Verlag erfindet Phantom-Autorin

  • Zitat

    Original von Vandam


    mit wem er bevorzugt in die Kiste steigt [......] das ist mir egal, das ist sein Privatvergnügen.


    Wie oft hat gerade dieser Aspekt der Autoren/Autorinnen ihre Werke geprägt....einige davon wären wohl garnicht geschrieben geworden....ohne diese Beeinflussung eben genau solcher inspirierenden Liebesgeschichten....


    ...und mich interessiert sowas dann brennend, welche "Geliebten" da dahinterstecken.... :rolleyes


    An alle Autoren und Autorinnen hier....keine Angst, diejenigen, welchen ich hinterherschnüffle, die sind alle schon tot.... :lache

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Zitat

    Gerade bei historischen Romanen gibt's das aber ... flüchtig angelesen, flüchtig geschrieben, flüchtig auf den Markt geworden. Da ist es mir angenehmer, ich weiß, dass der Autor weiß, wovon er schreibt.


    Das kann einhergehen.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Bei Kathy Reichs scheiden sich ja bekanntlich die Geister über ihre Fähigkeiten als Krimiautorin- wäre die Information über den Beruf falsch, fühlte ich mich echt verarscht, da ich die wissenschaftlichen Aussagen der Bücher als echt voraussetze, wenn eine Wissenschaftlerin sie schreibt.


    Eben, wenn die Toten schon obduziert werden, dann möchte ich es mir auch richtig vorstellen können. Selbstverständlich handelt es sich um erfundene Geschichten. Und wenn ich wissen möchte, woher der Autor stammt oder wo er wohnt, dann nicht, weil ich ihn oder sie besuchen möchte. Es geht mir darum - wenn ich eine Geschichte, die in München spielt, schreiben sollte, würde jeder Bayer mir entweder den Hals umdrehen oder das Buch wegwerfen ...


  • Hast du Kathy Reichs gelesen?


    Sie schreibt in ihren Romanen seitenweise Erkenntnisse über Bluttropfenformationen, beschreibt genau die Vorgänge bei der Entnahme von DNS aus Skeletten- und das mit der Autorität der praktizierenden forensischen Anthropologin. Da sollte der Mord erfunden sein, die kriminalwissenschaftlichen Handlungen aber stimmen.


    Wenn einer mit einer Voodookappe Gedanken lesen kann und ein anderer meint er müsse darüber lesen- meinen Segen haben beide, aber ich möchte dann schon wissen, ob der Auto Voodoo erlebt hat oder einfach zuviel gesoffen hat.


    Mal wieder näher zum Topic:


    Weiß jemand wie das "rausgekommen" ist- oder ist das Ganze Marketingstrategie oder - gag, wie die Nierengeschichte in Holland, ist da also wirklich ein "Geheimnis" geplatzt?

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Ich bin geteilter Meinung, was die Phantom Autorin angeht. Auf der einen Seite sage ich mir, es ist unfair den Lesern gegenüber ihnen eine Autorin zu präsentieren, die es überhaupt nicht gibt. Auf der anderen Seite sage ich mir aber wieder, dass sie in einem anderen Verlag unter einer anderen Aufmachung mit ihrem Buch vielleicht gar nicht so weit gekommen wäre.


    Ich selbst lese nur wenig deutsche Autoren, aber solange mich die Thematik anspricht ist es mir relativ egal, ob sie Deutsche, Amerikaner oder wer auch immer geschrieben hat. Hauptsache das Buch ist gut. Bei mir ist es vielleicht deshalb so, dass mir nur wenig gute deutsche Autoren bekannt sind und ich meine amerikanischen Lieblinge habe.


    Lg, Blaze

  • beowulf


    ich habe Reichs gelesen. Zwei davon. Ich finde ihre Bücher langweilig. Hätte ich je seitenlang über Bluttropfenformationen und die Entnahme von DNS lesen wollen, hätte ich Medizin studiert.
    Hätte ich ein Amateur-Interesse an solchen Themen, würde ich eher Zeitschriften lesen, Science oder National Geographic. Aber doch nicht einen Roman.


    Wenn Du ihre Romane auf den Romaninhalt beschränkst, bekommst Du mäßig interessante Thriller, mit den bekannten Klischees über Psychpathen plus die üblichen Liebesverwicklungen.
    Der 'wissenschaftliche' Teil dient in meinen Augen eben dazu, Leserinnen vorzugaukeln, daß die Bücher etwas Besonderes seien, weil man sich beim Lesen bildet.
    Und überhaupt ist gar nicht sicher, ob das alles echt ist. Vielleicht ist es genauso erfunden wie Vita und Verlag der Autorin, mit der der Fred hier begann?


    Ich würde gern mal einen Pathologen zu Reichs hören.
    Es soll Juristen geben, die Grisham lieben. :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Es soll Juristen geben, die Grisham lieben. :grin



    :grin :grin :grin :grin :grin :grin :grin :grin :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire


    ich sitze seit fünf Minuten hier und kichere vor mich hin, aber ich schreibe das jetzt nicht in den Thread, weil das OT wäre.
    :lache


    Zurück zum Thema:


    brauchen wir eigentlich noch AutorInnen, so richtig echte, lebende?
    Würde es nicht genügen, wenn in einem Büro ein Grüppchen von Leuten bienenfließig Variationen der immer gleichen Plots runtertippen?


    Auf Lesungen gehen dann Schauspielerinnen und Schauspieler, die einfach die Rolle der jeweiligen AutorInnen übernehmen.
    Viele Lesungen haben ohnehin schon einen Event-Teil. Vielleicht kann die eine oder andere Schauspielerin auch steppen?
    Lesen können sie sicher besser als die meisten AutorInnen.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Es muss ja in der Bücherwelt nicht auch noch so zugehen wie im Musik-Geschäft. :lache


    Ich glaube an das Gute im Buch und im ECHTEN Autor! *die kleine naive Para schwingt heroisch eine Fahne und hat Tränen in den Augen*

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von magali
    Würde es nicht genügen, wenn in einem Büro ein Grüppchen von Leuten bienenfließig Variationen der immer gleichen Plots runtertippen?


    Ich denke, so entstehen Nackenbeißer und andere Liebesromane. Natürrrrlich *mit* amerikanischem Pseudonym. Eine Kollegin von mir haut nebenher solche Geschichten runter. Aber sie verrät ums Verrecken nicht den Namen, unter dem sie veröffentlicht.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich denke, so entstehen Nackenbeißer und andere Liebesromane. Natürrrrlich *mit* amerikanischem Pseudonym.


    Vandam , nimm uns nicht sämtliche Illusionen! :wow


    Los, Eulenmänner, gebt's zu - wer von euch ist M.J. Pearson? :lache

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead


    Vandam , nimm uns nicht sämtliche Illusionen! :wow


    Los, Eulenmänner, gebt's zu - wer von euch ist M.J. Pearson? :lache


    :lache


    M.J. Pearson ist doch aber auch so ein Fall. Auf ihrer Homepage schreibt sie, dass ihr Publisher ihr geraten hat, das Buch nur mit ihren Initialien zu veröffentlichen, weil er meinte, dass Schwule vielleicht keine schwulen Nackenbeisser lesen wollen, die von einer Frau geschrieben wurden.


    Zitat

    My publisher asked me to use my initials instead of my first name, since he thought there would be gay men who would be unwilling to read a gay romance written by a woman. So far, I've yet to see any of that in person - I've had great comments and fan mail from gay guys.


    Quelle

  • Hallo, Waldfee.


    Zitat

    Aber bei Betrug am Leser hört mein Verständnis auf...


    Der amerikanische Romancier Thomas Pynchon hat sich jahrzehntelang völlig bedeckt gehalten, es gab so gut wie keine biographischen Angaben. Man wußte schlicht nichts über den Mann. Andere Schriftsteller haben unter Pseudonymen veröffentlicht, auch viele Eulenautoren tun das - Iny und Gheron beschäftigen eine ganze Armee von Zweitexistenzen. Dann wieder gibt es Buch- und Heftreihen, bei denen der Autorenname nur ein Sammelbegriff für ein Heer von Auftragsschreibern ist. Ist das Betrug?


    Leser haben jahrelang Thriller und Krimis nur dann gekauft, wenn ein englisch klingender Autorenname draufstand. Noch schlimmer war das bei Science-Fiction und Fantasy. Es gab Versuche der Verlage, deutsche Autoren in diesen Bereichen zu etablieren, aber die Leute haben es nicht angenommen. Erst als fast alle Verlage dazu übergegangen sind, den Autoren Pseudonyme aufzupropfen, fingen deutsche Leser damit an, Krimis, Fantasy und SF von solchen Leuten zu kaufen. Die Nachwehen dieser Entwicklung reichen bis in die Jetztzeit.


    Autoren geben sich Pseudonyme, weil die Fangemeinde pikiert ist - bis hin zum Boykott -, wenn der Popliterat plötzlich Familiensagas zu schreiben versucht. Oder historische Romane.


    Es ist nicht Betrug am Leser, es ist eine Reaktion auf sein Verhalten. Nicht nur, aber auch. Und ich bleibe dabei. Es kommt auf den Text an. Wer nach Verpackung kauft, erliegt so oder so einer Fehleinschätzung. Und Herr Professor Dr. Dr. Soundso muß nicht notwendigerweise einen besseren historischen Roman schreiben als Mandy Krause aus Tauchau.

  • Hallo Tom,


    Was mich am Fall Droemer besonders ärgert - inzwischen sind deutsche Autoren auch in den "amerikanischen" Genres äußerst erfolgreich; Fitzek ist keine Ausnahme, sondern Teil eines Trends, den Droemer mit einer falschen Aussage beantwortet. Was sie machen: sie heben genau eine Autorin hervor, die "amerikanisch" schreibt. Das empfinde ich schon als Schlag ins Gesicht der deutschen Schriftsteller, die sich langsam auch im Genre (Thriller, Krimi, historische Romane) eine eigene Stimme erarbeiten und gerade in letzter Zeit Erfolge feiern. Das wird durch die Aktion negiert.


    Grüße,
    Marcel

  • Hallo Tom,


    mit Betrug meinte ich auch nicht das Pseudonym an sich. Es steht jedem Autoren frei, unter Pseudonym zu veröffentlichen - egal ob es um seine Privatsphäre geht oder um höhere Verkaufschancen.


    Aber dieses ganze Theater mit gefälschter Biografie, nicht-existierendem Verlag, erfundener Erstausgabe, da fühle ich mich als potenzielle Käuferin schon verschaukelt.


    Natürlich weiß ich selbst am besten, wie Endverbraucher-Werbung läuft, und dass "glückliche Kühe" auch nur eine Erfindung von lila Kuhhirten sind, aber bisher habe ich mich der Illusion hingegeben, dass es im Verlagswesen noch einigermaßen seriös zugeht. Wem soll man denn heute noch was glauben??


    Wenn mir ein Buch gefällt, interessiere ich mich auch für den Autoren, der es geschrieben hat. Wenn ich dann irgendeine Geschichte erzählt bekomme, nur weil die mir nach Meinung der Marketingexperten gefallen müsste.... nä, das will ich einfach nicht.


    Vermutlich wird Droemer sehr schnell sehr viele Nachahmer finden, die den Markt mit Autoren überschwemmen, deren Nationalität und Lifestyle gerade gefragt sind. Gefällt dir diese Vision?


    Liebe Grüße!

  • Hallo, Marcel.


    Okay, kann man so sehen, aber es wird sicher nicht gegen die Stimme der Autorin gemacht worden sein. Davon abgesehen sind Leute wie Sebastian Fitzek und auch Frank Schätzing immer noch in der Minderheit. Die Mehrheit der deutschen Krimi- und Thrillerautoren schreibt nach wie vor Hausmacherkost.