'Die Goldhändlerin' - Seiten 305 - 449

  • So, ich bin mittlerweile auch in diesem Abschnitt angekommen. Leider komme ich derzeit nicht ganz so oft zum Lesen, so wie ich das gerne würde. Das Buch und seine Charaktere sind mir nämlich mal wieder sehr ans Herz gewachsen und ich möchte es einfach immer wieder in die Hand nehmen und sehen, wie es Ihnen geht und was sie gerade so treiben... ;-)


    Jetzt verstehe ich auch ein wenig, warum Orlando die Juden so schützt. Sicher doch aus dem Grunde, da er eigentlich selber aus einer konvertierten jüddischen Familie stammt. Oder habe ich da was falsches gelesen? Das wird vorher im Buch doch nicht erwähnt, oder?


    Jetzt passt es auch wieder, dass Lea ja Jüdin ist. So steht den beiden ja eigentlich wenigstens das nicht mehr im Wege... ;-)


    Lea ist mittlerweile auf dem Weg nach Spanien und ganz alleine an Bord des Schiffes. Dabei ist mir schon ein wenig mulmig zu mute. Die arme so ganz alleine. Sie wird sich zwar sicherlich zu helfen wissen in schwierigen Situationen, aber ich lese trotzdem ganz angespannt weiter und hoffe, dass ihr nichts allzu schlimmes widerfahren wird....

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Original von Morgana
    Jetzt verstehe ich auch ein wenig, warum Orlando die Juden so schützt. Sicher doch aus dem Grunde, da er eigentlich selber aus einer konvertierten jüddischen Familie stammt. Oder habe ich da was falsches gelesen? Das wird vorher im Buch doch nicht erwähnt, oder?


    Stimmt, du hast es richtig im Gedächtnis. :-)

  • Hallo Alice,


    schade, dass du mit dem Roman schon fertig bist. Deine Fragen haben uns ganz gut getan, um uns unserer eigenen Motivation für die Goldhändlerin wieder bewusst zu werden.



    Zitat

    Stimmt, er hat sie gerettet. Aber wie du schon sagst, das Wie ist für mich entscheidend, seine eigene Einstellung, sein in dieser Situation erkennbarer Hang zu zumindest Boshaftigkeit, wenn nicht gar Sadismus.


    Sadismus würde ich es nicht nennen, sonst müsste ich mich beim nächsten Blick in den Spiegel fragen, ob ich selber einer bin, weil ich einen solchen Charakter gestaltet habe.
    Ich würde Orlando eher Überheblichkeit unterstellen, und auch den Willen, dieses weibliche Wesen, dass sich so gar nicht in ihr zustehende Rolle einfügen will, für diese Aufmüpfigkeit zu bestrafen. Allerdings ist er nicht boshaft genug, um sie wirklich in die Pfanne zu hauen, sondern sieht sie wohl zuerst als eine Art kleiner, missratener Schwester an, der man zwar die eine oder andere Ohrfeige verpasst, sie aber doch gegen Fremde beschützt.


    Zitat

    Obwohl ich mir immer wieder selber vor Augen führen muss, in welcher Zeit eure Geschichte abgesiedelt ist. Mein weiblich-menschliches Denken ist wohl viel zu sehr unserem Jahrhundert verbunden. Aber Lea passt in so vieler Weise ins 20./21. Jahrhundert, dass ich oft vergesse, dass sie ein Kind des ausgehenden Mittelalters ist.


    Das ist auch für einen Autoren ein Problem, auf dass er sehr aufpassen muss. Lea erscheint wahrscheinlich deshalb so modern, weil sie sich völlig außerhalb der ihr von der Umwelt zugedachten Rolle bewegt. Sie selbst ist ein jüdisches Mädchen mit einer recht guten Bildung, die die durchschnittliche Bildung der meisten anderen jungen Frauen ihrer Zeit übertrifft. Ihr Vater war ein wohlhabender Mann und konnte sich gute Lehrer für Samuel leisten, von denen dann auch Lea profitierte.


    Zitat

    Es zeigt immerhin, dass ihr mit ihm einen Charakter geschaffen habt, der die Leser nicht kalt lässt.


    Wir versuchen bei unseren Romanen möglichst unterschiedliche Charaktere zu gestalten, von einem Schlitzohr wie Orlando bis hin zu fast treudoof, um die einzelnen Schicksale auch unterschiedlich darstellen zu können. Zu gleichartige Schicksale und Charaktere wären wirklich langweilig. Wir glauben, dass sich sowohl die weiblichen Hauptfiguren bei uns stark von einander unterscheiden. Eine Giulia aus der Kastratin hätte nie die Wanderhure Marie sein können, ebenso wenig wie Lea oder die Tatarin Schirín es sein hätten können. Giulia hätte auch nicht Lea sein können oder umgekehrt.
    Bei den männlichen Hauptfiguren machen wir es genauso. Am ähnlichsten sind sich hier noch Vincenzo und Orlando, wobei es auch heir Unterschiede gibt. Michel aus der Wanderhure oder Sergej aus der Tatarin stehen jedoch wieder auf einem ganz anderen Blatt.


    Zitat

    Jaja, schöne Ausrede: der Papi *Augen verdreh* Und dem Papi wäre es natürlich Recht gewesen, eine jüdische Frau in Verkleidung eines christlichen Mannes zu schicken, hm? Dieses Argument lasse ich nicht gelten


    Es war die Angst um die Gesundheit des Vaters, die Orlando zunächst dazu brachte, nicht selbst zu reisen. Gleichzeitig forderte seine Mutter jedoch, etwas für ihren Bruder zu tun. Er befand sich daher ziemlich in der Zwickmühle. Eigentlich zeigte es, welch hohen Stellenwert Lea inzwischen bei ihm einnahm, weil er es ihr als Einziger zutraute, für ihn einspringen zu können. In dem Augenblick, wo ihm so richtig bewusst wurde, in was er sie hinein geschickt hatte, benahm er sich so dämlich, wie sich nur ein verliebter Trottel benehmen kann.



    Hallo Morgana,


    du hast vollkommen Recht, Orlando stammt von konvertierten Juden ab und hat seine Wurzeln noch nicht gekappt. Er rettet Lea aber nicht nur aus diesem Grund das Leben, das hätte er wohl auch bei einer Christin getan. Die Religion, auch wenn er selbst kein besonders gläubiger Mensch ist, stellt jedoch ein einigendes Band zwischen ihm und Lea her. Außerdem hört er als Geschäftsmann den Ruf, den "Samuel" sich bei den anderen jüdischen Händlern erworben hat und kann der Verschuchung nicht wiederstehen, sich ihr auch hier als toller Hecht zu beweisen.


    Damit liebe Grüße an alle
    Eure Sysai und Gheron :wave

  • Ich weiß nicht, wie es den anderen Teilnehmern dieser Leserunde nun geht, aber ich kann sagen, es war meine erste Leserunde und sie hat mir sehr gut gefallen.


    Das Buch habe ich nun schon ein paar Tage hinter mir, aber die Geschichte läßt mich bis dato nicht los.
    Da ich gerne über das "Gelesene" noch etwas sinniere (z.B. beim Bummeln), fiel mir heute auf, dass ich immer noch Lea und ihre Geschichte im Kopf habe. Nicht das neue Buch, an dem ich derzeit lese.


    Lea verfolgt mich noch :write

  • Kann es sein, dass Lea im Buch tatsächlich Christopher Columbus trifft? Oder habe ich da was falsches gelesen? :gruebel

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Du hast schon richtig gelesen, Colombo oder Colon oder Columbus sind immer dieselbe Person, nur der Name variiert in den verschiedenen Sprachen ;)

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Hallo Tanzmaus,


    du hast uns mit deinem Beitrag ein schönes Kompliment gemacht. Es ist uns tatsächlich gelungen, mit Lea einen Charakter zu gestalten, der ein wenig nachdenklich macht.



    Hallo Morgana,


    da Colombus wahrscheinlich ein Nachkomme von aus Mallorca vertriebenen Juden ist, konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen, ihn bei einem Roman über eine Jüdin als Nebenfigur auftauchen zu lassen. Wie Alice schon schrieb, gibt es verschiedene Schreibweisen seines Namens. Christoforo Colombo ist die italienische Form, unter der er sich auch Isabella und Ferdinand von Spanien vorgestellt hat. Später nannte er sich Cristobal Colon. Interessant ist, dass es im 14. Jahrhundert auf Mallorca eine Familie Colom gab. Der Weg von Colom zu Colombo ist da nicht weit.



    Hallo Alice,


    danke für deine Information an Morgana, denn wir kommen erst jetzt dazu, darauf einzugehen. Um nämlich unseren Spaß an der Büchereule zu behalten und sie nicht als Schreibhindernis anzusehen, erledigen wir meistens unser tägliches Arbeitspensum, bevor wir ins Netz gehen.


    Liebe Grüße an alle


    Sysai und Gheron :knuddel

  • Zitat

    Original von Alice


    Orlando hingegen - er scheint nur gut zu sein, wenns ums Lästern und das Herbeiführen peinlicher Situationen für Lea gilt.


    Hallo Alice,


    mein Lieblingsfreund ist Roland auch jetzt noch nicht. Aber er sieht an einer Stelle wenigstens ein, dass er sich Lea gegenüber gemein benommen hat. Dass sie nun scheinbar kein Vertrauen in ihn setzt, indem sie ihm z.B. nichts von Sauls Überfall erzählt, begründet er sich selber gegenüber mit seinem alles andere als einwandfreien Verhalten. Insofern macht auch er eine Entwicklung durch und bleibt nicht ausschließlich der fiese Spötter, der er am Anfang einer jeden Begegnung mit Lea ist.


    Zitat

    Original von Alice


    Diese nicht nur verrückte sondern brandgefährliche Idee, eine unschuldige Person Todesgefahr auszusetzen, ist für mich nicht nur dumm, sondern auch boshaft und kriminell.


    Es ist eine Wahnsinnsidee, da gebe ich dir Recht. Aber andererseits hätte Lea ja auch nein sagen können. Er hätte es nach längerem Widerstreben sicher zähneknirschend akzeptiert, weil er sich, bevor er überhaupt mit ihr darüber spricht, ja selber oft genug fragt, ob er da nicht zu viel von ihr verlangt. Im Grunde zeigt er ihr mit diesem Ansinnen, dass er sie jetzt endlich ernst nimmt und ihr zutraut, diese großen Gefahren zu meistern und vor allem sein Geheimnis zu bewahren. Eigentlich vertraut er ihr dadurch auch sein Leben an, nicht allein das seines Onkels. Denn Lea könnte ja theoretisch durch ihr Wissen ihren Vorteil bei irgendwelchen großen Häuptlingen in Spanien suchen und ihn verraten. Dass er auch ihr Geheimnis kennt und bewahrt, weiß sie ja nicht.


    Zitat

    Original von Alice


    Wie auch immer: jetzt am Ende des Abschnitts setzt der gute Orlando seiner Dummheit noch die Krone auf: er reist weder verkleidet noch unter falschem Namen nach Spanien. Wie dämlich ist der Kerl?


    Und genau das rechne ich Roland eigentlich hoch an. Alle seine Raffinessen und bekannten Tricks sind zweitrangig gegenüber dem Wunsch, Lea zu helfen, wenn nötig, und sich über ihr Schicksal im Klaren zu werden. Also trifft er keine großen Vorsichtsmaßnahmen, die sicherlich Zeit erfordert hätten, sondern fährt los, um so schnell wie möglich in Spanien zu sein. Er handelt aus Verantwortungsgefühl Lea gegenüber, die ja durch ihn in ein nicht gerade ungefährliches Abenteuer geraten ist. Es steht nicht im Buch drin, aber vielleicht hat er ja die Absicht, sich selbst zu stellen, wenn er Lea im Falle einer ihr drohenden Gefahr damit retten kann. Aber das ist jetzt eine reine Vermutung von mir.


    Gruß


    Hundefreund

  • Erst mal ein Lob: Auch in diesem Teil ging der Lesespass unvermindert weiter.


    Endlich erfährt Lea wie die Dinge zu Hause wirklich laufen wenn sie weg ist. Leider wird sie schon wieder von der beiden jüngeren Geschwister hinters Licht geführt, anstatt dass die beiden mal tüchtig den Hintern versohlt bekommen. Ich befürchte, dass die beiden es fertigbringen werden die Familie in ernste Schwierigkeiten zu bringen X(


    Eine Stelle die mir aufgefallen ist, die mir sagt das Orlando Lea nicht egal ist,ist die wo sie ihn vor ihrer Abreise bittet ihr Glück zu wünschen....


    Lustig finde ich die Beschreibung der Reisegesellschaft, besonders de Poleur, de la Massoulet und co. Nur Blödsinn im Kopf. :grin Genial ist der Zweikampf!!


    Frage: Gab es den Herzog von Montoya wirklich? Oder wie seid ihr auf den Namen gekommen? (Doch nicht etwa zuviel F1 geschaut? :grin )

  • Hallo Cmoi,


    es freut uns, dass die Goldhändlerin weiterhin Spaß macht. So soll es sein. Was Leas Geschwister betrifft, wirst du ja noch lesen, was da passiert. Aber beide Seiten handeln in unseren Augen absolut menschlich.


    Die jungen Herren auszuarbeiten hat uns sehr viel Freude bereitet. Es gab zu allen Zeiten lustige Typen und Lachen ist, wie man weiß, gesund. Außerdem konnte Elmar hier wirklich Jugenderlebnisse verarbeiten. Man kann selbst mit dem besten Freund aneinander geraten, wenn der Verstand aussetzt.


    Bei unseren Romanen sehen wir darauf, historische Persönlichkeiten und von uns erfundene Figuren nahtlos ineinander greifen zu lassen. Ein Teil der Leute in Spanien wie Medicaneli oder der erwähnte Cisneros und natürlich das Herrscherpaar sind echt, andere, wie der berühmte Herzog von Montoya unserer Phantasie entsprungen.
    Für unsere Schurken nehmen wir hauptsächlich erfundene Figuren, es sei denn, eine historische Persönlichkeit bietet sich förmlich dafür an. Im allgemeinen wollen wir die Untaten, die wir beschreiben, keinem jemals lebenden Menschen andichten. Aus diesem Grund entstand der gute Montoya als eine von uns geschaffene Gestalt.
    Ähnlichkeiten mit einem gewissen F1-Fahrer sind rein zufällig und werden von uns auf das Schärfste bestritten! :grin


    Liebe Grüße
    Sysai und Gheron :wave