Gebrauchsanweisung für Polen - Radek Knapp

  • Der Titel "Gebrauchsanweisung für Polen" machte mich anfangs recht skeptisch und ich erwartete bzw. befürchtete schon fast ein lustiges Sammelsurium von Klischees zu Polen. Glücklicherweise haben sich diese Befürchtungen nicht bewahrheitet.


    Das Buch ist locker-leicht mit einer guten Prise Humor geschrieben. Natürlich wird auch auf Stereotypen wie Autoklau etc. eingegangen, aber auf humorvolle Weise und auch andere Aspekte aufzeigend. Das Buch bietet Informationen, Anekdoten, Merkwürdigkeiten, Auffälliges und Unauffälliges zu Polen, so dass sich nach der Lektüre sowohl ein etwas differenzierteres Bild zu dem Land ergibt als auch Neugier, es kennenzulernen.


    Thematisiert werden der Umgang der Polen mit Fremdsprachen, Ausländer in Polen, Unzulänglichkeiten des Kommunismus, Auf und Ab der Währung, berühmte Polen, Warschau, Krakau, polniscche Dichter, Gräfin Maria Walewska, Pola Negri, Kirche und Katholizismus u.v.m.


    Der Autor Radek Knapp wurde 1964 in Warschau geboren, ging im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern von Polen nach Wien und kehrt regelmäßig in seine Heimat zurück. Als freier Schriftsteller lebt er in Wien und veröffentlichte zuletzt "Hernn Kukas Empfehlungn" und "Papiertiger".


    Die anderen Veröffentlichungen der Reihe "Gebrauchsanweisung für ..." kenne ich nicht. Diesen Band kann ich jedem Interessierten bzw. Urlauber empfehlen.

  • Danke für diese Rezension.


    Als großer Fan der Reihe "Gebrauchsanweisungen für..." kann ich bestätigen, dass die Qualität der einzelnen Bände stark vom Autor und dessen Beobachtungsgabe abhängt. Empfehlenswert sind die Gebrauchsanweisungen für Athen, Rom und Japan. Weitere warten darauf gelesen zu werden (in meinem SUB stehen noch ungefähr 5 Stück).

  • Ich habe gerade die Gebrauchsanweisung für Berlin durchgelesen, und mich sehr amüsiert.
    Nun weiß ich, dass die Berliner Pampigkeit nichts anderes als pure Höflichkeit hinter einer, zugegeben, etwas rauen Fassade ist. Dass die Berliner ständig meckern, einfach, weil es ihnen Freude bereitet. Und warum Berlin pleite ist.
    Und obwohl mein persönlicher Berlineindruck durch dieses Buch voll und ganz bestätigt wurde, bleibt doch der Eindruck, dass der Autor seine Stadt aufrichtig liebt. Sowas scheint's auch zu geben :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Radek Knapp - Gebrauchsanweisung für Polen


    Deutschland und Polen verbindet eine Grenze von 467 Kilometern, doch was wissen wir über unsere polnischen Nachbarn abseits von Autoklau und Wodka, Masurischer Seenplatte und katholischen Würdenträgern, die es bis in den Vatikan geschafft haben?
    Radek Knapp, gebürtiger Pole und jetzt in Österreich lebend, hat den Versuch unternommen, der slawischen Seele auf den Grund zu gehen.
    Herausgekommen ist eine kurzweilige, vielleicht nicht immer aktuelle und zuweilen doch komische Bestandsaufnahme eines Landes, das die Erwartungen Europas und der Polen selbst übertreffen dürfte.
    Knapp versucht dem Autoklau auf den Grund zu gehen, berichtet vom politischen Systemwechsel und den damit verbundenen Änderungen, die sich nicht nur im Konsumverhalten der Polen und einem erstarkten ZBoty zeigten, sondern sich auch auf die Geschlechterrollen und die Besetzung von Führungspositionen auswirkten.


    Neben den aktuellen Entwicklungen besinnt sich der Autor auch auf das gute alte Polen und erklärt kenntnisreich, warum das Land einen weiblichen Artikel führt, welche Bedeutung noch immer die katholische Kirche erfährt und was polnische Gastfreundschaft ausmacht. Die Herzlichkeit, die in diesen Schilderungen liegt, macht diese Gebrauchsanweisung zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen und lässt Urlaubsträume entstehen, die nicht in weiter Ferne liegen müssen.
    Wer für einen Urlaub in Polen keine Zeit hat und dieses Land wenigstens litrarisch erkunden möchte, dem widmet der Autor ein ganz besonderes Kapitel über die polnische Literatur.
    Dankeswerterweise besinnt sich Knapp dabei nicht nur auf die vier Literaturnobelpreisträger, die Polen hervorgebracht hat, sondern stellt mit großem Enthusiasmus die Schriftsteller seines Landes vor, die nach seiner persönlichen Auffassung die Mentalität der Polen am besten eingefangen haben.


    Mit der "Gebrauchsanweisung für Polen" hat Radek Knapp eine Liebeserklärung an sein Heimatland gemacht, die fröhlich und schwermütig, manchmal etwas angestaubt und doch nostalgisch, aber immer lesenswert ist und dem Piper Verlag nach nunmehr sechs Jahre eine Überarbeitung in sechster Auflage wert sein sollte. Verdient hat es dieser Band allemal!