Keine deutsche Übersetzung, meine Rezension bezieht sich auf die englischsprachige Ausgabe.
Zum Buch
Dorset, 1820. Ambrose Standish ist ein junger Mann mit fragiler Konstitution, der mit seinen beiden Schwestern am Rande des Existenzminimums in der Nähe des Anwesens "Standish" wohnt, das sein Großvater vor Jahrzehnten beim Kartenspiel an die mächtige Familie Goshawk verloren hat. Ambroses Vater hatte es nicht für notwendig gehalten, ihm eine vernünftige Ausbildung zu ermöglichen und so sitzt der junge Mann Tag für Tag in seinem Zimmer und wälzt Bücher im Selbststudium und wirft sehnsüchtig Blicke in Richtung des verlorenen Familienanwesens.
Der verwitwete Rafe Goshawk kehrt nach Jahren auf dem Kontinent nach England zurück und sucht einen Tutor für seinen Sohn. Obwohl Ambrose einen tiefen Hass gegen die Familie Goshawk hegt, nimmt er die Stelle an, da er sonst keine anderen Möglichkeiten sieht, etwas zum mageren Familieneinkommen beizutragen. Der verhasste, arrogante, steinreiche Rafe entpuppt sich als verletzlicher Mann, der gegen eine traumatische Vergangenheit ankämpft und es kommt wie es kommen muss, wobei die beiden im Verlauf der Geschichte nicht nur Entscheidungen treffen, die ihre Beziehung gefährden, sondern auch damit zu kämpfen haben, dass Sodomie mit dem Tod bestraft werden kann.
Zum Autor
Zum Autor habe ich nicht viel gefunden, ausser dass er in Norfork, UK lebt und vor "Standish" verschiedene Kurzgeschichten veröffentlicht hat. Seine Homepage ist www.erastes.com .
Zum Buch
Da das Buch unter "Regency Romance" läuft, hatte ich einen Eierbeisser erwartet, ich würde das Buch jetzt aber dort gar nicht einordnen wollen. Die Geschichte hatte eine ganze Reihe ungewöhnlicher Wendungen und irgendwie hat der Autor es geschafft, sie erst im allerletzten Satz aufzulösen. Politische Ereignisse bleiben im Hintergrund, aber die Zeit dient trotzdem nicht nur als bunte Kulisse, sondern der Autor versucht, ein Gesellschaftsbild der Zeit darzustellen und hat man könnte bei diesem Buch nicht einfach einen der männlichen durch einen weiblichen Namen ersetzen. Sprachlich fand ich es einwandfrei, die Figuren reden in einer Sprache, die mir der Zeit angemessen erschien und der Autor jongliert recht geschickt mit Worten. Ich hatte fast das Gefühl, einen Klassiker aus der Zeit zu lesen.
Die Figuren fand ich sehr vielschichtig, sie sind nicht einfach nur gut oder böse und sind hin- und hergerissen in ihren Entscheidungen. Sie machen allerdings manchmal etwas sprunghafte Entwicklungen durch oder treffen plötzliche Entscheidungen, durch die der Autor die sie zwar dahin bekommt, wo er sie im Plot haben will, aber nicht immer so, dass es mir aus der Entwicklung heraus schlüssig erschien, also dass sie richtig dahin geführt wurden. Davon mal abgesehen hat mir das Buch aber sehr gut gefallen.
Kleine Warnung: Das Buch kommt zwar mit einem unauffälligen Cover daher, enthält aber viele recht graphische Sexszenen.
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