Verlag erfindet Phantom-Autorin

  • Ich vermute, dass diese gefälschte Biographie deswegen weitestgehend toleriert wird, weil sie auch erfunden nicht wirklich aussagekräftig ist und ohnehin keine wirklichen Vorstellungen über die angeblich beschriebene Person erlaubt.


    Ich könnte mir vorstellen, dass bei einer Biographie in Richtung "arbeitet jahrelang als führende Ermittlerin der New Yorker Polizei" etc. blabla dagegen eher sauer aufstoßen würde.


    Im Grunde hat sich auch hier gezeigt, dass vor allem Eulen, die sich von der Nationalität des Autors eine gewisse Sichtweise auf die Handlung erwarten, über diese Pratik verärgert sind.


    Daher würde ich keine pauschale Grenze sehen, sondern eine individuelle Grenze je nach konkretem Fall und nach Kreativität der Biographen.

  • @ Marcel:
    Ich versteh das Problem. Aber vielleicht sollten sich nicht die Spieler dopen, sondern das Marketing Zielwasser trinken? Es geht bei dem kleinen Verein auch nicht um die Anzahl der Tore, sondern um verkaufte Eintrittskarten für das Spiel.
    Im übrigen hat die kleine Mannschaft es viel leichter. Sie haben nichts zu verlieren und bei einem unwahrscheinlichen Sieg würden sie zu heldenhaftem Ruhm gelangen.
    Eine aufregende Vita des Autors lässt mich z.B. nicht automatisch zum Buch greifen. Und wenn du in den Bestsellerlisten kramst, wirst du sicherlich auch Autoren finden, die kein Brimbaborium um ihren Lebenslauf veranstalten.
    Andere Tendenzen sind natürlich bedauerlich und das Bekanntwerden eines Autoren unter vielen Tausenden ist natürlich verdammt schwer. Trotzdem solltest du nicht aufgeben :wave.

  • Ich hab diese Geschichte jetzt auch mal verfolgt und ich kann für meinen Teil nur sagen, dass ich sowohl mit Pseudonymen als auch mit einfachen Änderungen in der Vita leben kann (anderer Wohnort, Familienstand, zur Not auch Geschlecht). Angaben auf die ich mich verlassen können muss betreffen ggf. den beruflichen Werdegang und die Bildung des Autors. Ist eine geschichtliche Autorin z.B. auch noch Historikerin erwarte ich von ihr eine angemessene historische Genauigkeit. Das gleiche gilt für Autoren die mal bei Polizei, Staatsanwaltschaft oder sowas waren, es verleiht den Werken eine viel höhere Glaubwürdigkeit, was ich fatal finde, wenn diese Angaben gefälscht wären. Dann diese Info lieber ganz weglassen. Was aber von Droemer Knaur mit diesem Buch gemacht wurde, mitsamt dem gefälschten Verlag, und sogar falschen Copyright-Angaben finde ich schon fast ans Kriminelle grenzend.


    Was wäre denn z.B., wenn ich jetzt in New York einen Verlag namens „Nayeli Press“ gründen würde und dann bei Knaur auf der Matte stehe und sage: "So Freunde, nun drückt mal Kohle ab, die Rechte an dem Buch gehören mir, steht bei euch selber in JEDEM Exemplar drin."?

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich finde es nicht weiter schlimm, wenn der Autor sich mit Infos über zum Beispiel seinen Familienstand und andere private Dinge bedeckt hält oder meinetwegen auch Details abändert, aber was mich ärgert ist, wenn ich lese, dass in einem Buch durch die biographische Information suggeriert wird, dass der Autor irgendwie ein Experte auf dem Gebiet ist, über das er schreibt. Zum Beispiel in "Die Heilerin von Canterbury" von Cecilia L. Grace aka Paul Harding/Paul Doherthy steht im Buch, dass die Autorin ihre Dissertation zum Thema "Frauen und medizinische Berufe im Mittelalter" geschrieben hat, was ja offenbar nicht stimmt.


    "Die Heilerin von Canterbury"

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Was wäre denn z.B., wenn ich jetzt in New York einen Verlag namens „Nayeli Press“ gründen würde und dann bei Knaur auf der Matte stehe und sage: "So Freunde, nun drückt mal Kohle ab, die Rechte an dem Buch gehören mir, steht bei euch selber in JEDEM Exemplar drin."?


    Das wäre ein gute Idee :grin

  • Zitat

    Original von Delphin
    Zum Beispiel in "Die Heilerin von Canterbury" von Cecilia L. Grace aka Paul Harding/Paul Doherthy steht im Buch, dass die Autorin ihre Dissertation zum Thema "Frauen und medizinische Berufe im Mittelalter" geschrieben hat, was ja offenbar nicht stimmt.


    Aber wird dadurch irgendwie das Buch schlechter?

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich finde es nicht weiter schlimm, wenn der Autor sich mit Infos über zum Beispiel seinen Familienstand und andere private Dinge bedeckt hält oder meinetwegen auch Details abändert, aber was mich ärgert ist, wenn ich lese, dass in einem Buch durch die biographische Information suggeriert wird, dass der Autor irgendwie ein Experte auf dem Gebiet ist, über das er schreibt. Zum Beispiel in "Die Heilerin von Canterbury" von Cecilia L. Grace aka Paul Harding/Paul Doherthy steht im Buch, dass die Autorin ihre Dissertation zum Thema "Frauen und medizinische Berufe im Mittelalter" geschrieben hat, was ja offenbar nicht stimmt.


    Inetwa so sehe ich das auch....wenn ein Autor, aus war für persönlichen Gründen auch immer....sein Privatleben etwas kaschiert oder auch korrigiert, dann finde ich das auch nicht weiter schlimm.....


    Aber das was sich die div. Verlage da alles an Lügengeschichten ausdenken, das ärgert mich gewaltig...

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich bin als Autor nicht verpflichtet, korrekte biographische Angaben zu liefern; wenn ich nicht will, daß Leser bestimmte Dinge über mein "richtiges" Leben wissen oder wenn ich sie sogar gezielt falsch informieren will, dann ist das mein gutes Recht. Es kommt kein Vertrag zustande, der den Autor verpflichtet, dem Leser gegenüber wahrheitsgetreu zu sein.


    Buchkäufer erwerben ein fiktionales Werk, und wenn die Figur des Autors (= Erzählers) Bestandteil dieser Fiktion ist, also des Kunstwerkes, dann spricht nichts dagegen, auch hier zu lügen. Romane sind Lügen. Die Figuren gab es oder gibt es nicht, wenigstens die Handlung ist zum größten Teil immer frei erfunden, auch bei sogenannten "historischen Romanen". Wen schert es da, wo der Autor seine Informationen her hat, ob er nun Doktor der fiktionalen Schreiberei ist oder nur eine Viertelstunde gegoogelt hat? Es geht ja sogar noch weiter. Autoren lassen Ghostwriter antreten, die alle Rechte veräußern, oder Lektoren schreiben Romane so um, daß sie der Autor nicht mehr wiedererkennen würde. Und? Es kommt auf den Text an. Wer sich bei der Lektüre einer Geschichte dahingehend manipulieren läßt, daß die Vita des Autors die Rezeption beeinflußt, ist selber schuld, wenn er hierbei auf eine (zusätzliche) Lüge hereinfällt.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich bin als Autor nicht verpflichtet, korrekte biographische Angaben zu liefern; wenn ich nicht will, daß Leser bestimmte Dinge über mein "richtiges" Leben wissen oder wenn ich sie sogar gezielt falsch informieren will, dann ist das mein gutes Recht. Es kommt kein Vertrag zustande, der den Autor verpflichtet, dem Leser gegenüber wahrheitsgetreu zu sein.


    Buchkäufer erwerben ein fiktionales Werk, und wenn die Figur des Autors (= Erzählers) Bestandteil dieser Fiktion ist, also des Kunstwerkes, dann spricht nichts dagegen, auch hier zu lügen. Romane sind Lügen. Die Figuren gab es oder gibt es nicht, wenigstens die Handlung ist zum größten Teil immer frei erfunden, auch bei sogenannten "historischen Romanen". Wen schert es da, wo der Autor seine Informationen her hat, ob er nun Doktor der fiktionalen Schreiberei ist oder nur eine Viertelstunde gegoogelt hat? Es geht ja sogar noch weiter. Autoren lassen Ghostwriter antreten, die alle Rechte veräußern, oder Lektoren schreiben Romane so um, daß sie der Autor nicht mehr wiedererkennen würde. Und? Es kommt auf den Text an. Wer sich bei der Lektüre einer Geschichte dahingehend manipulieren läßt, daß die Vita des Autors die Rezeption beeinflußt, ist selber schuld, wenn er hierbei auf eine (zusätzliche) Lüge hereinfällt.


    Autorensicht- aus dieser verständlich.


    Lesersicht- nein, man will den Hintergrund des Autors und seiner Schreibe einschätzen können- er ist wie ein Zeuge vor Gericht, der die Glaubwürdigkeit seiner Figuren bezeugt.


    Und ja, ich lese gern John Maddox Roberts und mache mir wenig Gedanken über die völlige Genauigkeit seiner historischen Fiktion, oder ich lese Gabaldon- aber wenn ich Iris Kammerer lese habe ich andere Erwartungen.

  • Zitat

    Original von Valdimier


    Aber wird dadurch irgendwie das Buch schlechter?


    Ich mag es ganz gerne, wenn ich mich bei historischen Romanen einigermassen auf die historischen Details verlassen und vielleicht sogar noch etwas über die Zeit lernen kann. Und der Verlag will mir doch dass die Autorin eine Expertin ist und genau weiss, worüber sie in dem Roman schreibt, weil sie ja eine Doktorarbeit darüber geschrieben hat. Paul Doherty hat aber über 60 Romane geschrieben in 16 Jahren, also etwa 4 pro Jahr, und daher gehe ich nicht davon aus, dass er für jeden soviel recherchiert hat wie jemand, der eine Dissertation zu dem Thema geschrieben hat. Also ist die Information für mich zunächst einmal weniger zuverlässig.


    Es kann trotzdem eine toll erzählte Geschichte sein und vielleicht stimmt ja auch alles, ich weiss es nicht, ich hab das Buch nicht gelesen. Für mich ändert sich also etwas, das Buch reizt mich weniger (noch weniger als es mich sowieso gereizt hätte, ich habe es nur mal als Beispiel genannt). Andere reizt das Buch vielleicht weniger, weil es von einem Mann geschrieben wurde, das ist mir aber wiederum egal.

  • Zitat

    Lesersicht- nein, man will den Hintergrund des Autors und seiner Schreibe einschätzen können- er ist wie ein Zeuge vor Gericht, der die Glaubwürdigkeit seiner Figuren bezeugt.


    Mit Verlaub, aber das ist wirklich Unsinn. Über wie viele Autoren weißt Du mehr (sicher) als deren Namen? Das ist eine verschwindende Minderheit. Und selbst die Informationen, die zu finden sind, sind selten verläßlich.


    Die Glaubwürdigkeit der Figuren entsteht im Kopf des Lesers. Ich kann mich zu Tode recherchieren und zehntausend Fachbücher geschrieben haben, wenn es mir nicht gelingt, das Kopfkino zum Leuchten zu bringen, habe ich verkackt. Und nur das zählt. Es geht um - erfundene - Geschichten, nicht um Zeugenaussagen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich bin als Autor nicht verpflichtet, korrekte biographische Angaben zu liefern; wenn ich nicht will, daß Leser bestimmte Dinge über mein "richtiges" Leben wissen oder wenn ich sie sogar gezielt falsch informieren will, dann ist das mein gutes Recht.



    Wusste ich es doch! :bruell
    Der Name "Tom Liehr" ist eine Fiktion - du bist in Wahrheit DIETER BOHLEN! :-)


    Dieddääär bei den Eulen, ich fass es nicht...... :anbet

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Sorry, aber wenn sich herausstellen sollte, dass Tom Liehr Blaukreuzler ist, so verlöre auch sein Roman Idiotentest für mich an Qualität- so blödsinnig denke ich eben.


    Es geht um Geschichten und ihre Tiefe, diese wird eben durch die Erfahrungen und die Persönlichkeit des Autors gespiegelt- wenn das nicht interessant wäre, warum gäbe es dann so viel Literatur über Thomas Mann und seine Familie?

  • Haben wir uns eigentlich hier in diesem Thread auch schon Gedanken darüber gemacht, wie es denn diesen Autoren geht, die in diese von Verlagen erfundenen Lebensgeschichten "schlüpfen" müssen?


    Ich stelle mir das eben so vor, dass sich diese Autoren möglicherweise einfach den Wünschen dieser Verlage unterordnen müssen, ob sie das wollen oder nicht....


    ...und dann mit diesen falschen Biografien leben zu müssen, dass kann doch enorm belastend sein für diese Autoren.... sogar eine Identitäts- und/oder Lebenskrise bei ihnen auslösen...
    Die müssen doch auch in der ständigen Angst leben, dass die ganze Sache entdeckt werden kann, und somit dann alles auffliegt... :gruebel

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich bin kein Blaukreuzler. Aber meine Eltern sind - tatsächlich :grin - Guttempler.


    Eine Freundin von mir mußte ihren ersten Fantasyroman unter einem Pseudonym veröffentlichen, weil Heyne dem Erscheinen unter ihrem richtigen Namen keine Erfolgschancen gab. Tatsächlich waren die drei Bücher, die später unter ihrem tatsächlichen Namen erschienen sind, weitaus erfolgreicher als dieser amerikanisierte Erstling. Aber das mag an anderen Aspekten gelegen haben.


    Ich mag es nicht, zu viel über den Autor zu wissen, und meistens lese ich U2 und die Vita auch erst, nachdem ich das Buch beendet habe. Deshalb ist mir auch schnurz, ob Hammond G. Tyler tatsächlich der Autor war oder Heinz Gersicke aus Paderborn.

  • Werde ich etwas präziser- mich interssiert zunächstmal nicht wer Marisha Pessl ist, wenn ich das Buch zu lesen beginne- bei Bruce Chatwin interessiert mich aber sehr wohl- saß er am Computer und wertete Literatur aus, war er je in Australien oder ist alles Traum? Oder ist eigenes erleben Grundlage des Erzählten?


    Es kommt also auf Genre und die Nähe des Autors zum Thema an. Bei Charlotte Thomas war ja auch interessant zu erfahren, dass dieser Neuling- Erstling im historischen Genre kein Erstlingsbuch ist und die Autorin als Hintergrund aus der romantischen Ecke stammt. Das sie fünf teilweise erwachsene Kinder hat und urprünglich Richterin war trägt zur Erhellung des Buches dann schon weniger bei. Schreibe sie Krimis wäre es interssant zu wissen, ob sie in der Strafrechts- oder Zivilabteilung saß um zu sehen, welcher Erfahrungsschatz das geschriebene prägt.


    Bei Kathy Reichs scheiden sich ja bekanntlich die Geister über ihre Fähigkeiten als Krimiautorin- wäre die Information über den Beruf falsch, fühlte ich mich echt verarscht, da ich die wissenschaftlichen Aussagen der Bücher als echt voraussetze, wenn eine Wissenschaftlerin sie schreibt.

  • Joan, ich habe noch mal nachgelesen. Die Autorin hat früher schon einiges unter weiteren Pseudonymen veröffentlicht, der ist es also offenbar egal, wie sie heißt.
    Ich persönlich finde es toll, wie ein Verlag so sehr hinter einem Manuskript steht und alle Möglichkeiten des Marketings ausschöpft. Die Begründung hört sich schlüssig an, dass dies ein Genre ist, in dem bislang nur Amerikanerinnen erfolgreich sind. Das zweite Buch in dem Genre kann die Autorin dann ja unter echtem Namen veröffentlichen, mit dem wiederum werbewirksamen Vermerk "alias Tamara Kelly".
    Was mich nur wundert: Ob und wie sie auf Lesungen auftritt. Da würde für mich die Maskerade dann doch aufhören.


    Meine allerersten Manuskripte hat man mir bei Lübbe damals genau aus diesen Gründen abgelehnt, obwohl die Lektorin die Geschichten übers Wochenende angeblich regelrecht verschlang. Es waren Gerichtsromane, und diese waren "leider ausschließlich von amerikanischen Autoren besetzt." Mal ganz ehrlich: Hätten sie mir angeboten, mich unter fremdem Namen zu veröffentlichen - ich hätte es getan. Wenigstens bei meinem ersten Baby, an dem ich immerhin einige Jahre herumgeschrieben hatte. :-) Nun, die Frage stellte sich nicht, und so blieb nur die Ochsentour: Wegwerfen und was Neues schreiben. Anfangs nicht so toll.


    In einem gebe ich euch übrigens vollkommen Recht: Beim beruflichen Hintergrund, sollte er etwas mit dem Genre zu tun haben und Kompetenz auf dem Sektor vorgaukeln, darf nicht geschwindelt werden. Eine Übersetzerin zur Psychotherapeutin zu machen, finde ich fragwürdig.

  • Ich hab ein eher unverkrampftes Verhältnis zur den nackten Fakten einer Identität. Habe ich von meiner Familie doch gelernt, dass Namen, Staatsangehörigkeit und Glaubensbekenntnis keine statische Größe sind sondern sich mit jedem Landeswechsel ändern können.


    Wenn ein Autor der Unterhaltungsliteratur genügend Ahnung von Amiland hat um als Ami durchgehen zu können, bitte, feel free. Ich denke, die Verlagskollegen werden Meinungsumfragen auf dem Tisch haben, die besagen, der Leser bevorzugt in dem Genre US-Autoren. Soll er haben.


    Männlein wird als Weiblein ausgegeben, Homo für Hetero, Autorenteams als Einzelautoren verkauft, es gibt Ghostwriter und Gottweißwas sonst noch für Instrumentarien. Robert Rankin erfindet seinen Lebenslauf jedes Mal, wenn er gefragt wird, neu.


    Ist mir alles schnurz.


    Ein bisschen kritisch wird's für mich, wenn es in dem Roman auf Sachkenntnis ankommt - was weiß ich - Medizin, Juristerei, Historie, Landes- und Kulturkenntnisse -, der Autor einem als Experte verkauft wird, und beim Lesen stellt sich raus: Unfug, haarsträubend. Der hat keine Ahnung davon. Das würde mich ärgern, denn da wäre ich in Sachen Qualität getäuscht worden.


    Ob der Verfasser Hunde oder Pferde hat, mit wem er bevorzugt in die Kiste steigt und wo er lebt, das ist mir egal, das ist sein Privatvergnügen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • beowulf


    Eben Dein letzter Satz, daß Du wissenschaftliche Aussagen für richtig hältst, wenn sie von einem Wissenschaftler stammen, läßt mich den Kopf schütteln.
    Es geht um Romane.
    Erfundene Geschichten.


    Wenn es für die Geschichte wichtig ist, daß der Mond im Samba-Rhythmus in Richtung Alpha Centauri driftet, wäre das richtig, echt, wie Du sagst. Obwohl der Autor im Zivilberuf Astrophysiker ist und sein Protagonist ein Wissenschaftler und kein Zauberlehrling. Weil der Autor das so will, weil die Geschichte zählt, die Kunst wichtiger ist als das Leben und durch Überhöhung auf das Leben zurückwirkt, nicht durch Wahrheitsanspruch.


    Und was bitte, heißt bei einer Autorin/Autor 'WissenschaftlerIn'?
    Daß man eine Bibliothek benutzen kann? Daß man zwei Semester eines Fachs studiert hat? Bis zur Zwischenprüfung? Staatsexamen oder Magister? Muß man promoviert worden sein?


    Tatsächlich werden mit dem Hinweis auf eine wie auch immer geartete 'wissenschaftliche' Vorbildung in den letzten Jahren mehr und mehr erfundene Geschichte mit einem Nimbus von Wahrheit ausgestattet. Ihnen wird Glaubwürdigkeit verliehen, als handle es sich um Kaufverträge.


    Als ob das einen Roman besser machen würde.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Auch wenn ich weiß, dass ich Fiktion kaufe, will ich keinen hanebüchenen Unfug erwerben. (Okay, und *wenn* ich das will, weiß ich, zu welchen Autoren ich greife.) Gerade bei historischen Romanen gibt's das aber ... flüchtig angelesen, flüchtig geschrieben, flüchtig auf den Markt geworden. Da ist es mir angenehmer, ich weiß, dass der Autor weiß, wovon er schreibt.


    Wenn ich mich andauernd über irgendwelche Klöpse ärgern muss, die über dichterische Freiheiten hinausgehen, vergeht mir der Spaß am Lesen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner