Eine Szene....

  • Du hast recht, die Frage war überflüssig.

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

  • Hm, ich finde lichts Kritik berechtigt. Der Ausbruch des Mannes ist wirklich etwas zu heftig, als dass ein mensch mit solchen Ansichten überhaupt in die Kirche geht und dann dort so lange schweigt. Die Figur ist meiner Meinung nach allerdings auch nicht völlig überflüssig, aber anstatt sich gegen das Kind zu wenden, würde ich in ihm eher eine Stütze für dessen Zweifel sehen. Nach dem Motto: Geben Sie doch dem Kind mal vernünftige Antworten! Obwohl - dann würde der Text vielleicht zu bipolar. Hm, ich weiß es auch nicht. So ist es jedenfalls nicht ganz stimmig, obwohl die Grundidee sehr gut und ansprechend ist und der Anfang mich wirklich gefangen genommen hat.

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)

  • Hallo Clärschen,


    Mir hat der Dialog gut gefallen und aus meiner Sicht haben alle 4 beteiligten Personen eine gleichberechtigte Funktion, auch wenn die Mutter hinten an steht und das Kind eigentlich nur mit dem Wort "Warum?" die Handlung antreibt.


    Über die Reaktion des jungen Mannes ist bereits alles gesagt.


    Ich sehe hier vier verschiedene Sichtweisen auf Kirche und Glauben:


    1. Der Pfarrer - Ernsthaft glaubend, nicht hinterfragend
    2. Das Kind - Alles hinterfragend, will Sinn verstehen
    3. Der junge Mann - Glaube negierend, für Wissenschaft plädierend
    4. Die Mutter - Kirche als gesellschaftliche Institution anerkennend, kein Hinweis auf Glauben


    Der Pfarrer bleibt mir argumentativ ein bisschen zu blass. Immerhin hat er Theologie studiert. Dass er die Fassung verliert, ist okay.


    Das Kind ist sehr penetrant und wissbegierig. Was nervt, und zwar alle Beteiligten. Das ist allerdings nur beim Pfarrer gut herausgearbeitet. Der junge Mann reagiert zu plötzlich verstimmt (und zu hart) auf das Kind.


    Die Mutter reagiert zunächst gar nicht. Wenn es die Mutter des Kindes ist, hätte sie vorher schon stumm in Aktion treten können, um das Kind zur Räson zu bringen. Ansonsten schön, wie sie am eigentlichen Glauben vorbei argumentiert, und den gesellschaftlichen Nutzen der Kirche hervorhebt.


    Der junge Mann ist offensichtlich nur in der Kirche, um zu provozieren. Das wird aber nicht deutlich. Stattdessen wirkt es so, als sei er zufällig da und regt sich über den Müll auf, der da vorne geschwätzt wird. Was hat er erwartet? Einen Kinofilm? Er müsste mit seinen Kommentaren - da er ja nur provozieren will, bzw. eine Debatte führen will - etwas cooler sein.


    Aber dennoch sehr gerne gelesen und geschmunzelt.


    Grüße,
    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -