Der Geheime Zirkel. Gemmas Visionen - Libba Bray [12 - 14 Jahre]

  • So nun ist es doch schon eine Weile her, dass ich das Buch durchgelesen habe ( und den 2. und 3. Teil gleich hinterher).


    Mir hat die Geschichte durchweg gefallen, auch wenn mir, wie einigen anderen, ein bisschen mehr Hintergrund über die damalige Zeit gefehlt hat. Das kam, abgesehen von der ständigen Erwähnung der Korsetts, doch ein wenig zu kurz.


    Gemmas "Beziehung" zu Kartik fand ich sehr gelungen. Dieses ewige hin und her, ohne dass dabei schnell die Luft rausging.
    Auch die Freundschaft und die Abhängigkeit der Mädchen untereinander hat mir gut gefallen. Obwohl hier auch immer wieder die üblichen Klischees (reiche verwöhnte Göre, armes Mädchen ohne Eltern, die Schöne und mittendrin die Hauptfigur) bedient wurden.


    Da es sich hier nun auch noch um ein Jugendbuch handelt, konnte ich mich oft dem Eindruck nicht entziehen, dass das ganze ein klein wenig als "weiblicher Harry Potter" daherkommt. Was dem Lesevergnügen aber keinesfalls im Weg stand. Sonst hätte ich mich nicht auch noch auf die beiden folgenden Teile gestürzt.


    Von einer Verfilmung habe ich leider noch nichts gehört oder gelesen. Aber die Geschichte würde sich ja geradezu anbieten.

  • Indien im 19. Jahrhundert:


    Die 16-jährige Gemma lebt zusammen mit ihrer Mutter in Indien, allerdings ist Gemma dort nicht glücklich, denn sie möchte unbedingt auf eine Mädchenschule in London gehen. Ihre Mutter ist jedoch mit dieser Entscheidung unzufrieden und verweigert ihr den Aufenthalt in London.
    Doch dann stirbt ihre Mutter völlig unerwartet. Sie wurde ermordet. Kurz vor ihrem Tod schenkt sie Gemma eine Halskette mit einem Medaillon. Die Bedeutung dieses Medaillons ist Gemma jedoch noch unbekannt.


    Nach dem Tod wird Gemma von ihrer Großmutter nach London auf die Mädchenschule geschickt. Gemmas Bruder ist bereits in London und empfängt sie, um sie zu ihrer neuen Schule zu begleiten. Doch schnell muss Gemma lernen, dass diese Schule nicht so perfekt ist, wie sie gehofft hatte.


    Nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet sie sich mit ihrer Mitbewohnerin Ann an, aber auch mit den beliebtesten Mädchen der Schule Pippa und Felicitiy.


    Zusammen lesen sie das von Gemma gefundene Tagebuch von Mary Dowd – mit ungeahnten Folgen, denn auch Mary wurde von Visionen heimgesucht…


    „Gemmas Visionen“ ist der erste Band der „Der geheime Zirkel“-Reihe.


    Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Gemmas Sicht geschrieben.
    Es liest sich flüssig und spannend. Auch der Schreibstil ist sehr passend gewählt.


    Die Charaktere sind interessant und liebevoll beschrieben.


    Vor allem Gemma zieht den Leser in ihren Bann.
    Zum einen ist sie von ihren Visionen fasziniert, zum anderen jagen diese ihr Angst ein. Doch trotz allem denkt Gemma sehr realistisch und lässt sich auch sonst nicht unterkriegen.
    Gemma ist durch ihre Verluste gewachsen und wirkt für ihre 16 Jahre sehr reif. So muss sie schnell lernen, worum es im Internat geht, nämlich um die perfekte Frau zu werden, damit sie Chancen auf dem Heiratsmarkt hat. Allerdings passt ihr das nicht, denn sie möchte einen Mann, der sie aus Liebe heiratet und sie ebenbürtig behandelt, wie dies auch bei ihren Eltern der Fall war.


    Aber auch Felicity ist ein interessanter Charakter. Zunächst wirkt sie abgeklärt, bösartig und oberflächlich, jedoch merkt man schnell, dass dies nur eine Maske ist. So hat Felicity z.B. eine heimliche Beziehung zu einem Zigeuner und riskiert somit ihr Ansehen, denn im 19. Jahrhundert hatten Zigeuner einen schlechten Ruf.


    Das Cover ist wunderschön und wirkt sehr verträumt. Die glänzenden Verzierungen auf dem Cover und der Rückseite sind ein optisches Highlight. Die Kurzbeschreibung ist stimmig und interessant geschrieben.


    „Gemmas Visionen“ vereinigt mehrere Genres und ist somit für jedermann geeignet. Die perfekte Mischung aus Jugendroman, Fantasy und Historie.

  • Das Cover des Buches ist wirklich schön, aber das war es für mich auch schon.
    Mich hat das Buch enttäuscht. Die fantastischen Anteile waren für mich einfach nur konfus, nebulös, schwammig und haben mir nicht gefallen. Ab der Hälfte habe ich diese Teile deshalb weitgehend übersprungen. Was blieb, war ein dünnes Gerüst einer Internatsgeschichte, über vier Mädchen, die alle so ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Schade, ich hatte mir mehr davon versprochen.

  • Bevor ich zu meiner eigenen Ansicht komme, muss ich mal ein paar Anmerkungen machen, damit ich sie nicht gleich wieder vergesse, nachdem ich nun gerade alle Meinungen zu dem Buch gelesen habe. ;-)


    Zitat

    Original von Delphin
    Das Buch ist im Präsens geschrieben, was ich normalerweise hasse, weil ich dann immer das Gefühl habe, Regieanweisungen zu lesen. In Verbindung damit, dass die Geschichte aber auch noch in der Ich-Form erzählt wird, ist es mir aber gar nicht mehr weiter negativ aufgefallen.


    Das ging mir genauso. Ich fand das Präsens auf den ersten Seiten auch etwas befremdlich, aber habe mich schnell daran gewöhnt. Ich musste dabei an "Die Tribute von Panem" denken, dort fand ich es dann auch angemessen.


    Zitat

    Original von Aurian
    Nicht zu düster, mit etwas Dramatik und schönen fantastischen Elementen. Doch mir war es etwas zu harmlos und nett.


    Düster muss ich es ja nicht unbedingt haben, aber ich weiß, was du meinst. Die düsteren, gruseligen Stellen waren dann doch immer ziemlich schnell vorbei.
    Also ein bisschen kann ich diese Meinung verstehen:

    Zitat

    Original von chaosmausi
    Die fantastischen Anteile waren für mich einfach nur konfus, nebulös, schwammig und haben mir nicht gefallen.


    Gefallen haben mir die fantastischen Elemente zwar schon, aber ich hätte mir manches auch detailierter gewünscht, gerade die eine Stelle ganz am Ende war einfach zu kurz, als dass ich sie wirklich in meinem Kopf sehen konnte:


    Zitat

    Original von pummelbär
    [...] auch wenn mir, wie einigen anderen, ein bisschen mehr Hintergrund über die damalige Zeit gefehlt hat. Das kam, abgesehen von der ständigen Erwähnung der Korsetts, doch ein wenig zu kurz.


    Natürlich könnte man auch noch mehr über die damalige Zeit einbauen, aber ich finde, das ist schon ganz gut gelungen. Schließlich ist das Leben der Mädchen ziemlich davon bestimmt, dass sie nur auf der Schule sind, um perfekte Ehefrauen zu werden und eine eigene Meinung wird ihnen nicht zugestanden, was ja auch immer wieder als Thema auftaucht. Das könnte man sich doch heute gar nicht mehr vorstellen.


    Zitat

    Original von pummelbär
    Da es sich hier nun auch noch um ein Jugendbuch handelt, konnte ich mich oft dem Eindruck nicht entziehen, dass das ganze ein klein wenig als "weiblicher Harry Potter" daherkommt.


    Diesen Eindruck kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Da könnte man ja alles, was Fantasy- und Jugendbuch ist, mit Harry Potter vergleichen. Ich meine Gemma ist zwar auch in einem Internat, aber mit einer Zauberschule hat das doch wenig zu tun. Also vielleicht erklärst du mir irgendwann, wie du darauf kommst, aber mir ist das so gar nicht in den Sinn gekommen. ;-)


    Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen und ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung. Die Charaktere sind schön ausgestaltet und man kann ihre Gedanken gut verstehen, bis auf, dass mir das mit der Freundschaft zwischen den Mädchen vielleicht auch etwas schnell ging (denn am Anfang sah es ja nicht so aus, als würden sie mal zueinander finden). Man kann sehr gut mitfühlen, bei den Träumen, die sie haben, die aber weit entfernt sind von ihrer Erfüllung. Die Idee der Internatsgeschichte mit fantastischen Elementen hat mir gut gefallen (wenn auch hier wieder, wie oben angemerkt, einiges ausführlicher hätte sein können) und die ganze Geschichte ist sehr spannend geschrieben, sodass ich das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen konnte. Insgesamt habe ich also nur kleine Kritikpunkte anzumerken und würde eine Leseempfehlung aussprechen an alle, die gern Jugendfantasy lesen.

  • 1895: Nach dem Tod ihrer Mutter besucht Gemma ein Internat für höhere Töchter in England. Die Mädchen werden dort auf ihr zukünftiges Leben im viktorianischen England vorbereitet. Doch nicht nur Gemma, sondern auch einige ihrer Mitschülerinnen, wünschen sich ein etwas anderes Leben und der Fund eines Tagebuches gibt ihnen die Chance dazu.


    Eine Jugendmysterytrilogie, die im viktorianischen Zeitalter in England spielt, das klang für mich richtig gut. Ich habe schon viel über diese Zeit gelesen, Romane, aber auch Sachbücher, und Mystery kann richtig spannend sein. Leider hat mich der Roman von Anfang an nicht packen können. Hat man zunächst noch die Hoffnung, dass es im Laufe der Geschichte interessanter und spannender werden können, bleibt am Ende nur eines: Langeweile.


    Dabei hat sich die Autorin gut geschafft, ein viktorianisches Gefühl zu erzeugen, ich fühlte mich durchaus in diese Zeit zurück versetzt, und die Probleme, denen junge Mädchen damals ausgesetzt waren, sind auch recht gut herausgearbeitet. Auch der Erzählstil mutet der Zeit angepasst an, was aber auch ein wenig die Crux des Ganzen ist, zu ausschweifend und zu wenig pointiert wird erzählt. Zwischendurch wird es immer wieder etwas interessanter, es blitzt auch gelegentlich Humor auf, doch immer mehr versinkt alles in der letztlich langweiligen Erzählung.


    Ein Roman mit weiblichen Protagonisten, der im viktorianischen England spielt, verlangt, um unser heutiges Interesse zu wecken, nach unangepassten Heldinnen – und das sind Gemma und ihre Freundinnen, zumindest entwickeln sie sich im Laufe des Romans entsprechend. Leider handeln und agieren die Mädchen oft widersprüchlich, immer wenn ich meinte, sie verstanden zu haben, tun sie etwas nicht ganz Passendes. Gemma erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man sie am besten kennen lernt und ihre Beweggründe eher versteht, wenn auch nicht immer billigt. Die anderen Mädchen lernen wir dagegen nur aus ihrer Perspektive kennen. Am besten hat mir eine der Lehrerinnen gefallen, sie zeigt, wie unabhängig auch eine Frau der damaligen Zeit in ihrem Denken sein kann. Die Rolle dieser Lehrerin in den weiteren Teilen der Trilogie hätte mich noch am ehesten interessiert, jedoch nicht genug, um diese tatsächlich lesen zu wollen.


    Den Mysteryteil der Geschichte empfinde ich als recht verworren, ich hätte mir dessen Hintergrund besser herausgearbeitet und pointierter gewünscht Das kann natürlich auch daran liegen, dass es sich um eine Trilogie handelt und erst alle Bände zusammen die ganze Geschichte ergeben, aber ein erster Band soll auch neugierig auf den Rest machen und das tut dieser leider nicht. Es bleiben zwar einige Fragen, aber die sind nicht interessant verpackt worden. Sollte ich eine Zusammenfassung der Hintergründe abgeben, die bisher aufgedeckt wurden, hätte ich Schwierigkeiten. Welche Rolle spielen z. B. Kartik, der Mann aus Indien oder die Zigeunergruppe, die im Wald hinter der Schule haust? Mir erscheinen sie mehr als Staffage, Kartik nur als mögliches, sehr unpassendes und völlig unnötiges Love interest für Gemma …


    Ich habe mich bei der Lektüre vor allem gelangweilt, auch wenn immer wieder die Hoffnung aufblitzte, dass es besser werden würde. Mein Hirn fiel in den Gelangweilt-Modus und noch nicht einmal der Humor konnte mich noch erreichen, ich nahm ihn zwar wahr, hatte aber bald nur noch ein müdes Gähnen übrig. In der Mitte habe ich den Roman für ein anderes Buch unterbrochen und ihn danach erst zu Ende gelesen, immer noch mit der Hoffnung auf Besserung. Gegen Ende wird es dann auch etwas spannender, aber für mich war das zu spät und hat die verworrene Geschichte auch nicht mehr retten können.


    Ich vergebe 5 Punkte, vor allem dafür, dass mich der Roman gut in die viktorianische Zeit versetzt hat. Empfehlen kann ich ihn aber leider nicht. Auf die beiden Folgebände werde ich verzichten.

  • x Autorin: Libby Bray
    x Übersetzerin: Ingrid Weixelbaumer
    x Titel: Der geheime Zirkel: Gemmas Visionen
    x Originaltitel: A Great and Terrible Beauty
    x Reihe: Der geheime Zirkel, Band 1
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 01. Mai 2007
    x bei dtv
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3423712287
    x Erste Sätze: „Bitte sag nicht, dass die zu meinem Geburtstagsessen heute Abend gehört.“ Ich starre einer Kobra in die Augen. Eine überraschend rosafarbene Zunge züngelt aus ihrem grausamen Mund, während ein blinder Inder meiner Mutter seinen Kopf zuneigt und auf Hindi erklärt, dass Kobras eine schmackhafte Mahlzeit abgeben.


    Klappentext:


    England, 1895: Gemma und ihre Freundinnen besuchen ein Internat für höhere Töchter. Den strengen Regeln zum Trotz treffen sie sich nachts in einer Höhle zu spiritistischen Séancen. Dabei lesen sie in einem mysteriösen Tagebuch, das von einem magischen Reich berichtet. Eigentlich glauben die Mädchen nicht an so einen Unsinn, aber Gemma hat in Visionen ganz Ähnliches gesehen …


    Rezension:


    Auf „Der geheime Zirkel: Gemmas Visionen“ von Libba Bray wurde ich durch die ansprechende Verpackungskombi aus Cover, Titel und Klappentext aufmerksam. Ich hatte deshalb hohe Erwartungen an die Story und habe mich lange nicht getraut, das Buch zu lesen, denn meist bin ich enttäuscht von der Geschichte, wenn ich zu viel erwarte. Dabei hätte ich diesen Reihenauftakt ruhig direkt lesen können, denn er hat Lieblingsbuchqualitäten.


    Libby Bray schreibt einfach wunderbar. Die Geschichte wird sehr authentisch aus Sicht der toughen 16-jährigen Gemma erzählt, wobei der Text an sich durch viel wörtliche Rede sehr lebendig wirkt. Zusätzlich wurden immer wieder Briefe und Tagebucheinträge eingewoben – für mich die perfekte Mischung.


    Zunächst führt Gemma ein sehr ungewöhnliches Leben für eine Jugendliche Ende des 19. Jahrhunderts, denn sie lebt mit ihrem kranken Vater und ihrer resoluten Mutter in Indien. Allerdings wäre sie stattdessen viel lieber in England, um dort eine klassische Schulbildung zu erhalten; sie sorgt sich, in Indien als alte Jungfer zu enden.


    Als etwas Schreckliches geschieht, erfüllt sich ihr Wunsch auf unliebsame Art und Weise und Gemma wird auf ein Internat nach London geschickt, wo sie Anfangs nur schwer Anschluss findet. Alles ändert sich, als sie eines Tages ein altes Tagebuch findet, in dem von einem magischen Reich berichtet wird. Nach und nach findet sie heraus, dass auch sie die Macht besitzt, sich selbst und andere in diese andere Welt zu bringen, wodurch Felicity, Pippa, Außenseiterin Ann und Gemma zu Verbündeten werden. Doch wer ist der junge Mann, der immer wieder urplötzlich auftaucht und Gemma (natürlich vergeblich) vor dieser anderen Welt warnt? Ich spoilere nicht, wenn ich verrate, dass die ungewöhnlichen Reisen irgendwann völlig aus dem Ruder laufen.


    Mit etwas mehr Zeit hätte ich das Buch sicher am Stück gelesen, weil mich die Story zu 100 Prozent fesseln konnte. Der Spannungsaufbau ist genial und sowohl Gemma als auch die anderen drei Mädchen sind mir richtig ans Herz gewachsen, weil jede einzelne von ihnen so „echt“ wirkt. Die Autorin hat hier keine makellosen höheren Töchter erschaffen, sondern Mädchen mit Ecken und Kanten, die dadurch umso glaubwürdiger wirken.


    Wer auf Jugendbücher mit Magieanteil und dazu noch auf das viktorianische Zeitalter steht, sollte sich diesen Reihenauftakt unbedingt mal ansehen.


    Fazit:


    Authetische Charaktere, geheime Séancen und eine sich zusammenbrauende Gefahr – absolute Empfehlung.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen