Deaner, Als der Blues begann

  • Ich habe mit Staunen gesehen, dass dieser Titel hier noch nicht besprochen war
    Das hole ich jetzt nach:


    Über die Autorin


    Janice Deaner wurde 1966 in Michigan geboren,
    studierte Film in Washington DC und NY.



    Über den Inhalt:


    Was ist bloß los im Leben der zehnjährigen Maddie? eigentlich hätte sich doch
    alles zum Besten wenden müssen, nachdem ihr Vater Leo den neuen Job in der Kleinstadt angenommen hat.
    Zu ihrem Schrecken müssen Maddie und ihre Schwester Elena mitansehen, wie ihre ganze Familie auseinanderzubrechen scheint.


    Die Eltern streiten sich unentwegt und ihre Mutter Lana schließt sich immer öfter im elterlichen Schlafzimmer ein, um mit niemandem reden zu müssen.
    Lana trägt ein Geheimnis mit sich herum und tut alles, um es vor den neugierigen Augen der beiden Mädchen zu verstecken, die rätseln, was es mit Lanas kapputer Hüfte auf sich hat.


    Als die Eltern jedoch immer häufiger streiten, und sich die lebensfrohe Lana immer weiter zurückzieht, rätselhafte Anfälle und Weinkrämpfe hat, fangen Maddie und Elena an sich all die unbeantworteten Fragen zu stellen, auf die sie nie eine Antwort erhalten haben.


    Eines Tages auf einer Expedition finden die beiden auf dem Speicher die alten Tagebücher ihrer Mutter, doch mit jeder gelesenen Seite tauchen neue Fragen auf, gleichzeitig wird die Stimmung im Haus immer unerträglicher, bis der Moment kommt und Lana ihren Töchtern endlich die Wahrheit sagen muß.



    Meine Rezension:


    Ein Buch aus der Sichtweise eines zehnjährigen Mädchens, das im heißen Sommer in den Südstaaten Familiengeheimnisse an Tageslicht zu bringen
    versucht?
    "Naja", habe ich gedacht und erst einmal angefangen.


    Ich war sofort in den Bann geschlagen, von der Sprache des Buches, die es tatsächlich schafft, die Welt aus den Augen eines so kleinen Mädchens zu sehen.
    Ungeschönt, geheimnisvoll oft rätselhaft, was das Verhalten der Erwachsenen betrifft aber immer offen für alle möglichen Theorien und Spekulationen, die Gewissheit versprechen.


    Es ist ein Buch über die Lüge, über entgegengebrachtes und enttäuschtes
    Vertrauen. Über Geheimnisse und über einen heißen Sommer in einer Kleinstadt im Süden der USA.


    Ich habe es wirklich sehr gern gelesen !



    sommerliche Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Das liegt bei mir schon länger zurück, hat aber auch tiefen Eindruck hinterlassen. Nicht zuletzt wegen der Geschichte der Mutter, wegen der ich das Buch allerdings auch kein zweites mal lesen würde.
    Das Seelenleben des Mädchens ist sehr glaubhaft dargestellt, das Entdecken der Welt, die jugendliche Unverdrossenheit. Viele Szenen sind mir als schöne innere Bilder in Erinnerung.

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Meine Frau hat das Buch gelesen, nachdem sie als Lesemuffel mit "5 Tage, 5 Nächte" einen Janice-Deaner-Blitzstart hingelegt hat. Und das dritte von ihr veröffentlichte Buch hat sie auch durch.


    Für alle 3 gilt (für meine Frau): Genial, spannend, mitreissend, fesselnd.


    Von "Als der Blues begann" hat sie mir so einiges erzählt, weil sie vollauf begeistert war. Und es klingt wirklich nach einem sehr spannenden Roman. Fast hätte ich es auch gelesen, aber ich bin wohl doch zu sehr auf Krimis und Thriller eingeschossen.


    Grüße,
    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Ich habe gerade die letzten Seiten gelesen - was für ein Buch!


    Geheimisvoll und spannend, tragisch und bedrückend, aber nie erdrückend.



    "und eines Tages finden sie in einer Kiste auf dem Speicher Lanas alte Tagebücher und entdecken eine aufregende Welt - New York in den fünfziger Jahren, das Harlem der Schwarzen in den wilden Tagen von Cool Jazz und Blues - gefährliches Nachtleben, düstere Clubs, Drogen und Prostitution, Gewalt und Rassenhass. " (aus dem Klappentext)


    Aus der Sicht der 10jährigen Maddie geschrieben, wirkt die Geschichte trotz der Tragik wie ein spannendes Abenteuer, ohne aber zu verharmlosen.


    Besonders eindrücklich waren für mich die Schuldgefühle der Mädchen - ihrer Mutter geht es schlechter, ihr Vater kommt immer seltener nach Hause, die Familie zerbricht und da sie nicht wissen, was eigentlich passiert ist, fragen sie sich immer wieder: Sind wir schuld?

  • Dieses Buch muss ich doch mal aus der Versenkung herausholen.
    Dieses Buch habe ich mir als 13 Jährige geholt und noch heute (einige Jahre später) zählt es zu meinen Lieblingsbüchern.


    Maddie lebt in einer Familie mit 2 Geschwistern, einem Vater der musik liebt und macht und einer Mutter die den Blues verbietet.
    Nach ihrem Umzug aufs Land, findet Maddie die Tagebücher ihrer Mutter und erfährt so immer mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter und dem Grund warum sie so ist, wie sie ist.
    Dieses Buch liest sich einfach, ohne nivealos zu sein, und ist wirklich sehr spannend.


    Und wer wollte nicht auch schon mal in andrer Leute Tagebüchern stöbern... :grin

  • Hab es gerade fertig gelesen, hab leider lange gebraucht...
    Ich finde es etwas in die Länge gezogen, die Geschichte an sich ist sehr furchtbar...


    Trotz allem gutes Buch!!!

  • Ich meiner Ausgabe spielt die Geschichte allerdings nicht im Süden der USA, sondern im Staate NY in den Städten Hamilton, Syracuse und NYC. ;-)


    Ein tolles Buch, das allerdings am Anfang für mich etwas schleppend lief. Ich hätte es beinahe beiseite gelegt, weil ich dachte, die Mädchen kommen nie hinter Lanas Geheimnis.
    Die Beschreibungen aus dem Leben in der Kleinstadt Hamilton vermitteln den staubigen Charme einer 60er Jahre Landidylle, auch wenn die Brüllerei Gartas (eine irre gut gezeichnete Figur) diese Idylle nachhaltig zerstört. Ich war froh, dass Garta zwischen den Buchdeckeln gefangen blieb und meinen Weg nicht real gekreuzt hat.
    Dann wurde es aber richtig spannend und ich konnte es kaum noch aus der Hand legen. Gegen Ende wird es richtig grausam und ich musste eine Lesepause einlegen. Es lohnt sich aberunbedingt, das Buch zu lesen!

  • Was für ein Buch! Es hat mich richtig gepackt.
    Wie schade, dass es nur so wenige Eulen kennen.


    Sehr dicht, aber sehr gut geschrieben, erzählt uns die kleine Maddie von ihrem aufregenden Jahr, in dem sie begreift, dass man manche Dinge lieber doch nicht wissen möchte. Dinge vom wahren Leben. Der Erwachsenenwelt. Unverständlich, manchmal.


    Sie liebt ihre Mutter heiß und innig, und trotzdem kann sie ihre Vergangenheit einfach nicht ruhen lassen.
    Doch auch die Nebengeschichten sind eine (Lese-)Reise in den Staat New York der 60er-Jahre wert.


    Lange vor den heutzutage ja sehr populären "Familien-Geheimnis-Romanen" (das Buch ist von 1993) erschienen, ist es doch vom Stil her so gut ausgearbeitet, dass es sich, ohne sich unwohl fühlen zu müssen, ganz locker neben "Wer die Nachtigall stört" einreihen darf.


    Das Buch wirft einige Fragen für das eigene Leben auf, z. B.:
    Möchte ich wirklich wissen, was meine Kinder später mal so alles treiben werden?
    Wollen wir wirklich, dass sich unsere Kinder für unsere eigene Geschichte interessieren?
    Und nicht zuletzt: Kennen wir die Person wirklich, mit der wir zusammen leben?


    Von mir gibt es 9 Super-Punkte für ein richtig tolles Lese-Erlebnis aus meinem Alt-SUB.


    Gruß und deutliche Lese-Empfehlung vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Ein klasse Buch, auf das ich durch das Lieblingsbuch-Leseevent hier im Forum aufmerksam geworden bin. Alleine wegen der doch etwas ungewöhnlichen Perspektive lohnt es sich das Buch zu lesen.


    Die Familienprobleme und auch Geheimnisse der Eltern aus der Sicht einer zehnjährigen zu entdecken (oder auch wiederzuentdecken) ist der Autorin sehr gut gelungen. Ohne zu übertreiben, zeigt sie das Seelenleben von Maddie sehr gut auf. Und gleichzeitig wird deutlich wie verzwickt Familiengefüge sein können und wie ein einzelnes Erlebnis alles durcheinander bringen kann.


    Danke killerbinchen für dieses Leseerlebnis. :knuddel1