Eulenmelancholie

  • Eulenmelancholie


    Die Eule braucht den festgezurrten Rahmen,
    in dem sie frei und fröhlich flattern kann.
    In diesem Rahmen streut sie manchen Samen
    und schaut sich staunend das Ergebnis an.


    Ein Rahmen ist die Einteilung nach Tagen:
    Die ersten zwanzig sind zum Schreiben da.
    Dann vier voll Hoffnung, Zweifel und Verzagen,
    im Anschluss mancher böse Kommentar.


    Und jeden Monat wieder neu erzählen.
    Und jeden Monat dieser zarte Traum.
    Und jeden Monat sich zu Worten quälen.
    Und jeden Monat schert’s die andern kaum.


    So hört auf mein verständnisloses Raunen:
    Wie selten passt zur Arbeit doch die Frucht.
    Wie merkwürdig sind nur der Eulen Launen,
    wie hoch die Klippen und wie tief die Schlucht.


    Manch wertvolle, manch zart gehegte Pflanzen
    werden zertrampelt, ehe sie da stehn.
    So manches Unkraut hab ich fröhlich tanzen
    und über zarte Blüten siegen sehn.


    Das Eulen- gleicht halt doch dem Menschenleben.
    Erfolge fallen einfach so ins Haus.
    Egal, welch Mühe sich die Eulen geben:
    Die Lieblingskinder sehen traurig aus.


    Mein Kind, ich hab dich lieb, auch ohne Ehren,
    ich geb dir tröstend einen letzten Kuss.
    Doch die Erfahrung will mich schmerzlich lehren,
    dass ich in diesem Rahmen weiter flattern muss.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Ich verstehe dich nicht :engel


    Der Wettbewerb ist doch anonym :gruebel
    Und selbstverständlich handelt es sich nur bedingt um eine Verarbeitung aktueller Gefühle. Sowas geht ja meistens schief :grin

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Spaß beiseite, es hat schon einen guten Grund, dass der Kommentarthread erst nach Abschluss der Abstimmung eröffnet wird.
    Ich finde das nicht fair, wenn du während der Abstimmung so unverhohlen für deinen Lieblingstext Werbung machst. Das solltest gerade du als Mod eigentlich besser wissen...

  • Sorry, aber ich glaube, du liegst in diesem Fall wirklich daneben.


    Ich habe für keinen Text Werbung gemacht. Ich finde es zwar blöd, wenn man Texte erklären muss, aber mir ging es in diesem Gedicht um die Empfindungen einer Eule, die Monat für Monat am Wettbewerb teilnimmt, sich immer wieder auf dieses Spiel einlässt und dann oft überrascht ist, wie die eigenen Texte von den anderen eingeordnet werden.


    Also: Es geht ausschließlich um eigene Texte, keinesfalls aber um Texte, an die ich Punkte verteile. Ich kommentiere damit keine Texte des aktuellen Wettbewerbs, sondern dachte vielmehr, begleitend darauf aufmerksam machen zu können, dass der Wettbewerb mal wieder in eine entscheidende Phase eingetreten ist.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Werbung für einen der zur Abstimmung stehenden Texte sehe ich nicht. Vielmehr trifft dieses Gedicht ziemlich genau die Empfindungen und Überlegungen die einem als "Schreibwettbewerb-Teilnehmer" so kommen können.


    Ich habe es auch ein wenig als Aufforderung verstanden, sich an der Abstimmung (oder in Neudeutsch: am Voting) zu beteiligen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Für mich klang das nicht nach einer Motivation zum Abstimmen, sondern eher nach persönlichem Frust und dem Vorwurf, dass die Eulen gute Texte (also deine, oder die von dir favorisierten) nicht zu schätzen wissen.


    Sollte ich deine Intention da gründlich missverstanden haben, tut es mir leid, aber so hört es sich für mich halt an.

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Für mich klang das nicht nach einer Motivation zum Abstimmen, sondern eher nach persönlichem Frust und dem Vorwurf, dass die Eulen gute Texte (also deine, oder die von dir favorisierten) nicht zu schätzen wissen.


    Sollte ich deine Intention da gründlich missverstanden haben, tut es mir leid, aber so hört es sich für mich halt an.



    Lieber Flashfrog,
    ich glaube nicht, dass irgendeiner der Teilnehmer am Schreibwettbewerb Frust schiebt, aus welchen Gründen auch immer. Es ist ein kleines nettes Spielchen, dessen Bedeutung man nicht zu hoch hängen sollte. Ich persönliche halte alle Teilnehmer und alle "Verantwortlichen" für absolut integer. Hier wird unter Garantie niemand versuchen sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Nehmen wir das Gedicht doch als das an was es ist: Eine sehr schöne Zustandsbeschreibung bezüglich rauchender Eulenschreibwettbewerbsteilnehmerköpfe. :wave :wave :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Liebe flashfrog,


    ich habe inzwischen von mehreren verschiedenen Seiten erfahren, dass man das Gedicht in alle möglichen Richtungen verstehen kann, so auch in der Weise, die du beschreibst.


    Wieder einmal zeigt sich, dass Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eines Textes nicht direkt aufeinander bezogen sein müssen.


    Vielleicht noch ein weiterer Satz zur Erläuterung: Frust bezüglich der Ergebnisse des Schreibwettbewerbs ist bei mir absolut nicht vorhanden. Wie sollte dies auch der Fall sein: Schließlich durfte ich im April gewinnen und kann auch sonst mit dem Abschneiden der Texte zufrieden sein.


    Aber gerade der Siegertext im April ist ein gutes Beispiel. Er "floss" mir sozusagen aus der Feder. Das Text im März ("Stummer Zeuge") war für mich wesentlich schwerer in der Geburtsphase, es steckte sozusagen mehr Herzblut drin (was am Thema, am persönlichen Bezug und an der Textart liegt). So habe ich z.B. den "stummen Zeugen" lieber als "Natürlich", auch wenn ich durch den April-Text gewinnen durfte.


    Der aktuelle Zwischenstand hat mit der Entstehung dieses Textes nichts zu tun.
    Ohne einen Kommentar liefern zu wollen, freut es mich, dass im Mai so viele gute Texte dabei sind.


    Also: Auch andere haben mich so verstanden wie du, andere eher wie bogart oder Voltaire. That's life. :-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • So geht das den Autoren, kaum hat das Kind das Licht der Welt erblickt wird es geprüft, gedrückt, interpretiert und von allen Seiten beleuchtet, verstanden und mißverstanden. Auch die Leserundenautoren staunen ja manchmal welche Reaktionen ihre Texte beim Leser hervorrufen und welche Fragen aufgeworfen werden.

  • Vielleicht ist der Rahmen ein wenig eng gesteckt. :grin
    Die Frage lautet ja grundsätzlich: warum schreibt man?
    Auch nach der dreihundertzweiundachtzigsten Ablehnung noch.


    Weil's halt schreibt.
    Oder so.


    Vielleicht sind wir ja auch alle einfach verrückt. Paranormal. Überirdisch.
    Vielleicht schreiben wir ja gar nicht, sondern denken es bloß. Glauben es eventuell sogar.
    Haben einen Stich ins Grünliche, erfinden das Rad, das uns fehlt und wie die letzte Tasse im Schrank.


    Was man nicht vergessen sollte, ist aber, daß wir zwar verrückt sind, aber trotzdem nicht unser Text.


    Irgendwie heiß heute.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von churchill
    Aber gerade der Siegertext im April ist ein gutes Beispiel. Er "floss" mir sozusagen aus der Feder. Das Text im März ("Stummer Zeuge") war für mich wesentlich schwerer in der Geburtsphase, es steckte sozusagen mehr Herzblut drin (was am Thema, am persönlichen Bezug und an der Textart liegt). So habe ich z.B. den "stummen Zeugen" lieber als "Natürlich", auch wenn ich durch den April-Text gewinnen durfte.


    Dann hatte ich dich tatsächlich missverstanden. Wenn du deine eigenen Texte als "Unkraut" bezeichnest, dann ist das natürlich ok. :-)


    "Natürlich" ist durch die Reimform natürlich eingängiger und weniger anstrengend als so ein Historienlauf, den man sich erstmal selbst zusammenreimen muss. Dafür bleibt der "Stumme Zeuge" vielleicht länger im Gedächtnis haften. Manche Texte brauchen Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten...


    Ich hatte diesmal die Wahl zwiscchen 2 Texten, die zum Thema passen und habe mich für den Wettbewerb bewusst gegen denjenigen entschieden, der mir mehr am Herzen liegt.
    Und ich bin im Nachhinein froh darüber, weil ich für mein Krabbelgedicht hier so tolle hilfreiche Rückmeldungen bekommen habe.