Gameshow um eine Spenderniere

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Was sollten die sonst sein? Gourmets, die sich gerne mal saure Nierchen kochen?


    Wie sagte der Bruder einer Tante eines Freundes seiner Schwester Nachbar... als er noch ein kleiner Junge war, wenn dessen Oma gekocht hatte:
    Danke. Schmeckt gut. Stell´s weg.
    Weit weg.

  • Zitat

    Original von Mary
    Und wenn ich ganz gemein werde, sind es wirklich Kranke, die auf eine Spenderniere warten?


    Was heißt gemein... ich habe zwischenzeitlich sogar gehofft, es sei ein Fake. Besser, mit den Gefühlen von so und so vielen voyeuristischen Zuschauern zu spielen als mit dem Leid echter Menschen, die noch nach dem letzten Strohhalm greifen. :-(


    Immerhin, danke Tom , ich habe den Organspendeausweis ausgedruckt, ausgefüllt und in mein Portemonnaie gesteckt. Ich hatte mal einen, der ist mir irgendwie abhanden gekommen, und aus Bequemlichkeit hatte ich's nie zu einem neuen gebracht.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)


  • Ähnliche Gedanken hatte ich auch. Man muß sich doch einfach mal in so einen (nieren)kranken Menschen hineinversetzen.
    Würde ich mich an seiner Stelle nicht auch an jeden Strohhalm klammern und mich auch gegen meine Überzeugung in dieser Situation vor der Kamera "zum Affen machen" für eine ganze Nation, die auf diese abartige Weise unterhalten werden will?


    Und wie ist es mit denjenigen, die auf einer Warteliste stehen und vielleich als nächstes an der Reihe gewesen wären?


    Ich finde diese Art von Shows abartig, aber wahrscheinlich ist das nur der Anfang aller Geschmacklosigkeit.


    Nieren kann man lebend spenden...

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Die Gründe des Zögerns hier finde ich interessant.
    Die Familie weiß dann schon, was man gewollt hätte?
    Klar, weil man auch daran als erstes denkt und wohl überlegt entscheiden kann, wenn ein Todesfall in der Familie eintritt. Und weil die Ärzte auch sehr viel Zeit haben und die Familie ebenfalls, sich zu entscheiden und zu erkundigen, es handelt sich ja auch keineswegs um Material, das verderblich ist.


    Du schreibst Stuß. :rolleyes Wenn die Familie weiß was man will, dann muss die nicht erst überlegen, dann ist alles klar. Und ja, die Ärtze haben die Zeit einen Angehörigen zu informieren. Vorher dürfen sie ja auch nichts ohne Einwilligung entnehmen. Und die halten einen schon körperlich am Leben wenn sie was brauchen. Ist Gang und Gebe.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Oryx
    Ich denke nicht, dass die Niere verkauft wird, es heisst ja in jedem Sprachgebrauch Spender (Donor) und nicht Verkäufer.
    :gruebel


    Ich frage mich aber dennoch, was solche Leute motiviert sich einem TV-Publikum auszusetzen. 15 minutes fame?


    Weisst Du Oryx...auch wenn jetzt diese Niere quasi nicht bezahlt wird, oder bezahlt werden muss.....
    ....das Mittun jedoch bei dieser Sendung, das kann und wird auch bezahlt werden. Und ich kann mir vorstellen, dass sich das um Riesensummen handelt.
    Meine Ueberlegung ist eben folgende: dieser dem Tode geweihten Spenderin wird diese "Gage" ja auch nicht mehr gross dienen....aber ihren Erben!
    Wenn also solche "Spektakel" im TV einreissen, dann stelle ich mir das so vor, dass dann manche geldgierige Erben versuchen werden, ihre todkranken Angehörigen einem sensationslüsternen Publikum vorzuführen.


    Für mich persönlich wäre schon das Schauen dieser Sendung ein Verstoss gegen die Würde dieser betroffenen Menschen....geschweige denn, sogar noch bei dieser Abstimmung mitzumachen.....
    Dieses Abstimmen können vermittelt ja dem Zuschauer ein Gefühl der Macht...quasi einmal Herr über Leben und Tod spielen zu dürfen....auch wenn das Abstimmungsergebnis dann letztendlich keinen Einfluss haben sollte.
    Warum dann aber trotzdem diese "fiktive" Möglichkeit zum Abstimmen?...Um eben noch mehr Zuschauer vor den Bildschirm zu locken...


    Ich frage mich auch, ob sich diese todkranke Spenderin über die ganze Tragweite ihres Tun bewusst ist....denn letztendlich ist es ja dann sie, die über Leben und Tod dieser drei nierenkranken Menschen entscheiden muss, welche auf ihr Organ warten....


    Wo bleibt bei diesem Spektakel der Respekt vor der Menschenwürde frage ich mich.


    Die Menschheit muss schon langsam aufpassen dass sie nicht alles, was bis anhin mühsam errungen wurde an Sinn für Ethik und Moral, all diesen höchst fragwürdigen "Mitteln zum Zwecke" unterbuttert....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Ich selber habe schon seid etlichen Jahren einen Spenderausweis in meiner Geldbörse und bin auch Mitglied bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Ich persönlich finde diese Dinge sehr wichtig. Wenn man anderen, kranken Menschen, helfen kann wieder gesund zu werden, sollte man das tun.


    Die Sendung an sich finde ich absolut geschmacklos. Falls sie aber wirklich einige Leute aufrüttelt, die sich vielleicht dann doch noch einen Spenderausweis zulegen, hat sie wenigstens noch etwas Gutes bewirkt. Eine Dauereinrichtung sollte so eine Sendung allerdings trotzdem nicht werden. Mich schüttelts allein bei dem Gedanken daran...


    Gut finde ich folgendes:


    Zitat

    Original von Oryx
    Hier in Mexico ist man automatisch Spender, es sei denn man hat einen offiziellen Schrieb dabei, dass man es nicht sein möchte. Menschliche Zellen und Organe darf man nicht verkaufen.


    Meiner Meinung nach sollte das auch bei uns so eingeführt werden...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

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  • Zitat

    Original von Heaven


    Du schreibst Stuß. :rolleyes Wenn die Familie weiß was man will, dann muss die nicht erst überlegen, dann ist alles klar. Und ja, die Ärtze haben die Zeit einen Angehörigen zu informieren. Vorher dürfen sie ja auch nichts ohne Einwilligung entnehmen. Und die halten einen schon körperlich am Leben wenn sie was brauchen. Ist Gang und Gebe.


    Technisch gesehen hast du recht.
    Nur ist ein Todesfall auch nur statistisch technisch.

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Was sollten die sonst sein? Gourmets, die sich gerne mal saure Nierchen kochen?


    Vielleicht ein Fernsehsender, der die Einschaltquoten hochtreiben möchte? U.U. auch mit "falschen" Kandidaten, Voraussetzungen????

  • Zitat

    Original von Mary


    Vielleicht ein Fernsehsender, der die Einschaltquoten hochtreiben möchte? U.U. auch mit "falschen" Kandidaten, Voraussetzungen????


    Ich bezweifle, dass sie sich einen solchen Fauxpas bei all der Medienaufmerksamkeit wirklich leisten können.

  • Jaja, ich habe es gerade in den Nachrichten gehört....


    ....mit uns kann man ja alles machen, wir lassen uns ja so leicht und so gerne manipulieren :rolleyes


    Naja...besser so als wenn es tatsächlich so abgelaufen wäre wie angekündigt...


    Auch wieder eine Manipulation der Manipulation der Manipulation der Manipulation...... :nono

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Ich bezweifle, dass sie sich einen solchen Fauxpas bei all der Medienaufmerksamkeit wirklich leisten können.


    Streicht das aus dem Protokoll.
    Ob sie das Ganze gefakt haben, damit es nicht stattfindet, aber erstmal Aufmerksamkeit erzeugt? Denn eine echte Spenderin hätte sich garantiert gefunden.
    Ein Optimist würde sagen: In echt wäre denen das selbst untragbar gewesen.
    Ein Ökonom dächte sich dabei noch: So machen sie keinen wirklich großen Verlust, sondern Gewinn, denn sie haben wenig Ausgaben, viel publicity und die Spendeabgaben der Sendeeinnahmen und das damit erzeugte Minus fallen auch weg.
    Ein Schelm also, wer nicht ganz so optimistisch denkt.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Ein Ökonom dächte sich dabei noch: So machen sie keinen wirklich großen Verlust, sondern Gewinn, denn sie haben wenig Ausgaben, viel publicity und die Spendeabgaben der Sendeeinnahmen und das damit erzeugte Minus fallen auch weg.


    Hier red ich glaub ich grad Mist: Wurden die Sndeeinnahmen eigentlich dennoch gespendet?

  • Hallo,


    das Thema Organspende ist gewiss vielschichtig, weshalb ich auch nur einen kleines Aspekt für eine Betrachtung auswählen will:


    Der derzeit kursierende, und hier mehrfach begrüßte Vorschlag, dass jeder als Organspender zu gelten habe, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht, erscheint mir - obwohl ich ihn zunächst spontan auch eher gut fand - bei näherer Betrachtung unannehmbar.


    Zunächst widerspricht er völlig dem Geist einer Spende. Eine Spende ist etwas freiwillig Gegebenes.


    Werden einem Toten Organe entnommen, der dies vielleicht gar nicht wollte, es aber versäumt hatte, diesen Widerspruch amtlich zu machen, hat das mit einer Spende nichts mehr zu tun. Dann sind Organe eher ein Teil der zu entrichtenden Erbschaftssteuer. Betrachten wir Steuern und sonstige Zwangsabgaben als Spenden?


    Oft wird das Argument gebracht, es fehle an Spendern, viele Menschen könnten noch leben, wenn es mehr Spender gäbe.


    Das ist richtig! Es fehlen auch - und das ist weit weniger dramatisch - auch viele Geldspender. Wenn mehr Menschen (meinetwegen auch Verstorbene) all ihr Geld spenden würden, könnten in der Dritten Welt Millionen von Menschen überleben. Heißt das also: Wer nicht rechtzeitig Widerspruch einlegt, dessen Erbe wird sofort in Hilfsprojekte gesteckt? Wären das dann noch Spenden?


    Die Organspende muss meines Erachtens unbedingt den freiwilligen Charakter beibehalten.


    Grüße


    Rabarat

  • ohje, was gibt es hier bloß für Abenteuerliche Meinungen :gruebel


    Also Fakt ist, bevor man zum Organspender wird muss der Tod festgestellt werden, in diesem Falle der Hirntod. Dann werden meist die Angehörigen gefragt ob sie einverstanden sind mit einer Organentnahme. Schlimm genug, das sie den Tod verkraften müssen, jetzt sollen sie auch noch endscheiden. Gut ist es wenn vorher mal darüber gesprochen wurde, weil ich aus Erfahrung weis, das niemand nach einem Organspenderausweis sucht, auch nicht bei Unfallopfern. Da hat man irgendwie erstmal anderes zutun. Ausserdem ist eine komplexe Hirntoddiagnostik von nöten, ich habe noch niemanden gesehen, der nicht mausetod war der dann auch gespendet hat. Wenn die Angehörigen nicht zustimmen, wird so ein Pat. (was er dann eigentl. schon nicht mehr ist) von den Maschinen abgestellt.
    Wenn noch irgendeine Restaktivität des Gehirns vorliegt wird so ein Pat. nicht zum Spender, eher zum Pflegefall. Wo da dann die evtl. Patientenverfügung greifen könnte, wenn man denn eine hat.


    Was die Sendung angeht, hätte es für Leute die da mit zutun haben klar sein müssen das das ein Fake ist. Weil soetwas das Transplantationgesetz gar nicht hergibt. Vorallem Ulla Schmidt hätte das wissen müssen, zumindest ihre ach so guten Berater.
    Wann wurde es bekannt gegeben das solche Sendung läuft? nur ein paar Tage vorher oder? Die hatten Angst das das vorher auffliegt das das nicht mit rechten Dingen zugeht.


    bno

  • So, nachdem die Sendung gelaufen ist und das Hornberger Schießen wieder wichtiger ist als die moralische Anfechtbarkeit gewisser Endemol-Ideen, oute ich mich mal.
    Heute als Nichtorganspenderausweishabende.
    Ich werde mir auch keinen besorgen. Aus Prinizp: Ich darf nämlich noch nicht einmal Blut spenden.
    Alles andere wollen sie (die entsprechenden Fachbetroffenen) auch nicht von mir.
    Außer vielleicht Geld zur Finanzierung der nächsten Spendenaufrufe.


    Da kann ich noch so guten Willens sein. Ich darf einfach nicht.
    Und das nicht, weil ich mir eine mehr oder weniger unanständige Krankheit irgendwo in Fernost oder in einem dunklen Hinterzimmer beim Intensivkuscheln eingefangen hätte.
    Schlichtes Asthma reicht. Und schon ist man draußen. Selbst das DRK mag dann nimmer naschen.


    Ach, zwingt mich niemand, das anzugeben? Muss ich doch nicht sagen? Ist doch egal?
    Eben nicht.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Zitat

    Ich werde mir auch keinen besorgen. Aus Prinizp: Ich darf nämlich noch nicht einmal Blut spenden.
    Alles andere wollen sie (die entsprechenden Fachbetroffenen) auch nicht von mir.


    mmh, das mit dem Blutspenden ist nachzuvollziehen. Wegen evtl. Medikamenteneinnahme.
    ich weiß ja nicht wie es in der Schweiz ist, aber in D könntest du trotzdem Organe spenden, wenn auch nicht Lunge und Herz. alles andere schon. Die sind da nicht wirklich wählerisch. Das ist auch ein Grund warum ich keinen Spenderausweis habe.


    bno