Gameshow um eine Spenderniere

  • Zitat

    Man sollte das wie in Belgien und Österreich handhaben, nur wer sich explizit DAGEGEN ausspricht mit Ausweis, kann nicht als Spender fungieren.


    Deswegen habe ich nein angeklickt - ich bin ja eh potentieller Spender.




    Die Show... ja klar, geschmacklos ist sie allemal.
    Aber so hat wenigstens einer von ihnen die Chance darauf.
    Weiß ja keiner, wie lange es sonst dauern würde.

  • Meiner Ansicht nach ist eine solche Gameschow sicher grenzwertig. Eines jedenfalls haben die Verantworlichen schon erreicht, es wird über das Thema Organspende diskutiert und es rückt ins Bewußtsein der Menschen. Wenn dadruch selbst nur wenige Menschen einen Organspendeausweis erstellen, ist doch schon einiges erreicht.


    Ich habe bislang aus Nachlässigkeit noch keinen Ausweis. Die Entscheidung bezüglich der Organspende möchte ich jedoch nicht meiner Familie überantworten, sondern selbst Klarheit schaffen durch einen Ausweis. Sorgen wegen des Ausweises nicht ausreichend medizinisch versorgt zu werden habe ich keine.

  • Wie sagt man in den Niederlanden so schön: „God heeft de wereld geschapen maar de Nederlander heeft Nederland geschapen“ (zu deutsch: Gott hat die Welt erschaffen, aber die Niederländer haben die Niederlande geschaffen).


    In vielen Niederländern steckt ein kleiner Gott, und jetzt will man halt mal wieder auf eine andere Weise Gott spielen. Bestimmung über Leben und Tod, bzw. Verbesserung der Lebensqualität, das spricht viele an. Die Regierung ist entsetzt, kann aber nichts dagegen tun, das Recht der Meinungsfreiheit, blablabla.


    Geschmacklos? Natürlich! Aber was tut man nicht alles für hohe Einschaltquoten und weltweite Publizität. BNN schrieb gestern noch stolz auf seiner Website, daß sie jetzt weltweit bekannt seien.
    Edle Motive um mehr Menschen anzurgen, einen Donor Codicil zu nehmen? Muß ich jetzt lachen oder heulen? :bonk


    Ich lese gerade das „Amokspiel“ von Fitzek, vielleicht hat das Ganze darum noch einen übleren Beigeschmack für mich. Wo sind die Grenzen?


    Und hat jemand schon an die armen Verlierer gedacht? Bei drei Kandidaten werden notgedrungen mindestens zwei bitter enttäuscht werden. Werden die das verkraften?


    Wie auch immer, so eine Gameshow ist keine strukturelle Lösung.
    :pille
    Ich wandere aus!
    Oder ich geb meinen Fernseher weg!

  • Ich hab schon seit Jahren einen Organspendeausweis und meine Eltern wissen auch Bescheid, was sie antworten sollen, falls sie gefragt werden.


    Wir haben mal in einer Vorlesung einen Patienten kennengelernt, der jahrelang Dialyse machen musste und nun eine Spenderniere bekommen hatte und der erzählt hat, wie sehr sich seine Lebensqualität verbessert hat. Ich hatte da zwar schon einen Spenderausweis, aber das hat mir noch mal bestätigt, dass es für mich richtig ist, einen Ausweis zu haben. Ich selbst würde ja auch hoffen, ein Spenderorgan zu bekommen, da kann ich auch gleich bei mir anfangen, selbst bereit sein, zu spenden.

  • Die Sendung finde ich obergeschmacklos.


    Ich habe keinen Spenderausweis, weil ich nichts spenden darf, aber ich würde mir sofort einen holen, wenn ich könnte.


    Prima Sache - jeder von uns könnte ja auch eines Tages mal ein "Ersatzteil" benötigen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hier in Mexico ist man automatisch Spender, es sei denn man hat einen offiziellen Schrieb dabei, dass man es nicht sein möchte. Menschliche Zellen und Organe darf man nicht verkaufen. Trotzdem fehlen hauptsächlich Augen für die Hornhauttransplantationen. Normalerweise werden die Menschen hier auch eingeäschert und nicht begraben.


    Ich frage mich, ob die drei potentiellen Empfänger im Voraus einen Test auf Kompatibilität gemacht haben. Ich frage mich auch, was einen Spender motiviert, so etwas im TV zu machen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Es geht darum, daß eine todgeweihte 37jährige, die mit einem inoperablen Hirntumor kämpft, eine ihrer Nieren noch als Lebendspende zur Verfügung stellt.


    Mal was anderes. Wenn sie eh todgeweiht ist, dann könnte sie doch auch ihre zweite Niere gleich als Lebendspende zur Verfügung stellen. Sie hängt sich bis zu ihrem Tod an die künstliche Niere, am besten in einem Container mit Kamera, und lässt das Ganze bis zu ihrem Ableben live im TV übertragen. Somit würden immerhin gleich zwei der Kandidaten was davon haben. Der Dritte kann sich dann mit den Einnahmen aus dem "Nieren-Container" irgendwo in den Ost-Karpaten seine neue Niere finanzieren.


    Gruss,


    Doc

  • @ Doc:
    Pfui. Zum Glück bist Du kein Fernsehproduzent, oder etwa doch?


    Ich finde so eine Gameshow auch geschmacklos. Anders als bei DSDS oder ähnlichen Sendungen wird ja nicht ("nur") mit Träumen der Teilnehmer gespielt, sondern mit der Hoffnung auf Gesundheit.


    Aber immerhin: Es gibt eine Diskussion über das Thema. Und der eine oder andere hier hat ja auch schon geschrieben, er muss vielleicht manches noch mal durchdenken.


    Ich habe seit Ewigkeiten einen Ausweis; mein Mann und meine Eltern wissen Bescheid. Vor kurzem war ich auch zur Typisierung für die Knochenmarkspenderdatei. Irgendwann kam dann Post von denen; im ersten Moment ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Uuuups, wenn es jetzt Ernst würde und ich wirklich spenden müsste! Aber dann dachte ich wieder: Klar, das machst Du. Es war dann nur ein harmloser Brief.


    Organspende ist eine ganz persönliche Entscheidung; man kann niemanden dazu zwingen. Die Regelung, dass man einer Spende widersprechen muss, wäre gut; dann würden sich viel mehr Leute bewusst mit dem Thema auseinandersetzen. Und viele aus Faulheit und Bequemlichkeit auch nicht - und schon gäbe es mehr Spenderorgane.

  • Manchmal habe ich das Gefühl, wir marschieren wieder zurück und nicht vorwärts.... auf unserem Weg zu mehr Ethik und Moral....
    ....irgendwann werden wir dann wieder bei den alten Römern landen. Wir werden Freilichttheater einrichten und hungernde Löwen auf irgendwelche "Delinquenten" oder "Andersdenkende" oder "Angehörige von Randgruppen" loslassen.


    Der einzige Unterschied zu jenen Zeiten im alten Rom wird sein, dass dann noch alles auf Videos aufgenommen wird und somit für Millionensummen an irgendwelche TV-Sender verhöckert werden kann.


    Bin ich froh, dass ich schon so ein verrunzeltes Weib bin....und ich dieser Entwicklung nicht mehr so lange zusehen muss...3/4 habe ich schonmal geschafft, Gott sei Lob und Preis und Dank!

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Doc


    Du sagst es....denn gerade bei solchen Ueberlegungen müsste ich mich eher fragen: wo hockt Gott ....!!!


    Fiel mir einfach grad niemand anderer ein, den ich hätte lobpreisen könnten... :wave

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  • Die Gründe des Zögerns hier finde ich interessant.
    Die Familie weiß dann schon, was man gewollt hätte?
    Klar, weil man auch daran als erstes denkt und wohl überlegt entscheiden kann, wenn ein Todesfall in der Familie eintritt. Und weil die Ärzte auch sehr viel Zeit haben und die Familie ebenfalls, sich zu entscheiden und zu erkundigen, es handelt sich ja auch keineswegs um Material, das verderblich ist.
    Betreffs:
    Der böse Organhandel unter Ärzten, man wacht auf und es fehlt was, ohne dass man es weiß? Wenn es einige solche gemeinigliche Ärzte unter vielen anderen überstressten geben sollte, dann werden diese sicherlich so moralisch integer sein und nur von denen Organe klauen, die auch einen Ausweis haben. Mhmh.



    Ich habe einen Spenderausweis. Seit sieben Jahren.
    Es war eine recht unbedarfte Entscheidung damals.
    Inzwischen ist es eine bewusste geworden.


    Ich kannte nämlich mal jemanden, der es nicht auf eine Organspende-Warteliste geschafft hatte. Es ist gar nicht so leicht da drauf zu kommen, auf manche Wartelisten, wusstet ihr das? Man schreibt nicht einfach seinen Namen irgendwo drunter und bekommt dann in ein, zwei Wochen einen Bescheid-Brief mit Anhang und den besten Wünschen. Aufgrund des Spendermangels ist es eine Prozedur, streckenweise entwürdigend, schließlich ist es eine Frage von Angebot und Nachfrage ... und da muss man eben sehen, wo es noch "lohnend" ist, Zellen zu "investieren".
    Aus ärzlicher Sicht finde ich dies verständlich. Ich würde oft ebenso handeln an ihrer Stelle. Es macht die Sache dennoch nicht leichter oder besser, wenn man jemanden begleiten durfte, der es nicht geschafft hat.


    Es gibt viele Optionen, sich als Gutmensch zu profilieren.
    Moralreden kann man auch an anderen Stellen halten.
    Man muss also keineswegs ein Spender sein.
    Aber die Gründe dagegen sollten doch ein wenig bewusster gewählt werden.

  • Muss mich grad nochmals einklinken...um mich zu präzisieren, nicht dass mich irgendwer falsch versteht.....



    Also mein Posting hat garnichts zu tun mit Organe spenden ja oder nein....sondern es bezieht sich ausschliesslich auf diese unsäglichen Vorführungen im TV ....

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  • Soviel ich weiß, wird die Sendung von Endemol produziert. Das wäre dann das erste Mal, dass der Kommerz außen vor bleibt. Fällt mir schwer, das zu glauben, aber das sind nur subjektive Zweifel. :gruebel


    Zur Sendung selbst:
    Find ich total abartig. Die Leute, die das gucken, sind doch sensationsgeil. Das hat was von "ein bißchen Leid gucken" und sich wohlfühlen, weil's einem selbst so viel besser geht. Mir fehlt einfach der Glaube, dass solche Sendungen die Spendenbereitschaft für Organe erhöhen.
    Außerdem finde ich das System der anonymen Spende völlig in Ordnung und keinesfalls verbesserungswürdig.


    Zum Spenden:
    Ich bin seit 16 Jahren in der Knochenmarkspenderdatei. Einen Organspendeausweis habe ich nicht, allerdings einen Hinweis auf der Karte für die Knochenmarkspenderdatei. Mit meiner Familie habe ich vor langer Zeit schon darüber gesprochen, dass meine Organe nicht mit mir begraben werden müssen, wenn sie dazu geeignet sind, Leben zu retten. Die sind sehr wohl in der Lage, das richtig einzuschätzen und ich bin sicher, dass sie sich nicht über meine Wünsche hinwegsetzen.

  • Ich finde, der eigene Körper ist das ureigenste Eigentum eines Menschen. Damit kann er machen, was er will. Er kann Organe spenden oder sich dagegen entscheiden. Wenn er spenden möchte, kann er das zu Lebzeiten tun oder für nach seinem Tod verfügen. Er kann es anonym machen oder für jemanden, den er kennt. Meines Erachtens ist das alles in Ordnung. Daher finde ich auch die Sendung nicht verwerflich, wenngleich der Gedanke ... ungewohnt ist.


    Bedenklich fände ich, wenn man jemandes Notlage ausnutzen würde, um ihn zur Abgabe von Körperteilen zu zwingen, wie das ja anscheinend in armen Ländern manchmal passiert. Aber das hat nur noch am Rande mit dem Thema zu tun.


    Ich habe auch einen Organspendeausweis.

  • Die Art der Sendung finde ich abartig, aber die Teilnahme sowohl der Kandidaten als auch der Spenderin ist freiwillig.


    Als Organspender bin ich seit vielen Jahren registriert. In Dänemark gibt es ein Zentralregister und da wir alle nummeriert sind, können Spender schnell gefunden werden.

  • Zitat

    Original von Mary
    aber die Teilnahme sowohl der Kandidaten als auch der Spenderin ist freiwillig.


    Ja hoffentlich aber auch...


    ....wobei sich dann wieder die Frage stellt, wie freiwillig ist ein solches Mitmachen für einen Schwerkranken, der sich eventl. entscheiden muss zwischen Leben und Tod?


    Ich frage mich eben schon, ob dieser Kranke, der hier mitmacht, ohne dieses Mittun auch ein Spenderorgan erhalten hätte...


    Und wie hoch ist die "Bezahlung" für den/die Spender? Ab einer gewissen Summe würde manch einer die Seele seiner Grossmutter dem Teufel verkaufen...


    ?(

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  • Joan ,


    das ist dann wieder die nächste Frage in dem Ratespiel. Wie hoch sind die finanziellen Gewinnchancen? Und wenn ich ganz gemein werde, sind es wirklich Kranke, die auf eine Spenderniere warten?