„Das Jagdhaus“ von Rosemarie Marschner
Klappentext:
„Dieses Kind ist so alt wie der Krieg“, murmelte der Pfarrer und beugte sich über das Taufbecken. Antonia, die junge Mutter, zuckte zusammen. Sie hielt das Taufkind in ihren Armen, das in wenigen Augenblicken den Namen Elisabeth erhalten sollte. Meine arme Kleine, so zart noch, so verletzlich...
Ein einfühlsamer Roman über das Leben in Zeiten, in denen alle Privatheit bedroht ist.
Autorin:
Rosemarie Marschner, geboren in Wels (Oberösterreich), lebt seit 1973 in Düsseldorf, wo sie als freie Journalistin und Schriftstellerin arbeitet. 1988 erschien ihr erster Roman „Melly“, 1996 „Der Sohn der Italienerin“, 1998 „Nacht der Engel“, 2000 „Die Insel am Rande der Welt“ und 2004 „Das Bücherzimmer“, das Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte.
Meine Meinung:
Im Jahr 1939 feiert man die Taufe der zweiten Tochter von Antonia und Ferdinand Bellago – einer angesehenen Familie in Linz.
Der Krieg ist zwar allgegenwärtig, doch noch fühlt man sich relativ sicher in Linz und sieht sich im Privaten noch nicht allzu sehr bedroht. Das ändert sich, als die Eltern von Antonia beschließen, heimlich in das Heimatland ihrer Mutter, Italien, auszuwandern. Erst da wird Antonia bewusst, das auch ihre noch heile Welt schlagartig ins Wanken geraten könnte.
Obwohl man sich im Hause Bellago neutral gibt und weder mit den Nationalsozialisten paktiert, noch öffentlich gegen sie Stellung bezieht, kann ihr Mann, der Rechtsanwalt ist, sich irgendwann nicht mehr entziehen. Er wird an die Front abberufen und Antonia bleibt mit ihren Schwiegereltern und den beiden Kindern alleine zurück. Nach und nach zerfällt die alte Welt und Ordnung, die ihr Sicherheit gab und sie lernt, sich trotz aller Schwierigkeiten und Nöte zu behaupten.
Als die Lage sich zuspitzt, besteht der Schwiegervater darauf, dass Antonia mit den Kindern Linz verlässt und schickt sie in sein Jagdhaus auf dem Land, von dem Antonia bisher gar nichts wusste.
Im Jagdhaus angekommen, erfährt Antonia feindselige Ablehnung bei den Nachbarn. Neben Ängsten und dem Kampf ums Überleben versucht Antonia trotzdem herauszubekommen woher der Hass auf ihre Familie kommt und erfährt ein langgehütetes Familiengeheimnis.
Rosemarie Marschners Schreibstil ist ohne Schnörkel, wunderbar zu lesen und in ihren Büchern „Das Jagdhaus“ und auch „Das Bücherzimmer“ kommt sie ohne allzu großartige der dramatische Geschichten oder Helden aus. Das Leben selbst ist Drama genug. Und trotzdem wird mir keine Zeile davon langweilig. Die Spannung und Neugier, was mit der Familie alles geschieht, war von der ersten Zeile an da und hat bis zum Schluss nicht nachgelassen.
Ereignisse und Begebenheiten politischer Art werden natürlich auch in die Geschichte mit einbezogen. Allerdings nicht sehr ausführlich. Ich hatte eher den Eindruck, dass nur gerade so viel davon zu lesen war, was auch die Bevölkerung zu der Zeit erfahren durfte bzw. auf illegalem Wege erfahren konnte.
„Das Jagdhaus“ ist zwar nicht die direkte Fortsetzung von „Das Bücherzimmer“, denn es geht um eine andere Familie, jedoch trifft man auf etliche Bekannte aus „Das Bücherzimmer“ und kann sich Zusammenhänge vielleicht eher zusammenreimen. Zwingend erforderlich ist es nicht, es vorher zu lesen, aber empfehlen würde ich es trotzdem.
Viele Grüße
Shirat