Hier kann zu den Kapiteln 22 - 28 geschrieben werden.
'Traumpfade' - Kapitel 22 - 28
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Chatwin erzählt von seiner Begegnung mit Konrad Lorenz, dem "Vater der Ethologie". Allein die Art und Weise wie dieser Kerl über seine Hunde spricht ("Ich hätte den ganzen Wurf getötet!") macht ihn mir sofort unsympathisch. Er schien seine Forschungen auch gerade im Zusammenhang mit den Nazis mit offizieller Unterstützung und großer Sympathie von seiner Seite betrieben zu haben. Deren Ideologie schien auf seine Forschung zu passen, oder umgekehrt. Wundert mich, dass er danach von anderen Wissenschaftlern überhaupt noch ernst genommen wurde und sogar einen Nobelpreis bekam. Aber wir haben ja erst in der "Deutschstunde" über die Vergangenheitsbewältigung von nationalsozialistischen Leistungsträgern gesprochen.
Die Aborigines werden auf der Heimfahrt Zeugen der Bauarbeiten für die Eisenbahnstrecke und sind darüber mehr als betrübt. Natürlich ist es schon mal ein Schritt, wenn von Seiten der Eisenbahngesellschaft überhaupt die Mühe unternommen wird, auf heilige Stätten und dergleichen zu achten, aber für diese Naturmenschen ist scheinbar jede Schneise die durch das Land gezogen wird, wie ein Schnitt in ihr eigenes Fleisch.
Arkady und Bruce erfahren, dass es Jim Hanlon schlecht geht und er ins Krankenhaus musste. Auf ihre Nachfrage erhalten sie keine genauen Antworten und Arkady rechnet mit dem Schlimmsten. Zudem macht der Engländer Bekanntschaft mit einem möchtegern-schriftstellenden Polizisten (kennt jemand den Officer aus Arsen und Spitzenhäubchen? :lache). Zwischen diesem und Arkady entspinnt sich eine gereizte Diskussion. Der Polizist behauptet steif und fest Aborigines zu "mögen", aber die wären doch ganz anders gebaut, eher wie Kinder, anderes "Wasserwerk" und im Kopf sowieso. Logisch, dass Arkady dann sauer wird, aber er beherrscht sich. Auf seine eindeutig bessere Argumentation weiß der Polizist nur eine Antwort: "Sie sind kein Australier!" Die anschliessende stolze Behauptung, dass seine Ahnen nun schon seit 5 Generationen in Australien wären, wohingegen Arkady doch nur ein Sohn von einem Russen sei, rief in mir eine sehr starke Assoziation mit den Nürnberger Rassegesetzen hervor. "Seit wie vielen Generationen sind wir denn schon Deutsche, hm?" Ich an Arkadys Stelle hätte den Typen freundlich gefragt, mit welchem Gefangenentransporter sie denn eingeschifft wurden. *muss sich über solche Typen einfach aufregen*
Chatwin schwelgt wieder in Erinnerungen an Afrika. Die Art und Weise wie die Nemadi mit der Behandlung durch die Regierung umgehen ist ermutigend. Sie werden an der Jagd gehindert, also schlachten sie eben die Ziegen die die Regierung ihnen eigentlich zur Zucht gegeben hatte. Sie scheinen ein fröhliches Volk zu sein und der stolze Hinweis eines der Jäger, seine Frau hätte einen Sohn von dem schweizer Forscher erhalten, brachte mich zum Schmunzeln.
Unterwegs nach Cullen um einen Streit zu schlichten, treffen die Reisenden in Popanji auf den netten aber etwas seltsamen Polizisten Red und die Lehrerin Lydia die wirklich keinen leichten Job hat. Der ihr zugewiesene Hilftslehrer tourt lieber mit seiner Aborigines-Band durch die Gegend als zu unterrichten und hat sogar schon einen Platz-3-Hit in den nationalen Charts geschafft. Dummerweise hat er in seiner Euphorie übersehen, dass er den Termin für das erste große Konzert in den Zeitraum der Initiationsriten seiner Bandmitglieder gelegt hat, sogar er selbst wollte ursprünglich daran teilnehmen. Mick, der Sänger, holt sich durch die engen Jeans bei den Proben eine Entzündung seiner Initiationsbeschneidung und muss ärztlich versorgt werden. Graham flüchtet darauf mit all seinen Musikern, vor dem Zorn der Stammesältesten, der nun die Lehrerin trifft.
In Cullen kommt noch ein schräger Vogel zu dem bisherigen Sammelsurium schräger Vögel die dieses Buch bevölkern: Rolf Niehart. Ein Linguist der ein Zuhause sein eigen nennt, in dem sich die meisten Eulen sicher pudelwohl fühlen würden: Bücher, überall Bücher. Allerdings scheint er auch eine regelrechte Überdosis abbekommen zu haben wie es scheint, kein Roman will ihm mehr richtig gefallen, alles ist nur trivial, blöd und unecht. Nebenbei gehört ihm auch noch der einzige Laden in Cullen. Seine Frau, die ebenfalls Linguistin ist und an einem Pintupi-Wörterbuch arbeitet, ist sehr froh, dass er endlich Gesellschaft hat, mit der er reden kann. Ist wohl nicht ganz einfach mit so einem Mann zusammen zu leben.
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Zitat
Original von Paradise Lost
Chatwin erzählt von seiner Begegnung mit Konrad Lorenz, dem "Vater der Ethologie". Allein die Art und Weise wie dieser Kerl über seine Hunde spricht ("Ich hätte den ganzen Wurf getötet!") macht ihn mir sofort unsympathisch. Er schien seine Forschungen auch gerade im Zusammenhang mit den Nazis mit offizieller Unterstützung und großer Sympathie von seiner Seite betrieben zu haben. Deren Ideologie schien auf seine Forschung zu passen, oder umgekehrt. Wundert mich, dass er danach von anderen Wissenschaftlern überhaupt noch ernst genommen wurde und sogar einen Nobelpreis bekam. Aber wir haben ja erst in der "Deutschstunde" über die Vergangenheitsbewältigung von nationalsozialistischen Leistungsträgern gesprochen.Den Nobelpreis hat er schliesslich nicht für seine politischen Ansichten, sondern seine wissenschafftlichen Erkenntnisse gewonnen. Wissenschaftliche Erkentnisse werden in der Regel schnell von ihrem Ursprung abgenabelt- die heutige Luftfahrt hat wesentliche Grundlagenforschung nazionalsozialistischer Grundlagenforschung in KZ´s, die moderne Zwillingsforschung wesentliche Erkenntnisse einem gewissen Dr. Mengele zu verdanken. Dabei wurde halt ein bischen grob mit dem Material umgegangen- Erkentnisgewinn- der Zweck heiligt die Mittel. Die japanischen Ärzte, die mit chinesischen Kriegsgefangenen ähnliche Versuche durchführten wurden gegen Übergabe der Forschungsegebnisse von den amerikanischen Eroberern gedeckt- von den braunen Socken des Wernher von Braun oder denen seiner nach Russland verbrachten Kollegen gar nicht zu reden. Wissen ist nun mal Macht und Mächtige brauchen, gebrauchen und mißbrauchen Wissen.
Lorenz hat seine Ansichten, die eben teilsweise deckungsgleich zur nazionalsozialistischen Ideologie war übrigens nie aufgegeben. Darwinismus in der Form des Sozialdarwinismus, eben.
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Wenn ich den guten Mann bei wikipedia nachschlage (natürlich in dem Wissen, das es nicht perfekt ist ... und dass wikipedia gerade db-probleme hat und ich es nicht nochmal nachschlagen kann um sicher zu gehen ^^;), steht da, dass er seine Forschungsergebnisse damals wohl aber auch extra noch abgeändert hat, damit sie besser zur Nazi-Ideologie passten und von daher wunderte es mich einfach, dass so einem Mann nachträglich überhaupt noch seriöse Forschung zugetraut wurde. Aber wie gesagt, schon in der Deutschstunde-Leserunde wurde klar, im Vergessen / Verdrängen waren die Leute damals ganz groß. Vermutlich war er kein Einzelfall, schlimm finde ich es trotzdem. Wie kann man Leuten mit so einer Einstellung überhaupt einen Preis geben (egal wofür, außer vielleicht den in diesem Fall wirklich passenden "Darwin"-Award)? Das ist dann wohl wieder die alte Frage von Moral und Ethik in der Forschung...
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Zuerst dachte ich mir, was soll dieses Treffen denn mit diesem Lorenz. Am Ende war es dann klar, die Überleitung zu dem Eidechsenmann fand ich sehr gelungen.
Schade, dass Hanlon dann noch in die Klinik musste und blöde, dass Bruce und Arkady keine Auskunft vom Krankenhaus erhielten. Aber gut, sonst könnte ja jeder anrufen. Bin halt neugierig..........
In Kapitel 24 ist auch wieder der Unterschied zwischen den Weißen und den „Abo“sehr deutlich zu erkennen. Da meint dieser „Schriftsteller-Polizist“doch glatt, es sollte 2 Gesetze fürs Trinken geben, eines für die Weißen und eines für die Schwarzen. Ich glaube, der hat sie nicht mehr alle.
Die Beschreibung der Initiationszeremonien ging mir echt unter die Haut, gleich wird mir schlecht.......... Der schusselige Graham vergisst vor lauter egoistischem Erfolgsdrang, dass seinem Kumpel Mick wichtige Rituale in der Sippe bevorstehen. Es gibt dann zwar eine Einigung, dass Mick am Konzert spielen darf, aber anscheinend sind nicht alle von der Sippe mit dieser Regelung einverstanden. Sie stehen nämlich dann vor Lydias Tür,........... die Arme...
ZitatOriginal von Paradise Lost
Chatwin schwelgt wieder in Erinnerungen an Afrika. Die Art und Weise wie die Nemadi mit der Behandlung durch die Regierung umgehen ist ermutigend. Sie werden an der Jagd gehindert, also schlachten sie eben die Ziegen die die Regierung ihnen eigentlich zur Zucht gegeben hatte.
Sie scheinen ein fröhliches Volk zu sein und der stolze Hinweis eines der Jäger, seine Frau hätte einen Sohn von dem schweizer Forscher erhalten, brachte mich zum Schmunzeln.Ich war eher geschockt darüber, dachte mir, da nimmt sich dieser Lorenz einfach eine Frau...
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Zitat
Original von Patricia_k34
Ich war eher geschockt darüber, dachte mir, da nimmt sich dieser Lorenz einfach eine Frau...Ich glaub Du verwechselst da was. Lorenz war der Österreichische Ethologe. Die Frau hat das Kind von einem Schweizer. Und ich würde eher sagen die Frau hat sich den Mann genommen. Warum auch nicht? Sie benutzen diese Fremdeinflüsse um das Blut aufzufrischen und vor Inzest zu schützen. Und solang ihr Mann nichts dagegen hat ist das für mich völlig in Ordnung.
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@ Paradise Lost
Da hast du wohl recht. Danke für die Klarstellung. -
.. und wie der Abend für den Autor verlaufen ist, verbleibt der Phantasie des Lesers überlassen
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Tjaaa... wie war das mit "ihre Frauen übertragen schlimme Krankheiten"? 2 Jahre nach Erstveröffentlichung der Traumpfade starb Chatwin an AIDS. Oder er hat sich's, wie der selige Freddie, auch bei einem seiner Liebhaber geholt.
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Ich hab das aber auch so verstanden, daß das Kind von Lorenz ist.....
Die Moleskinestelle hab ich nun auch gefunden....hach geliebte Notizbücher
Sie sind herrlich wirklich und ich besitze sie nun in jeder erdenklichen Größe, schleppe sie überall hin mit um immer eines zur Hand zu haben.Nur der passende Schreiber fehlt noch, zur Zeit ist es ein Lamyfüller, der aber leider nicht so schön schreibt, wie ich mir das vorstelle.
Ich besaß mal einen Füllfederhalter der Firma Rolex, selten ein so tolles Schriftbild gehabt, leider wurde er mir entwendet und mein Portemonnaie weigert sich einen zweiten zu bezahlen, selbst wenn ich noch einmal einen finden würde.Die Notizen empfinde ich als unheimlich inhaltsreich und aussagekräftig, sie helfen mir in das Buch hinein zu finden.
Habe ich das Buch in den ersten Kapiteln nahezu abgelehnt, versinke ich nun.....
Entschuldigt, daß ich so hinterher hinke, aber dieses Buch kann ich nur Stückchenweise lesen, gaaaanz langsam.
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Die Notizbücher täten mich ja auch mal interessieren, dummerweise hab ich eine solche Sauklaue, dass ich mich dann immer gar nicht traue in so schöne oder edle Notizbücher reinzuschreiben. ^^;
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Da sollte man auch ordentlich reinschreiben. Als ich bei der Meyerschen gesehen habe, was die kosten, bin ich fast umgefallen.
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Naja, man gönnt sich ja sonst nichts.....
Ich mag sie auf jeden Fall unheimlich gern, wie gesagt, nur am Stift hapert es, gibts da Empfehlungen??