Der Münzmeister von Köln - Karina Kulbach- Fricke

  • Der Münzmeister von Köln ist die Fortsetzung des historischen Romans/Familiengeschichte der Kaufmann von Köln
    Erscheinungjahr 12/2006
    400 Seiten
    ISBN 978-3-442-46205-6


    Kurzbeschreibung von amazon:


    Der Kölner Kaufmann Eckebrecht hat es als getaufter Jude bis zum Bürgermeister gebracht, aber sein Enkel Constantin übertrifft ihn noch bei weitem. Der scharfsinnige, hochbegabte Handelsherr kommt als enger Freund des Erzbischofs Reinald von Dassel, Barbarossas Kanzler, in unmittelbare Beziehung zur großen Politik und erlebt die Kämpfe zwischen Kaiser und Kirche aus nächster Nähe. Als Zollmeister und Münzmeister von Köln wird er unermesslich reich, in seinem privaten Leben jedoch hat er Schwierigkeiten. Auch der zweite Band der Familiengeschichte lässt den Leser in das pralle Leben des Mittelalters eintauchen. Wieder steht die Geschichte der bedeutenden Kölner Kaufmannsfamilie mit all den privaten und öffentlichen Problemen im Mittelpunkt des historischen Romans.
    »Der Münzmeister von Köln« - nach dem Erfolgstitel »Der Kaufmann von Köln« nun der Folgeroman in bewährter Form: brillant recherchiert, historisch fundiert und ergreifend geschrieben.


    Über den Autor:


    Karina Kulbach-Fricke studierte Geschichte in Köln. Nach jahrelanger Forschung, insbesondere über das Kölner Patriziat, kann sie ihre Vorfahren bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Eckebrecht, der Held ihres Romans »Der Kaufmann von Köln«, ist ein Vorfahre von ihr. Die Autorin lebt als berufstätige Mutter von vier Kindern bei Freiburg.


    Meine Meinung:


    Nach dem guten Erstling eine nun wahrhaft grandiose Fortsetzung der Familienhistorie des Geschlechtes von Wolbero. War im ersten Teil die romanhafte Verbindung zwischen Geschichte und Familiengeschichte von mir noch als mißlungen kritisiert worden, gelingt Karina Kulbach- Fricke in diesem Buch diese hervorragend. Wir erleben die Ausseinandersetzung Kaiser und Papst, die Expansionspolitik Friedrich I. Barbarrossas und den Kampf- hie Stauf- hie Welf in Oberitalien sozusagen aus erster Hand, der Beobachtung des Kölner Kaufmanns Constantins mit. Dieser macht durch Zufall Bekanntschaft mit dem jungen und aufstrebenden Kirchenmann Rainald von Dassel und freundet sich mit diesem an- wird zum Berater und Freund des Beraters und Freundes des Kaisers. Er macht die Reise und Kriegszüge als Kaufmann mit, erlebt die tiefgreifenden Reformen und Visionen des Rainald von Dassel, den jedes Köner Kind heute noch kennt- brachte er doch der Stadt Köln mit den Reliquien der heiligen drei Könige ein machtvolles und kostbares Geschenk, von dem die Stadt bis heute profitiert.


    Constantin ist der Enkel jenes Eckebrecht, der selbst als Jude Constantin auf die Welt kam- dem Protagonisten des ersten Bandes der auch in diesem Band noch vorkommt und als wir die Familie 1175 verlassen (hoffentlich nur für kurze Zeit) als Greis noch lebt..


    Der Bogen der Geschichte setzt etwa ein Jahr nach Abschluß des ersten Bandes im Jahre 1151 ein und wir verlassen Constantin nach seiner dritten Hochzeit mit etwa 40 Lebensjahren. Wenn tatsächlich die ganze Familiengeschichte so beschrieben würde- etwa eine Generation 25-30 Jahre- dann stünden uns noch etwas über 40 Bände bevor, bevor die Autorin selbst die Bühne betritt und uns erklärt wie den nun verwandt ist mit Wolbero.


    Die Autorin verwebt Familiengeschichte, Stadtgeschichte Kölns und Reichsgeschichte zu einem farbenprächtigen Teppich, der die Höhen und Tiefen aller Beteiligten darstellt.. Im Anhang findet sich nicht nur ein Personenregister der Familie Constantins, sondern auch das Register der jeweiligen Erzbischöfe der Stadt Köln.


    Ein wirklich gelungenes Buch- bei einer hoffentlich großen Zahl von Fortsetzungen stellt sich nur die Panik des Platzes im Bücherregal ein..


    Edit: Was so eine Null an der richtigen Stelle ausmachen kann :grin

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Das Buch habe ich letzte Woche in der Buchhandlung gesehen und gleich gekauft, weil mir der Kaufmann von Köln so gut gefallen hatte. Nach dieser Rezi freue ich mich noch mehr darauf es zu lesen.


    :waveKlio

  • Du wirst das Buch problemlos lesen können, ein paar Andeutungen, die die Handlung aber nicht beeinträchtigen bleiben kryptisch. Überlege dir einfach es gibt ein Buch über deinen Vater und der Nachfolgeband handelt von deinem Sohn- da fehlt dann mal ein Vergangenheitsbezug. Besser ist es natürlich immer vorne mit einer Reihe anzufangen und- wenn du dieses Buch gelesen hast wirst du das erste eh lesen wollen :grin

  • Zitat

    Original von beowulf
    ... und- wenn du dieses Buch gelesen hast wirst du das erste eh lesen wollen :grin


    Nein, das hat nicht ganz geklappt. Ich habe den "Münzmeister" jetzt gelesen, eben beendet und bin mir nicht schlüssig, ob ich Band 1 wirklich lesen will. Eckebrechts Geschichte würde mich schon reizen, aber ich weiß nicht, ob ich mit diesem Buch glücklich wäre, da ich schon beim "Münzmeister" nicht absolut sicher bin, was ich davon halten soll. Aber der Reihe nach.


    Einerseits ist dies eine leuchtende Ausnahme im Meer der so ewig gleichen Mittelalterromane. Wir haben hier Herren und Damen, die teils extrem eigenartige Namen haben, was sich natürlich dadurch erklärt, daß sie historische Fußnoten sind, von Kulbach-Fricke zum Leben erweckt. Warum auch immer, es ist jedenfalls eine erfrischende Abwechslung zu den allzu klingenden Namen, die vor allem Heldinnen sonst so haben.


    Auch sonst ist er entzückenderweise klischeefrei.


    Auch der historische Teil, der mich ja angelockt hat, weil ich eine Schwäche für Rainald von Dassel habe, hat mir gefallen. Es ist der Autorin schön gelungen, Rainalds Charakter in all seiner Machtbesessenheit und vor allem Macht über Friedrich I zu zeigen und gleichzeitig seine Motive so darzustellen, daß man ihn guten Gewissen mögen konnte. Nun, ich zumindest. Gerade die Teile, die Constantin an seiner Seite verbrachte, haben mir besonders gut gefallen.


    Wo war nun das Problem? Bei Constantins Privatleben. Er und seine Familie sind so harmonisch und nett, das hat mich fast schon genervt. Alles ist perfekt, jeder ist lieb und verständnisvoll.


    Schon durch die Grundkonstellation, Mann gerät in den Dunstkreis eines mächtigen Mannes und wir erleben seinen Aufstieg im geschichtlichen Rahmen und parallell dazu seine Familiengeschichte, drängte mir den Vergleich mit Gablé auf. Doch was sie bei ihren Helden manchmal schon ein bißchen zu viel an Drama hat, war mir hier zu wenig. Denn sogar die Dramen plätscherten an mir vorbei.


    Auch der Aufstieg Constantins war für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Wo war der Münzmeister? Er soll das Geldwesen reformieren? Interessant! Wäre es gewesen, wenn wir irgendwas darüber erfahren hätten. Er reist durch die Lande und handelt, doch mehr haben wir nicht gesehen von seinem Leben als Kaufmann, Zoll- und Münzmeister. Ich habe mir keine wirtschaftshistorische Abhandlung erwartet, aber ein bißchen mehr davon hätte ich schon gern gesehen. So hat sich streckenweise gepflegte Langeweile eingeschlichen.


    Ich bin bei diesem Buch also ziemlich gespalten. Durch die klischeefreien Ansätze verdient Kulbach-Fricke es bestimmt, daß ich mir ihren Namen merke, doch werde ich wegen der Dinge, die ich vermißt habe, dennoch jedes neue Buch und gewiß das alte erst mal vorsichtig umschleichen.


    Doch was haften bleibt ist, daß man sie nicht in die Masse der zeitgenössischen historischen Romane einordnen sollte. Und da dies offensichtlich erst ihr zweiter Roman war, bleibt noch viel Raum zur Entwicklung. Ja, merken werde ich mir den Namen auf jeden Fall. Und vielleicht schnape ich mir doch noch den "Kaufmann".

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Nach Deiner Rezi, Grisel, bin ich mir nicht sicher, ob Dir der erste Band gefallen würde. Die gepflegte Langeweile tritt auch dort gelegentlich zu tage.


    Das ist genau das, was ich befürchte. Denn dort habe ich keinen Rainald von Dassel, der mich darüber hinwegrettet.
    Ich glaube, ich lasse das Schicksal entscheiden. Wenn mich das Buch irgendwo anfällt ...

  • ...dann warte eher drauf, dass oder ob ein dritter Teil erscheint. Zwischen dem ersten und zweiten Buch ist eine deutliche Steigerung erfolgt, das lässt auf mehr hoffen. In meiner Anmerkun zum ersten Band schreib ich:


    "Ein gutes Buch, aber kein sehr gutes leider. Ein bischen wie ein früher Kathy Reichs- die sachlichen Darstellungen und deren Einbindung in die Geschichte sind nicht optimal gelungen. Die Geschichte selbst ist sehr schön erzählt und die historischen Informationen ebenso fundiert aber an der Verbindung, an den Übergangen knirscht es noch etwas.


    Was das besondere an diesem Buch ist, ist dass es eben nicht die klassische starke Frau im Mittelalter, sondern eine Familiengeschichte, in der die starken Frauen zwar vorkommen, aber die Lebensentwicklung der Familie in der Zeitentwicklung berichtet und das mit der Stadtgeschichte einer mittelalterlichen Stadt verbunden....

  • Danke Beowulf! Deine Einschätzung in der anderen Rezension trägt auch stark zur Entscheidung(sschwankung) bei.
    Und wenn Du den den zweiten deutlich besser fandest, uh-oh! Dann sollte ich vorerst wohl wirklich die Finger davon lassen. Da haben mir die positiven Aspekte zu gut gefallen, um Kulbach-Frickes Ansehen im Kopf durch ein schwächeres Buch weiter leiden zu lassen.


    Dann warten wir und hoffen auf ein drittes Buch mit weiterer Steigerung. Vielleicht eines der unzähligen mit Friedrich II, wie Du, wenn ich mich recht erinnere, in der anderen Rezi "beklagt" hast. :grin


    Aber, jetzt wäre ja erst mal die Post-Rainald-Zeit dran, vor allem geprägt vom Konflikt Friedrich I vs. Heinrich der Löwe. Obwohl ich nicht weiß, inwieweit die Stadt Köln da involviert war.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Aber, jetzt wäre ja erst mal die Post-Rainald-Zeit dran, vor allem geprägt vom Konflikt Friedrich I vs. Heinrich der Löwe. Obwohl ich nicht weiß, inwieweit die Stadt Köln da involviert war.


    Dann hoffen wir darauf, dass uns die Autorin das erklärt..

  • Zitat

    Original von Grisel
    Aber, jetzt wäre ja erst mal die Post-Rainald-Zeit dran, vor allem geprägt vom Konflikt Friedrich I vs. Heinrich der Löwe. Obwohl ich nicht weiß, inwieweit die Stadt Köln da involviert war.


    Ordentlich, dank Philipp I. von Heinsberg, Erzbischof von Köln.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_I._von_Heinsberg