Bücher nach einem Selbstmordversuch

  • @ Seestern:
    Menschen, die sich umbringen wollen sind krank. Wer jeden körperlichen Reflex zum Überleben überwindet, ist nicht gesund. Meist steckt eine Depression dahinter, oder ein Posttraumatische Belastungsstörung. Alles das sind ernsthafte und ernst zu nehmende Krankheiten.
    So, wie man die Krankheit bei internistischen Erkrankungen nicht äußerlich sieht, so ist es auch bei psychischen Erkrankungen. Die Symptome sind aber offenbar vorhanden und klar definierbar. Andernfalls befände sich die betreffende Person auch nicht in Behandlung; eine solche Klinik ist kein Kurheim, sondern ein Krankenhaus.


    Uns gesunden scheint es, als wäre da jemand traurig, käme halt mit etwas nicht klar, aber das legt sich wieder... Das hat ja jeder mal und hier war es etwas schlimmer. Das ist nicht so. Es legt sich eben nicht wieder und es ist nicht nur mal eine Verstimmung.


    Ein kranker Mensch braucht die angemessene Behandlung, und über diese kann am besten der behandelnde Therapeut auskunft geben.


    Gegen Zuwendung aus dem Freundeskreis ist natürlich überhaupt nichts zu sagen. Aber diese Zuwendung soll doch auch so gut ankommen, wie sie gemeint ist - und genau das kann nur der Therapeut beurteilen, weil er die Krankheit und die betreffende Person kennt.


    Jemandem mit schwerem Zucker würde sicher niemand eine große Sahnetorte schenken, um die Zuwendung zu zeigen, oder??



    @ BJ, wenn Du weisst, dass jemand, den Du magst, eine Allergie hat, würdest Du Dich sicher erkundigen, was Du der betreffenden Person zumuten kannst und was nicht, oder?? Es hat nichts damit zu tun, jemanden zu entmüdigen, sie oder ihn nicht als erwachsenen Menschen zu behandeln, wenn man nachfragt, was ihr oder ihm gut tut und was schadet. Ich bin überzeugt, das GEgenteil ist der Fall.

  • Und nochmal ein hallo :-)


    @licht und tom


    ich bin sehr vorsichtig, sonst hätte ich ihr schon irgendein Buch geschenkt, aber danke werde nicht unvorsichtig sein :-) Ich will auch nicht den Therapeuten spielen mit einem Buch.


    Ich würde nicht auf die Idee kommen Ihr jetzt ein Buch zu schenken, wenn sie es sich nicht gewünscht hätte.



    Zitat

    Orginal von Seestern
    Wenn sie ihre Ruhe haben will und braucht, dann muss das jeder akzeptieren. Allerdings kann es wohl kaum schaden, wenn sie Zuwendung seitens ihres Freundeskreises erfährt. Ob sie das Angebot, für sie da zu sein dann auch annimmt, ist eine andere Sache.


    Danke! So seh ich das auch...

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Miss J ()

  • Hallo,


    leider habe ich nicht viele bücher gelesen um eine besonders sinnvole empfehlung zu geben. Kenne jedoch ein buch, Der Steppenwolf von Hermann Hesse, das man in solch einer komplizierten situation durchaus lesen könnte.


    Diese erzählung vom Steppenwolf beginnt bei null, es existiert also keine ersichtliche vergangenheit. Die erzählung ist und bleibt bis zum schluß melanholisch. Im verlaufe der geschichte wächst Harrys verlangen nach geselligkeit stätig. Seine lebenseinstellung wird positiver.


    Allgemein betrachtet halte ich dieses buch für geeignet um zu zeigen, einem menschen mit zweifel am sinn des lebens sowie anscheinender aussichtlosigkeit, das er wie jeder andere ist. Ein mensch der nicht immer stark ist. Ein mensch der wieder stark wird. Ein mensch der wieder träumen wird.


    Diese empfehlung gebe ich aus persöhnlicher lebenserfahrung ab.


    gruß, alex

  • Zitat

    Es hat nichts damit zu tun, jemanden zu entmüdigen, sie oder ihn nicht als erwachsenen Menschen zu behandeln, wenn man nachfragt, was ihr oder ihm gut tut und was schadet. Ich bin überzeugt, das GEgenteil ist der Fall.


    Es macht aber einen deutlichen Unterschied, ob ich beim Fragen die Betreffende einfach so übergehe, oder findest du nicht?

  • Zitat

    Original von licht
    @ Seestern:
    Uns gesunden scheint es (...)


    Damit nimmst Du die Antwort auf meine Frage vorweg, ob Du persönlich Erfahrung mit dieser Thematik hast.
    Nach Deiner sachlich-nüchternen Argumentation habe ich damit aber auch gar nicht gerechnet.
    Von jemandem mit theologischem Hintergrund hätte ich etwas anderes erwartet, aber eigentlich ist es mir auch egal.
    Ein gut- und ernstgemeinter Ratschlag von einer, die noch grün hinter den Ohren ist:


    Ich wäre generell vorsichtig mit öffentlichen Äußerungen über psychisch "Kranke".

  • Oh Du meine Güte... ich wollte jetzt hier wirklich nicht eine Diskussion lostreten über Personen mit Selbermordversuchen und wie man mit Ihnen umgehen muß.


    :-(


    Ich gehe auf gar keinen Fall leichtsinnig damit um...


    Ich wollte einfach nur Tipps für leichte und fröhliche Bücher...



    Ich danke Euch für Eure Vorschläge... falls ich mich entscheiden werde, was ich mache, kann ich euch ja mal sagen wie es angekommen ist... (oder ob ich es doch hab sein lassen) *geradeziemlichverwirrtbin*



    Viele Grüße

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

  • @ Seestern: Ich bin als Notfallseelsorger immer wieder mit Menschen in besonderen Situationen konfrontiert. Ich bin entsprechend ausgebildet. Ich weiß, dass Menschen, die sich selbst töten (wollen) krank sind. Und ich weiß, daß solche Erkrankungen schwer zu verstehen sind. Das ändert aber nichts daran, dass man auf diese Krankheit Rücksicht nehmen sollte, wenn man den Freunden einen Gefallen tuen möchte. Darum rate ich zu nicht mehr und nicht weniger, sich beim behandelnden Therapeuten zu erkundigen ob die gut gemeinte Geste auch als soche wirkt. Ich weiß nicht, was daran so schwer zu begreifen sein soll!

  • Hallo nochmals,


    ich halte ein fröhliches und leichtes buch nicht für geignet. Bei deiner freundin hat sich ein umsturz in ihrem leben ereignet. Sie muß jetzt ganz von vorne anfangen. Sie wird nach und nach der neun situation bewußt und dann beginnt das neue eigenständige leben. Ein leichtes buch würde sie kurzzeitig ablenken aber keinerlei nachhaltigkeit herbeiführen.


    Ich empfehle weiterhin "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse


    gruß, alex

  • Zitat

    Original von licht
    @ Seestern: Ich weiß nicht, was daran so schwer zu begreifen sein soll!


    Liebes/r licht,


    und ich weiß nicht, was daran so schwer zu verstehen sein soll, dass Menschen, die aus eigener Erfahrung sprechen, sich unter Umständen etwas besser in die Thematik einfühlen können.
    Da hilft auch die beste Ausbildung nix. Meine Meinung.
    Mehr sage ich dazu öffentlich nicht.
    Solltest Du Klärungsbedarf haben, PN genügt.

  • Ich habe sehr über diese Diskussion nachgedacht, und habe große Probleme mit Lichts Argumentation.


    Zitat

    Licht
    Sie ist psychisch krank.


    Das ist eine Definition, die von Menschen, die sich für „gesund“ halten, einseitig getroffen und verabsolutiert wird. „Wir“ erklären ein bestimmtes Verhalten für „normal“ und alles und jeder, der davon abweicht, ist demgemäß „unnormal“ und „krank.“ Ganz verkürzt gesagt: auf der einen Seite die Experten, die alles wissen, auf der anderen die Nicht-Experten, die naturgemäß nichts wissen und entsprechend behandelt werden. (Eine Situation, die man heute in vielen Gebieten antrifft.)


    Zitat

    Licht
    Uns gesunden scheint es,


    Woher wissen WIR, daß WIR die gesunden sind? (Und das meine ich durchaus ernst.)


    Zitat

    Licht
    Ein kranker Mensch braucht die angemessene Behandlung, und über diese kann am besten der behandelnde Therapeut auskunft geben.


    Wieder die Frage, wer Krankheit definiert. Vor vielen, vielen, vielen Jahren habe ich mich mit der Thematik intensiv beschäftigt. Nur so viel: an mir hätte sich jeder Therapeut die Zähne ausgebissen (und würde es heute noch tun).



    Zitat

    Licht
    Fremde Welten lenken wunderbar ab - stimmt. Aber genau das sollte sie lassen: Sie muss sich der Realität stellen.


    Warum „muss“ sie das? In bestimmten Konstellationen kann eine solche Ablenkung überlebenshilfreich sein, warum entfleuchen sonst so viele Menschen in virtuelle Welten?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ si collier: lies bitte die einschlägige Literatur oder erkundige dich in den entsprechenden Kliniken ...


    @ seestern: nimm bitte meine Beispiele mit dem Diabetiker: Du möchtest ihm eine Freude machen. Du findest Sahnetorte ganz grandios und denkst Dich in seine Gefühlswelt rein... und findest Sanhetorte ganz passend. Du weisst, wie sehr er sich auf die Torte freut. Du kennst den jenigen super gut, du weisst, ein anderer kranker fand die Torte auch schon klasse. Du schenkst ihm die Torte, redest ihm gut zu ... Er isst sie, genießt sie vielleicht sogar ... Und liegt 12 Stunden später im Kühlhaus der Klinik ...
    Meinst Du, es wäre unwürdig gewesen, den Arzt zu fragen, ob er die Torte verträgt, oder ob nicht eine andere Form der Zuwendung geschickter gewesen wäre?

  • @licht:


    Mein letztes (öffentliches) Wort in dieser Sache:


    Vielleicht sollte der Herr Seelsorger sein Einfühlungsvermögen überdenken (dürfte eigentlich auch Bestandteil einer derartigen Ausbildung sein)...


    Diabetische Grüße, Sarah

  • Es stimmt, nicht jeder Suizidversuch hat pathologische Ursachen. Aber in den meisten - verhinderten - Fällen waren Psychosen, Depressionen oder andere psychische Störungen die Ursache. Die Ausweglosigkeit, in der man sich vermeintlich befindet, und die zu dieser Entscheidung führt, basiert sehr häufig - fast immer - auf einer Fehleinschätzung der eigenen Lebenssituation, und das ist psychisch bedingt (Tunnelblick usw.). Damit "stempelt" man nicht jeden, der einen Selbstmord versucht, als Irren ab. Es ist eine "Störung", was ein wenig euphemistisch klingt, gegen die es Therapien gibt, auch erfolgreiche. Und Licht hat recht, wenn er sagt, daß in dieser kritischen Situation besonderes Einfühlungsvermögen und professionelle Betreuung notwendig sind. Dazu gehört auch, daß man die labile Person erst nach und nach wieder mit Lebenswirklichkeiten konfrontiert. Und diese finden sich eben auch in Büchern.

  • Seestern, auch Inkonsequentia genannt, meldet sich doch noch mal zu Wort.


    Tom :
    Dein Posting ist für mich differenzierter, als alles, was licht hier bisher geäußert hat...


    :wave licht, die bösen Stacheln wieder :-)


    Dennoch bin ich der Meinung, dass "Außenstehende" das Wesen einer Depression/psychischen "Störung" (wenn Du unbedingt willst) nicht beurteilen können, bzw. es nicht versuchen sollten.

  • Seesten offenbar bist du der überzeugung, dass jeder, der mal krank war, oder mal mit einem kranken zu tun hatte, der also persönliche erfahrungen hat, der bessere Arzt ist, als der der sein Studium durchlitten hat. Ich persönlich bevorzuge die ausgebildeten und professionell arbeitenden Ärzte, die frei von Gefühlswallungen und persönlicher Betroffenheit die Krankheiten anhand der entsprechenden wissenschaftlichen Methoden diagnostizieren und behandeln. Ich würde auch jedem anderen genau dazu raten. Und ich tue das vehement und denke, ich werde damit auch meiner seelsorgerlichen Verantwortung gerecht.