder sogar ans Messer liefern. Auch dies ist ein Motiv für sie, ihre Heimat mit ihrer Familie so rasch und so spurlos wie möglich zu verlassen. Allerdings wollen es die Verhältnisse dann doch anders.


    Der Name Orlando Terasa de Quereda y Cunjol wurde spanischen Namen jeder Zeit nachempfunden. Er zeigt an, dass die Familie erst vor kurzem geadelt worden ist, da es sonst Orlando de Terasa heißen hätte müssen, und ihnen die Form aufgenötigt worden ist, um sie als konvertierte Juden zu kennzeichnen. Es gab ja in Spanien ziemlichen Ärger zwischen Adeligen reinen Blutes und solchen, denen maurische oder jüdische Ahnen nachgesagt wurden.


    Liebe Grüße
    Gheron

  • @ Gheron,


    ja, ich habe auch nur Katzengold gefunden. Die anderen Mineralien hatten mit Gold nicht viel gemein :grin


    Warum Roland seinen Namen änderte, wurde mir nicht so ganz klar oder wird das noch genauer aufgezeigt (bin auf Seite 305)