Kurzbeschreibung
Als die "Theaterprinzessin" erobert sie ganz Paris: Die junge Rachel Felix erlebt einen nie gesehenen Aufstieg. Aus dem kleinen jüdischen Mädchen, der Tochter eines Straßenhändlers, wird der größte Theaterstar des 19. Jahrhunderts. Rachel bekommt die wichtigsten Rollen und widersteht den vielen Anfeindungen der feinen Pariser Gesellschaft. Bis sie sich in den unkonventionellen Prinzen von Joinville verliebt, den Sohn des Königs! Er verspricht, sie zu heiraten - gegen alle Etikette und den Willen der Eltern. Nach kurzen Monaten des Glücks steht alles für sie auf dem Spiel: ihr Ruhm, ihre Ehre und sogar ihr Leben...
Meine Meinung
Nachdem ich bereits mit großer Begeisterung „Die Liebenden des Lichts“ gelesen habe, ging ich mit sehr hohen Erwartungen an „Die Theaterprinzessin“ und wurde nicht enttäuscht.
Vom ersten Moment an war ich in die Geschichte der Elisa ‚Rachel’ Félix eingetaucht. Mirjam Wilhelm beschreibt das Leben eines armen jüdischen Mädchens, das entgegen aller Wahrscheinlichkeit eine der bedeutendsten Schauspielerinnen ihrer Zeit wurde. Es ist ein Leben, das wirklich gelebt wurde, auch wenn sich die Autorin hier und da ein paar dichterische Freiheiten genommen hat. Das Leben der großen Schauspielerin Rachel hat mich tief beeindruckt und bewegt. Und auch nachdem ich das Buch beendet hatte, hing mir Rachels Leben noch eine ganze Weile nach.
Mirjam Wilhelm benutzt für ihre Geschichten eine wunderbare Sprache, leicht, aber doch eindrucksvoll. Sie verliert sich nicht in zu blumigen Ausschweifungen, findet aber immer die richtigen Worte, um den Leser zu berühren und zu faszinieren.
Die Figuren sind äußerst gelungen und so detailliert gezeichnet, dass man das Gefühl hat, man stünde ihnen persönlich gegenüber. Rachel selbst ist die Königin der Figuren, unglaublich facettenreich, einem nah und doch so fremd, bemitleidenswert, aber auch unheimlich stark und beeindruckend. Ich mochte sie sehr als kleines Mädchen Elisa, war in die junge Frau Rachel vernarrt und verehrte die erfahrene und gefeierte Künstlerin.
Da sich Rachel im Laufe ihrer Kariere auch in die feine Gesellschaft begibt und ihre Verehrer aus allen Gesellschaftsschichten stammten, trifft der Leser gemeinsam mit Rachel des öfteren auf historische Persönlichkeiten, die großartig eingeflochten sind und sich nie in den Vordergrund spielen. Der Großteil dieses Begegnungen ist historisch belegt und gibt einem einen wunderbaren Einblick in das gesellschaftliche Leben Paris’.
Neben der Darstellung Rachels Leben, Liebe und Kariere, ist mir vor allem die Darstellung der Differenzen innerhalb der Familie Félix in Erinnerung geblieben. Äußerst genau kann der Leser miterleben, wie sich deren Probleme im Laufe der Zeit – von arm zu reich - ändern. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, da gerade diese familiären Konflikte einen sehr hohen Stellenwert haben, sowohl in Rachels Leben, als auch im Roman.
Äußerst authentisch und glaubwürdig, aber auch ein wenig wie ein Märchen, ist dieser Roman. Allerdings muss ich gestehen, dass mir die erste Hälfte des Romans deutlich besser gefallen hat, als die zweite. Vor allem liegt es daran, dass etwa ab Seite 200 die Liebesgeschichte eindeutig in den Vordergrund gerät und Rachels Karriere nur noch am Rande Erwähnung findet. Auch werden etwa 15 Jahre ihres Lebens auf einigen wenigen Seiten abgehandelt, was mir deutlich zu wenig war.
Sehr schön finde ich das Nachwort der Autorin, in dem sie beschreibt, wie sie überhaupt auf die Idee kam, das Leben Rachels zu erzählen, was Wahrheit und was Dichtung ist.
Insgesamt ist „Die Theaterprinzessin“ ein sehr gelungener und packender Roman über das sehr faszinierende und beeindruckende Leben eines jüdischen Mädchens aus der Gosse, das den Sprung zum Weltstar schaffte. Tief bewegt und sehr neugierig auf diese ungewöhnliche Frau ließ mich der Roman zurück – was würde ich dafür geben, Rachel spielen zu sehen!
Rachel (Wikipedia)
Meine Bewertung
9 von 10 Punkten