Das geheime Leben des Lásló Graf Dracula - Roderick Anscombe

  • Originaltitel: The secret life of László Count Dracula


    Zum Buch


    Als junger Arzt kommt im Jahre 1866 der ungarisch-rumänische Aristokrat László Graf Dracula nach Paris, um bei Professor Charcot, dem weltberühmten Pionier der Hypnose, zu studieren. Doch in der französischen Hauptstadt erwartet ihn mehr als die beunruhigende Konfrontation mit gepeinigten Seelen in Hörsälen und Krankenhäusern. Während ihn seine Cousine Nicole in die Gesellschaft einführt, macht ihn der junge österreichische Diplomat und skrupellose Lebemann Lothar von Pick mit den schwülen Boudoirs der Halbwelt bekannt. Die schöne Stacia wird seine Geliebte. Aber als sie auch Lothar ihre Gunst schenkt, schneidet László ihr, rasend vor Eifersucht, die Kehle durch und verspürt danach den unbändigen Trieb, ihr Blut zu trinken. Schockiert über seine Tat verlässt er Paris und begibt sich in das selbst auferlegte Exil auf dem abgeschiedenen Familienschloss in Transsylvanien. Die Welt soll vor dem in ihm schlummernden Monster verschont bleiben...


    Zum Autor


    Roderick Anscombe, 1947 in Manchester geboren, stammt aus einer Arztfamilie. Nach einem Studium der Psychologie und Philosophie in Oxford entschied er sich für ein medizinisches Zweitstudium. Ende der siebziger Jahre übersiedelte er als Psychiater mit Spezialgebiet Schizophrenie nach Amerika. Zur Zeit lehrt er an der Harvard Medical School. Nach Studien über die Natur des Unbewussten ist dies sein erster Roman.


    Meine Meinung


    Das Buch hat nicht wirklich meine Erwartungen erfüllt. Der Verlag schreibt im Klappentext etwas von "packendem Vampirroman" und ich fand es weder packend, noch kommen in diesem Buch Vampire vor. :wow Die Geschichte enthält keine übernatürlichen Elemente, sondern ist eher eine Interpretation des Vampir-Mythos auf natürliche Weise. Dracula als Serienmörder, der hin- und hergerissen ist zwischen Verlangen, Kontrollverlust und Schuldgefühlen. Das hätte an sich auch recht spannend sein können, aber leider verrät der Klappentext, den ich stark gekürzt habe, praktisch die ganze Geschichte :fetch und dadurch weiss man eigentlich immer schon, was als nächstes kommt. Das Buch wird von der Titelfigur in Tagebuchform erzählt, enthält aber auch Dialoge.


    Da es das Hôpital Salpêtrière wirklich gab und Professor Charcot eine historische Persönlichkeit ist und es am Rande auch um österreich-ungarische Geschichte geht, habe ich das Buch mal in "historischen Romane" gesteckt.


    Das Cover hat mich magisch angezogen und die Geschichte hätte mich mit oder ohne Vampir interessiert, aber leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht halten. Ich habe die zweite Hälfte nur noch überflogen.

  • Die Vermarktung des Buches ist eine Katastrophe. Das Buch hat lediglich später den Vampiraberglauben in Ungarn zum Thema.


    Trotzdem ist das Buch ein Sahnestückchen, das einfach Zeit braucht sich zu entwickeln. Am Ende des ersten Teils wollte ich es auch drangeben. Ein naiver Landadliger im lasterhaften Paris? War ein echter Gähner.


    Dann aber folgt ein Sprung von 20 Jahren. Der Landadlige kämpft zwar immer noch mit Moral und Werten, aber man erkennt langsam, daß er sich gemausert hat. Leider gehen seine bösen Taten bald über relativ harmlose Bestechungen usw. hinaus und er entwickelt eine eher blutige Neigung (trotzdem immer noch kein Vampirroman). Diese Entwicklung kann der Leser in Laszlos Tagebucheinträgen miterleben, denn aus ihnen besteht der Roman. Eigentlich ist er meistens auch ein ziemlich netter großzügiger Mensch, dem seine Naivität vom Anfang am Ende wiederum auch einholt. Allerdings geht er mit einem großen Knall, so daß sein alter Freund, den er wohl als Verursacher allen Übels sieht, auch noch einen mitbekommt.