Es gibt verschiedene Formen, sich der Biographie von bedeutenden Menschen zu nähern. Eine Form sind Romane, in denen das Leben der Person in künstlerischer freier Form erzählt wird. Dann gibt es immer auch den wissenschaftlich - historischen Zugang, in dem die Fakten und Quellen ausgewertet und in ihren Zusammenhang gestellt werden, damit sich daraus eine gute zusammenhängende Darstellung ergibt.
Im Falle der Elisabeth von Thüringen sind beide Wege beschritten worden. Über die Ergebnisse kann man streiten. Jedoch basieren alle Darstellungen im Wesentlichen auf den Sagen und Legenden. Mir scheint diese Form der Erzählung auch die angemessenste zu sein. Die literarische Form erlaubt, die wunderbaren Geschichten, so wunderbar zu erzählen, wie sie sind. Nichts und niemand nötigt dazu, zu erklären nud zu begründen, was doch kaum erklärbar ist. Ob man sich dabei der historischen Person nähert, mag bezweifelt werden: dem Phänomen Elisabeth kommt man durch die Sagen sehr nahe.
Der Band, der von Rainer Hohberg und Sylvia Weigelt vorgelegt wurde, stellt die gesamte Lebensgeschichte in einzelnen kurzen Sagen vor. Von der legendären Ankündigung ihrer Geburt, die im Zusammenhang mit dem berühmten Sängerkrieg auf der Wartburg geschah bis zur Heiligsprechung verfolgt der Leser die Lebenstationen in kurzen gut (vor-)lesbaren Etappen. Die Sprache ist einfach und erzählend, wie es Sagen entspricht. Im Anschluß an jede Sage folgen kurze historische Hinweise, die die Sage in ihren historischen Zusammenhang stellen. Auf diese Weise bekommt der Leser auch die nötigen Informationen.
Anmerkungen zu Quellen, eine Zeittafel, Literaturverzeichnis etc. machen das Buch auch wissenschaftlich nutzbar. (Wobei die Anmerkungen den Lesefluss keinesfalls beeinträchtigen.)
Einige Illustrationen wirken etwas abstrakt und sind für meinen Geschmack gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile werden sie immer schöner... Jedenfalls runden sie den hervorragenden Gesamteindruck des Buches ab.