Es geht um Irrtümer, sich seit langem verfestigte falsche Ansichten über Ursache und Wirkung astronomischer Ereignisse. Oder ist es tatsächlich allgemein bekannt, dass der Polarstern nicht der hellste Stern am Nachthimmel ist? Was stellen sich die Menschen unter dem Asteroidengürtel, der sich durch unser Sonnensystem zieht, vor? Jede Menge dieser Fragen werden beleuchtet, auch wenn es bei der Vielzahl von falschen Vorstellungen über die uns umgebenden Himmelskörper und -erscheinungen nahezu unmöglich ist alle in einem einzigen Werk zu beantworten bzw. richtigzustellen.
Der Autor ist seit Jahrzehnten Dozent im Fachbereich Astronomie an einer amerikanischen Hochschule. Vielleicht liegt genau darin das Problem, das ich mit seinem Buch habe. Alle aufgelisteten Irrtümer sind einzig und allein aus Umfragen und dem Unterricht mit seinen Studenten entstanden. Mr. Comins stützt sich einzig und allein auf dieses beschränkte Erfahrungsumfeld und vermittelt in viel Text den Eindruck, dass dies wohl ein hinreichend genauer Durchschnittswert astronomischen Wissens bzw. Unwissens ist, dass die Bevölkerung zu haben scheint. Wenn man sich seine Aufzählung falscher Vorstellungen allerdings im Detail anschaut, beschleicht zumindest mich das Gefühl, dass es bereits einen Unterschied zwischen amerikanischen Studenten und europäischen Grundschülern zu geben scheint. Aber das nur am Rande.
Leider widmet sich nur gut die Hälfte des Buches tatsächlich der Beantwortung der durchaus interessanten Fragen und Berichtigung von Irrtümer, die wohl jeder in der einen oder anderen Form mit sich herumträgt. Das gelingt dem Autor zumindest auf halbwegs lesbare Weise, auch wenn es in diesem Bereich spannendere Verfasser wissenschaftlicher Literatur gibt. Ärgerlicherweise doziert Comins allerdings viel zu viel über Lehrmethodik, seinen Erfahrungen mit Studenten, Austausch mit Kollegen, etc. - sicherlich in einem anderen Kontext interessante Dinge, für den Leser astronomischer Literatur aber mehr als entbehrlich und am eigentlichen Kern des Buches völlig vorbei.
Für absolute Astronomie-Laien mag es tatsächlich einen Blick wert sein. Meine Hardcover-Ausgabe habe ich glücklicherweise für nur 3 Euro bei Amzazon Marketplace bekommen. Alles andere hätte mich im nachhinein geärgert.
Wer ein wesentlich besseres Buch in genau dieser Richtung sucht, dem empfehle ich "Der Drache in meiner Garage" von Carl Sagan.
Achja, die Antworten auf die zwei eingangs gestellten Fragen will ich natürlich nicht schuldig bleiben.
Der hellste Stern am Nachthimmel ist nicht der Polarstern, sondern der Sirius (am leichtesten zu finden, wenn man das Sternbild des Orions anguckt und von dessen Gürtel eine Gerade nach schräg links unten zieht).
Seit Star Wars denken viele Menschen beim Asteroidengürtel an riesige Felsbrocken, die in einem wilden Tanz knapp aneiander vorbeidriften. In Wirklichkeit (zumindest in unserem Sonnensystem) schweben diese Brocken und Bröckchen in einem "Korridor", der rund 50.000km breit ist. Die Abstände zwischen den Asteroiden sind so immens, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen könnte, wenn man auf einem stehen würde.
Gruss,
Doc