G8-Demo in Rostock

  • Es geht darum:



    Ein Freund fragte mich, ob ich mitkommen würde. Da ich familiäre Verpflichtungen habe, sagte ich ab.


    Aber dennoch war es für mich Anlass, darüber nachzudenken...macht sowas Sinn? Wofür/wogegen demonstrieren die eigentlich? Wenn bei G8 über Klimaschutz und Hilfe für Afrika gesprochen wird, solte das doch eigentliich wunderbar sein?
    Oder ist das alles nur Show? Immerhin habe ich vor wenigen Tagen erst den Spiegel-Artikel "Not für die Welt" gelesen - vielleicht war ich ja bis dato blind, aber was da über die songenannte Welthungerhilfe stand, war für mich neu und erschreckend.


    In der DDR aufgewachsen bin ich ja ein gebranntes Kind, was Demos betrifft. Für mich galt in den letzten Jahren immer: keine Vereine, keine Parteien, sich vor niemandes Karren spannen lassen. Und Attac ist mir nach persönlichen Begegnungen an der Leipziger Uni sehr suspekt.


    Trotzdem hatte ich auch - zögerlich - Demos bezüglich des Irakkrieges besucht. Die Redner dort schreckten mich aber extrem ab!


    Und unter Umständen wäre ich nun auch nach Rostock gefahren - vielleicht mehr aus Neugier als Überzeugung. Weil, eigentlich wissen wir viel zu wenig, um wirklich gegen etwas demonstrieren zu können, oder?


    Was sagt Ihr dazu?


    Bo

  • Deine Fragen sind für mich unendlich schwer zu beantworten. Entweder werden wir alle total verarscht oder es hat ein Umdenken stattgefunden und man will wirklich etwas für Afrika, fürs Klima und für die Menschen überhaupt machen.


    Und ob es etwas nützt? Keine Ahnung! Aber man hat so für sich das Gefühl nicht tatenlos daneben gestanden zu haben, man hat Flagge gezeigt - auch wenn der Wille der Menschen den Regierungen (den Herrschenden) letztendlich total egal ist.


    Und wenn dieser Mensch aus den USA plötzlich den Klimaschutz auf seine Fahne geschrieben hat, wenn er gar die Führung dazu übernehmen will, dann habe ich echte Bauchschmerzen - dann kann da doch eigentlich nichts Gutes bei rauskommen, oder etwa doch?


    Ich weiß nur, dass ich absolut keine Ahnung von dem habe was da abläuft, was da geplant ist und was letztendlich auf mich zukommt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ganz ehrlich?


    Mir geht das Geschisse auf den Senkel.....


    Demo hin Demo her, mir ist keine einzige Demonstration in Erinnung geblieben, die tatsächlich etwas gebracht hätte. :gruebel


    Ich bin klarer Demogegner, ob nun zum G8 Gipfel oder zum Weltschildkrötentag.


    Demos bieten eigentlich immer nur Menschen eine Plattform um sich selbst zu profilieren und zu sagen.
    Ja, damals, da war ich dabei....


    Toll....


    Ich hab im TV letztlich einen Bericht (ARD) einer G8-Gegnergruppierung aus Hamburg gesehen.
    War toll... Quintessenz, die G8 Staaten verkörpern die Todsünden, Habsucht und Völlerei und daher sind alle Menschen die dies unterstützen der Hölle zuzuführen, bzw als guter Christ hat man die Aufgabe, diese fehlgeleiteten Seelen zu bekehren. Darum wird man den G8-Gipfel auf sich aufmerksam machen und notfalls mit Gewalt Themen zur Sprache bringen.


    Sorry, aber da kann ich nur müde lächeln.....


    Ich persönlich empfinde den Gipfel als Möglichkeit der Kommunikation und als etwas Positives.... mag sein, daß ich mich täusche, ändert aber nichts an meiner Meinung und an meiner Demoüberdrüssigkeit.

  • Zitat

    Demo hin Demo her, mir ist keine einzige Demonstration in Erinnung geblieben, die tatsächlich etwas gebracht hätte.


    @ BJ: Bei den Montagsdemos vor der Wende denke ich schon, dass die dazu beigetragen haben, die DDR zu Fall zu bringen.


    Ich habe noch nie demonstriert, einfach mangels Gelegenheit und auch mangels Interesse, bisher hatte ich nie das Bedürfnis dazu.


    @ Bo: Ja, ich glaube, wir wissen zu wenig, wobei ich vermute, dass bei G8 auch der allgemeine Protest gegen "die da oben" eine Rolle spielt. :gruebel

  • Kleinen Momang bitte......hol nur mal schnell das Popcorn und ein paar Bier - das kann wieder so ein richtig geiler Eulenfred werden...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • @ Geli
    Die Demos haben einen rollenden Stein beschleunigt, mehr nicht.....


    @ Gastredner
    Das habe ich mit keinem Wort gesagt oder gemeint.....
    Mir stellen sich nur die Nackenhaare auf, wenn auf der einenSeite nach Brot für die Welt geschrien wird und auf der anderen Seite ein Aktionismus an den Tag gelegt wird der Sicherheitsmaßnahmen in Millionenhöhe erfordert......da fehlt mir der Sinn dahinter.....


    Und ich ganz persönlich penne ungern im Zelt, weil Gretchen Meier meint, sich vor den Castor oder hier vor den Zaun werfen zu müssen.
    :wave

  • Zitat

    Original von Babyjane
    .....und auf der anderen Seite ein Aktionismus an den Tag gelegt wird der Sicherheitsmaßnahmen in Millionenhöhe erfordert......da fehlt mir der Sinn dahinter.....



    Tja, die Damen und Herren Teilnehmer an dieser Farce haben halt mächtig Angst vor den Menschen in deren Auftrag sie da sind. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Gastredner
    Das habe ich mit keinem Wort gesagt oder gemeint.....


    Das war auch nicht auf Dich gemünzt, sondern wirklich das, was mir manchmal spontan in den Kopf schießt.


    Ich finde es generell gut, wenn man für wichtige Dinge auf die Straße geht um deutlich zu machen, daß man nicht alles klaglos hinnimmt. Nur sind m. E. bei diesen Demos sehr viele Leute dabei, die nicht wirklich verstehen (wollen ?) worum es da geht und einfach nur mal gegen "die da oben" protestieren wollen.





    Zitat

    Original von Babyjane
    Und ich ganz persönlich penne ungern im Zelt, weil Gretchen Meier meint, sich vor den Castor oder hier vor den Zaun werfen zu müssen.
    :wave


    .... schmeiß ich mich halt Dir vor die Füße ;-)

  • Ah ok.....da kann ich mich mit anfreunden.


    Übrigens hab ich letztlich sehr intensiv selbst mit "so einem" das Vergnügen haben dürfen.
    Der letzte Exfreund meiner Schwester, seines Zeichens Punk, erhellte sie mit Belehrungen über Rassismus, war ja mal sowas von links und alle Rechten Scheiße und "die da oben" sowieso und Nazis raus auf der Jacke..... (Was ja grundsätzlich enrom lobenswert ist)
    Meine Schwester geht mit ihm in ein Cafe, am Nebentisch zwei Schwarze, sein Kommentar: "Neben die Neger setz ich mich nicht!"


    (Ich weiß recht unpassend, aber ich denke es dürfte klar werden, was ich aussagen will! Demonstrieren um des Demonstrierens Willen halte ich für nervtötend.....das durchaus Sinnvolle Mittel des Protestes wird dadurch einfach nur abgenutzt. )


    @ Redner
    Wag es dich.... :schlaeger

  • Zitat

    Original von Babyjaneauf der anderen Seite ein Aktionismus an den Tag gelegt wird der Sicherheitsmaßnahmen in Millionenhöhe erfordert......


    I beg to differ. Zuerst waren die Sicherheitsmaßnahmen da und dann der Protest (will sagen: Man hat von Jahr zu Jahr mehr aufgerüstet, und dass das die Leute nur noch mehr anstachelt, sollte ja wohl jedem klar sein). Und der Protest richtet sich auch gegen diese Sicherheitsmaßnahmen (zumal solche riesigen Bannmeilen, wie die Polizei sie jetzt kurz vor der Angst noch durchgeboxt hat, das Recht der Demonstranten auf Protest, der verdammt nochmal auch zu einer Demokratie gehört, einschränkt). Ich meine, was haben die Damen und Herren denn zu verbergen, dass sie sich so verbarrikadieren müssen?


    Ansonsten: Das Schlimmste an dieser G8-Kungelei ist, dass keiner von denen, die sich da befinden, demokratisch dafür legitimiert ist, die Entscheidungen zu treffen, die da getroffen werden. Außerdem ist das Prozedere, das da stattfindet, alles andere als demokratisch. In Separees und hinter verschlossenen Türen werden Deals ausgehandelt, in den "Inner Circle" kommen die Vertreter der ärmsten Länder nicht einmal (obwohl dort die wichtigstens Entscheidungen fallen).


    Und am Ende geht es doch gar nicht um tatsächliche Entschuldung der armen Länder. Von dem, was die G8 vorletztes Jahr (ihr erinnert euch an Live8?) versprochen haben, haben sie so gut wie nichts gehalten. Stattdessen befinden sich die Staaten der Dritten Welt immer noch in der absoluten Abhängigkeit zu uns und den anderen Industriestaaten. Und daran wird sich auch nichts ändern, so lange die G8-Staaten aus dieser Weltordnung ihren Vorteil ziehen (denkt mal drüber nach: uns geht es nur so gut, weil es anderen schlecht geht).


    Alles in allem sind die Proteste durchaus gerechtfertigt (und wie gesagt, zu einer Demokratie gehört auch das Recht auf - friedlichen - Protest - nur, weil ihr dieses Recht nicht wahrnehmt, weil ihr keinen Grund zum Protestieren seht, ist das kein Grund, sich über den Protest von anderen lustig zu machen oder ihn als "hat doch noch nie was gebracht" abzutun), und ich wäre mir gar nich so sicher, ob er auf lange Sicht gesehen wirklich nichts bringt. Dass die Damen und Herren sich hinter einem Zaun verschanzen, heißt nämlich vielleicht auch, dass sie die Gipfel-Gegner und ihren Protest nicht wahrnehmen wollen. Vielleicht, weil sie im Grunde wissen, dass er berechtigt ist?

    ~'Ihr ganzer Kopf war angefüllt mit gedruckten Lügen. Nicht einmal den Mond konnte sie ansehen, ohne dass ihr Blick von Buchstabenschleiern vernebelt war.'~
    ~Herbst-Hexe | Gmitsch, gmatsch, gmotsch!~

  • @BJ
    Der "fühlbare" Nutzen einer Demonstration mag gering sein, doch immerhin ist es ein legales Mittel des Volkes sich Gehör zu verschaffen. Das sowas nicht nur in Demokratien funktioniert, sondern auch in weniger toleranten Staatsformen (dann oft mit gefährlichen Konsequenzen für die Demonstranten verbunden), halte ich Demos tatsächlich nicht für überflüssig. Mal unabhängig davon, dass es natürlich auch Massenkundgebungen gibt, die offensichtlich (wie beispielsweise ja manchmal im Irak oder Iran zu beobachten ist) von "oben" herab gesteuert werden.


    Demonstrationen sind ein Mittel auf Unzulänglichkeiten in Politik und Wirtschaft aufmerksam zu machen. Ich bin der Meinung, dass sie etwas bewirken können. Und wenn es nur ein Nachdenken der Entscheider ist, wie viele Leute evtl. zukünftig das Kreuzchen in der Wahlkabine (nicht)machen, oder Produkte einer bestimmten Firma (nicht) kaufen.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Und ich ganz persönlich penne ungern im Zelt, weil Gretchen Meier meint, sich vor den Castor oder hier vor den Zaun werfen zu müssen.
    :wave


    Tja, genau in dem Punkt finde ich das gut!


    Genau deswegen schmeißen sich die Leute vor den Castor. Damit der Staat (damit auch Du als Staatsdiener) Stress hat und eine Menge Kohle ausgeben muss. Vieleicht denken sie dann auch darüber nach, ob das noch im Verhältnis steht.


    Atomstrom ist nicht günstig - richtig so!


    Bo :grin

  • Ich denke, dass Demonstrationen absolut nichts bewirken.
    Hier ist jeden 3. Tag eine und am allerliebsten am Freitag (200,000 Autos mehr auf Mexico Citys Strassen aufgrund der Umweltsticker, weil viele Leute am Freitag aus der Stadt wollen), damit man den Leuten, die sich durch den Verkehr quälen müssen, das Leben erst recht schwer machen kann.
    Hier hat eine Dauerdemo genau das Gegenteil erreicht. Der unterlegene Präsidentschaftskandidat hatte 2 Monate lang die Prachtstrasse Reforma blockiert und ist nun eine Persona non grata der Medien und Wähler geworden.


    Ich war vor vielen Jahren Zaungast bei einem G7-Gipfel und wir, eine Freundin und ich, konnten durch den ca. 1,20 m hohen Trennzaun gehen, da sie einen aus der japanischen Delegation kannte, und dieser den Wachbeamten Bescheid gab, so dass wir auf dem Gelände zu Mittag essen und auch mit einigen Delegierten aus den damals sieben Teilnahmeländern sprechen konnten.
    Die meisten dieser Leute arbeiten hart hinter den Kulissen, damit die Anliegen jedes Staates ernstgenommen und mit den anderen in Konsens gebracht werden können. Leider gibt es oft Diskrepanzen in den Interessen, insbesondere der USA, so dass man auf dem klensten gemeinsamen Nenner eine Erklärung herausgeben muss, obwohl man sich mehr erhofft hatte.


    Wenn die Demonstranten konstruktiv agieren würden und nicht gewalttätig wie in den letzten Jahren, dann könnten sie zu einer ernstzunehmender Stimme werden, so werden sie oft nur als Störer empfunden, die nicht wissen, was eigentlich besprochen wird und dass Monate Arbeit dahinterstehen. Bezeichnend ist, dass selbst Leute aus der Umgebung von Heiligendamm ihre Häuser und Werksgelände fúr Tausende Euros umzäunen, weil sie Angst vor Ausschreitungen haben. (So hier im TV gesehen.) Die Organisatoren der Demonstration haben, meiner Meinung nach, die Pflicht Gewalttäter auszuschliessen.


    Gerade dieser Gipfel hat viele sozial-positive Ziele, da wäre eine Unterstützung der europäischen Position wichtig, damit sie gestärkt gegen die USA agieren kann.