Die Welt, wie Larry sie sieht - Janet Tashjian [12 - 15 Jahre]

  • von Janet Tashjian
    OT: The Gospel According to Larry
    ISBN: 3-7915-1994-8


    Klappentext:

    DIE WELT VERÄNDERN?
    HABEN WIR.
    MACHEN WIR.
    KÖNNEN WIR.


    Endlich sagt mal jemand, was Sache ist! Das denken nicht nur Besh und Josh, sondern auch alle ihre Freunde, die auf Larrys Website stoßen. Denn Larry kritisiert Konsumgläubigkeit, Umweltzerstörung und Starkult und ruft zu mehr Toleranz und einem offeneren Umgang miteinander auf. Immer mehr Fans klicken seine Site an und die ganze Welt liest seine Texte. Doch wer steckt hinter der Homepage, wer ist Larry? Und was wird passieren, wenn jemand das herausfindet?


    Zur Autorin (Buchinneres):
    Janet Tashijan hat ihren Magister in Kreativem Schreiben am Emerson College gemacht und lebt heute mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Boston im Nordosten der USA. [...]


    Meine Meinung:
    Ich lüfte jetzt schon mal das Geheimnis um Larrys Identität, weil sowieso spätestens ab dem dritten Kapitel klar ist, wer es ist.
    Der Ich-Erzähler Josh hat aus einer Laune heraus die Seite des "Larry-Evangeliums" erstellt, wo er sich über die Konsumgesellschaft auslässt, Evangelium, weil er seine Meinungen in "Predigten" ins Netz stellt, und Larry, weil dies der unchristlichste Name ist, der ihm eingefallen ist.
    Er stellt ab und an Photos von den wenigen Gegenständen, die er besitzt (er ist in dieser Hinsicht sehr eigen) auf die Seite und versucht gleichzeitig seine Identität zu verbergen. Viele Leute machen sich nun zur Aufgabe ihn zu enttarnen - und ihn zu vermarkten, was er ja eigentlich gar nicht will.
    Josh alias Larry ist ein sehr sympatischer Ich-Erzähler und schildert auch aus seinem Privatleben. So sitzt er zum Beispiel gerne in dem Parfümladen, in dem seine verstorbene Mutter gearbeitet hatte, und spricht in der vertrauten Umgebung zu ihr.
    Ach ja, dieses Buch ist nichts für Fußnotenhasser! :lache
    Das Buch ist sehr amüsant und gleichzeitig nachdenklich geschrieben und nicht nur für Kinder/Jugendliche sondern auch für Erwachsene geeignet.


    Und, was ich gerade gesehn habe, bei amazon sind nur noch vier Exemplare zu haben, also nichts wie hin :-)

  • 'Die Welt, wie Larry sie sieht' ist ein sehr interessantes, streckenweise sehr gutes, vor allem aber schwieriges Buch, das zahlreiche Fragen aufwirft.


    Der siebzehnjährige Josh lebt bei seinem Stiefvater. Sein Vater war Alkoholiker und hat seine Mutter verlassen, als Josh noch ein Baby war, seine Mutter ist inzwischen gestorben. Den Verlust seiner Mutter hat Josh nicht wirklich verkraftet, er hat nur gelernt, damit zu leben.
    Josh gehört zu den sog. Hochbegabten, ist gleichfalls hochsensibel und hat als Teenager noch dazu die üblichen Probleme dieses undankbaren Alters zu bewältigen.


    Mit all dem kommt er nicht zurecht. Für seine Probleme fehlen die richtigen AnsprechpartnerInnen, den Menschen, die um ihn herum leben, kann er nicht offen begegnen. Diese heikle Gefühlslage bildet den Hintergrund und ist gut eingefangen. Sie erschließt sich allerdings erst langsam aus dem Geschehen. durch Joshs Komentare (in Fußnoten!) und vor allem durch das, was er nicht erzählt.
    Das macht die Lektüre nicht ganz einfach.


    Um sich selber zu retten und sich auszudrücken, erfindet Josh den Weltverbesserer Larry. Sein Anliegen, auf die andere Seite der modernen westlichen Konsumgesellschaft aufmerksam zu machen und dadurch die Welt zu ändern, verbreitet er in sogenanten 'Predigten' über ein Internetsite.
    'Larry' hat mit seinen moralischen Appellen bald Erfolg und gewinnt eine wachsende Anhängerschaft nicht nur unter Teenagern.


    Larry zu sein aber wird für Josh rasch zum zweiten Konfliktherd, der sein Leben stark beeinflußt und eines Tages völlig auf den Kopf stellt. Er wird nämlich enttarnt und dadurch zur Öffentlchen Person, eine echte Berühmtheit.


    Um all dem zu entkommen, beschreitet Josh einen Weg, der moralisch diskussionbedürftig ist. Diskussionbedürftig sidn auch die Appelle zur Änderung der Welt und Joshs einstellung dazu.
    Genauso sind sie auch gedacht, die Autorin hat damit Themen angesprochen, die gerade Teenager stark beschäftigen.


    Das macht das Buch ziemlich faszinierend. Übrigens steht nicht nur Josh auf dem Prüfstand, sondern auch sein Stiefvater, seine beste Freundin, die Mutter, 'betagold', die Larry hinterherspioniert, und letztlich auch die Autorin, die, wie sie behauptet, das Manuskript von Josh bekommen hat.
    Darf man eine solche Geschichte wirklich publizieren?


    Es geht um sehr schwierige moralische Entscheidungen. Es ist mutig von der Autorin, so viele zu schildern, die beim näheren Hinschauen falsch sind, auch wenn sie in der besten Absicht getroffen wurden.


    Es ist ein recht trauriges Buch, nicht leicht zu verkraften, auch nicht ganz leicht zu lesen. Es ist ein wenig philosophisch, nicht von ungefähr ist Thoreaus 'Walden' Joshs denkerischer Bezugspunkt.


    Wie ich gehört habe, soll es Fortsetzungsbände geben. Ich bin eine Gegnerin von Fortsezungsbänden, aber in dem Fall hielte ich mindestens einen weiteren für ganz wichtig.
    Entscheidungen haben Folgen und Joshs letzte Entscheidung war so tiefgreifend, daß man die Folgen Leserinnen und Lesern keinesfalls vorenthalten sollte.


    Nicht leicht zu schlucken, dieses Buch.
    Ich hätte es aber ehrlich bedauert, wenn es mir entgangen wäre.


    Danke, bartimaeus, daß Du es mir unter die Nase gehalten hast!



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • bartimaeus,


    Deine Rezi ist völlig okay.


    Es ist ein wirklich kompliziertes Buch, es geht immer noch mit mir um.
    Ich habe ernsthafte Schwierigkeiten, Inhalt und Bedeutung in Worte zu fassen.
    Mein Beitrag ist eine Annäherung im besten Fall.


    Ich überlege seit gestern, ob ich mir das Buch im Original zulege. Mit einem weiteren Buch werden wir wohl nicht durchbrechen, oder? :gruebel



    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Lieben Dank, bartimaeus, für deine interessante Rezi.
    Das hört sich sooooo gut an, möchte ich unbedingt lesen. :-)

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume