Marion von Schröder Verlag Berlin, Februar 2007, gebundene Ausgabe, 429 Seiten
Klappentext:
Vor 11500 Jahren mitten in Deutschland....
Ravan, die junge Vogelfrau der Eschenleute, kämpft gegen den Schamanen Godain, der die Macht der Großen Mutter nicht anerkennt. Schließlich verstößt sie ihn aus dem Stamm, obwohl sie weiß, dass sie ihn liebt und ohne ihn nicht leben will. Da bebt plötzlich die Erde, ein gewaltiger Feuersturm bricht los. Nur gemeinsam können Ravan und Godain ihr Volk vor der Katastrophe retten.
Vor 11500 Jahren leben die Menschen in den bewaldeten Hügeln nördlich des Mains in kleinen Sippen und verehren eine Muttergottheit. Das junge Mädchen Ravan wird von den Alten Müttern zur Vogelfrau geweiht, dazu bestimmt, die spirituelle Führerin ihres Stammes zu werden. Eine ehrenvolle Aufgabe, doch bald quälen Ravan beängstigende Visionen: Ein gewaltiger Vulkanausbruch steht bevor und wird alles Leben auslöschen! Wie kann sie die Eschenleute vor den entfesselten Naturgewalten retten? Godain, der Schamane des Stammes und ihr heimlicher Geliebter, verweigert ihr die Unterstützung. Er will, dass die Männer sich endlich gegen die sanfte Herrschaft der Frauen auflehnen. Die Spannungen erreichen einen Höhepunkt, als Ravan den Schamanen aus der Sippe verstößt - doch dann setzt der Feuersturm ein, und es geht nur noch ums Überleben. Gemeinsam müssen Ravan und Godain einen Weg finden, ihr Volk zu retten.
Über die Autorin:
Regine Leisner war viele Jahre als Industriekauffrau, Redakteurin und Autorin beschäftigt, bevor sie sich der Psychologie zuwandte. Heute arbeitet sie als selbstständige Kommunikationstrainerin und Coach. Ihre Leidenschaft gilt der Erforschung alteuropäischer Kulturen. Regine Leisner lebt mit ihrem Mann in Unterfranken, Die Rabenfrau ist ihr erster Roman
www.regine-leisner.de
Einige Informationen findet man auch auf der Verlagseite www.marion-von-schroeder.de.
Meine Meinung:
Wie schon gewohnt ist die Buchgestaltung des Marion von Schröder Verlages wieder liebevoll und auffallend gelungen. Das Umschlagmotiv ist sowohl inhaltlich und farblich passend, in den inneren Umschlagseiten sind detaillierte und informative Karten enthalten, auch ein Nachwort der Autorin, Überblick über die Sippen und Literaturverzeichnis fehlen nicht.
Dieser geschickt erzählte Roman schildert den Wandel der Gesellschaft in der auslaufenden Eiszeit anhand der jungen Ravan, die in ihrer Sippe zur Rabenfrau, einer Art weiblichen Schamanin wird. Eine wichtige Position.
Die Gesellschaftsform ist matriarchal aufgebaut. Obwohl die Männer als Jäger und Bettgefährten eingesetzt werden, sind die Frauen die Besitzer der Höhle und die alleinigen Entscheider. Der fremde Schamane Godain, mit dem Ravan eine Liebe verbindet, wirkt auf einen Wechsel hin. In der Sippe gibt es außerdem einen grundsätzlichen Wandel zwischen alten Werten und neuen Methoden.
Es ist die Zeit des Übergangs von Eiszeit zu Warmzeit, aus Tundra wird Wald. Für den Stamm heißt das neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
Aufgrund des Klimawandels droht auch eine gigantische Naturkatastrophe in Form eines Vulkanausbruchs, der zu einer Flucht der Sippe über das Fichtelgebirge führt. Die konservativen Alten wollen bleiben. Sie werden einen hohen Preis bezahlen. Diese Auseinandersetzungen zwischen jung und alt bei den Stammesmitgliedern ist ein weiteres zentrales Thema des Romans.
Nur durch einen großen Zusammenhalt der Gruppe könne sie die beschwerliche Wanderung überstehen. Die Figuren entwickeln sich weiter. Godain treibt die Gruppe unerbittlich an, um ihr Überleben zu sichern. Eine neue Gesellschaftsform kann sich bilden. Die Beschreibungen dieser Szenen haben mich sehr beeindruckt.
Auch die Liebesgeschichte funktioniert, obwohl die Beziehung durch Machtkämpfe zwischen den beiden Liebenden gekennzeichnet ist.
Die Autorin hat sich viel Mühe bei der vierjährigen Recherche gegeben, das merkt man deutlich an den vielen historisch genauen, glaubwürdigen Details, die manchmal den Lesefluss bremsen, die ich aber nicht vermissen möchte. Obwohl manche Stellen bei der Einführung in den Lebensstil der Sippe langsam erzählt werden, ist die Gestaltung der Geschichte schlüssig und der Erzählstil raffiniert. So sind innere Monologe der Rabenfrau und des Schamanen eingesetzt.
Die Symbolik des Raben als Seelenvogel ist ziemlich wichtig. Der Seelenvogel symbolisiert den vom Körper befreiten Geist, der schamanische Reisen unternimmt und Visionen erlangt.
Der Rabe hat hier ein positives Image: Wissen und macht, Mut, Zähigkeit, und die Fähigkeit getrennte Dimensionen zu überbrücken.
Die Lokationen haben einen eigentümlichen Reiz. Haselberge nördlich des Main ist der Heimat der Autorin, dem unterfränkischen Hassbergen nachempfunden. Die Schilderungen der Höhlen und Wälder in dieser Zeit, Ende der Eiszeit, sind so realistisch, dass der Leser Nahe herankommen, fast teilnehmen kann. Letztendlich sind 11500 Jahre nicht einmal so viel. Einen Bezug zu dieser Gesellschaft kann man leicht finden.
Es soll 2008 noch eine eigenständige Fortsetzung der Rabenfrau mit dem Arbeitstitel „Das Sonnenrad“ geben.