Matelots/W. A. Hoffman

  • Weiß nicht, ob Nachfrage besteht, aber da ich das erste nun mal auch schon rezensiert habe, der Vollständigkeit halber auch das zweite. Außerdem macht es Spaß, meine Gedanken dazu schriftlich festzuhalten, wozu bei Amazon nicht genug Raum ist.


    Raised by wolves, Volume 2


    keine deutsche Übersetzung in Sicht


    Inhalt:
    Nach den Ereignissen am Ende von Band 1 (Doucettes "Heilungsversuche") ist Gastons Wahnsinn nun mehr fast schon Dauerzustand. Oder war dies immer schon so und es fällt ihm nun einfach nur schwerer, den Schein der geistigen Gesundheit aufrecht zu erhalten? Auf jeden Fall müssen er und sein Matelot (Partner in jeder Hinsicht) Will nun daran arbeiten, damit zu leben und im wahrsten Sinne des Wortes das beste daraus zu machen.


    Zusätzlich erschwert wird ihre Situation dadurch, daß Will heiraten und einen Erben zeugen muß, um nicht enterbt zu werden. Und plötzlich spricht Gaston davon, daß er gern Kinder hätte, wegen des vermutlich vererbbaren Wahnsinns von Will gezeugt. Doch wer wäre eine passende Mutter und damit Braut für Will? Eine, die er schätzen könnte? Oder doch besser die Unbekannte, die sein Vater ihm schicken wird?
    Nicht nur diese beiden erleben gewaltige Gefühlskonflikte durch weibliche Störfaktoren, denn nicht alle ihrer mit Matelots lebenden Freunde sind dies aus geschlechtlichen Präferenzen ...


    Damit ihnen mit diesen paar persönlichen Problemen nicht zu langweilig wird, nehmen sie mit ihrem Schiff auch teil an Sir Henry Morgans Kampagnen gegen spanische Festlandbesitzungen, die nicht immer so ablaufen, wie geplant.


    Warnung: Das Buch ist nicht nur nicht jugendfrei, sondern auch noch relativ gewalttätig stellenweise.


    Autorin:
    siehe "Brethren"


    Meinung:
    Für mich eine würdige Fortsetzung von "Brethren". Besonders, weil wir gerade bei Will und Gaston hier nicht eine Wiederholung der vorigen Probleme erleben, sondern ganz neue bzw. die Bewältigung davon. Will selbst erfährt auch einiges über sich, was ihm in der Form bislang nicht bewußt war. Ist er denn wirklich immer die stabile Hälfte dieser - im wahrsten Sinne des Wortes! - Amour fou?
    Allerdings ist die Tatsache, daß ihre Beziehung trotz aller Turbulenzen nun gefestigt ist mit ein Grund, warum mir "Brethren" noch besser gefallen hat, da es mir dadurch intensiver erschienen ist. Oder gewöhne ich mich nur an die beiden und ihre durchgehenden "horses"? Auf jeden mag ich sie nach vor wahnsinnig (!) gern und verbringe lesend gerne meine Zeit in ihrer Gesellschaft, egal was sie tun. Auch die Nebenfiguren mag ich immer noch sehr gern teilweise, JetztNochMehrAlsZuvorVorAllemPete.


    Schön gemacht fand ich auch das Auftauchen der weiblichen "Störfaktoren", da sich an diesen neuen häuslichen Umständen mit angedeutem Niedergang des Matelot-tums auch das Ende der "Brethren of the coast", der Freibeuter generell abzeichnet. Irgendwann kommt die Zeit, wo sich ein Mann zur Ruhe setzen will oder muß und wo der Wunsch nach einer Frau und Welp-, äh, Kindern kommt. Doch wie erklärt man das dem anders orientierten Matelot? Und wo steht die Frau in dieser Situation?
    Interessant ist die Bearbeitung dieser Fragen durch zwei extrem unterschiedliche Situationen


    mit unterschiedlichen Lösungen. Ich bin gespannt, wie sich diese jeweiligen Beziehungen in Zukunft entwickeln werden.
    Dies führt auch dazu, daß alte Freunde neue Facetten entwickeln und neue Figuren, vor allem weiblichen Geschlechts, auftauchen, die eine Bereicherung des Casts sind. (Und das von mir!)


    Ich freue mich jetzt schon sehr auf Band 3 und bin gespannt, wie sich die Dinge entwickeln werden. Und fange langsam an, mir Sorgen zu machen, ob wir mit Will und Gaston ein Happy End erleben werden.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Weiß nicht, ob Nachfrage besteht, aber da ich das erste nun mal auch schon rezensiert habe, der Vollständigkeit halber auch das zweite.


    Bei mir schon. Allerdings lese ich es ja auch gerade. Bei Bol.de kann man es übrigens ganz normal bestellen. Amazon führt es ja nur über Amazon-Marketplace. Bol.de: Matelots


    Ich bin erst auf Seite 120 oder so, ich schreib später mehr.

  • Hab's jetzt auch durch. Die ersten 250 Seiten haben mich ehrlich gesagt genervt. Zu viel Psychokrams und Metapherngerede. "My horse, your horse...". :rolleyes Aber dann hatte ich mich doch eingelesen und die neuen Entwicklungen hinsichtlich Ehefrauen waren sehr spannend. Insgesamt hat es mir nicht ganz so gut gefallen wie Band 1 und irgendwie war es mir zu viel Sex. Wenn sie nur auf jeder vierten Seite in die Büsche verschwunden wären, hätte mir auch gereicht. :lache Aber ich mag Will Gaston und auch PeteAn'Striker so sehr, dass ich mir Band 3 ganz sicher auch kaufen werde. Ich muss auch wissen wie es weitergeht und es besteht ja Hoffnung, dass sie nicht mehr ganz so verrückt sind.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Aber ich mag Will Gaston und auch PeteAn'Striker so sehr, dass ich mir Band 3 ganz sicher auch kaufen werde.


    Sag bloß, das stand jemals zur Debatte. :yikes


    Was den Wahnsinn betrifft ...


    Sehr gespannt bin ich, ob wir in Band 3 den berüchtigten Shane mal in persona treffen.



  • Ich glaub ganz bestimmt, dass wir Shane treffen.



    Dass ich Band 3 auch kaufe, stand, glaub ich, nie zur Debatte, aber etwas weniger Rammelei und Madness im nächsten Band wäre mir schon recht.

  • Ich glaube, dieser hier ist einfach der klassische Zwischenband. Sie muß alles in die richtigen Bahnen fürs Finale bringen, darf aber noch nichts endgültiges festlegen.
    Shane finde ich insofern hochinteressant, weil wir ihn zwar recht gut kennen, aber nie "gesehen" haben.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich glaube, dieser hier ist einfach der klassische Zwischenband. Sie muß alles in die richtigen Bahnen fürs Finale bringen, darf aber noch nichts endgültiges festlegen.
    Shane finde ich insofern hochinteressant, weil wir ihn zwar recht gut kennen, aber nie "gesehen" haben.


    Gut, dass Du das sagst, da hab ich gar nicht dran gedacht. Zwischenbände gefallen mir meistens nicht so gut.

  • Hallo Grisel, huhu :wave
    und hallo Delphin,


    gestern Abend habe ich endlich geschafft, mich hier anzumelden, wollte später dann mit Schreiben loslegen - und da war die Verbindung für längere Zeit unterbrochen. Morgen ist auch noch ein Tag denke ich also.


    Heute logge ich mich ein, muss mich erst mal an das "Umfeld" gewöhnen, das zur Verfügung steht, schreibe ein Weilchen, überlege, ob ich davon auch was mit Spoiler markieren müsste, wie geht das überhaupt, suche noch einen Link, vertrödel dabei die Zeit - und bin vom System rausgeschmissen worden, alles weg. :bonk


    Dass ich mich mit den "Matelots" köstlich amüsiert habe, weisst Du ja schon, Grisel, aber jetzt noch mal ganz von vorne anzufangen mit Schreiben :nono, heute nicht mehr. Morgen Abend bin ich in der Oper, daher musst Du Dich leider nochmal etwas gedulden.


    Leicht entnervte Grüße


    Uta

  • Zitat

    Original von Delphin
    Es gibt noch andere Fans von Will und Gaston! :-]


    Uta ist der Fan der beiden, sie hat mir die Bücher ans Herz gelegt. Also, Beschwerden sind an sie zu richten. :-]


    Liebe Uta, freue mich sehr, daß Du hergefunden hast und ebenso auf Deine Kommentare!

  • Beim Lesen von "Matelots" habe ich mich wunderbar amüsiert. In der B Note für Schönheit, Charme und Witz gibt es die volle Punktzahl, in der A Note aber "Brethren" gegenüber leichten Punktabzug.


    Die Balance zwischen Plot und Action und Liebesgeschichte und Seelenerforschung aufgrund von Gaston's Wahnsinn ist nicht ganz ausgeglichen. Plot mit Action ist mir ein wenig zu kurz gekommen. Ab der Mitte des Buches gehen die Buccaneers auch mal wieder ihrem Beruf nach, ihr Schiff ausrüsten, Proviant besorgen und Spanier plündern, statt den ganzen Tag am Strand zu verbringen, und abends am Lagerfeuer Rumflaschen zu leeren. Das ist sicher auch kein unangenehmer Zeitvertreib, und der Band heißt ja schließlich "Matelots", es geht hauptsächlich um Beziehungen, in unterschiedlichen Variationen.


    Will und Gaston sind inzwischen ein Paar, aber die, durch ihre Vergangenheit verursachten Probleme sind immer noch ziemlich dominant. Das erste Drittel des Buches besteht hauptsächlich aus Seelenerforschung und nachdem einige Traumata endlich überwunden sind, können sie gar nicht mehr die Finger voneinander lassen.


    Grundsätzlich finde ich die Kennenlernphase der Charaktere in einer Geschichte spannender als eine etablierte Partnerschaft, wie Pete und Will das in "Brethren" so nett bezeichnet haben, "gentling him down". Es gibt aber weiterhin reichlich Drama, bei HappilyEverAfter sind wir, leider für die beiden, zum Glück für uns Leser, noch längst nicht angekommen.


    Will's Vater erwartet von ihm, dass er heiratet und einen Erben zeugt, um seinen Titel und Erbe zu behalten, Will wäre sogar bereit Gaston zuliebe auf sein Erbe zu verzichten, überraschenderweise ist es Gaston, der sich Kinder wünscht, und darum lässt sich Will auf eine Hochzeit (mit Hindernissen) ein, die Weichen sind gestellt, so dass wir in Buch 3 auch hier noch einiges an Drama erwarten können.


    Will und Gaston sind natürlich die Hauptcharaktere, aber auch Striker und Pete sowie einige andere Charaktere, die inzwischen Freunde für sie geworden sind, erhalten mehr Tiefe, was mir gut gefallen hat. Stellenweise stiehlt Pete allen anderen die Show, er gehören definitiv zu meinen Lieblingen, einige der neu vorgestellten Damen empfinde ich auch als Bereicherung für die Geschichte (natürlich S. und A.). Pete und Gaston sind diejenigen, die mit den Welpen ihrer Hundedame herumtollen, und von den ganzen potentiellen Vätern vielleicht sogar enthusiastischere Väter von den Kindern wären, als die leiblichen Väter, auch da erwarte ich in Band 3 weiterhin einige schöne und witzige Szenen.


    Will wird des Öfteren zu Beziehungsproblemen aller Art um Rat gefragt, und er selbst mischt sich auch gerne mit Rat und Tat ein. Philanthropie ist ja neben spanische Schiffe und Städte überfallen sein erklärtes Hobby. Mir gefiel, dass seine gute Absicht und seine Einmischung aber manchmal auch nicht so funktioniert wie er sich das vorgestellt hat. Er wollte Menschen retten, die durch ihre Vorurteile bzw. ihre erlernte Sicht der Dinge selbst verhindern, dass sie gerettet werden. Philanthropie schön und gut, Will hat auch keine Skrupel sich doch selbst der nächste zu sein.


    Mit den ganzen Metaphern könnte man schon einen Zoo bevölkern, das war mir leider auch zuviel. Wie Pete Striker "TheyBeSinTars" erklärt hat, fand ich allerdings wieder sehr süß. ;-)
    Hach, Pete. "IBeACat.IBeALion.TheyBeProperCats.WolfKillingCats." Und dann die Szenen bei den Nachtwachen auf dem Schiff, Will und Gaston erzählen Pete die Ilias nach, diskutieren über die Götter und warum Sie zum Mond reisen würden, und dann Pete’s Frage an den verschlafenen Striker, warum ER denn zum Mond reisen würde. *g* Solche Szenen haben immer wieder so einen Charme, dass ich über diese epischen Metapher-Diskussionen gut hinwegsehen konnte.


    Die Geschichte ist gleichzeitig ernsthaft erzählt und stellenweise over the top. Der selbstironische Erzählstil und die altertümliche Sprache von Will machen für mich neben den differenziert gezeichneten Charakteren einen Großteil des Charmes der Geschichte aus. Es gab immer wieder Szenen die eigentlich ernsthaft begonnen haben, und der letzte Satz war dann so ein Hammer, dass ich laut Kichern musste. Während des Lesens gab es auch immer wieder Stellen, an denen ich dachte, dass muss ich mir merken, um es Grisel gegenüber zu zitieren. ;-) Direkt nach dem Lesen hatte ich keine Gelegenheit diese aufzuschreiben, und inzwischen sind seitdem auch schon einige Wochen vergangen. Ich befürchte, dass wir mindestens ein Jahr oder mehr auf das nächste Buch warten müssen. Vielleicht werde ich beide Bücher nochmal lesen, bis wir endlich erfahren wie es weitergeht. Ich freue mich jetzt schon drauf.

  • Was den Wahnsinn betrifft ...



    Das geht mir genauso, zumindest, dass Will die Lage unter Kontrolle hatte. Strikers Reaktion kann ich daher aber auch gut verstehen.


    Zitat

    Sehr gespannt bin ich, ob wir in Band 3 den berüchtigten Shane mal in persona treffen.


    Zitat

    Ich glaub ganz bestimmt, dass wir Shane treffen. .



  • Zitat

    Original von Uta
    Hach, Pete. "IBeACat.IBeALion.TheyBeProperCats.WolfKillingCats."


    Pete. :anbet


    "EStandsAloneOnTheMatter. 'EBeThinking'AllMenBeSane. An''ENaUnderstandTheWayO'SinTars." He smirked. "Na'ThatAnyLikelyDo."


    Gut fand ich auch:


    "LeaveIt! FuckNow! FightLater!"


    :rofl

  • Lachen musste ich auch bei dieser Unterhaltung von Will und Gaston,
    "9 + 12? That's all? Pete and Striker do that in a week" :rofl


    Den genauen Wortlaut bekomme ich gerade nicht mehr zusammen, Will überlegt, wozu er denn überhaupt nütze ist, was er eigentlich gut kann, und das war doch auch Pete der antwortet, "You think things, other people can't think".


    Thank you very much. Das ist ja schon fast der halbe Spaß an den Büchern. :grin

  • :grin Naja, Männer!


    Will nennt Pete im Geiste "The Golden One", da er angeblich der schönste Mann weit und breit in der ganzen Karibik ist. Hier soll nach unseren Zitaten aber bitte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Pete ein bisschen blöd ist!


    Er ist in Armut geboren, kennt sein eigenes Geburtsdatum nicht, hat keine formale Bildung, bekommt beim Sprechen die Zähne nicht auseinander und sagt manchmal merkwürdige Sachen. Er benimmt sich oft rein nach Instinkt und ist, in anderem Zusammenhang würde ich es als "street smart" bezeichnen, "überlebensklug"? Manchmal überrascht Pete sogar Will (und erfreut uns Leser damit, mich jedenfalls), wenn er komplexe, sogar abstrakte Zusammenhänge versteht, eben weil er rein pragmatisch denkt,


    Das ganze Personal in "Raised by Wolves" besteht aus dreidimensionalen Charakteren, nicht bloß Charakter-Schablonen, was die Bücher zu solch einem Vergnügen macht.

  • Pete ist für mich vor allem einer der liebenswertesten Charaktere dieser Geschichte. Dumm ist er ganz gewiß nicht.


    Was den Anfang der Geschichte betrifft, so ist mir schon aufgefallen, daß ich bei den meisten anderen Autoren nach Kürzung geschrieen hätte. Aber, tatsächlich ist mir zwar aufgefallen, daß man hätte kürzen können (hier zeigt sich vielleicht Hoffmans Eigenverlag?), aber gestört hat es mich trotzdem nicht, da ich Will und Gaston so gern habe, daß ich ihnen auch beim Zehenschneiden gern zulesen würde. Klar, bißchen Action zwischendurch schadet auch nicht. Und beim dritten Buch sollte sie das Gleichgewicht vielleicht wieder ein bißchen besser in den Griff kriegen, aber für ein Zwischenbuch war es für mich vollkommen OK.


    Die Dialoge sind wirklich wunderbar. Leider ist es bei mir auch schon wieder zu lange her. Man müßte parallel mitschreiben. Naja, vielleicht locken wir ja mit der Leserunde von Pearson ein paar Mutige zu einer etwas ernsthafteren Beschäftigung mit M/M? Ich würde mich glatt opfern, die Bücher noch mal zu lesen. :-]


    Aber schön daran finde ich eben, wie oben erwähnt, daß man zwar die eindringenden Frauen durchaus als Eindringlinge betrachtet, aber nicht ablehnt deswegen. Tatsächlich finde ich es sehr schade, daß Wills erster Versuch nicht geklappt hat, obwohl es verständlich ist. Aber, ich mag auch die Frauen, was selten genug ist. Und irgendwie fühle ich auch mit Vivian. Ich hoffe zumindest, daß ihr Hoffman noch ein bißchen Raum gibt.


    Aber, wie Uta sagt, lassen wir uns überraschen. Trotzdem, ich will "puppies" für Gaston!
    Die Szenen, wo er und Pete ganz selbstvergessen mit den (echten) Welpen spielen, fand ich allerliebst.

  • Ich hätte am Liebsten keine Puppies, aber ich sehe es schon auf mich zukommen. Die Welpen haben mich schon genervt. Gelesen wird es natürlich trotzdem.


    Zitat

    Man müßte parallel mitschreiben. Naja, vielleicht locken wir ja mit der Leserunde von Pearson ein paar Mutige zu einer etwas ernsthafteren Beschäftigung mit M/M?


    Das wäre natürlich gut. :-]