Bücher nach einem Selbstmordversuch

  • Zitat

    Original von licht
    Seesten offenbar bist du der überzeugung, dass jeder, der mal krank war, oder mal mit einem kranken zu tun hatte, der also persönliche erfahrungen hat, der bessere Arzt ist, als der der sein Studium durchlitten hat.


    Klar, psychisch krank zu sein, bzw. einige Bekloppte zu kennen, spart einem das Psychologiestudium/Psychatrische Ausbildung, wusstest Du das nicht?


    Zitat

    Original von lichtIch persönlich bevorzuge die ausgebildeten und professionell arbeitenden Ärzte, die frei von Gefühlswallungen und persönlicher Betroffenheit die Krankheiten anhand der entsprechenden wissenschaftlichen Methoden diagnostizieren und behandeln. Ich würde auch jedem anderen genau dazu raten. Und ich tue das vehement und denke, ich werde damit auch meiner seelsorgerlichen Verantwortung gerecht.


    Das ist doch allerdings sehr schön. Hätten wir uns diese ganze Diskussion sparen können. War trotzdem ganz unterhaltsam.

  • Ich wäre da mit Büchern auch ganz vorsichtig. Gerade in so schwierigen Lebenssituationen hat man soviel mit sich selber zu tun, dass man auf Lektüre womöglich solange verzichten möchte, bis man selber entscheiden kann, was man gerne lesen möchte.
    Wenn sie nur ihren Sohn zu sich läßt, hat sie jetzt wahrscheinlich andere Sorgen als ihren Lesestoff. Sonst könnte sie ja ihrem Sohn sagen, was er ihr mitbringen soll.
    Deine Idee mit dem Buch ist sicher sehr nett, aber vielleicht etwas für später, wenn es ihr wieder besser geht.

  • Was ich nicht ganz verstehe ist, dass Miss J doch sehr eindeutig dies in ihrem ersten Posting geschrieben hat:


    Zitat

    Original von Miss J
    Jetzt ist sie im Krankenhaus in einer offen Therapie. Sie liest sehr gerne und möchte auch Bücher ins Krankenhaus haben... nun meine Frage...


    Die Frau, die sicherlich noch selbst entscheiden kann, ob sie lesen kann oder nicht, wünscht sich Bücher für das Krankenhaus. Und anstatt Buchtipps erhält Miss J jetzt den Rat sich doch mal Gedanken dazu machen, ob sie dieser "kranken" Frau Bücher schenkt, weil man ihr aufgrund ihres Selbstmordversuches abspricht entscheiden zu können, ob und was sie liest? Hm... :gruebel

  • Mich jedenfalls hättest du da missverstanden: Ich rate dazu, den Therapeuten zu fragen, ob bzw. welche Lektüre sinnvoll und wirklich hilfreich ist ...

  • Hat jemand eigentlich das Eingansposting gelesen, mit dem der Thread eröffnet wurde?
    Da steht 'sie liest sehr gern und möchte auch Bücher ins Krankenhaus haben'.


    Kann man hier vielleicht für einmal eine Frage beantworten oder auch nicht beantworten ohne weiteres Gerede? Noch dazu bei diesem Thema?


    Es geht hier nicht darum, den Zustand einer völlig unbekannten Betroffenen zu analysieren, zu entscheiden, ob etwas 'krank' ist oder nicht und Ratschläge ins Blaue zu erteilen.


    Kann man mal einer Eule, die hier einen Thread eröffnet, zutrauen, daß sie weiß, was sie schreibt, auch wenn einem das Thema gegen den Strich geht?
    Offenbar nicht.


    :bonk

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • :write

  • Zitat

    Original von Idgie
    magali,
    nicht, bevor nicht alle anderen Möglichkeiten bis ins letzte Detail ausgelotet sind.



    Wielange, sagtest du, bist du eine Eule? :grin


    Ich sag's Dir, wenn ich all die grauen Federn gezählt habe, die ich mir hier geholt habe.
    Im Moment fühlt es sich deutlich nach zu lange an.


    :wave


    magali <baldrian einwerfend>

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @licht:
    Ich habe dich schon verstanden, hatte nur nicht das Bedürfnis alle Argumente aufzuzählen, die die Sache - meiner Meinung nach - unnötig verkomplizieren. Miss J hat geschrieben, die Frau bittet um Bücher für ihren Krankenhausaufenthalt und dazu hätte sie gerne Ratschläge. Damit wäre die Sache für mich eigentlich erledigt. :-)

  • Man sollte es mit der Vorsicht auch nicht übertreiben. Wenn ich Miss J richtig verstanden habe, dann wünscht ihre Freundin sich Bücher und das ist schon mal auch nichts Schlechtes. Also, dass sie überhaupt an irgendetwas Interesse zeigt. Wenn Miss Js Freundin auf Lesen als Ressource zurückgreifen kann, ist das doch schon mal was. Therapeuten sind auch immer ganz wild darauf, die vorhandenen Ressourcen der Patienten zu aktivieren. Bei manchen Patienten gehört Lesen dazu und andere malen vielleicht oder spielen Klavier oder gehen spazieren. In den psychiatrischen Kliniken, in denen ich Praktikum gemacht habe, wurde so ziemlich alles ermutigt, was die Patienten davon abhält, 24 Stunden am Tag im eigenen Saft zu schmoren und zu grübeln.


    Einer der depressiven Patienten hat sein Interesse an historischen Romanen neu entdeckt und er war froh, überhaupt wieder lesen zu können, weil ihm, als es ihm ganz schlecht ging, einfach die Konzentration zum Lesen fehlte. Das wurde von seinem Therapeuten auch ermutigt und nicht als Flucht vor der Realität gesehen, sonder eher als ein Wieder-Interesse-Zeigen an Dingen des normalen Lebens, wozu eben Hobbies auch gehören.


    Es geht ja nicht darum, dass Miss J jetzt tonnenweise Bücher ins Krankenhaus schickt. Eine Karte und ein Buch als Zeichen dafür, dass Miss J an sie denkt und bei Wunsch auch für sie da ist, auch wenn ihre Freundin sie gerade nicht sehen will, ist eine gute Idee, finde ich. Ich würde halt nicht gerade ein an sich schon deprimierendes Buch auswählen oder eins das sich mit dem Tod eines Angehörigen auseinandersetzt, und auch nicht unbedingt eins von diesen Büchern mit irgendwelchen ach so tiefsinnigen Botschaften, sondern einfach etwas, das sie gerne liest.

  • Huhu, Magali.


    Zitat

    Da steht 'sie liest sehr gern und möchte auch Bücher ins Krankenhaus haben'. Kann man hier vielleicht für einmal eine Frage beantworten oder auch nicht beantworten ohne weiteres Gerede? Noch dazu bei diesem Thema?


    Da humpelt sofort ein schräger Vergleich ins Wartezimmer. Wenn Mister X im Krankenhaus läge, nach einer Lungentransplantation, und mitteilen ließe, daß er gerne Fluppen hätte, und Eule Miss Y fragt an, welche Sorte man schicken sollte, weil sie sich damit nicht auskennt - wäre die richtige Antwort dann: "Die roten Gauloises"? :wow


    Ich denke, es kann auf keinen Fall schaden, einen Therapeuten oder behandelnden Arzt zu fragen, was der Patientin zumutbar ist, denn sie ist sehr, sehr wahrscheinlich in einer Situation, der die Selbsteinschätzungsmöglichkeiten fehlen, die ein gesunder bzw. sich nicht in einer Konflitksituation befindlicher Mensch hat. Aber es kann m.E. möglicherweise durchaus schaden, ihr Texte zukommen zu lassen, die den Fokus wieder auf die Ursachen der Situation richten. Was das aber genau ist oder sein kann, das wissen vermutlich die wenigsten Eulen.


    Ja, wir zerreden gerne jedes Thema, dafür sind die Eulen berühmt. Aber wenn Achtsamkeit angebracht ist, sollte man sie ruhig auch mal walten lassen. :wave

  • ich frage mich welcher Vergleich da hinkt.


    Aber hab Du mal recht.



    Ich nehme an, Miss J kauft nach dem Theater hier sowieso ein Pfund Äpfel.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Die Frage ist, ob der Therapeut einer Freundin überhaupt Auskunft erteilen darf, was der Patientin zumutbar ist. Es gibt immer noch so etwas wie die Schweigepflicht.


    Wenn die Freundin selbst Zweifel hat, was ihr zumutbar ist, dann sollte sie das selbst mit ihrem Therapeuten besprechen, und das hat sie ja vielleicht auch getan, wir wissen es nicht und es liegt auch nicht in unserer Verantwortung. Hin und wieder muss man als Therapeut vielleicht einen Patienten auch mal ausbremsen, damit er sich nicht überfordert oder mitten in einer depressiven Episode aus der momentanen Stimmung heraus Entscheidungen trifft, die er später bereut, aber ich mein, es geht hier doch nicht darum, dass sie ihren Job hinschmeissen oder ihr Kind zur Adoption freigeben will. Man muss auch mal die Verhältnismäßigkeit sehen und den Patienten auch vertrauen, eigenverantwortlich handeln zu können, sonst können sie es irgendwann wirklich nicht mehr.

  • Also... :augenreib


    ähm...



    erstmal danke Seestern für die Torte :grin



    Wie es der Teufel so will, hat sich heute Abend die Schwiegertochter der besagten Freundin bei mir gemeldet und hat mir gesagt, das... ACHTUNG...


    es eine gute Idee ist mit dem Buch und das sie im moment sehr viel liest


    Im übrigen hat wohl der Therapeut sehr viel vertrauen in sie, denn nochmal ACHTUNG... sie hat auch Stricknadeln im Zimmer und darf stricken...


    Tschuldigung :zwinker


    Es ist natürlich ein ernstes Thema und ich hab mir Gedanken gemacht.


    Es wird jetzt ein lustiges Buch werden. Wohl von Sophie Kinsella, wie hier auch einige vorgeschlagen haben. Das ist eine gute Wahl.


    Danke für die Tipps, Ratschläge und auch für Eure Bedenken! :knuddel1


    Und ich wußte wirklich nicht das ich sowas damit auslöse... :staun



    Nochmal liebe Grüße

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

  • Zitat

    Und ich wußte wirklich nicht das ich sowas damit auslöse...


    Hey, Du bist hier bei den Eulen. Einfache Frage, komplexe Antworten. Und dabei rucken sie mit den Köpfen in alle Richtungen und denken pausenlos darüber nach, was man noch so alles sagen könnte.

  • Hallo Miss J.


    Die Ursachen und Auslöser für einen Selbstmordversuch sind ja ganz unterschiedlich, bei Deiner Freundin ist wohl vor allem der Grund, dass sie nicht über den Verlust ihres Lebenspartners hinweg kommt....Eines aber ist gewiss, all diese Menschen befanden/befinden sich in einer ganz schweren, grenzenlosen Verzweiflung.....
    Für diejenigen, die das noch nie erleiden mussten ist sowas kaum nachvollziehbar.


    Da ja diese Freundin sich von Dir ein Buch wünscht, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann könntest Du ihr vielleicht vorerst eine Karte zukommen lassen, worin Du ihr dann auch die Frage stellen kannst, welches Buch genau sie sich wünscht....Eventl. ist es Dir ja auch möglich, mit dem Sohn dieser Freundin Kontakt aufzunehmen....


    Weisst Du, irgend ein "fröhliches" Buch zu schenken, das könnte auch daneben gehen....muss nicht, kann aber beim Betroffenen als Botschaft ankommen im Sinne von: du solltest mal wieder etwas fröhlicher werden.... man muss halt einfach positiv denken.....schau doch endlich nach vorne .....das Leben geht weiter....!


    Menschen in solchen Ausnahmesituationen aufs Geratewohl Bücher zu schenken ist eine ganz heikle Angelegenheit....


    Ich wünsche Dir, dass sich für Dich noch eine gute Lösung ergibt...und für Deine Freundin hoffe ich, dass es ihr möglich wird, wieder Hoffnung und neuen Lebensmut zu finden....


    Grüessli Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich würde gern auch noch mal meine Meinung dazu sagen.


    Wenn deine Freundin sich ein Buch oder auch mehrere Bücher wünscht, würde ich sie auch fragen, worauf sie Lust hat. Ich denke, das falsche Buch zur falschen Zeit ist nicht gut in dem Fall.


    Oder weisst du, welchen Autor sie besonders gern mag? Mich würde z. B. immer ein Buch von Stephen King aufheitern - einfach, weil ich gerne Bücher von ihm lese - egal, welcher Inhalt es ist.


    Oder du bringst ihr eins von ihren Lieblingsbüchern mit, die sie schon kennt. Dann hat sie was, dass ihr Gebrogenheit gibt. Wäre zumindest bei mir so! Denn ein Lieblingsbuch erinnert mich auch so gut wie immer an das Gefühl bzw. wie es mir ging, als ich es gelesen habe. Ich lese heute z. B. immer noch total gern "Die Firma" von John Grisham, weil es mir - als ich es zum ersten Mal gelesn habe - richtig gut ging. Ich war gerade in meine erste eigene Wohnung gezogen, hatte meine Ausbildung geschafft und war mit meinem damaligen Freund glücklich...
    Vielleicht hilft ja sowas auch weiter...


    Ich hoffe auf jeden Fall, dass es ihr bald besser geht und dass du eine für dich und sie passende Lösung findest.